UTMB 2021 RECAP

 


 

von Sabine

 
Nach einer Woche Binge-Watching und permanentem Scrollen der Ergebnistabelle kehrt jetzt wieder Ruhe ein. Zeit für einen Rückblick auf dieses UTMB-Woche.

Starten wir zunächst mal mit meinem persönlichen  Fazit. 

 


Das Fazit

 
Nach der Pause im Corona-Jahr 2020 wieder einmal ein tolles Trailrunning-Spektakel. Man kann – meines Erachtens zurecht - die zunehmende Kommerzialisierung und Monopolstellung des UTMB kritisch sehen. Und gleichzeitig muss man neidlos anerkennen, dass es die Organisatoren geschafft haben, ein Fest des Trailrunning-Sports auf die Beine zu stellen, das seinesgleichen sucht. Um nicht zu sagen: Ein Trailrunning Spektakel. Eine Live-Übertragung von der Strecke auf die Beine zu stellen, die eine Woche lang praktisch 24/7 online war, ist eine wahnsinnige Leistung. Und das in fünf Sprachen – Französisch, Englisch, Spanisch, Chinesisch und Japanisch! Wer heute noch sagt, dass Trailrunning kein Zuschauersport ist, den straft der UTMB Lügen. Vor allem: Die live-Übertragung kommt nicht von einer 5 km Schleife, die mit Fixkameras ausgestattet ist. Sie wird mit Trailrunnern und Mountain-(e)-Bikes bewältigt. Alles hochprofessionell. Dafür auf jeden Fall: Chapeau!

Und gleichzeitig muss man sich fragen, ob dem einen oder anderen Eliteathleten die Dauerübertragung nicht auf die Nerven geht. Wenn man an der Spitze läuft, gibt es kaum einen Ort, an dem man nicht per Kamera verfolgt wird (was diejenigen, die sonst alleine durch die Natur rennen, nicht unbedingt gewöhnt sind). Dazu kommen noch Interviewanfragen von den alteingesessenen und neuen Playern. Für die Top-Läufer ist das ein regelrechter Star-Rummel. Sich da abzuschirmen und auf das Rennen zu konzentrieren, dürfte nicht einfach sein.

Und das Fazit der Rennen selbst?

Es begann mit einer Tragödie, dem tödlichen Unfall des tschechischen Läufers Ondrej Tabarka am Passeur de Pralognan. Das war ein sehr trauriger Auftakt.

Doch es gab auch wieder faszinierende Rennen – mit so vielen Streckenrekorden wie noch nie.

Besonders beeindruckend die Dominanz der Französinnen und Franzosen bei OCC, CCC, TDS und UTMB:  4 von 8 Siegen und 10 von 24 Podiumsplätze gingen an Frankreich, beim UTMB die besten 5 Männer Franzosen. Chapeau!

Wieder einmal haben es die US-amerikanischen Männer nicht geschafft, sich den Sieg beim UTMB zu holen. Im Gegenteil: So schlecht wie 2021 haben die Amerikaner beim UTMB selten (oder noch nie?) abgeschnitten: Der beste Amerikaner landete auf Platz 34! 

Francois d'Haene ist jetzt der unumstrittene "König" vom UTMB: Er hat in diesem Jahr seinen vierten Sieg eingefahren und sich damit von Kilian Jornet (3 Siege), Xavier Thevenard (3) und Marco Olmo (2) abgesetzt. Die "Königin" des UTMB ist und bleibt Lizzy Hawker mit 5 Siegen.

Bei den Frauen glänzte vor allem Courtney Dauwalter – nur sie und Rory Bosio haben es in dem immer exzellent besetzten UTMB jemals geschafft, in die Top 10 Overall vorzustoßen.

Und meine persönliches Highlight: Ildiko Wermescher, die es mit ihren 56 Jahren geschafft hat, sich beim TDS auf den dritten Platz vorzukämpfen – vorbei an Läuferinnen, die im Durchschnitt 20 Jahre jünger sind als sie.

