TRAILTICKER 02/2020 - FKT Spezial #1: Battlegrounds

 


von Sabine

Als Peter Bakwin und Buzz Burrell im Herbst 2009 das Fastest Known Time Forum öffentlich machten – der Vorgänger der heutigen FKT-Homepage, hätten sie sicher nicht gedacht, dass ausgerechnet ein Virus den FKTs einen solchen Schub geben würde. Aber letztendlich hat die Pandemie dieser Art von Rekorden zum Siegeszug verholfen. Als Anfang Mai 2020 die Trailrunning-Welt aus der Lethargie der diversen Lockdowns aufgewacht ist und sich einem Jahr ohne Wettkämpfe und damit ohne Ziele ausgesetzt sah, da waren die Läufer gezwungen, sich ihre Ziele anderweitig zu suchen. Das Konzept FKT schien geradezu für eine Welt mit Kontaktbeschränkungen und Abstandsgeboten gemacht: Man läuft eine Strecke, zeichnet seinen Lauf auf und schaut, ob jemand anderes schneller ist. Falls nicht, war das wohl die schnellste bisher bekannte Zeit – die Fastest Known Time. 

Genauso – so sagt es zumindest die Legende – wurde das Konzept FKT geboren. Im Jahr 1999 hatten Buzz Burrell und Peter Bakwin einen Plan: Den Colorado-Trail zu laufen, rund 800 km durch die Rockie Mountains zwischen Durango und Denver. Bakwin musste an Tag 7 verletzt aufgeben, aber Burrell finishte in einer Zeit von 11 Tagen, 16 Stunden und 13 Minuten. War das ein neuer Rekord? Bakwin und Burrell wussten zwar, dass sie nicht die ersten waren. Denn 1988 hatte eine 4er Gruppe um den jetzigen Race Director des Hardrock 100, Dale Garland, etwa 17 Tage für den Colorado Trail gebraucht. Aber in Zeiten, als das Internet noch in den Kinderschuhen steckte und an Strava, Instagram und online Tracking noch nicht zu denken war, gab es nur kursorische und häufig unzuverlässige Informationen über bisherige Bestleistungen. Hatte vielleicht jemand den Colorado Trail schneller absolviert als Burrell – und es nur niemandem gesagt? Bakwin und Burrell machten daher die Einschränkung „known“. Fastest Known Time. Auch als sie ein Jahr später den John Muir Trail in 4 Tagen, 14 Stunden und 39 Minuten absolvierten. Auch das nannten sie nicht „Rekord“, sondern „Fastest Known Time“.

Das Konzept der Aufzeichnung individuell erbrachter Bestleistungen auf definierten Strecken war aber gar nicht so neu. Einfach nur neu erfunden und in die Welt getragen – gar nicht so selten in den USA, wo man oft die Geschichte und Traditionen außerhalb des eigenen Landes nicht wirklich auf dem Schirm hat. Denn es gibt eine Nation mit einer viel längeren Tradition im Trailrunning – oder in diesem Fall: Fellrunning: Großbritannien. Der Lauf über vordefinierte „Rounds“ sowie das „Peak Bagging“ war dort in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts aufgekommen und hatte ab den 70er Jahren immer mehr an Popularität gewonnen. Dabei wurden alle Leistungen, die innerhalb eines Cutoffs erbracht wurden, aufgezeichnet. Und das funktionierte auch schon, bevor es Internet gab – denn die Fellrunning-Community in Großbritannien ist eng verwoben – jeder kennt jeden. Daher wusste die Community auch, wer gerade welchen Rekord hält. In der Fellrunning-Tradition spricht man weiterhin von „Rekorden“ und nicht von FKTs, obwohl die (Best)leistungen diverser Rounds und klassischer Strecken (Bob Graham Round, Charlie Ramsay Round, Paddy Buckley Round, Pennine Way, Joss Naylor Lakeland Challenge, The Wainwrights, JOGLE) inzwischen auch auf der FKT Homepage geführt werden. 

