TRAILRUNNING: RÜCKBLICK 2022


 

von Sabine 

Das Jahr ist jetzt schon ein paar Tage alt – und deshalb ist Zeit für den mittlerweile schon obligatorischen Rückblick auf das Trailrunning-Jahr 2022. 

Zunächst einmal war 2022 – so sehr es auch von Krieg und Krisen dominiert war – das erste Jahr, in dem im Sport nach der langen Corona-Durststrecke wieder etwas mehr Normalität eingekehrt ist. Die meisten Rennen fanden wieder an ihrem „traditionellen“ Termin statt, es gab kaum noch Verschiebungen oder Ausfälle. Und wenn es denn Verschiebungen gab – wie im Fall vom Transvulcania – dann hatte dies andere Gründe. 

Nach der Fusion von UTMB und Ironman im Mai 2021 war es war interessant zu beobachten, wie die Eliteathleten auf das neue „by UTMB“-Imperium reagieren. Und dann gab es im Dezember noch eine Ankündigung, die mich hoffnungsvoll stimmt. 

Aber jetzt mal der Reihe nach … 

 

TRAILRUNNING - ZAHLEN UND FAKTEN 

Mit den Zahlen ist es im Trailrunning immer noch schwierig: Anders als im Ultrarunning gibt es keine durchgängige Datenbank, in der alle Rennen und Ergebnisse verzeichnet sind. Allerdings stimmen die Aktivitäten der ITRA zuversichtlich. Nach der personellen Trennung in den Leitungsstrukturen zwischen ITRA und UTMB kümmert sich die ITRA vermehrt und nachvollziehbar darum, den Sport wirklich vorwärts zu bringen und nicht nur zu kommerzialisieren. Und dennoch: Wer die Frage beantworten will, wie es nach den Covid-Jahren 2020 und 2021 hinsichtlich der Veranstaltungen und der Zahl der LäuferInnen bestellt ist, kann – wenn überhaupt - nur grobe Anhaltspunkte beim Ultratrail finden – und das über die Seite der Deutschen Ultramarathon Vereinigung.

Und dort sieht es so aus, dass in Deutschland und Europa die Zahl der Rennen und der erbrachten Leistungen wieder nahe an den Jahren vor Corona liegt, weltweit aber noch weit dahinter. Die „Bremse“ ist hier vor allem China, wo sich 2017-2019 gerade die Trailrunning-Begeisterung entwickelte, um dann von der Zero-Covid Politik der chinesischen Regierung erstickt zu werden: Viele Veranstaltungen konnten erst gar nicht stattfinden; gleichzeitig verzichteten viele chinesische Sportler auf jede überflüssige Reise, weil die immer mit der Gefahr verbunden war, in einem Quarantäne-„Hotel“ zu enden. 

Doch unabhängig von Covid: Es zeichnet sich ab, dass der unglaubliche Trailrunning-Boom der Jahre 2012-2019 nun in einem Plateau ausläuft, sich der Sport also eher in einer Konsolidierungsphase als in einer Wachstumsphase befindet. Gleichzeitig haben sich die Traildistanzen von Marathon und darunter mittlerweile fest etabliert: Kaum eine Veranstaltung bietet nur Ultra-Trails an, und gerade jüngere AthletInnen starten erst mal auf den kürzeren Distanzen, um sich dann ggf. hin zu längeren Distanzen zu entwickeln. Das stimmt hoffnungsvoll, weil damit die Zahl der Überlastungsverletzungen – durch Übertraining und vor allem Über-Racing – zurückgehen sollte. 

Schauen wir nun zuerst mal auf die besten AthletInnen dieser Saison. 

 

TRAILLÄUFER / TRAILLÄUFERIN DES JAHRES, INTERNATIONAL 

Selten war es für mich so klar, wer für mich Trailläuferin und Trailläufer des Jahres werden würde. In diesem Jahr sind es zwei etablierte Sportler, die ganz besondere Leistungen gezeigt haben. Doch ihnen auf den Fersen sind meine Newcomer des Jahres 2021. 

Männer: 

  1. Kilian Jornet: Früher ist mir die Kilian-Manie oft gewaltig auf den Senkel gegangen. Aber in diesem Jahr steht Kilian ganz eindeutig an der Spitze. Vielleicht auch, weil man in den letzten Jahren den Eindruck bekam, dass er sich jetzt langsam zur Ruhe setzten würde. Aber in der Saison 2022 zeigte er wieder einmal seine Vielseitigkeit – und auch gute Aktionen außerhalb der Sportveranstaltungen. Kilian hatte einen super Saisonstart mit seinem Sieg beim hervorragend besetzten Zegama-Aizkorri, bei dem er den Streckenrekord von Stian Angermund Vik um gut 8 Minuten unterbot. Danach folgte ein großer Kampf mit Francois d‘Haene beim Hardrock mit Sieg in neuem Streckenrekord. Danach wechselte Kilian wieder auf die kürzere Strecke: Vierter Platz beim Sierre-Zinal – da stellte sich die Frage, ob er den Hardrock vielleicht noch nicht ganz „verdaut“ hatte. Was jedoch erst später bekannt wurde: Kilian erkrankte kurz nach dem Sierre Zinal an Covid – vielleicht hatte er das Virus beim Wettkampf schon im Körper. Es blieb im August zunächst unklar, ob er zwei Wochen nach dem Sierre-Zinal überhaupt beim UTMB starten könnte – aber er startete. Und lieferte sich einen super Fight, zunächst mit Jim Walmsley, dann mit Mathieu Blanchard. Schließlich siegte er in Rekordzeit, unter 20 Stunden! Kilian ist für mich aber auch deshalb Trailrunner des Jahres, weil er auch abseits der Trails einiges bewegt hat: Gemeinsam mit der Schuhmarke Camper hat er die Firma NNormal gegründet, ein neues Label, das sich vor allem Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat. Und kurz vor Weihnachten hat er mit einigen anderen AthletInnen die Initiative ergriffen und eine Athletenvereinigung gegründet, die endlich ein Gegengewicht gegen die Sportartikel-Hersteller und Großveranstalter bilden könnte, die bislang das Trailrunning dominieren. 
  2. Adam Peterman: Im letzten Jahr war er für mich DER Newcomer. Und er hat in diesem Jahr gezeigt, dass er nicht nur in einer Saison was reißen kann. Nach einem Sieg beim Chuckanut 50k startete er beim Canyons 100k und löste dort das Golden Ticket für den Western States 100. Und gleich bei seiner Premiere beim Western States hat er dieses Rennen gewonnen – gegen Routiniers wie Hayden Hawks oder Tyler Green. Und er entschied sich gegen den UTMB, sondern wählte die Weltmeisterschaft als letzten Wettbewerb der Saison. Das finde ich eine beachtenswerte Entscheidung! Und seine Entscheidung hat sich ausgezahlt: Er siegte auf der Langstrecke. Wieder einmal. Denn jedes Trailrennen, bei dem er bislang gestartet ist, hat er auch gewonnen! 
  3. Mathieu Blanchard: Schon im letzten Jahr war mir der in Montreal lebende Franzose aufgefallen, als er beim UTMB hinter Francois d’Haene und Aurelien Dunand-Palaz Dritter wurde. Aber in dieser Saison sattelte er noch was drauf: Nach zwei soliden Läufen beim MIUT (Platz 4) und Lavaredo (Platz 5) forderte er beim UTMB niemand anderen als Kilian Jornet heraus. Zwar gewann Kilian diesen Zweikampf, aber Blanchard hat einmal mehr aufblitzen lassen gezeigt, was er im Wettkampf leisten kann. 