Gibt es einen Trend? Seit 2018 beobachte ich den Trend, dass – gerade beim UTMB – sehr viele Favoriten aus dem Rennen aussteigen (müssen). Das kann hier oder da taktische Gründe haben: Man merkt, dass das Rennen nicht wie geplant läuft, und steigt aus, um die Kräfte für weitere Projekte nicht zu verpulvern. Beim UTMB glaube ich aber, dass etwas andere den Hauptausschlag gibt: Längst hat man hier die Grenze der Komfortzone erreicht. Hier muss von Beginn des Rennens an strategisch gedacht, aber auch – in richtigem Maß – Tempo gemacht werden. Da kann man nicht mehr – wie Kilian Jornet seinerzeit beim Hardrock – auf den Konkurrenten warten, um für den nächsten Streckenabschnitt in Gesellschaft zu laufen. Jeder einigermaßen laufbare Streckenabschnitt muss gerannt werden. Wer das nicht glaubt, sollte sich dieses Video anschauen und sehen, wie viel Tempo Courtney Dauwalter nach über 100 km Strecke noch macht. So viel Tempo heißt aber auch: Nicht jeder und nicht jede kommt durch. Wer beim UTMB bestehen will, braucht Können – und einen guten Tag. Gerade in den Post-Race-Interviews konnte man hören, wie viel Probleme auch die Spitzenläufer hatten, insbesondere damit, ihre Verpflegung bei sich zu behalten. Auch das zeigt, wie sehr sie am Limit laufen, und wie nahe für viele das DNF ist.

Aber dieser Trend sorgt auch dafür, das Trailrunning spannend bleibt. Sonst müsste man ja einfach nur die Liste des ITRA Performance Index anschauen …

Dann gab es in diesem Jahr noch eine Trendumkehr. Im Jahr 2019 kamen 36% der UTMB-Finisher aus Frankreich. Zehn Jahre zuvor waren es noch 57% gewesen. Der UTMB wurde mit zunehmender Bekanntheit immer internationaler. In diesem Jahr schoss der Anteil der Franzosen an den UTMB Finishern dann wieder auf 51% hoch. Ist das eine Re-Nationalisierung des Trailrunning? Ich denke nicht. Mit Sicherheit sieht man hier immer noch einen Corona-Effekt. Für Läuferinnen und Läufer aus den Ländern, die sich einer strikten No-Covid Strategie verschrieben haben, war es in diesem Jahr sehr schwierig bis unmöglich, am Rennen teilzunehmen. Aber auch Einreisebeschränkungen und Quarantänebestimmungen mögen einige davon abgehalten haben, nach Chamonix zu kommen. Je weniger Corona in den kommenden Jahren ein Thema ist, umso internationaler wird das Feld wieder werden. Zumindest in der Spitze. Denn in den kommenden Jahren werden ökologische Fragen zunehmend in den Mittelpunkt rücken und damit auch die Frage, wie sinnvoll es ist, wenn auch Freizeitathleten um die halbe Erdkugel jetten, damit sie an einem Laufevent teilnehmen können.

Die hohe Quote französischer Läufer könnte in diesem Jahr mit dazu beigetragen haben, dass die Franzosen so erfolgreich waren. Denn aufgrund der vielen DNS und DNF waren die Franzosen auch in der Spitze am stärksten vertreten. Und sie nutzten die Chancen, die sich ihnen plötzlich boten.