Ob nun aber FKT oder Rekord – was bislang vorwiegend in den USA und in Großbritannien stattfand, hat im Corona-Jahr den Siegeszug um die Welt angetreten. Auch nach Deutschland: Noch Anfang des Jahres waren die deutschen Trailrunner FKT-Muffel. Obwohl Deutschland von Fernwanderwegen durchzogen ist, gab es nur wenige Strecken, die auf der FKT-Homepage geführt waren. Das hat sich geändert. Waren es Anfang 2020 gerade mal 38 Routen, ist diese Zahl innerhalb der letzten Monate auf über 200 angewachsen. Und (fast) täglich werden es mehr …

Aber dieses seltsame Corona Jahr hat nicht nur die FKT-Szene in Deutschland verändert, sondern auch weltweit. Der Trend geht zu kürzeren Strecken. Es waren nicht die Klassiker Appalachian Trail, Pacific Crest Trail oder John Muir Trail, auf denen in diesem Jahr Geschichte geschrieben wurde. Das ist allein schon auf die Covid-Pandemie zurückzuführen. Lange Strecken, die ggf. durch mehrere Staaten oder gar Länder führen, hatten in diesem Jahr einen zusätzlichen Unsicherheitsfaktor: Jederzeit konnte es irgendwo auf der Strecke einen Lockdown geben – und damit wäre das Projekt „gestorben“. Es gibt aber auch regionale Unterschiede: Gerade in Europa sind die Läuferinnen und Läufer bei der Mehrzahl der FKTs weniger als 24 Stunden auf den Beinen. Viele Strecken benötigen sogar nur einige wenige Stunden. Da verschwimmt schon die Grenze zwischen FKT und Strava-Segmenten.  

Aber noch etwas hat dieses Corona-Jahr geändert:  Vor allem auf die längeren Strecken (Appalachian Trail, Pacific Crest Trail, Te Araroa) wagten sich die aktuelle Läuferelite eher selten. Solche Projekte standen eher am Ende ihrer aktiven Karriere. Doch in diesem Jahr zog das Thema FKT viele Spitzenläufer an. Wenn es schon kaum eine Möglichkeit gibt, sich in Wettkämpfen zu batteln – warum dann nicht ein „Fernbattle“ via FKT starten? Was für die Läuferinnen und Läufer selbst gilt, gilt natürlich auch für die Unterstützer: In „normalen“ Jahren ist es gerade in der Hauptsaison sehr schwierig, für größere Projekte Pacer und Crew zu finden – die meisten haben schließlich einen vollen Wettkampfkalender, der kaum Platz bietet für solche „Extravaganzen“. Doch in diesem Jahr ist alles anders …


BATTLEGROUNDS 

Wir haben also in diesem Jahr eine regelrechte Explosion von FKTs gesehen. Doch war es nicht nur die Zahl der Bestleistungen, die nach oben geschossen ist, auch die Zahl der Strecken ist fast in gleichem Maße angestiegen. Das bedeutet: Bei der Mehrheit der Strecken handelt es sich eigentlich nicht um „Fastest Known Times“, sondern um OKTs, „Only Known Times“. 

Der eigentliche Sinn der FKTs ist aber nicht, auf irgendeiner Strecke auf der FKT-Seite aufzutauchen und dort FKT-Halter zu bleiben, weil sich kein anderer für diese Strecke interessiert. Das würde das FKT-System über kurz oder lang ad absurdum führen. Und es ist meines Erachtens nur eine Frage der Zeit, bis die Betreiber der FKT-Seite ein „Cleanup“ machen, bei dem sie alle Strecken aus ihrer Datenbank wieder entfernen, auf denen nur eine einzige Leistung vorliegt, ohne dass es in den letzten X Jahren weitere FKT-Versuche gegeben hätte. 

Denn für die FKTs gilt im Besonderen das Zitat von Sir Isaac Newton: „We stand on the shoulders of those who came before us“. Oder anders gesagt: Rekorde sind da um gebrochen zu werden. 

Daher liegt in Teil 1 dieser FKT-Serie der Fokus auf den „Battlegrounds“, auf Strecken, auf denen in diesem Sommer um die FKTs hart gekämpft wurde.



Berliner Höhenweg (95km, 7400 Höhenmeter)

Auf dieser Hüttenrunde am Talschluss des Zillertals war in diesem Sommer in Sachen FKT die Hölle los. Die Bestmarke vor diesem „Massenansturm“: 18 Stunden und 11 Minuten, aufgestellt im August 2017 vom Südtiroler Daniel Jung. Seitdem war wenig passiert. Doch dann kam der 15. August 2020 – und ohne voneinander zu wissen griffen zwei Läufer die FKT von Daniel Jung an: Florian „Trailbeard“ Grasl (AUT) lief die Runde in 18 Stunden (genauer 17:59:56). Noch während seiner Rückfahrt nach Hause erreichte ihn die Nachricht, dass seine FKT schon wieder Geschichte war: Der Südtiroler Peter Kienzl, Spezialist für ganz lange Ultrarennen, war einige Stunden nach Grasl auf die Strecke gegangen und nach 17 Stunden und 50 Minuten wieder in Mayrhofen zurück. 

