Kiss the Hardrock. Photo: Bill Geist |
von Sabine
An diesem Wochenende findet der Hardrock 100 statt – ein weiteres läuferisches Highlight nach dem Western States 100. Der Hardrock war 2019 und 2020 zwei Jahre in Folge ausgefallen – 2020 wegen Corona und 2019 wegen großer Schneemassen im Bereich der Strecke und den daraus resultierenden Gefahren.
Anders als beim Western States macht es das Lotterieprozedere schwierig, dass sich ein starkes Feld an Top-Läufern versammelt: Nur der Sieger und die Siegerin bekommen einen garantierten Startplatz für die nächste Austragung, Golden Tickets oder Sponsorenplätze gibt es nicht. Und bei der sehr begrenzten Zahl an Startplätzen (maximal 160) kann man schon von Glück sagen, wenn man bei Frauen und Männern mindestens 3 ernsthafte Favoriten ausmachen kann.
Hier eine kleine Vorschau auf die aussichtsreichsten Läuferinnen und Läufer.
FAVORITINNEN:
Sabrina Stanley: Sie ist die Titelverteidigerin, denn sie hat den Hardrock 100 bei der letzten Austragung 2018 gewonnen. Aber auch sonst in den letzten 4 Jahren so erfolgreich, dass sie sich unweigerlich als eine der Favoritinnen aufdrängt: 2017 3. Platz beim Western States, 2019 Siegerin beim HURT 100 und bei der Diagonale des Fous auf La Reunion. Daneben hat sie das Corona-Jahr 2020 genutzt, um zweimal eine neue FKT auf Nolan‘s 14 aufzustellen. Eine Frau für die ganz harten Rennen. Aber – das sollte man auch erwähnen: Sie siegte 2018 in 30 Stunden und 23 Minuten und damit in der langsamsten Zeit seit 2008.
Courtney Dauwalter: Wer kennt sie nicht? In den letzten Jahren war sie DIE dominierende Läuferin bei Rennen von 100 Meilen und mehr. Nur mal ein kleiner Auszug: 2018 Sieg beim Western States und UTMF, 2019 Sieg beim Tarawera 100, MIUT und UTMB, dazu noch Siege 2017 beim Moab 240 (in Gesamt-Streckenrekord) und 2018 beim Tahoe 200 (in zweitbester Gesamtzeit bislang). Und nicht zu vergessen: Die beiden grandiosen Leistungen bei Big’s Backyard Ultra 2018 (Assist to Johan Steene) und 2020. Sie ist ein Hardrock-Rookie, ist aber schon im letzten Jahr ein paar Meilen auf dem Hardrock-Kurs gelaufen, als sie während ihres (leider nicht erfolgreichen) FKT-Versuchs auf dem Colorado-Trail südlich von Silverton vorbeikam. Insgesamt sind die Siegeszeiten von Courtney höher zu bewerten als die von Sabrina. Da dürfte sich ein Zweikampf abspielen ...
Darcy Piceu: Die Dritte im Bunde und eine echte Hardrock-Veteranin. Drei mal hat sie den Hardrock 100 gewonnen (2012-2014), 2010, 2011, 2015 und 2017 war sie Zweite – und in den anderen Jahren hatte sie schlichtweg kein Losglück. Aufsehenerregend sind auch ihre Laufzeiten: Bei ihren 7 Starts beim Hardrock blieb sie 6 mal unter 30 Stunden, und auch ihre „schlechteste“ Zeit 2010 (30:14) war immer noch schneller als die Siegeszeit von Sabrina Stanley 2018. Bislang hat sie bei allen Starts beim Hardrock nie ein DNF hingelegt. Auch wenn man ihren Namen am ehesten mit dem Hardrock 100 verbindet – sie hat auch bei anderen großen Rennen hervorragende Leistungen gebracht. So war sie mehrfach unter den Top 5 beim Leadville 100, belegte 2015 Platz 2 beim UTMB, gewann 2016 den Wasatch Front 100, 2018 den Hurt 100 und die Ronda dels cims in Andorra, den Angeles Crest 100 und den Javelina 100. Mein Tipp: Die 46-jährige Psychotherapeutin aus Boulder hat eine Chance auf den Sieg, wenn die beiden „young guns“ Sabrina und Courtney sich überschätzen. Andererseits gibt es noch ein kleines Fragezeichen bei Darcy, denn sie hat im Winter und Frühjahr eine hartnäckige Knieverletzung auskurieren müssen.
Weitere Läuferinnen mit Chancen auf die Top 10:
- Meghan Hicks: Hat im letzten Jahr eine FKT auf den Nolan’s 14 aufgestellt, die dann aber von Sabrina Stanley wieder kassiert wurde. Größter Erfolg: Der Sieg beim Marathon des Sables 2013. Hat zweimal den Hardrock 100 gefinisht (Platz 7 2015, Platz 5 2016). Man kennt sie natürlich von irunfar.
- Betsy Kalmeyer: Hat 19 (!) mal den Hardrock gefinisht, darunter 5 Siege … die allerdings schon lange her sind. Dennoch immer noch für eine Top 10 Platzierung gut.
