von Sabine
Es dürfte eines der letzten großen Lauf-Events dieses Jahres sein: Seit
heute morgen um kurz nach 11 Uhr kann man KILIAN JORNET bei seinem Versuch
zusehen, den Weltrekord von Yiannis Kouros im 24h-Lauf zu
brechen.
Im Vorfeld gab es einige Prognosen/Wetten, bei denen häufig auffiel, dass Läufer, die eher aus der Straßen-Ultra-Szene kommen, das Leistungsvermögen von Kilian unterschätzen. Und umgekehrt haben viele Trailrunner nicht auf dem Schirm, wie außerirdisch die Leistungen von Yiannis Kouros im Allgemeinen und die seines 24-Stunden Rekords im Besonderen sind.
Daher hier ein paar „fun facts“ zu diesen beiden Läufern und ihren
Leistungen.
Yiannis Kouros
Er ist wohl der beste Ultraläufer, den es bislang gab. Vor allem, wenn es um
flache und richtig lange Strecken geht. In seiner „Prime“ zwischen 1984
und 1990 – und nach seinem Comeback zwischen 1996 und 2005 stellte er eine
Vielzahl von Strecken- und Weltrekorden auf. So gewann er die Premiere des
Spartathlon 1983, wiederholte seinen Erfolg 1984, 1986 und 1990 – und stellte
1990 mit 20:29:04 einen Streckenrekord auf, der immer noch gilt. Bis heute
hält er den Weltrekord über 1000 Kilometer und 1000 Meilen sowie die
Weltrekorde der „Timed Races“ von 24 Stunden aufwärts – sein Weltrekord
über 12 Stunden wurde 2013 von Zach Bitter gebrochen.
24 Stunden
Unter allen (Welt)Rekorden von Yiannis Kouros ist sicher der über 24 Stunden
am höchsten zu bewerten. Obwohl anders als bei den Events über 48 Stunden oder
6 Tage die Konkurrenz relativ groß ist, hält Kouros
nach Statistik der DUV
nicht nur den Weltrekord mit 303.506 km, alle 6 besten Leistungen auf
der ewigen Bestenliste stammen von ihm. Erst dann, auf Platz 7, findet
man den Japaner Yoshikazu Hara, der 2014 in Soochow 285,366 km lief. Ganze 13
der 20 besten Leistungen im 24 Stunden Lauf stammen von Yiannis Kouros.
Und sonst so?
Im 24 Stunden Ultralauf finden regelmäßig Weltmeisterschaften statt. Hier die
Leistungen der Sieger seit 2010:
- 2010: Shingo Inoue (JPN) 273.708 km
- 2012: Mike Morton (USA) 277.543 km
- 2013: Jon Olson (USA) 269.675 km
- 2015: Florian Reus (GER) 263.899 km
- 2017: Yoshihiko Ishikawa (JPN) 270.870 km
- 2019: Alexandr Sorokin (LTU) 278.972 km
Das heißt: In den vergangenen 10 Jahren fehlten bei diesem internationalen
Großereignis den besten Läufer mindestens 25 km auf den Weltrekord von
Yiannis Kouros. Auch das zeigt, wie „außerirdisch“ die Leistung von Kouros
ist.
Kilian Jornet
Dessen Leistungen – ob in Wettkämpfen oder FKTs – sind so präsent, dass man ihn nicht vorstellen muss. In den letzten Jahren war er vor allem auf den Sub-Marathon-Strecken unterwegs – hauptsache steil und technisch. Mehr als 24 Stunden ist er im Wettkampf übrigens bislang nur zweimal gelaufen: 2012 und 2013 bei der Diagonale des Fous auf la Reunion.
Da Kilian bislang nie ein flaches Ultrarennen bestritten hat, ist es sehr schwierig, sein Leistungsvermögen abzuschätzen. Wenn man aus seiner vielleicht besten Leistung im XXL-Segment (UTMB 2017, 19:16:59) mit Leistungsäquivalenzrechner und Hochrechnung der Strecke eine Leistung über 24h flach berechnet, kommt man auf etwa 255 km. Aber es ist sehr schwierig, wirklich belastbare Prognosen aus seinen Trail-Leistungen zu berechnen.
Besser abschätzen kann man sein Leistungsvermögen aus einer Trainingseinheit: Im August lief er in einer Trainingseinheit auf der Bahn 84.89km in 5:58:13. Eine Hochrechnung auf 24 Stunden würde eine ungefähre Leistung von 309 ergeben.
Was muss Kilian laufen, wenn er den Weltrekord wirklich knacken will?
Mindestens 303.507 km. Das würde bedeuten: Eine Durchschnittspace von 4:44
min/km ist notwendig. In den ersten 3 Stunden war Kilian in 4:20 min/km
unterwegs. Aber das Rennen fängt erst nach 15-18 Stunden an, richtig spannend
zu werden ... denn dann wird sich zeigen, ob er die gleichförmige Belastung
durchhält.
Das Rennen
Wird live auf Youtube übertragen.
Weltrekordversuch als Schuhpromo oder Schuhpromo als Weltrekordversuch
Wie bei der INEOS 1:59 Challenge von Kipchoge und beim Project Carbon X von Walmsley ist #KilianPhantasm24h auch ein Marketingprojekt für einen neuen Schuh: Den Salomon S/Lab Phantasm, sozusagen die non-Carbon Antwort von Salomon auf all die schnellen Rennschlappen mit Carbonplatte.
Das scheint einen neuen Trend einzuleiten: Schuhpromo verknüpft mit einem
Weltrekordversuch. Letztlich wird das Ergebnis dieses Laufs auch darüber
entscheiden, was von beidem im Vordergrund steht.
Hintergrundinfos
Wer übrigens mehr über die Leistungen und die Biographie von Yiannis Kouros
lesen will, dem sei der Artikel
Yiannis Kouros – Greek Greatness
auf Ultrarunning History empfohlen.
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