Einen fuchste dieses Duell ganz besonders: Den früheren Streckenrekordinhaber Daniel Jung. Und so kam er am 20. August ins Zillertal zurück, und lief die Strecke in einer Fabelzeit von 15 Stunden und 30 Minuten. Allerdings hatte er Support von einigen Jungs und Mädels (!), so dass diese Zeit in der Kategorie supported gewertet wird. Ist denn nun endlich Ruhe im Karton?



Nein, denn einer hatte noch eine Scharte auszuwetzen: Trailbeard. Der kam am 12. September zurück und lief die Runde nochmal – auch wenn er sich fragte: Warum tue ich mir das eigentlich an? Spätestens in Mayrhofen wusste er es: Er verbesserte seine eigene Bestzeit, aber auch die unsupported FKT auf 16 Stunden und 25 Minuten. Zumindest hat dieser Rekord jetzt schon länger Bestand als sein vorheriger …

Bei so viel Betrieb auf der Strecke seitens der Männer wollten natürlich auch die Frauen nicht zurückstecken. Bis 2020 gab es keine FKT bei den Frauen, und so schickte sich die in Österreich lebende Schwedin Kristin Berglund Mitte Juli an, eine OKT – „Only Known Time“ – zu setzen und damit das Battle bei den Damen zu eröffnen. Am Ende brauchte sie 23 Stunden und 57 Minuten – in etwa so lang wie Markus Kröll bei seiner OKT 2012 auf dem Berliner Höhenweg. Es war klar, dass dies nur ein Aufruf für weitere Höchstleistungen sein konnte. Und die ließen nicht lange auf sich warten: Am 1. August kam Stephanie Kröll (AUT). Für die Zillertalerin, die in diesem Jahr auch bei der FKT Series Austria höchst aktiv und erfolgreich war (Sieg bei den Monatswertungen April, Juli und September sowie bei der Sprintwertung in Tirol), war es eine Ehrensache, sich an diesem Zillertaler Klassiker zu versuchen. Bei perfektem Wetter gelang ihr ein perfekter Lauf – und sie verbesserte schließlich die FKT von Kristin Berglund um mehr als 3 ½ Stunden auf 20 Stunden und 18 Minuten.





Watzmann Überschreitung (22,4km, 2260 Höhenmeter)

Im Vergleich zu den meisten FKT-Klassikern ist die Watzmann-Traverse so etwas wie ein Sprint. Allerdings ist es ein verdammt steiler und technischer Sprint – zumindest auf der ersten Streckenhälfte, denn da führt die hochalpine Tour über Hocheck, Mittel- und Südspitze. Beim Rückweg durch das Wimbachgrieß ist dagegen ordentlich „Legspeed“ gefragt, denn auf dem flachen Schotterweg muss nochmal richtig Tempo gebolzt werden, wenn man eine Chance auf die FKT haben will. Daher verlangt diese Runde eigentlich die perfekte Kombination von bergsteigerischer Versiertheit und Athletik. 

Im Jahr 2018 hatte der Skibergsteiger und Bergläufer Anton Palzer die FKT auf sagenhafte 3 Stunden und 7 Minuten gedrückt. War da noch was drin? 

Am 23. Juni – einem kühlen und nebligen Tag – war zwar das Wetter für eine Bergtour am Watzmann nicht ideal, dafür fühlte sich aber Hannes Namberger super fit. Früh morgens startete er zur Watzmann-Traverse – und als er seine Uhr bei der Rückkehr an der Wimbachtalbrücke stoppte, zeigte sie 3 Stunden, 1 Minute und 53 Sekunden an. Das war eine Verbesserung der FKT um  5 Minuten. 



Wie beim Berliner Höhenweg bot auch diese FKT dem ehemaligen Rekordinhaber einen geeigneten Anlass, selbst nochmal einen Versuch zu unternehmen. Es dauerte gerade mal drei Tage, da war Palzer wieder vor Ort. Diesmal allerdings nicht „Unsupported“, sondern begleitet von einem Kamerateam. Und Palzer war phänomenal schnell: Nach nur 2 Stunden und 47 Minuten war er schon wieder am Ausgangspunkt, der Wimbachbrücke, zurück.

Wenn auch ein „Support“ bei einer so kurzen Strecke kaum eine echte Hilfe ist, werden die beiden Rekorde in unterschiedlichen Kategorien gewertet: Der von Anton Palzer bei „supported“ und der von Hannes Namberger bei „unsupported“.