 

Frauen: 

  1. Courtney Dauwalter: Eigentlich könnte man sagen: Courtney hat 2022 drei Siege eingefahren. Aber das haben auch andere Läuferinnen geleistet. Es war vielmehr die Souveränität ihrer Siege. Oftmals wird in der Frauenkonkurrenz bemängelt, dass die Konkurrenz weniger stark sei als bei den Männern. Wer aber die drei Siege der Saison jeweils mit Streckenrekord gelaufen ist, braucht solche Diskussionen nicht zu fürchten. Außerdem hat mich beeindruckt, dass Courtney den Mut hatte, alle drei Ultra-Rennen außerhalb des UTMB-Zirkus zu laufen. Zunächst gewann sie beim MIUT – zum zweiten Mal nach 2019 – und verbesserte dabei den Streckenrekord von Caroline Chaverot (2016) um 20 Minuten. Dann startete sie beim Hardrock 100, den sie im letzten Jahr abbrechen musste – siegte und verbesserte den Streckenrekord von Diana Finkel (2009) um über eine halbe Stunde. Eigentlich sogar um mehr, denn der Rekord von 2009 wurde gegen den Uhrzeigersinn gelaufen, dieses Jahr lief man im Uhrzeigersinn, und da stand der Rekord bei 28 Stunden und 32 Minuten. Courtney brauchte gerade mal 26 Stunden und 45 Minuten. Den am meisten beindruckende Sieg erreichte sie jedoch bei der Diagonale des Fous auf der französischen Insel La Reunion. Dort unterbot sie den Streckenrekord von Andrea Huser um fast 2 Stunden. War sonst noch was in der Saison 2022? Ja, sie startete in Zegama und landete dort auf einem sehr respektablen 10. Platz, obwohl Zegama für ihren Geschmack sicher viel zu kurz ist. Und: Sie stellte eine neue Overall FKT auf der Collegiate Loop auf. Davon werde ich später noch berichten. 
  2. Nienke Brinkman: Sie war für mich im vergangenen Jahr Newcomerin des Jahres. Und sie zeigte in diesem Jahr, dass sie kein „one season wonder“ ist. Sie startete abseits der Trails im April beim Marathon in Rotterdam mit einem neuen niederländischen Rekord: 2 Stunden, 22 Minuten. Dann stieg sie in die Golden Trail World Series ein und siegte beim Klassiker in Zegama mit fantastischem Streckenrekord (18 Minuten schneller als der Rekord von Maite Maiora), dann legte sie wieder eine Trail-Pause ein und bereitete sich auf die EM in München vor, wo sie beim Marathon einen hervorragenden 3. Platz in 2:28:52 belegte. Schließlich holte sie sich ihr „Ticket“ zum Finale der Golden Trail Series mit Siegen bei den beiden US-amerikanischen Austragungsorten (Pikes Peak und Flagstaff) und dominierte zum Abschluss auch das Grand Final der GTWS in Madeira. Eine rundum gelungene Saison! 
  3. Blandine l’Hirondel: Die 31-Jährige hatte schon in den vergangenen Jahren Erfolge, so gewann sie beispielsweise 2019 bei der WM in Portugal und 2021 beim OCC. Aber 2022 war das Jahr ihres Durchbruchs. Erster großer Erfolg war der Europameistertitel in El Paso, Spanien. Dann folgte ein beeindruckender Sieg beim CCC, bei dem sie den bisherigen Streckenrekord von Miao Yao um 17 Minuten verbesserte. Und schließlich startete sie bei der Weltmeisterschaft in Thailand, und siegte dort auf der Langstrecke klar vor Ida Nilsson und Gemma Arenas. 

 

TRAILLÄUFER / TRAILLÄUFERIN DES JAHRES, NATIONAL 

In diesem Jahr haben mich vor allem die Leistungen der deutschen Frauen begeistert und manchmal echt überrascht. Sie haben sich auf internationalem Parkett besser präsentiert als die deutschen Männer, wenn man mal von Hannes Namberger absieht. 