Ein weitere interessante Beobachtung: Der "Doppeldecker" aus Western States und UTMB scheint keine gute Idee zu sein: Die beiden Sieger des Western States, Walmsley und Pascall, mussten beim UTMB das Rennen abbrechen. Das gleiche gilt für Ragna Debats, Brittany Peterson, Audrey Tanguy und Tim Tollefson, die alle beim Western States in den Top 10 waren. Das ist umso interessanter, weil seit diesem Jahr die ersten beiden des UTMB ein Golden Ticket für den Western States erhalten. Was sich aber sehr gut als Aufgalopp für den UTMB zu eignen scheint, ist der Lavaredo Ultra - das haben Hannes Namberger und Camille Bruyas eindrücklich bewiesen. Aber auch Katie Schide und Mimmi Kotka, die beim Lavaredo die Plätze 2 und 3 belegten, schnitten beim UTMB in den Top 10 ab. Und der Hardrock? Sabrina Stanley, die Siegerin beim Hardrock, wollte ja eigentlich den UTMB laufen, hat aber dann kurzfristig auf einen Start verzichtet. Und man muss kein Prophet sein, dass Francois d'Haene beim UTMB wohl einen neuen Streckenrekord bei diesen idealen Bedingungen gelaufen wäre, wer bei ihm nicht 6 Wochen zuvor die große Schleife durch die San Juan Mountains auf dem Programm gestanden. Es stellt sich grundsätzlich die Frage, ob bei den hohen Anforderungen, die inzwischen  UTMB, Western States oder Hardrock für eine Top Platzierung stellen, ein Doppelstart bei zweien dieser Rennen überhaupt noch zeitgemäß bzw. zielführend ist. 

Und schließlich noch ein letztes Fazit: Anders als beim Western States, wo die Top 10 Frauen zeitlich dichter beieinander lagen als die Top 10 Männer, gab es beim UTMB wieder einmal riesige Leistungs- und Zeitdifferenzen bei den Frauen. Während die Top 10 Männer innerhalb von 2 1/2 Stunden nach dem Sieger ins Ziel kamen, lagen bei den Frauen zwischen der Zeit von Courtney Dauwalter (22:30) und Emily Hawgood (Platz 10, 28:37) über 6 Stunden! Das ist leider keine Werbung für den Frauensport und dem kann nur durch eine andere Auswahl der Eliteathleten begegnet werden. Hier könnte sich durch das geänderte Reglement ab dem kommenden Jahr etwas bessern, wenn die Startplätze durch Top-Platzierungen bei den World Series Events bzw. Word Series Majors vergeben werden und man dann zumindest zahlenmäßig Gleichheit bei den antretenden Männern und Frauen hat. Man wird sehen ...

So weit das Fazit des UTMB 2021. Hier nochmal ein Rückblick auf die einzelnen Rennen.
 

 

TDS – Der tragische Start

Hier unser TDS Preview

Das erste „große“ Rennen der UTMB Woche begann bei nassem und kaltem Wetter. Und leider mit einer Tragödie: Der tschechische Läufer Ondrej Tabarka stürzte beim Übergang am Passeur de Pralognan schwer und erlag seinen Verletzungen – trotz schnell eingeleiteter Rettungsmaßnahmen. Diese Rettungsmaßnahmen führten aber auch dazu, dass für gut 1200 Läuferinnen und Läufer das Rennen im Aufstieg zum Passeur de Pralognan beendet wurde. Diese mussten zurück nach Bourg Saint-Maurice, von wo sie mit dem Bus weitertransportiert wurden. Aufgrund einer Engstelle im Abstieg und des sich daraus ergebenden Rückstaus mussten einige der Läufer teils stundenlang in der feuchten Kälte der Nacht ausharren – und brauchten jedes Kleidungsstück bis hin zur Rettungsdecke, um sich warmzuhalten. Ein großes Ausrufezeichen, dass man nicht an Kleidung sparen sollte, wenn man zu einem alpinen Rennen aufbricht.

Das Rennen selbst – oder das, was nach dem Unfall vom Rennen noch blieb - war voller Überraschungen. Letztlich hatte nur die erweiterte Spitzengruppe den Unfallort schon passiert und durfte weiterlaufen. Bei den Männern hatte es anfangs sehr viel Positionswechsel gegeben, dann bildete sich eine Sechsergruppe aus Daniel Jung (ITA), Benoit Girondel (FRA),  Seth Swanson (USA), Erik-Sebastian Krogvig (NOR) und den beiden Spaniern Victor Mier Torras und Marcus Ramos Gonzalez. Im Aufstieg hinter Bourg Saint-Maurice schmolz die Gruppe zu einer Dreiergruppe zusammen aus Jung, Girondel und Krogvig, und schließlich musste auch Daniel Jung die beiden anderen ziehen lassen – Daniel gab schließlich das Rennen auf.  Im weiteren Verlauf gab es immer wieder Führungswechsel zwischen Girondel und Krogvig – bis Krogvig kurz vor Contamines die Führung auf gut 10 Minuten ausbauen konnte und diesen Vorsprung letztlich bis ins Ziel hielt. Dritter wurde der Franzose Arthur Joyeux-Bouillon, den wirklich niemand auf der Liste hatte. Er war zwar 2018 Neunter beim CCC, hatte aber in den Folgejahren eine ganze Reihe von DNFs und wurde beim letzten Lavaredo gerade mal Dreiundzwanzigster.