Wonderland Trail (150km, 7300 Höhenmeter)

Stell Dir vor, Du rufst Deinen Freund an und fragst ihn, ob er Dich in zwei Wochen bei einem FKT-Versuch pacen kann. Nur, um von ihm zu erfahren, dass er auf der gleichen Strecke in einer Woche selbst einen FKT-Versuch vorhat. 

So geschehen auf dem Wonderland Trail. Die beiden Freunde: Dylan Bowman und Tyler Green. Tyler rief Dylan an, weil er ihn gerne bei seinem FKT-Versuch auf dem Wonderland Trail dabeigehabt hätte, und musste dann erfahren, dass Dylan schon längst seine Erkundungsläufe gemacht hatte und selbst einen FKT-Versuch geplant hatte. So wurde aus einer „geheimen Mission“ ein Zweikampf mit offenem Visier.

Der Wonderland Trail ist ein landschaftlich außerordentlich reizvoller Rundweg um den Mount Rainier, dem höchsten Berg des Bundesstaats Washington und einem der vielen Vulkane der Cascades. Der Wonderland Trail hat sich außerdem in den letzten Jahren als Mekka für FKT-Rekordversuche entwickelt. Der erste Rekord (20:53) wurde 2006 von Kyle Skaggs aufgestellt – dem legendären Läufer, der den Streckenrekord beim Hardrock 100 erstmal unter die 24-Stunden-Grenze drückte. Es dauerte ganze neun Jahre, bis Gary Robbins sich die FKT in 18:52 schnappte. Man dachte, das sei ein Rekord für die Geschichtsbücher, doch 2018 schaffte es Ryan Ghelfi, den Rekord weiter auf 18:27 zu reduzieren. 

Dylan Bowman hatte sich nach einem perfekten Jahr 2018 mit Siegen beim Tarawera 100 und beim UTMF sowie einem zweiten Platz beim TDS im Jahr 2019 von Verletzung zu Verletzung gehangelt: Knöchelbruch, Achillessehnen-Entzündung, Schulterverletzung aufgrund eines Fahrradunfalls. Das Jahr 2020 hatte verheißungsvoll angefangen mit einem Sieg beim Sean O’Brien und Platz 3 beim Transgrancanaria – doch dann kam Corona. Rennen wurden gecancelt, und die Ziele fehlten. Neuer Fokus: FKT auf dem Wonderland Trail. Und nun, am 19. August, stand Dylan Bowman am Cougar Rock Trailhead. Der Tag war wärmer als erwartet, und trotzdem konnte er schon auf der ersten Streckenhälfte einen großen Vorsprung auf den Rekord von Ryan Ghelfi herauslaufen. Auf der zweiten Streckenhälfte geisterte schon in seinem Kopf herum, dass sein Freund Tyler Green eine Woche später seinen Rekord jagen würde – es also wichtig war, alle Kraft dran zu setzen, noch ein paar Minuten rauszuholen. Am Ende verbesserte er die FKT um 1 ½ Stunden auf 16 Stunden und 59 Minuten.

Fünf Tage später stand Tyler Green am Trailhead des Wonderland Trail. Seine spezielle Motivation: Würde er es schaffen, eine neue FKT auf dem Wonderland Trail aufzustellen, dann würde er die FKTs auf allen drei „klassischen Loops“ in den Cascades halten. Seit 2018 hält er die FKT auf dem Timberline Trail rund um den Mt. Hood, und Anfang August 2020 stellte er eine FKT auf dem Loowit Trail um den Mt. St. Helens auf. Allerdings ist der Wonderland Trail mehr als doppelt so lang als die beiden anderen Loops. Ein zusätzliches Problem: Dylan Bowman hatte mit dem Upload auf Strava und auf die FKT-Seite sehr lange gewartet; erst am Morgen des geplanten FKT-Versuchs lagen Tyler Green die Splits von Dylan vor. Auch er hatte einen guten Tag – lief am Anfang geringfügig schneller als Dylan und konnte sich erst beim finalen Downhill zum Trailhead – virtuell – von Dylan absetzen. Schließlich war er 18 Minuten schneller, die FKT steht jetzt auf 16 Stunden und 41 Minuten.