Frauen: 

  1. Rosanna Buchauer: Leider hat man Rosanna in den letzten Jahren oft übersehen – vielleicht weil sie in Tirol lebt und arbeitet? Zu Unrecht, denn sie zeigte in den letzten Jahren immer wieder sehr gute Leistungen. In der Saison 2022 passte aber alles zusammen: Nach einem zweiten Platz beim Hochkönigman Skyrace und dem Sieg beim Kaiserkrone Marathon Trail gewann sie den Eiger Ultra Trail E51 – mit neuem Streckenrekord (drei Minuten schneller als Michela Segalada 2018). Damals sagte sie, sie habe einen dieser „seltenen Flow-Tage“ gehabt, an denen alles zusammenpasst. Doch das war nicht ihr letzter Flow-Tag: Ende August stand sie an der Startlinie des CCC – und wurde Fünfte! Das beste Ergebnis einer deutschen Athletin, das jemals beim CCC erzielt wurde. Damit nicht genug: Rosanna vertrat Deutschland auf der Langstrecke der Weltmeisterschaft in Thailand – und erreichte auch hier einen hervorragenden fünften Platz. Eine deutsche Athletin, die das internationale Parkett nicht fürchtet – und nicht fürchten muss! 
  2. Daniela Oemus: DAS Comeback 2022 – denn nach einem hervorragenden 4. Platz beim Mont Blanc Marathon 2021 konnte Daniela Oemus im 2. Halbjahr 2021 kein Rennen bestreiten – wegen Schwangerschaft. In den ersten Monaten 2022 postete sie Bilder, bei denen sie hochschwanger wandernd unterwegs war. Danach – nach Geburt ihrer Tochter im März – sah man sie mit dem Baby-Jogger. Und im Juli war sie schon wieder so fit, dass sie beim Eiger Ultra E51 den dritten Platz belegte! Dann stieg sie – so spät wie keine andere Athletin - in die Golden Trail National Series ein: Sieg beim Pitz Alpine P30 und beim MUZ30 in Mayrhofen – und dann holte sich den Gesamtsieg der National Series mit einem Sieg beim Rennsteig Herbstlauf. Damit löste sie das Ticket zum Finale der Golden Trail World Series auf Madeira – nochmal 5 Rennen an 5 Tagen. Hier belegte sie schließlich den 13. Gesamtrang. Habe ich was vergessen? Ja, zwischen den Rennen der GTNS schob sie auch noch den OCC ein: Hier kam sie in einer starken internationalen Konkurrenz auf Platz 14. Ein super Jahr! 
  3. Katharina Hartmuth: Sie hat sich in den letzten Jahren immer mehr hin zu den langen Ultrastrecken orientiert … und die scheinen der 27-Jährigen richtig gut zu liegen. Das zeigte sie schon im Frühjahr mit einem Sieg beim Swiss Canyon 81k, vor allem aber mit ihrem Sieg beim Eiger Ultra Trail E101. Danach ging es zum TDS, wo sie den dritten Platz erreichte. Dazwischen finishte sie auch noch den Gigathlon – eine Kombination aus Schwimmen, Landschaftslauf, Rennrad, Mountainbike und Trailrun – und wurde Dritte. Und sie hatte auch noch Zeit für eine FKT – die Solo 11 Peaks im Schweizer Jura. Was für eine Saison! 

 

Männer: 

  1. Hannes Namberger: Nach einem fast perfekten Jahr 2021 war 2022 für Hannes ein Jahr mit vielen Höhen und Tiefen. Im Frühjahr startete er mit einem 2. Platz beim Trail Acantilados del Norte auf La Palma und einem Sieg auf den Penyagolosa Trails. Dann erwischte ihn Covid und brachte den Rennkalender durcheinander. Statt – wie geplant – den Mozart 100 zu rennen, ging er etwas später beim Lavaredo Ultra Trail an den Start: Wieder gelang ihm der Sieg, wieder war es ein spannendes Rennen, diesmal mit dem Schweizer Gian Machet Schicktanz. Hannes war sogar 6 Minuten schneller als 2021. Aber er brachte von diesem Rennen Sehnenprobleme im Fuß mit, konnte fast den ganzen Juli nicht richtig trainieren. Nicht die beste Voraussetzung für den UTMB: Dort war es dann jedoch ein Sturz, der letztlich zum DNF brachte. Danach folgte langsam der Wiederaufbau. Auf für ihn ungewohnt kurzer Strecke belegte er beim Pölventrail im Rahmen der Tour de Tirol den zweiten Platz hinter Thomas Roach. Er wurde für die WM in Thailand nominiert – aber dann machten ihm wieder Verletzungsprobleme einen Strich durch die Rechnung. Schließlich konnte er das Jahr dann doch positiv abschließen, mit einem 1. Platz (gemeinsam mit Dmitry Mityaev) beim Ultra Trail Cape Town. Fazit: Wenn Hannes gesund und unverletzt ist, kann ihm kein anderer deutscher Läufer das Wasser reichen. Wir hoffen daher auf eine verletzungsfreie Saison 2023! 
  2. Alexander Westenberger: Der 27-Jährige ist endlich mal wieder ein Talent auf den ultralangen Strecken … und solche Talente haben wir in Deutschland eher selten. Alexander startete in die Saison 2022 mit einem Sieg beim Ultra Trail Fränkische Schweiz. Danach gewann er den K110 beim Innsbruck Alpine Trail Festival und den Großglockner Ultratrail. Und im September belegte er bei seinem ersten Lauf über mehr als 100 Meilen beim Adamello Ultra Trail ebenfalls den 1. Platz. Vier Rennen – vier Siege: besser kann es kaum laufen! 
  3. Benedikt Hoffmann: Bewundernswert ist bei ihm die enorme Vielseitigkeit. Er fühlt sich auf kurzen wie langen Trail wohl, läuft Marathons und Ultras auf der Straße – und er ist immer für einen vorderen Platz gut. Sein Jahr startete im Schnee, beim Arosa Snow Run (16 km), mit einem Sieg. Weiter ging es mit einem 2. Platz beim Eco Trail Paris (80 km). Dann startete er bei der Deutschen Meisterschaft über 50 km – einem Straßenrennen – und wurde Dritter. Ebenfalls den 3. Platz belegte er beim Mozart 100. Nach einem Bänderriss im Juni schaffte er bei den Davos X-Trails den Sieg über 23 km. Dann ging es nach Chamonix zum OCC – und zu einem Ärgernis: Da er sich außerhalb der Erfrischungszone eine Flasche Wasser gegriffen hatte, wurde ihm eine 30-minütige Zeitstrafe aufgebrummt. Trotz dieser Zeitstrafe kam er auf Platz 19 … ohne diese Dummheit wäre er mit Sicherheit in die Top 10 gekommen! Diese Scharte wetzte er dann umgehend aus mit einem 3. Platz beim Wildstrubel 50. Bei den deutschen Meisterschaften im Berglauf erreichte er den zweiten Platz (in einem harten Fight gemeinsam mit Lukas Ehrle). Bei den Europameisterschaften über 50 km erreichte er den 12. Platz und den 3. Platz in der Teamwertung. In Thailand wurde er bei der WM auf der Langstrecke Achtzehnter. Und den Jahresabschluss bildete ein zweiter Platz beim Trailmarathon SaintéLyon, einem der größten Trail-Events Europas mit mehr als 3000 Startern. Was für ein Wettkampfkalender! 