Bei den Frauen war es dagegen Ekaterina Mityaeva, die von Anfang an das Tempo diktierte. Sie hatte sich für ihren Start beim TDS sichtlich was vorgenommen. Wer sich aber nicht abschütteln ließ, war die Französin Manon Bohard. Und im Aufstieg zum Passeur de Pralognan begann sie, einen kurzen Vorsprung auf Ekaterina Mityaeva herauszulaufen. Doch den lief die Russin wieder zu und führte ihrerseits mit einigen Minuten auf dem Weg hinab nach Beaufort. Doch im Aufstieg zum Col Joly konnte sich Bohard nochmals und entscheidend absetzen – sie gab die Führung bis nach Chamonix nicht mehr her. Von hinten kam die Italienerin Giuditta Turini heran, die die Schwäche von Mityaeva ausnutzte und nach etwa 133 km – vor Bellevue – an ihr vorbeizog. Sie belegte schließlich Platz 2. Aber selbst auf dem dritten Platz konnte sich Mityaeva nicht sicher fühlen, denn da kam eine, die immer mit einer bewundernswerten Geduld die Rennen anfängt und dann das Feld von hinten aufrollt: Die seit Jahren in Deutschland lebende Ungarin Ildiko Wermescher. Hier muss ich einmal wieder die Lanze für die leider viel zu unbekannte Läuferin brechen. Ildiko lief am Anfang in etwa auf Platz 30. Aber nach den ersten 30 Kilometern begann sie – eine nach der anderen – die Läuferinnen einzusammeln, die zu schnell losgelaufen waren. So war sie an Bellevue, vor dem letzten Downhill, bis auf Platz 4 vorgelaufen. Und auf der Schlussstrecke, auf den relativ flachen letzten Kilometern entlang der Arve hinein nach Chamonix, schnappte sie sich auch noch Ekaterina Mityaeva und wurde Dritte! Fun Fact: Ildiko ist 15 Jahre älter als jede der anderen Top 10 Läuferinnen.

ERGEBNISSE MÄNNER:
1. Erik-Sebastian Krogvig (NOR) 18:49:58
2. Benoit Girondel  (FRA) 18:59:19
3. Arthur Juyeux-Bouillon (FRA)  19:34:38

ERGEBNISSE FRAUEN:
1. Manon Bohard (FRA)  23:11:14
2. Giuditta Turini (ITA) 24:11:25
3. Ildiko Wermescher (HUN) 24:29:12
...
8. Basilia Förster (ITA) 25:28:57

 

OCC –Trailsprinter

Hier unser OCC Preview

Der OCC (Orsieres-Champex-Chamonix) ist sozusagen die „Sprintdistanz“ in der UTMB-Woche. Das klingt zwar vermessen für ein Rennen von 55 Kilometern Distanz. Wer sich aber den OCC angeschaut hat, der wurde doch eher an ein Kurzstreckenrennen erinnert. Hohes Tempo – nicht nur auf der Strecke, sondern auch in den Verpflegungsstellen: Dort sah man fokussierte Arbeit, kurze Verweilzeiten – und immer den Blick über die Schulter, ob der Verfolger schon da ist…

In der Männerkonkurrenz war das auch mehr als angebracht – denn bei „Halbzeit“ in Tseppes lagen die Top 10 gerade mal 10 Minuten auseinander. Ganz vorn die beiden Briten Robbie Simpson und Jonathan Albon. Mit ganz unterschiedlichen Stärken: Während Simpson auf „laufbarem“ Terrain überzeugte, zeichnete sich Albon durch halsbrecherische Downhills aus. Daher war klar: Würde Albon den letzten „high point“ - La Flegère - in einer guten Ausgangsposition erreichen, wäre ihm der Sieg auf dem abschließenden Downhill nach Chamonix nicht mehr zu nehmen.

