von Erik
Big Dog's Backyard Ultra ist ein "Last Person Standing"- Wettbewerb.
Eigentlich. Aber auch wirklich?
Nochmal zum Verständnis: Bei einem Last Person Standing Wettbewerb wird gerannt, bis nur noch eine(r) übrigbleibt.
Eine Stunde Zeit für eine 6,7 km Runde, wer nicht zur vollen Stunde am Start seht scheidet aus. Am Ende ist es meist ein Duell, nur einer kann gewinnen. Mehr als in anderen Wettbewerbsformaten spielt auch ein gewisses Pokern eine Rolle. Stärker scheinen als man ist, um die Gegner zur Aufgabe zu bewegen. Oft wird gesagt: "Man gibt nicht auf, wenn man nicht mehr kann, sondern wenn man nicht mehr daran glaubt, gewinnen zu können."
Nun wurde vor kurzem verkündet, dass es für den 2020 Big Dog's Backyard eine Sonderregel gibt: Wenn in einem Land, also bspw. in Deutschland in Kandel, der vorletzte Läufer aufgibt darf der letzte Läufer nur noch eine Runde weitermachen und muss dann ebenfalls ausscheiden. Das bedeutet, dass der letzte Läufer, auch wenn er noch weitermachen könnte, sich nicht mehr am Rennen beteiligen darf, auch wenn dieses in anderen Ländern weiterläuft. Er kann also nicht in den Kampf um den Sieg eingreifen und nicht Weltmeister werden.
Für mich persönlich fühlt sich das falsch an.
Entweder ist das EIN Rennen und alles läuft ja auch unter Big Dog's Backyard World Championships. Dann ist es doch genau die Grundidee eines Backyard Rennens, dass alle gewinnen können und man versucht bis zum Ende dabei zu sein. Jeder kann Last Person Standing werden. Oder es sind lauter Einzelrennen.
Argumentiert wurde, dass Backyard virtuell nicht funktioniert, dass das Format ja gerade davon lebt, dass man dem Gegner in die Augen schaut, pokert usw. Und das wäre nicht gegeben, wenn man auf unterschiedlichen Kontinenten virtuell gegeneinander läuft. Dieses Argument ist für mich völliger Quark. Da ich das Team vor Ort brauche um überhaupt weitermachen zu können, läuft man ja nicht gegeneinander, sondern miteinander. Das wurde sogar gefordert. Es gehe um den Assist, den Teamspirit. Das klingt zwar gut, geht aber komplett entgegen der ersten Argumentation, dass es ein Duell mit Psychospielchen geben muss.
Ja, was denn nun. Das eine oder das andere?
Nicht, dass es jetzt besonders wahrscheinlich wäre, dass ich persönlich um den Sieg mitlaufe. Aber das fühlt sich einfach nicht gut, nicht richtig an. Und ich könnte mir vorstellen, dass das Gefühl bei Top Läufern, die u.U. nicht einen stark genug aufgestellten Assist zur Seite haben (z.B. so jemand wie Johann Steene) und frühzeitig ausscheiden müssen, totale Frustration wäre.
Deutschland Team Captain Michael Ohler hat diese Fragestellung in die internationale Runde eingebracht, allerdings ohne dort die Meinung aufzuweichen.
Nun denn. Somit ist es nun halt so. Irgendwie ist es jetzt eher ein Teamevent als ein Einzelwettbewerb, was ja auch seinen Reiz hat.
Die totale Überraschung wird jedenfalls noch unwahrscheinlicher. Um die nominell große Übermacht des US-Teams zu schlagen, bräuchte es in einem Land gleichzeitig zwei Rocky Balboas und nicht nur einen.
Aber: Man weiß nie! An der Motivation des deutschen Teams soll es auf jeden Fall nicht liegen.
In diesem Sinne: see you soon in Kandel...
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