 

NEWCOMER DES JAHRES

Es war deutlich schwieriger als letztes Jahr, die Newcomer des Jahres zu benennen. Denn mir fiel kein Athlet und keine Athletin auf, die ähnlich wie im Vorjahr Adam Peterman oder Nienke Brinkman aus dem Nichts kamen und praktisch jedes Rennen gewannen, bei dem sie antraten. Trotzdem gibt es einen Athleten und eine Athletin, die ich so weit vorn nicht erwartet hätte – und die ich in der nächsten Saison nochmal genauer beobachten werde: 

Allie McLaughlin: Allie fiel mir auf, als sie bei den Etappen 1 und 5 beim Finale der GTWS Nienke Brinkman in die Schranken wies. Dabei hatte sie schon vorher ihr Talent gezeigt: Platz 2 hinter Sophia Laukli beim Broken Arrow Skyrace (26 km), Platz 6 beim OCC, Platz 4 beim Pikes Peak Ascent hinter Nienke Brinkman, Maude Mathys und Sophia Laukli, Platz 3 beim Flagstaff Sky Peaks (26 km) – noch vor Maude Mathys. Und eine Woche nach dem GTWS-Finale auf Madeira gewann sie bei der Weltmeisterschaft in Thailand den Classic Uphill und wurde Dritte beim Classic up&down. Auch wenn die 31-Jährige bislang hauptsächlich im Berglauf startete – sie kann auch Trailrunning und könnte da in den nächsten Jahren noch für Überraschungen sorgen. 

Andreu Blanes Reig: Der Spanier - "gelernter" Orientierungsläufer - hatte bislang im Trailrunning eher mittelmäßige Leistungen auf seinem Konto. Dann kam der Sierre-Zinal: Da stürmte der 31-Jährige auf den 2. Platz und hängte dabei die gesamte kenianische Berglauf-Elite und Trailrunning-Größen wie Kilian Jornet und Remi Bonnet ab. Dann stellte sich heraus, dass der Sieger, der Kenianer Mark Kangogo unerlaubte Dopingmittel im Blut hatte – ihm wurde konsequenterweise der Sieg aberkannt und er wurde für 4 Jahre gesperrt. Damit ist Andreu Blanes Reig offizieller Sieger des Sierre-Zinal. Dass das keine einmalige Leistung war, zeigte Andreu Blanes Reig im November bei den Weltmeisterschaften in Thailand: Dort belegte er beim Classic up&down als bester Europäer den 6. Platz. 

 

BESTE PERFORMANCE

Hier geht es mir um eine Performance, die exzellent war, ohne dass die Gesamtleistung in der Saison den Athleten / die Athletin auf die Bestenliste bringen würde: 

Petter Engdahl, CCC: Der Schwede scheint in Chamonix in seinem Element zu sein, so auch schon letztes Jahr bei seinem Platz 3 beim OCC. Seine Gesamtsaison verlief alles andere als schlecht, mit Siegen beim ZUT Supertrail und beim Transvulcania. Beim diesjährigen CCC lief er von Anfang an der Spitze, siegte schließlich mit neuem Streckenrekord: Den Streckenrekord von Thibaut Garrivier aus dem Vorjahr pulverisierte er regelrecht, verbesserte ihn um 30 Minuten und lief damit erstmals unter 10 Stunden. 

Ruth Croft, Western States: Vor dem Western States hatte Ruth Croft nur ein kleines Trailrennen in Neuseeland bestritten. Auch die direkte Vorbereitung auf den Lauf war nicht ideal, da Ruth sich Covid eingefangen hatte und es nicht klar war, ob sie rechtzeitig wieder fit werden würde. Aber das wurde sie: Sie setzte sich in einem hochklassigen Feld durch, gewann den Western States und lief mit 17:21:30 die drittbeste jemals gelaufene Zeit – nur Ellie Greenwood (16:47:19, 2012) und Beth Pascall (17:10:42, 2021) waren schneller. Wobei man hier anmerken muss: 2012, beim Streckenrekord von Ellie Greenwood, war es mit Höchsttemperaturen um 22°C bedeutend kühler als 2022, wo die Höchsttemperatur 36°C betrug. Daher würde ich die Zeit von Ruth Croft ähnlich stark einschätzen wie die von Ellie Greenwood. 