Die beiden Briten bei ihrem letzten Anstieg von Argentière nach Flegère zu beobachten, war höchst interessant. Denn unterschiedlicher konnte man einen Uphill nicht angehen. Da war zum einen Simpson, der Marathonläufer, der den gesamten Aufstieg in kleinen Trippelschritten rannte. Und dann Albon in großen Geh-Schritten, Hände immer auf den Oberschenkeln. Noch vor der letzten Verpflegungsstation überholte Albon Simpson und hatte damit seine ideale Ausgangsposition, um im abschließenden Downhill seine Stärken auszuspielen. Und Albon ließ Simpson tatsächlich keine Chance: Er siegte in 5:02:57– 17 Minuten (!) unter dem Streckenrekord von Stian Angermund! Auch Simpson blieb mit 5:05:35 deutlich unter dem bisherigen Streckenrekord.

Ein Super Rennen auch vom Schweden Petter Engdahl. Er, der sein letztes gutes Ergebnis bei seinem dritten Platz beim Transvulcania 2019 hatte, konnte Größen wie Hayden Hawks, oder Ruy Ueda auf Distanz halten und belegte schließlich Platz 3 in 5:08:31 – und blieb ebenfalls unter dem Streckenrekord.

Bei den Frauen dominierte die Französin Blandine d’Hirondel von Anfang an. Bereits zur Halbzeit in Tseppes hatte sie 13 Minuten Vorsprung vor der Zweiten, Mathilde Sagnes (FRA) und 18 Minuten Vorsprung vor Candice Fertin (FRA). Blandine d’Hirondel zog das Ding durch. Sie siegte in 5:45:08, auch sie unterbot den Streckenrekord von Ruth Croft, und zwar um gut 5 Minuten. Mathilde Sagnes wurde Zweite, wäre aber fast noch von der von hinten anstürmenden Caitlin Fielder (NZL) und Anna Comet (ESP) geschnappt worden.

Und wie lief’s bei den Deutschen? Moritz auf der Heide lieferte ein klasse Rennen. Er startete solide, lag bei der ersten Zeitnahme schon auf Platz 17 und arbeitete sich Stück für Stück nach vorne. War zwischenzeitlich sogar Achter. Beim Anstieg nach La Flegère fiel er allerdings etwas zurück und kam schließlich als Zehnter in 5:33:38 ins Ziel. Chapeau! Marcel Hoeche landete in 6:04:55 auf Platz 30. Und Sabine Wurmsam auf Platz 27 der Frauenkonkurrenz mit einer Zeit von 7:11:46. Angesichts der großen internationalen Konkurrenz dürften beide mit ihren Platzierungen zufrieden sein.

ERGEBNIS FRAUEN:
1. Blandine d’Hirondel (FRA) 5:45:08
2. Mathilde Sagnes (FRA) 06:07:35
3. Caitlin Fielder (NZL) 06:10:07

27. Sabine Wurmsam (GER) 7:11:46

ERGEBNIS MÄNNER:
1. Jonathan Albon (GBR) 5:02:57
2. Robbie Simpson (GBR) 5:05:35
3. Petter Engdal (NOR) 5:08:31

10. Moritz auf der Heide (GER) 5:33:38

30. Marcel Hoeche (GER) 6:04:55


CCC – Zwei unterschiedliche Rennen

Hier unser CCC Preview
    
Die 101 km lange Strecke von Courmayeur nach Chamonix auf der Nordschleife hatte wieder einige Top Läufer angezogen. Allerdings gab es in den Wochen und Tagen vor dem Rennen jede Menge verletzungs- und krankheitsbedingte Absagen – vor allem bei den Damen. Die prominentesten davon waren Ruth Croft (Mageninfekt), Azara Garcia de los Salmones, Dominika Stelmach und Macela Vasinova.