Wer denkt, damit sei die Sache erledigt, sieht sich getäuscht. Denn direkt nach der (supported) FKT von Tyler Green startete eine echte unsupported FKT - Saison. Zunächst war es am 27. August Kris Brown, der den bestehenden Rekord auf 20 Stunden und 40 Minuten reduzierte. Aber auch seine Freude darüber währte nicht lange, denn Mark Hammond, Dritter beim Western States 2017 und 2018, verbesserte gut eine Woche später die unsupported FKT auf 19 Stunden und 48 Minuten

Der erst 26-jährige Ryan Montgomery, der in Seattle aufgewachsen ist und daher den Mt. Rainier gut kennt, wartete dagegen bis Anfang Oktober: Da sind die Temperaturen kühler – aber natürlich auch die Gefahr eines plötzlichen Kälteeinbruchs höher. Ein Glückspiel … Nach einer 60-Stunden Arbeitswoche brach er zum Mt. Rainier auf, kam erst spät am Trailhead an – und realisierte dort, dass er die falschen Batterien für seine Stirnlampe dabeihatte. Das fing ja gut an … Um mit möglichst kleinem Gepäck unterwegs sein zu können, verzichtete er auf ein Erste-Hilfe-Notfallset. Auch das war eine Fehlentscheidung, denn er machte auf der Runde einige Bauchlandungen, und bei einer davon zog er sich eine tiefe Wunde am Unterarm zu. Aufhören? No way! Nach 18 Stunden und 49 Minuten war er zurück am Campground, und hatte damit die FKT nochmal um eine Stunde verbessert. 





Pennine Way (420km, 10700 Höhenmeter)

Der Pennine Way ist ein Fernwanderweg, der sich entlang des „Rückgrats“ von England von Edale im Süden durch den Peak District, die Yorkshire Dales und den Northhumberland National Park bis nach Kirk Yetholm erstreckt und der als Fernwanderweg seit 1965 kontinuierlich begangen werden kann. Der Pennine Way ist in der Trail- und Ultrarunning Szene vor allem vom Spine Race bekannt.

Auf dem Pennine Way existierte aber auch einer der ältesten FKTs – oder in der britischen Terminologie: „records“. Im Jahr 1989 brauchte Fellrunning-Legende Mike Hartley 2 Tage, 17 Stunden und 20 Minuten für die 420km. Bislang konnte der Rekord nicht gebrochen werden.

Doch in diesem Sommer hatten zwei Läufer den Pennine Way in ihren Fokus genommen: John Kelly (USA), Barkley Finisher #15 und Sieger des diesjährigen Spine Race. Der lebt seit einiger Zeit in England und bringt die dortige Fellrunning-Szene ordentlich in Aufruhr. Außerdem: Damian Hall. Der hatte im Januar schon einen Winter-Rekord auf der Paddy Buckley Round in Wales aufgestellt. Ursprünglich hatten die beiden Läufer vor, den FKT-Versuch gleichzeitig zu starten: John Kelly von Süden aus, Damian Hall von Norden. Aber dann gab es Terminprobleme, und so war John Kelly der erste, der auf die Strecke ging. 

Die ersten 1 1/2 Tage blieb er gut in seinem Zeitplan. Doch dann kamen Magenprobleme, lange Pausen, er konnte kaum etwas essen bzw. bei sich behalten.  Der Vorsprung auf den Rekord schmolz immer mehr zusammen. Schließlich erreichte er Kirk Yetholm in 2 Tagen, 16 Stunden und 40 Minuten - 40 Minuten schneller als Hartley. Ein Rekord, der gleichzeitig im Rückblick zeigte, wie unglaublich die Leistung von Mike Hartley war. 

Eine Woche nach John Kelly ging dann Damian Hall auf die Strecke – wie geplant von Norden aus. Er hatte natürlich nun den „Vorteil“, die neue Rekordzeit zu kennen und seine Splits entsprechend anzupassen. Andererseits machte er es sich besonders schwer: Er wollte "carbon negative" unterwegs sein: Er verzichtete komplett auf tierische Produkte, versuchte jeglichen Plastikmüll zu vermeiden und er und seine Begleiter sammelten sogar beim Laufen noch Abfall. Dennoch brauchte er gerade mal 2 Tage, 13 Stunden und 35 Minuten für die Strecke von Kirk Yetholm nach Edale. Nochmal drei Stunden schneller als Kelly, dessen Rekord gerade mal neun Tage gehalten hatte – und der sich nicht nehmen ließ, Damian Hall in Edale zu empfangen. 

Von diesen beiden FKTs gibt’s einen sehr sehenswerten Film: Totally FKT.





Nächste Folge: Fastest Known Times #2 - Frauensache




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