 

WORLD MOUNTAIN AND TRAIL RUNNING CHAMPIONSHIPS

Ein großer Erfolg war World Mountain and Trail Running Championships (WMTRC) in Thailand, die im November 2022 nach zweimaliger Covid-bedingter Verschiebung ausgetragen werden konnte und die von der International Trail Running Association (ITRA), der World Mountain Running Association (WMRA) und der International Association of Ultrarunners (IAU) gemeinsam ausgerichtet wurde. Erstmals gab es Wettbewerbe auf zwei Trail-Distanzen (40 km und 80 km), die neben den Berglauf-Wettbewerben stattfanden. Die Veranstaltung erregte daher sehr viel mehr Aufmerksamkeit als die Einzel-WMs früherer Zeiten – und zogen auch mehr Top-Sportler an als früher. Die gemeinsame WM, die in Zukunft in zweijährigem Turnus stattfinden soll, wird aufgrund der diesjährigen Verschiebung schon im nächsten Jahr stattfinden, und zwar vom 6.-10. Juni in Innsbruck. Dann wird sich zeigen, ob die Veranstaltung auch dann viele Top-AthletInnen anzieht, wenn sie mitten in der Wettkampf-Saison stattfindet. 

 

GOLDEN TRAIL SERIES

Wenn wir gerade beim Thema Wettkampf-Saison sind: Die Golden Trail Series findet 2023 zum fünften Mal statt (2020 gab es wegen der Corona-Restriktionen ja „nur“ das Etappenrennen auf den Azoren) und hat einen großen Einfluss auf den Trailrunning-Sport. Zum einen ist es der Verdienst dieser Serie, dass der Fokus beim Trailrunning nicht mehr nur auf den Ultratrails liegt, sondern Trailstrecken zwischen Halbmarathon- und Marathondistanz sportlich „salonfähig“ wurden. Außerdem hat man es bei diesen Rennen geschafft, live-Übertragungen von der Strecke einzurichten und damit Trailrunning in die Wohnzimmer der Fans zu bringen. Mittlerweile ist die GTWS auch in Sachen Preisgelder Spitzenreiter: Mit insgesamt 300.000 Euro Preisgeld hat die GTWS der Skyrunner World Series den Rang abgelaufen. Dazu kommen noch die Golden Trail National Series, die sich nach und nach formiert haben und die ein Sprungbrett für junge Talente darstellen – denn die drei Bestplatzierten der nationalen Serien dürfen mit zum Grand Final der World Series. Es sind keine Massen von LäuferInnen, die sich in der GTWS batteln, man kann sie an 2-3 Händen abzählen. Aber der GTWS ist es gelungen, nun schon mehrere Jahre hintereinander die Besten auf den kürzeren Trailstrecken für das Format zu interessieren. 

Im vergangenen Jahr wurde die GTWS von Remi Bonnet und Nienke Brinkman dominiert. Beide haben bei den zwei US-amerikanischen Rennen (Pikes Peak und Flagstaff) die Grundlage für den Gesamtsieg gelegt und dann im Grand Final auf Madeira das beste Gesamtergebnis abgeliefert. Bei der GTNS GER/AUT/CH waren es der in Innsbruck lebende Brite Thomas Roach und Daniela Oemus, die sich mit überzeugenden Leistungen bei den Qualifikationsrennen und beim nationalen Finale (Rennsteig Herbstlauf) den Gesamtsieg sichern konnten. Und beim Grand Final auf Madeira präsentierten sich die beiden ebenfalls gut: Roach erreichte in der Gesamtwertung Platz 6, Daniela Oemus Platz 13. 

Für das kommende Jahr stehen die Austragungsorte für die GTWS schon fest: Neben den „Klassikern“ Zegama, Mont Blanc Marathon, Dolomyths, Sierre-Zinal und Pikes Peak wird der Mammoth 26k als einziges Rennen aufgenommen, das noch nie Bestandteil der GTWS war. Das Finale findet 2023 beim „Golfo Dell’Isola Trail Race“ an der italienischen Riviera statt. Auch die Austragungsorte der GTNS GER/AUT/CH stehen fest: Den Auftakt macht erstmals der Alpenstadt City&Trail, gefolgt vom ZUT (Garmisch-Partenkirchen Trail), dem Gornergrat Run beim Zermatt Marathon, dem P30 beim Pitz Alpine und dem Klassiker Sierre Zinal. Das Finale bildet der MUZ30 beim Mayrhofen Ultraks im Zillertal. 

 

UTMB 

2022 war das letzte Jahr, in dem die Qualifikation für den UTMB nach den bisherigen Regularien erfolgte. Ab 2023 haben für die „Normalläufer“ nur noch die Running Stones als Eintrittskarte für die Lotterie Gültigkeit. Für die Eliteläufer verändert sich aber noch mehr: Während man bislang automatisch für den UTMB/CCC/OCC qualifiziert war, wenn der ITRA Performance Index einen bestimmten Wert überschritt (Männer: 800, Frauen: 670), gibt es für die Eliteläufer ab 2023 ein reines „Golden-Ticket“-System: Um sich automatisch für das Finale in Chamonix zu qualifizieren, müssen die Athleten in den 15 Monaten davor mindestens ein World Series Event bestritten haben und dort in den Top 3 gelandet sein. Oder man startet bei einem der drei UTMB World Series Major Rennen und erreicht dort die Top 10. Ob es eine automatische Qualifizierung für die Top Läufer aus dem vorherigen UTMB/CCC/OCC gibt – ähnlich wie beispielsweise beim Western States – dazu findet man in den Regularien nichts. 

Alle Rennen der UTMB World Series, die seit Ende Mai 2022 ausgetragen wurden, waren nach den neuen Regeln also Qualifikationsrennen für das Finale in Chamonix 2023. Bislang war das Interesse der Elite Läuferinnen allerdings eher verhalten. Von den 10 derzeit besten Läufern (100 Meilen Distanz laut ITRA Ranking) wären bislang für den UTMB 2023 nur Adam Peterman (Sieg beim Western States 2022) und Jiaju Zhao (Sieg beim Doi Inthanon Thailand) qualifiziert. Bei den Top 10 der Frauen wären Ruth Croft und Alisa Macdonald qualifiziert (über den Western States 2022) sowie Ragna Debats (Sieg beim Nice Cote d’Azur 2022) und Luzia Buehler (Platz 2 beim Istria 100). Katie Schide, die Siegerin beim UTMB 2022, wäre dagegen laut Regelwerk bislang nur für den CCC qualifiziert (über ihren Sieg beim Val d’Aran CDH). Sicher: Mancher Läufer bzw. manche Läuferin mag eher einen UTMB World Series Wettbewerb im 1. Halbjahr 2023 auswählen, aber gerade auf der Langstrecke ist das gar nicht so einfach, schließlich schaffen es nur wenige AthletInnen, bei zwei 100 Meilern innerhalb weniger Monate Höchstleistungen zu bringen. 