Damit war beim Rennen der Damen alles offen. An die Spitze setzte sich Petra Šev?íková (CZE), die nun wirklich niemand auf dem Schirm hatte. Zwar zeigte sie zwischen La Fully und Champex Lac erste Schwächen, als sie auf fallender Strecke stellenweise gehen musste. Sie verteidigte die knappe Führung bis nach Vallorcine, musste dann aber beim Aufstieg zum Tête aux Vents die Spanierin Marta Molist Codina an ihr vorbeiziehen lassen, die ihr schon seit La Fully dicht auf den Fersen war, später auch Abby Hall (USA). Marta Molist Codina gewann das Rennen in 12:50:48 vor Hall und Šev?íková. Für alle drei dürfte das der größte Erfolg ihrer Karriere sein.

Bei den Männern war die Zahl der Absagen überschaubar und damit die Favoritendichte deutlich höher. Was nicht immer was heißen will. So kam Jared Hazen (USA) nie in Tritt, rangierte um Platz 30 herum und gab schließlich in Champex Lac das Rennen auf. Der CCC-Sieger von 2019, Luis Alberto Hernando, hatte zwar einen besseren Start, musste aber ebenfalls in Champex Lac die Segel streichen. Richtig gut lief es dagegen für „Geburtstagskind“ Stian Angermund, und es schien so, als ob er den nächsten Sieg in dieser erfolgreichen Saison erringen würde. Er wurde ständig verfolgt von den beiden Thibauts – Thibaut Garrivier und Thibaut Baronian.  Im Abstieg nach Trient machten sich bei Angermund zunehmend Hüftprobleme bemerkbar und er musste schließlich das Rennen aufgeben. Damit war der Weg frei für Thibaut Garrivier, der seine Führung bis nach Chamonix verteidigte und bei seinem Sieg den Streckenrekord von Hayden Hawks (10:24:30) um eine Minute verbesserte. Auf Platz 2 kam Scotty Hawker (NZL), der sich während des Rennens in den Top 10 immer weiter nach vorn gearbeitet hat. Kurz vor Vallorcine überholte er dann auch noch Thibaut Baronian, der schließlich Dritter wurde.

Sehr erfreulich verlief das Rennen auch für Janosch Kowalczyk! Auch er war verhalten gestartet und sammelte nach Champex Lac Läufer um Läufer ein, lief in die Top 10 und wurde schließlich Sechster in 11:06:13.

ERGEBNISSE MÄNNER:
1. Thibaut Garrivier (FRA) 10:23:26
2. Scott Hawker (NZL) 10:47:52
3. Thibaut Baronian (FRA) 10:53:08

6. Janosch Kowalczyk (GER) 11:06:13

38. Markus Mingo (GER) 12:47:40

ERGEBNISSE FRAUEN:
1. Marta Molist Codina (ESP) 12:50:48
2. Abby Hall (USA) 13:04:14
3. Petra Šev?íková (CZE) 13:21:10


 

UTMB – Favoritensiege

Hier unser UTMB  Preview 

Das Elitefeld beim UTMB war in diesem Jahr so dicht wie selten. Aber gleichzeitig setzte sich ein Trend fort, den man schon in den letzten Jahren sehen konnte: Es gab wieder eine sehr hohe DNF-Quote bei den Athleten, die am höchsten gewettet wurden, der UTMB wurde auf diese Weise wieder zum Ausscheidungsrennen. Und auch wenn am Ende zwei Favoriten siegten, ließ das viel Platz für Überraschungen.

Aber der Reihe nach. Die Wetterberichte vor dem UTMB ließen in diesem Jahr kaltes, aber trockenes Wetter erwarten. Es kam dann noch Nebel dazu – vor allem in den höheren Lagen bei Nacht. Insgesamt aber gute Bedingungen …

Nach dem üblichen schnellen Start bis Les Houches sortierten sich die Läuferinnen und Läufer spätestens am Col du Bonhomme ein. Das lief besser als in anderen Jahren, keiner der Favoriten verausgabte sich zu früh, nur der Peruaner Remigio Huaman Quispe meinte, früh einen Spurt einlegen zu müssen, bereute das aber später bitter. Bei den Männern war die Spitzengruppe am Col du Bonhomme relativ groß – allen voran Jim Walmsley, Francois d’Haene, Dmitry Mityaev, Germain Grangier, Aurelien Dunand-Pallaz und Pablo Villa. Bei den Frauen waren es vor allem Courtney Dauwalter und Mimmi Kotka, die das Tempo forcierten.