- Betsy Nye: Auch die „andere Betsy“ ist ein Urgestein beim Hardrock: Die inzwischen 57-jährige hat das Rennen 16 mal gefinisht, jeweils in den Top 10, und es einmal gewonnen (2003)
Eigentlich war der Hardrock 100 noch auf der Bucket List von Andrea Huser. Bei der Verlosung für 2019 hatte sie Glück und wurde gezogen. Da es ein Roll-Over aller Startplätze zunächst nach 2020 und dann nach 2021 gab, wäre sie an diesem Wochenende gestartet - doch dann ist sie nach einem Sturz im November 2020 verstorben. Sie fehlt - der Hardrock Community und im Ultratrailrunning überhaupt!
FAVORITEN:
Jeff Browning: Der Titelverteidiger. In diesem Jahr startet er zum fünften Mal beim Hardrock 100 - nach 2007 (Platz 13), 2014 (Platz 4), 2016 (Platz 4) und 2018 (Sieg nach Disqualifikation von Xavier Thevenard wegen seiner „Perrier-Affäre“). Auch er war bei seinem Sieg beim Hardrock nicht so schnell unterwegs wie die Gewinner der Vorjahre, kann aber sehr wohl schnell laufen, was er durch seine vier Top 10 Platzierungen beim Western States eindrucksvoll bewiesen hat. Beim diesjährigen Western States gab er allerdings bei Meile 62 das Rennen auf – vielleicht schon mit dem Hardrock 100 im Hinterkopf. Richtig „warmgelaufen“ hat er sich dieses Frühjahr beim Zion 100 mit einem Sieg.
Francois d’Haene: So schwer sich die europäischen Läufer mit dem Western States tun, so gut schneiden sie meist beim Hardrock 100 ab. Julien Chorier siegte 2011, Sebastien Chaigneau 2013 und Kilian Jornet 2014-2017. Jetzt ist mit Francois d’Haene wieder ein Europäer in der Favoritenrolle. Francois hat – wenn er fit durch die Corona-Zeit gekommen ist – die besten Voraussetzungen für diese schwere Runde durch die San Juan Mountains, denn er hat vergleichbar schwere Rennen schon gewonnen: Allein viermal (2013, 2014, 2016, 2018) die Diagonale des Fous, und dreimal (2012, 2014, 2017) den UTMB. Legendär ist auch sein FKT auf dem John Muir Trail, den er 2017 aufgestellt hat. Im Corona-Jahr 2020 hat man nichts von ihm gehört, und 2021 hat er bislang ein Rennen auf den Kapverden bestritten, bei dem er „nur“ Dritter wurde. Man darf also gespannt sein ...
Dylan Bowman: Er hat sich im Corona-Jahr vorwiegend mit FKTs beschäftigt – 2020 stellte er drei neue Bestzeiten im Nordwesten der USA (Three Sisters Loop, Loowit Trail, Wonderland Trail) auf, 2021 kamen noch FKTs auf der Joshua Tree Traverse und dem Backbone Trail bei Los Angeles hinzu. Aber auch wettkampftechnisch ist er ein alter Hase: 2012-2014 schaffte er es in die Top 10 des Western States, war 2017 Siebter beim UTMB und 2018 Zweiter beim TDS, 2015 und 2018 gewann er den Tarawera 100 sowie 2018 den UTMF. Sein bislang letztes großes Rennen war der dritte Platz hinter Pau Capell und Pablo Villa beim Transgrancanaria 2020. Läuferisch ist er hinter Francois d’Haene und vor Jeff Browning einzuschätzen – aber keiner weiß, wie gut die drei durch das wettkampfarme Corona-Jahr gekommen sind.
Weitere Läufer mit Chancen auf die Top 10:
- Julien Chorier: Er hat den Hardrock 100 2011 gewonnen und war 2014 Zweiter hinter Kilian Jornet – beide male mit gut 25 Stunden. Es darf bezweifelt werden, dass er dieses Tempo weiterhin laufen kann, aber Chancen auf die Top 10 hat er bei seiner Erfahrung allemal.
- Troy Howard: Auch er ist mit seinen 48 Jahren nicht mehr der Jüngste – hat aber Erfahrungen (und zwar gute) mit dem Hardrock: 2013 war er Zweiter, 2015 Fünfter und 2018 Dritter.
- Dom Grossman: Der Läufer aus Südkalifornien ist eigentlich „Mr. Angeles Crest“ mit 2 Siegen und 4 dritten Plätzen. Den Hardrock ist er bislang einmal gelaufen (2012) – und landete auf Platz 14. Mal sehen, ob es dieses Jahr besser klappt.
- Trevor Fuchs: Ist ein Hardrock-Rookie, hat aber schon gezeigt, dass er harte 100 Meiler schnell und gut laufen kann: So hat er 2016 und 2017 den Wasatch Front 100 gewonnen und beim HURT in den letzten 3 Jahren die Plätze 5, 2 und 1 belegt.
- Jamil Coury: Man kennt ihn, denn er ist nicht nur Läufer, sondern auch Veranstalter (Aravaipa Running) und Podcaster (Mountain Outhouse News). War beim Hardrock 100 viermal als Läufer dabei, zuletzt 2017 auf Platz 8. Sein letztes langes Rennen hat er im Mai bestritten: Der von ihm selbst veranstaltete Cocodona 250 Mile Race – da wurde er Fünfter.
Wo kann man den Hardrock 100 verfolgen?
Wann geht's los?
Das Rennen wird in Silverton, CO, am Freitag, 16.7. um 6 Uhr Ortszeit (14 Uhr MESZ) gestartet. In diesem Jahr ist die Laufrichtung gegen den Uhrzeigersinn.
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