Das neue Elite-Qualifikationssystem scheint mir auch fragwürdig, wenn ich mir die Ergebnisse des ersten UTMB World Series Majors beim Doi Inthanon Thailand anschaue. Dort liegen die ITRA-Performance Indizes der Top 10 Männer (die damit automatisch qualifiziert sind) zwischen 909 und 741 – vier Läufer dieser Top 10 haben einen ITRA Performance Index von weniger als 800, hätten also bislang nicht zur Elite gezählt. Bei den Frauen ist es ähnlich: Hier liegt der Performance Index bei den Top 10 zwischen 727 und 597, nur die ersten drei hätten es über die bisherige Schwelle von 670 Indexpunkten geschafft. 

Bei den anderen Events der UTMB World Series zeigt sich ein ähnliches Bild: Auch hier sind unter den Top 3 häufiger Läufer und Läuferinnen, die man anhand ihrer Index-Punkte bislang nicht zur Weltelite gezählt hätte. Rühmliche Ausnahmen sind der Western States und der Lavaredo Ultra Trail, aber bei diesen Rennen ist traditionell die Leistungsdichte an der Spitze sehr hoch. 

Die Organisatoren der UTMB World Series scheinen das Problem erkannt zu haben und haben jetzt – ohne große Ankündigung – die Selektion der Elite-Athleten um einen weiteren Punkt erweitert: Wer ein Rennen der UTMB World Series gelaufen ist, sich aber nicht direkt qualifiziert hat, kann dennoch auf eine Qualifikation auf Basis des UTMB Performance Index der jeweiligen Streckenkategorie hoffen. Denn für jedes Rennen (UTMB/CCC/OCC) gibt es nochmal 100 Slots (50 Frauen/50 Männer), die auf Basis ihres Performance Index ausgewählt werden. Das Ganze läuft unter dem Namen „Second Chance Selection“. Schaut man sich diese Listen an (deren Zusammensetzung sich nach jedem „by UTMB“ Rennen ändert), so sieht man auch hier Läuferinnen und Läufer auf der Liste, die die ursprüngliche Definition von „Eliteläufer“ bei weitem nicht erfüllen. Das wird sich aber vermutlich im 1. Halbjahr 2023 ändern, denn dann wird jedes „by UTMB“-Rennen weitere Läuferinnen und Läufer in diese Liste spülen. 

Das alles mögen Anfangsschwierigkeiten und Kinderkrankheiten des neuen Qualifikationssystems sein, manche davon kann man vielleicht auch von Seite des UTMB ausräumen. Aber derzeit stellt es sich so da, dass die UTMB World Series zwar mit Gewissheit zur Gewinnmaximierung beitragen wird, nicht aber zur Maximierung der Leistungsdichte beim Finale in Chamonix. 

Unabhängig vom Thema „Qualifikation“ gab es 2022 in der UTMB World Series einiges, was sauer aufgestoßen ist: 

  • Trotz der „Gleichschaltung“ der Events hinsichtlich ihres Medienauftritts etc. gibt es kein einheitliches Preisgeld für die Bestplatzierten. Manche Events, die früher Preisgeld boten, zahlen jetzt keine Preisgelder mehr, während es bei anderen (z.B. Speedgoat) Preisgelder gibt. Im Fall Speedgoat haben sich die Preisgelder allerdings mehr als halbiert – von einer Gesamtsumme von 16000$ (vor UTMB) auf derzeit 7000$. 
  • Gleichzeitig wird ab 2023 die Regel, dass die Eliteathleten einen freien Startplatz bekommen, abgeschafft. Sie müssen ab sofort für ihre Startnummer zahlen
  • Auch das Thema „Gender Equality“ scheint beim UTMB noch nicht so richtig angekommen zu sein: Beim UTMB 2022 gaben die Organisatoren bekannt, dass in den Verpflegungsstationen die 10 bestplatzierten Männer sowie die 5 bestplatzierten Frauen einen separaten Bereich bekommen, damit sie möglichst wenig von anderen AthletInnen gestört werden. Die Veranstalter argumentierten, dass das Feld der Frauen weiter auseinandergezogen sei und nicht die gleiche Leistungsdichte zu erwarten sei wie bei den Männern. Dabei übersahen sie aber, dass die Spitze der Läuferinnen zu einem Zeitpunkt an die Verpflegungsstationen kommen, wo sich schon etliche Läufer dort tummeln, während die Spitzenläufer sowieso in menschenleere Verpflegungsstationen einlaufen. Gerade für die Läuferinnen wäre es daher wichtig, einen separaten Verpflegungsbereich zu haben, um ähnliche Bedingungen vorzufinden wie die Männer. Dem lautstarken Protest seitens der Athletinnen gaben die Organisatoren nach und ließen schließlich auch für die 10 besten Läuferinnen zu, dass sie den separaten Verpflegungsbereich nutzen. 

Das sind nur die Beispiele, die zeigen, dass die Fusion Ironman-UTMB und die hermetische UTMB World Series für die Elite AthletInnen nicht nur Vorteile bringt – die Freizeitläufer spüren vor allem steigende Startgebühren und Nachteile beim Zugang zu den Startplätzen, wenn man sich nicht der UTMB World Series verschreibt. 

Daher überrascht nicht, dass man in Podcasts und sonstigen Medien kritische Stimmen hinsichtlich des UTMB hört. Der High Lonesome 100, ein 100 Meilen Rennen in Colorado, hat sich sogar zu einem sehr drastischen Schritt entschlossen: Er lässt Rennen der UTMB World Series nicht mehr als Qualifikationsrennen zu.  