Nachdem die Läufer dann das lange und relativ einsame Streckensegment zwischen Les Chapieux und Courmayeur gemeistert hatten, begann das oben schon genannte Ausscheidungsrennen. Courmayeur war schon in den vergangenen Jahren der Ort, an dem diejenigen Favoriten, die nicht gut durch die Nacht kamen, die Segel strichen. So auch dieses mal. Darunter: Beth Pascall, die Siegerin des Western States, Dmitry Mityaev, Tom Owens und Tim Tollefson, für den das nun der dritte DNF in Folge beim UTMB war. Zuvor war neben Audrey Tanguy schon Xavier Thevenard aus dem Rennen gegangen, der sich im vergangenen Jahr sowohl mit Corona als auch mit Borreliose herumschlagen musste und der anscheinend immer noch nicht ganz fit ist. Aber auch nach der großen DNF-Welle in Courmayeur war das „Favoritensterben“ noch nicht vorbei. Maite Maiora erwischte es an Bertone, Jim Walmsley in Arnouvaz – für ihn jetzt das zweite Mal in Folge, dass er die große Schleife nicht in Chamonix beenden kann. Und sehr spät im Rennen kassierte auch Ragna Debats ein DNF, nachdem sie zuvor immer in den Top 10 gelegen hatte.

Und an der Spitze? Da liefen Francois d’Haene und Courtney Dauwalter. Courtney Dauwalter sogar so schnell, dass sie ab Champex Lac in den Top 10 Overall lief. Während Courtney zu diesem Punkt den Vorsprung vor den nächsten Frauen auf über eine Stunde vergrößert hatte, hatte Francois d’Haene richtig harte Arbeit. Denn Aurelien Dunand-Pallaz saß ihm im Nacken. Die beiden trennten gerade mal 10 – 15 Minuten, ein Wimpernschlag bei einem 170 km Rennen. Hinter den beiden vier weitere Franzosen:  Ludovic Pommeret, Germain Grangier, Mathieu Blanchard und Gregoire Curmer. Von denen sollte auf der „Nordschleife“ von Courmayeur nach Chamonix nur noch Curmer zurückfallen, der übrige „French Train“ blieb unangefochten. Unangefochten blieb auch Francois d’Haene, obwohl er auf den letzten Kilometern sichtlich zu leiden hatte – schließlich waren es gerade mal 6 Wochen, seitdem er den Hardrock 100 mit neuem Streckenrekord gewonnen hatte. Eine echte Überraschung war dagegen Aurelien Dunand-Pallaz. Der Sieger des Transgrancanaria 2021 bewies eindrucksvoll, dass der Erfolg im Frühjahr keine Eintagsfliege war. Dritter wurde Mathieu Blanchard, der vor zwei Jahren beim CCC noch Zehnter geworden ist.

Und wie erging es den deutschen Startern? Bei denen lagen die größten Hoffnungen mit Sicherheit auf Hannes Namberger. Sein eindrucksvoller Sieg beim Lavaredo im Juni hatte gezeigt, dass er richtig gut in Form ist. Den UMTB, sein erstes Rennen über 100 Meilen, bestritt er mit einer exzellenten Taktik. Hielt sich anfangs zurück und lief kurz nach der „Halbzeit“ in die Top 10. In Champex Lac hatte er es schon auf Platz 6 geschafft. Kurz konnte Courtney Dauwalter an ihm vorbeiziehen, doch beim letzten Anstieg zum Tete aux Vents sicherte er sich den sechsten Gesamtplatz und behielt den bis ins Ziel in Chamonix. Er war damit der beste nicht-französische Läufer beim UTMB. Auch Benni Bublak lief ein klasse Rennen und schob sich nach einem – relativ zum übrigen Feld – verhaltenen Start immer weiter nach vorn. Auch eine Bauchlandung beim letzten Downhill konnte ihn nicht wirklich bremsen – er erreichte einen hervorragenden 17. Platz. André Purschke kam auf Platz 36.

