von Sabine
Jetzt geht’s los – gerade mal 7 Monate nach der ersten gemeinsamen WM im Berglauf (WMRA) und Trailrunning (ITRA) fällt der Startschuss zur zweiten Austragung dieses Events. Und die Bedingungen könnten unterschiedlicher nicht sein: Im vergangenen November war es in Thailand heiß und feucht; bei der jetzigen WM in Innsbruck und im Stubaital liegt dagegen in den höheren Lagen immer noch Schnee – ein Überbleibsel des letzten Kälteeinbruchs Anfang Mai.
Hier eine kurze Vorschau auf die beiden Trailrunning-Wettbewerbe: Wer ist am Start, wer hat die größten Chancen?
Trail Short
Wann findet der Wettbewerb statt? Am Donnerstag, 8.6.2023. Start ist um 9:00.
Die Strecke: 45,2 km - +3.132 hm / -2.719 hm. Sie führt von Innsbruck ins Stubaital – von Innsbruck aus geht es zunächst mal nach Norden, auf halber Höhe unterhalb der Nordkette entlang, bevor die Strecke dann nach Süden dreht. Es folgt die Durchquerung des Inntals (sicherlich der langweiligste Teil der Strecke), dann der Aufstieg zur Mutterer Alm, zwischen den Kalkkögeln hindurch, über Kreuzjoch und Starkenburger Hütte und dann in einem rasanten Downhill hinunter nach Neustift im Stubaital.
Die Favoriten
Bei den Männern sind die drei Erstplatzierten des Vorjahrs (Stian Angermund, Francesco Puppi, Jonathan Albon) wieder am Start. Dazu kommen weitere hervorragende Läufer auf der Marathonstrecke wie Petter Engdahl, Davide Magnini, Frédéric Tranchand, Ruy Ueda, Seth Ruhling oder Thibaut Baronian. Die deutschen Läufer (Benedikt Hoffmann, Marc Dürr, Marcel Höche, Thomas Wanninger) dürften sich bei diesem starken Starterfeld schwertun, in die Spitze hineinzulaufen. Eine Top 10 Platzierung würde ich schon als großen Erfolg werten.
Auch in diesem Jahr hat das italienische Team große Chancen, die Teamwertung zu gewinnen. Ebenfalls stark sind die Franzosen einzuschätzen. Wenn ihre Top-Läufer gut durchkommen, hat auch das britische Team eine Chance auf einen Podiumsplatz bei der Teamwertung.
Bei den Frauen ist die Titelverteidigerin (Denisa Dragomier, ROU) in diesem Jahr nicht am Start, wohl aber die Läuferinnen, die im Vorjahr Platz 2 bis Platz 4 belegt haben (Barbara Macourová, CZE; Emilia Brangefält, SWE; Nuria Gil, ESP). Dazu kommen drei Läuferinnen, die ebenfalls super stark einzuschätzen sind: die Südafrikanerin Toni McCann, Caitlin Fielder (NZL) und Brittany Charbonneau (USA). Anders als bei den Männern besteht hier aber die Chance, auch eine deutsche Läuferin weit vorn zu sehen: Daniela Oemus wurde nach ihrem Sieg bei Zegama-Aizkorri nachnominiert. Auch wenn sie nach ITRA-Punkten lediglich auf Platz 27 der Starterinnen rangiert, ist dieser Wert aufgrund ihrer „Schwangerschaftspause“ Anfang letzten Jahres stark verzerrt. Viel wird davon abhängen, wie gut sie sich von Zegama-Aizkorri erholt hat. Außer ihr sind aus Deutschland Lena Laukner, Sarah Kistner, Dioni Gorla, Anja Kobs und Laura Hottenrott am Start.
Im letzten Jahr hat Spanien vor den USA und den Britinnen die Teamwertung gewonnen. In diesem Jahr sehe ich – zumindest von der Papierform – die US Amerikanerinnen in der Favoritenrolle. Aber auch Frankreich, Italien und Spanien sind Teams, die recht stark einzuschätzen sind.
Trail Long
Wann findet der Wettbewerb statt? Am Freitag, 9.6.2023. Start ist um 6:30.