 


Nun kann man natürlich die berechtigte Frage stellen, ob ein solches Rennen mit 100 Teilnehmern wirklich etwas bewegen kann, und ob die Organisatoren des UTMB kritische Stimmen überhaupt wahrnehmen. Da könnte es sinnvoller sein, wenn sich die Eliteläufer zusammenschließen und gegenüber dem UTMB (und auch gegenüber den Sponsoren) mit einer Stimme sprechen. Genau das ist jetzt passiert … 

 

PRO TRAIL RUNNERS ASSOCIATION

Im Dezember gab es – auf Initiative von Kilian Jornet – eine Ankündigung, die den Sport grundlegend verändern könnte: Die Gründung einer PRO Trail Runners Association. Diese Athleten-Vereinigung hat sich große Ziele gesetzt: Sie will die Fairness im Trailrunning, die Rechte der Athleten und die Nachhaltigkeit des Trailrunning fördern. 

Um die Zielsetzung besser zu verstehen, schaut man sich am besten das an, was die Athleten-Vereinigung über ihre Ziele sagt: 

 

Rechte von Sportlern 

Zur Wahrung unserer Rechte, insbesondere in Situationen im Zusammenhang mit Verträgen, Verletzungen, Gesundheit und Kontakt zu Medien. Wir fordern für männliche wie weibliche Athleten gleiche Preisgelder, gleiche Medienpräsenz und gleiche Möglichkeiten. Schlüsselthemen für die weitere Entwicklung unseres Sports sind Diversität, Zugang zu Wettkämpfen, Mutterschaftsurlaub, Transparenz beim Sponsoring, Rechte von verletzten Sportlern. 

 

Wettbewerbe 

Trailrunning ist ein Sport, der im Freien in der Natur ausgetragen wird und mehrere Disziplinen mit unterschiedlicher Länge und technischem Anspruch umfasst. Die Vielfalt von Gelände, Distanzen und Regeln jedes einzelnen Wettkampfes machen zwar den Reiz und die Einzigartigkeit dieses Sports aus. Diese Komplexität ist jedoch für Menschen, die Trailrunning nicht kennen, schwer zu durchschauen. Der Sport wird nicht unter dem Dach eines einzigen internationalen Verbandes betrieben, sondern ist in zwei unterschiedlichen Verbänden organisiert; Rennserien und Meisterschaften werden auch von privaten Veranstaltern organisiert. 

 

Antidoping 

Es ist wichtig, den Sport frei von Doping zu halten, denn das ist der Schlüssel für einen fairen Wettbewerb. Wir arbeiten daran, mehr Tests im Wettkampf und außerhalb des Wettkampfs durchzuführen und sicherzustellen, dass die verschiedenen Wettkämpfe und Rennserien Teil der WADA- und ADAMS-Programme sind. Die Aufklärung der Athleten über unsere Rechte und Pflichten ist auch in der Dopingprävention wichtig. 

 

Umwelt 

Für Outdoorsportler ist die Natur unser Spielplatz bzw. für Profisportler unser Arbeitsplatz. Darüber hinaus sind wir aber täglich Zeuge der Veränderungen, denen die Natur aufgrund von Umweltveränderungen und -problemen ausgesetzt sind. Aus dieser privilegierten Position heraus sollten wir eine starke Stimme sein, um mitzuteilen, was wir sehen. Gleichzeitig sollten wir sicherstellen, dass der Sport einen Weg weist, um einen verantwortungsbewussteren Sport zu gewährleisten, unter Berücksichtigung unseres ökologischen Fußabdrucks, der Umweltverschmutzung, des Respekts der Ökosysteme usw. 

 

Mittlerweile haben sich fast alle TrailsportlerInnen, die Rang und Namen haben, dieser Athleten-Vereinigung angeschlossen. Wenn sie ihre Karte richtig spielen, könnten sie diesen Sport nachhaltig verändern – und verbessern. Denn die Tatsache, dass unser Sport weniger von Verbänden als von ökonomisch denkenden Playern (Großveranstalter, Sportartikelhersteller) bestimmt wird, hat nicht nur gute Seiten ... 

 

FASTEST KNOWN TIME

Das Thema „FKT“ wurde schon vor der Pandemie von Jahr zu Jahr beliebter. In der Pandemie erlebten die FKT’s dann einen nicht vorstellbaren Boom, weil sich plötzlich auch die Spitzenathleten aufgrund der Wettkampf-Flaute in diesem Segment betätigten. Das hat sich natürlich jetzt geändert, nachdem es keine Einschränkungen bei den Wettkämpfen mehr gibt. Und so sind es wieder – wie vorher – die FKT-Spezialisten, die beeindruckende Leistungen abgeliefert haben. 

Zahlenmäßig haben sich die Leistungen seit dem Höchststand von 2020 fast halbiert: Damals wurden 4693 Leistungen registriert, 2022 „nur“ noch 2592. Vergleicht man die Zahlen heute dagegen mit den Zahlen vor der Pandemie, dann sieht man, dass sich der rasante Anstieg von FKTs weiter beschleunigt hat: 2019 gab es nämlich nur 1061, demgegenüber hat sich die Zahl der Leistungen mehr als verdoppelt.  

 


Hier meine Liste der Top FKTs. 