Zurück zu den Frauen: Courtney Dauwalter hatte nach ihrem letzten Sieg beim UTMB 2019 gesagt, dass vieles nicht gut gelaufen sei und sie einiges besser machen könne. Sie scheint gestern alles richtig gemacht zu haben. Denn ihr Sieg schien zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Nicht nur das: Sie war die erste Läuferin seit Rory Bosio 2013, die es beim UTMB in die Top 10 der Gesamtwertung schaffte – letztlich war sie im Ziel einen Platz hinter Hannes Namberger auf Rang 7; die beiden trennten 10 Minuten. Und sie verbesserte den Streckenrekord von Rory Bosio (22:37:26, 2013) um fast 7 Minuten: Die neue Bestmarke liegt jetzt bei 22:30:54. Auch bei den Frauen war es die Zweitplatzierte, Camille Bruyas (FRA), die ein besonderes Ausrufezeichen setzte. Sie hatte in diesem Jahr den Lavaredo gewonnen und mit diesem zweiten Platz gezeigt, dass mit ihr in Zukunft zu rechnen ist. Sie schnappte sich die lange Zeit hinter Courtney laufende Mimmi Kotka kurz vor Vallorcine und gab dann ihren zweiten Platz nicht mehr her – im Gegenteil: Sie konnte auf den letzten 20 Kilometern noch über eine Stunde auf Mimmi Kotka herauslaufen. Die schließlich dritte wurde. Und dieser dritte Platz war wichtig für sie, denn nach ihren Siegen beim CCC (2016) und TDS (2017) hatte sie beim UTMB einen DNF (2018) und einmal Platz 20 (2019) zu Buche stehen und wollte endlich zeigen, was sie auf dieser Strecke leisten kann.

Damit ging es ihr ähnlich wie Eva Sperger. Die hatte beim UTMB vor zwei Jahren - nach einer sehr erfolgreichen Saison - ein hervorragendes Rennen. Bis Champex Lac. Dort musste sie ihrem hohen Anfangstempo Tribut zollen und das Rennen aufgeben. So war es eigentlich beruhigend zu sehen, dass sie sich anfangs zurückhielt: Platz 20 auf dem Col du Bonhomme, Platz 17 in Courmayeur, Platz 14 auf dem Grand Col Ferret. In Champex Lac war diesmal nicht Endstation – dafür aber leider 25 Kilometer weiter in Trient. DNF – wie 2019. Sehr schade!

ERGEBNISSE FRAUEN:
1. Courtney Dauwalter (USA) 22:30:54
2. Camille Bruyas (FRA) 24:09:42
3. Mimmi Kotka (SWE) 25:08:29
4. Marion Delespierre (FRA) 25:54:22
5. Luzia Buehler (SUI) 26:06:17
6. Maryline Nakache (FRA) 26:40:48
7. Lucie Jamsin (FRA) 26:44:41
8. Katie Schide (USA) 27:39:45
9. Claudia Tremps (ESP) 27:55:36
10. Emily Hawgood (ZIM) 28:36:48

ERGEBNISSE MÄNNER:
1. François D’Haene (FRA) 20:45:59
2. Aurélien Dunand-Pallaz (FRA) 20:58:31
3. Mathieu Blanchard (FRA) 21:12:43
4. Ludovic Pommeret (FRA) 21:38:44
5. Germain Grangier (FRA) 21:52:47
6. Hannes Namberger (GER) 22:22:06
7. Gregoire Curmer (FRA) 23:00:10
7. Diego Pazos (SUI) 23:00:10
9. Mathieu Clément (SUI) 23:08:05
10. Ho Chung Wong (HGK) 23:17:40

17. Benni Bublak (GER) 24:37:06

36. André Purschke (GER) 26:40:26



 

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