Die Strecke: 84,9 km - +5.554 hm / -5.966 hm. Start ist in Neustift. Dann geht es zunächst mal in einer kleinen Schleife auf der Ostseite der Brennerspitze über die Milderaunalm und die Brandstattalm. Dann wieder zurück nach Neustift. Es folgt der große Aufstieg – zunächst zur Starkenburger Hütte und dann zum Seejöchl. Dann kurz hinunter zur Adolf-Pichler-Hütte, bevor der Trail nach Osten unterhalb der Kalkkögel entlang in Richtung Birgitzköpflhütte quert. Danach geht es zurück – aufwärts entlang der Abfahrtsstrecke der Olympiade 1976, auf der Rosi Mittermaier zu Gold fuhr. Vom Hoadlsattel geht’s runter zur Kemater Alm, dann wieder steil hoch zum Grieskogel und über dessen langen Grat hinunter – über das Hochplateau von Axams bis hinunter ins Inntal. Auf den letzten 20 Kilometern wartet noch der Anstieg Richtung Nordkette auf die mittlerweile sicher müden Läuferinnen und Läufer. Der höchste Punkt dieses letzten Anstiegs wird an der Achselbodenhütte erreicht, dann geht es hinunter über die Umbrüggler Alm und die Hungerburg nach Innsbruck.
Die Favoriten
Nach der verletzungsbedingten Absage von Jim Walmsley hat plötzlich ein Deutscher die Favoritenrolle: Hannes Namberger ist – zumindest von seinem ITRA Performance Index – an der Spitze des Starterfeldes. Hoffentlich hält Hannes dem Druck stand! Zwar tritt der Titelverteidiger (Adam Peterman, USA) in diesem Jahr nicht an, dafür kehren die Läufer, die im letzten Jahr die Plätze 2-8 belegt haben, auch in diesem Jahr wieder an: Nicolas Martin (FRA), Andreas Reiterer (ITA), Jose Fernandez (ESP), Aritz Egea (ESP), Thibaut Garrivier (FRA), Eric LiPuma (USA), Peter Frano (SVK). Es sollte daher ein richtig spannendes Rennen werden. Neben Hannes Namberger starten Florian Reichert, Adrian Niski und Alexander Dautel für Deutschland. Sie dürften es angesichts des hochkarätigen internationalen Starterfelds schwer haben, einen Platz in den Top 10 zu erzielen.
In der Teamwertung gab es im letzten Jahr einen Sieg der USA vor Frankreich und Spanien. In diesem Jahr sehe ich eigentlich Frankreich in der Favoritenrolle und Italein und Spanien als mögliche Anwärter für die weiteren Podiumsplätze. Ob die USA es nach dem Ausfall von Jim Walmsley auf das Podium schafft, ist eher unwahrscheinlich.
Das in der Breite vermutlich beste deutsche Team ist das Frauenteam für den Long Trail. Hier gehen mit Rosanna Buchauer, Ida-Sophie Hegemann, Marie-Luise Mühlhuber, Katharina Hartmuth und Eva Sperger fünf Läuferinnen an den Start, die alle großes Potential haben und es mit etwas Glück in die Top 10 (oder noch höher) schaffen könnten. Ein Sieg zu erringen, dürfte aber angesichts des Starts der Titelverteidigerin und Über-Dominatorin Blandine l’Hirondel schwierig sein. Aber wer weiß: Bei der WM im vergangenen Jahr in Thailand war Rosanna Buchauer Fünfte – und in diesem Jahr findet die WM in ihrer Wahlheimat statt, in der sie wahrscheinlich jeden Stein der Strecke persönlich kennt. Jedenfalls könnte es in dieser Disziplin in der Teamwertung für einen Podiumsplatz reichen – denn neben den extrem starken Französinnen und den starken Spanierinnen bilden die deutschen Läuferinnen vielleicht die leitungsmäßig dichteste Gruppe.
Was gibt’s sonst noch?
Neben den Trailrunning-Wettbewerben werden auch zwei Berglauf-Wettbewerbe ausgetragen: Der „Vertical“ (7,1 km – +1.020 hm), Start am 7.6. um 13:00 im Stubaital sowie der „Mountain Classic“ (Runde 1: 7,5 km – ±374 hm / Runde 2: 7,5 km – ±377 hm), Start am 10.6. um 10:00 in Innsbruck.
Live-Übertragung
Alle Rennen können übrigens live auf der Seite der Veranstalter verfolgt werden, und die Ergebnisse gibt’s hier.
Das deutsche Team - hier noch in "Wartestellung". Foto: Berglauf&Trailrunning Team D. |
Kommentare
Kommentar veröffentlichen