Frauen: 

  1. Andrea Sansone, Nolan’s 14, 45 Stunden, 52 Minuten: Früher war die Tatsache, dass die Nolan’s 14 innerhalb von 60 Stunden absolviert sein müssen, für Läufer und Läuferinnen eine echte Herausforderung. Dann gab es 2020 das legendäre Battle zwischen Meghan Hicks und Sabrina Stanley, in dem Sabrina Stanley die Marke von 48 Stunden knapp verfehlte (48 Stunden, 49 Minuten). Und Andrea Sansone legte in diesem Jahr noch einen drauf: Sie verbesserte die FKT von Sabrina Stanley um knapp 3 Stunden und blieb erstmals unter 48 Stunden (45 Stunden, 52 Minuten). 
  2. Courtney Dauwalter, Collegiate Loop, 40 Stunden, 14 Minuten, 20 Sekunden: Neben einer Saison mit hervorragenden Wettkämpfen fand Courtney noch die Zeit, eine neue FKT aufzustellen, und zwar auf der Collegiate Loop. Diese Schleife umrundet grob gesagt die Nolan’s 14 (stimmt nicht ganz … soll nur eine grobe Orientierung sein) – und die Collegiate Loop East bzw. West sind Bestandteile des Colorado Trail. Auf diesem Fernwanderweg hatte Courtney schon 2020 einen FKT-Versuch gestartet, bei dem zunächst einmal alles sehr gut aussah, der dann aber für sie aufgrund einer schweren Bronchitis in der Notfallaufnahme in Leadville endete. Auf der rund 270 km langen Schleife mit ca. 10000 Höhenmetern verbesserte sie die bisherige FKT von Annie Hughes um unglaubliche 21 Stunden. Was aber noch mehr beeindruckt ist, dass Courtney auch über 6 Stunden schneller war als Nick Pedatella. Damit hält sie auch noch die Overall FKT. 
  3. Anne-Lise Rousset Séguret, GR20, Korsika, 35 Stunden, 50 Minuten, 40 Sekunden: In den letzten Jahren ist es etwas stiller geworden um Anne-Lise Rousset Séguret, die 2014 den CCC gewann. Im Juni hat sie dann eine super FKT rausgehauen: Auf dem rund 160 km langen GR20, dem legendären Fernwanderweg auf Korsika, verbesserte sie die bisherige Bestzeit von Emilie Lecomte um 5 ½ Stunden! Auch der Vergleich mit den FKTs der Männer lässt sich sehen – hier haben sowohl Kilian Jornet als auch Francois d’Haene Bestzeiten aufgestellt (die derzeitige Bestzeit hält Lambert Santelli mit 30 Stunden und 36 Minuten). Obwohl Rousset Ségouret bei ihrer supported FKT nicht über einen Tross von Helfern und Begleitern verfügte wie seinerzeit Jornet oder d’Haene, war sie nur rund 3 bzw. 5 Stunden langsamer als diese Spitzenathleten. 

Männer: 

  1. Jack Kuenzle, Bob Graham Round, 12 Stunden, 23 Minuten, 48 Sekunden. Jahrelang stand der Rekord auf der Bob Graham Round bei 13 Stunden und 53 Minuten, aufgestellt im Juni 1982 durch Billy Bland. Dann kam Kilian Jornet im Juli 2018 und verbesserte diesen uralten Rekord um 1 Stunde. Und jeder sagte sich: Das ist ein Rekord, der Jahrzehnte Bestand haben wird! Und dann kam Jack Kuenzle. Jack who? Jack ist ein 27-Jähriger aus Connecticut, der zwar 2019 ein paar richtig gute Trailrennen gelaufen war, den aber kaum einer kannte. Und er verbesserte den Rekord von Kilian nochmals um eine halbe Stunde! Wie lange wird dieser Rekord halten? 
  2. Rémi Bonnet, Manitou Incline, 17 Minuten, 25 Sekunden. Es gibt FKTs, für die ist man Monate lang unterwegs. Und es gibt welche, die sind in wenigen Minuten aufgestellt. Eine solche ist die an der Manitou Incline: ein mit Holzbohlen befestigter Wanderweg entlang der früheren Strecke einer Standseilbahn, die auf 1,5 km 620 Höhenmeter überwindet und auf einen Nebengipfel vom Pikes Peak führt. Auch hier ist – zur Einordnung der Leistung von Bonnet – wichtig zu betonen, wer den Rekord vorher gehalten hat: 1998 hat Matt Carpenter den Rekord mit 18 Minuten und 31 Sekunden aufgestellt. Jener Matt Carpenter, dessen Streckenrekord beim Leadville 100 heute noch steht und der den Pikes Peak Marathon 12 mal gewonnen und 1993 einen unglaublichen Streckenrekord aufgestellt hat, an den selbst ein Kilian Jornet nicht einmal ansatzweise herangekommen ist. Der Rekord auf der Manitou Incline hielt 17 Jahre. Dann verbesserte Joe Gray (USA), einer der besten Bergläufer der Welt, den Rekord auf 17 Minuten und 45 Sekunden. Rémi Bonnet wiederum war im September 2022 in die USA zur Teilnahme am Pikes Peak Ascent gereist, der für ihn im Rahmen der Golden Trail Series anstand. Drei Tage vorher nahm er die Manitou Incline in Angriff, und verbesserte die FKT von Joe Gray nochmals um 20 Sekunden. 
  3. John Kelly, Wainwrights 214, 5 Tage, 12 Stunden, 14 Minuten, 43 Sekunden. In diesem Jahr ging der Aufenthalt von John im Vereinigten Königreich zu Ende – es ging wieder zurück in die USA. Kurz vor seiner Abreise erfüllte er sich noch einen Traum: Den Rekord für die Wainwrights 214 – die 214 Hügel (Fells) im Lake District, die Alfred Wainwright kartographiert und beschrieben hat. Schon 2021 hatte Kelly einen Rekordversuch unternommen, musste diesen aber abbrechen, weil er Probleme mit seinem Fuß bekam. Mittlerweile hatte der aus dem Lake District stammende James Gibson den Rekord von Paul Tierney auf 6 Tage, 5 Stunden und 8 Minuten verbessert – den Overall Rekord hielt aber Sabrina Verjee mit 5 Tagen, 23 Stunden, 49 Minuten und 12 Sekunden. Bei seinem zweiten Versuch im Mai 2022 hatte Kelly mehr Glück – er verbesserte beide Bestmarken und hält jetzt den Overall Rekord. 

 

Das war‘s ... 

zum Thema „Trail- und Ultrarunning im Jahr 2022“. Für 2023 wünsche ich Euch vor allem: Bleibt gesund! See you on the trail ...

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