Eiger Ultra Trail 2019 - E101 - Wettkampfbericht

von Erik




WOW! Was für ein Wochenende. Was für ein Wettkampf!

Der Eiger Ultra Trail 2019 war, wie zu erwarten war, wieder ein geniales Event. Was das Veranstalterteam dort abliefert, ist wirklich sensationell. Und die Landschaft ist einfach grandios.

Tolle, perfekte Organisation (ich spare jetzt mal die Anmeldung aus ;-)), immer ein offenes Ohr für Fragen und Anregungen, super Internetauftritt, unglaublich viele Informationen und Hilfestellungen. Vor Ort ein Großevent und trotzdem mit angenehmer, fast familiärer Atmosphäre, die geniale Gegend rund um den Eiger und was ich besonders beeindruckend finde: die unglaubliche Freundlichkeit. Man merkt allen Beteiligten an, seien es die Helfer an der Strecke, auf dem Eventgelände, Startnummernausgabe oder auch beim Organisationskommitee, dass sie mit Herzblut und Begeisterung dabei sind und immer bereit sind zu helfen, auch wenn es mal stressig wird. Und das immer mit großer Herzlichkeit. Da fühlt man sich natürlich richtig wohl und es macht alles umso mehr Spaß.

Deshalb an dieser Stelle: Großes Lob und vielen Dank an alle Beteiligte des Eiger Ultra Trail.

Für mich war es die dritte Teilnahme nach 2017 und 2018. 2017 war mein erster Ultra - und der Trail-Virus hatte mich befallen. Geniales Event, ich war begeistert, alles schien möglich. 2018 dann ein DNF und der Beginn einer Phase des Zweifelns. Habe ich es eigentlich noch drauf? Bin ich noch hart genug oder nur noch ein Weichei? Der E101 2019 würde es zeigen. Also ein in mehrfacher Hinsicht wichtiges Event für mich.


Samstag, 20.7.19, 19.30 Uhr.

Eine große Herausforderung liegt vor mir. Wie komme ich in die Dusche? Ich stehe im Bad unseres Hotelzimmers und überlege, wie ich in die Badewanne komme, die die Dusche beherbergt. Immerhin eine schier unüberwindliche Mauer von ca. 50 cm. Meine Oberschenkelmuskulatur ist verhärtet und verkrampft. Jede Bewegung tut weh. Und vor allem die Beine zu heben schmerzt. Wie soll ich das schaffen?


Rückblende:

Katrin und ich sitzen im Auto nach Grindelwald. Wir reisen Donnerstag an, so bleibt genug Zeit, die Startnummer zu holen und den Freitag entspannt zu gestalten, um Kraft für den Samstag zu tanken. Es steht ja eine nicht unerhebliche Aufgabe an: der E101. 101 Kilometer, 6700 Höhenmeter, zahllose steile Anstiege, warmes Wetter, teils anspruchsvolles Gelände. Einer der richtig anspruchsvollen 100k Ultra Trails.

Ab dem Thuner See merke ich, wie langsam das Kribbeln beginnt: der Wettkampf naht. Spätestens wenn man in Grindelwald die Brücke mit dem Eiger Ultra Plakat passiert, ist man gefühlt mittendrin.



Dieses Mal wohnen wir im Eiger Selfness Hotel. Können wir sehr empfehlen. Schönes Hotel, moderner Alpenstil und super netter Service. Schnell noch ein Rösti und ab in die Falle, vorschlafen für übermorgen.

Vor dem Einschlafen gehe ich im Kopf nochmal die Ausgangslage durch:

2017 hatte ich zum ersten Mal am E101 teilgenommen. Es war mein erster Ultra Trail und eigentlich überhaupt mein Einstieg in die Welt des Traillaufens. Sozusagen Direkteistieg in die Königsklasse der 100k Läufe. Deshalb hatte ich auch einen riesen Respekt und Unsicherheit, ob ich das überhaupt schaffen kann. Entsprechend groß war der Aufwand, den ich betrieben hatte und der Fokus den ich an den Tag legte, über viele Monate hinweg. Der E101 2017 war dann sehr hart, hat mich aber völlig begeistert und war ein voller Erfolg. Entsprechend groß war dann auch meine Motivation und Selbtvertrauen. Beim nächsten Mal wollte und würde ich, da war ich mir sicher, mit der Erfahrung aus dem ersten Lauf und besserer Vorbereitung richtig was reissen und mich massiv verbessern.

Mit dieser Zielsetzung ging ich dann in die Vorbereitung für 2018 mit einem professionellen Trainingsplan. Aufgrund meiner beruflichen Situation ging mir Richtung Wettkampf etwas der Fokus verloren. Trotzdem war ich sicher, ein top Ergebnis erzielen zu können. Schließlich hatte ich schon mal gefinisht und war besser vorbereitet. Was also sollte da schiefgehen? Und hier lag wahrscheinlich einer meiner Kardinalfehler 2018: Wer zu sicher in einen Ultra geht, provoziert potenzielles Scheitern. Ein Ultra ist immer hart, immer unkalkulierbar, immer ein Abenteuer und erfordert jederzeit beste körperliche, aber eben auch mentale Vorbereitung und Einstellung. Und an letzterer hatte es wohl bei mir 2018 ein wenig gefehlt. Dazu gesellte sich dann noch ein Infekt kurz vor dem Event und das Resultat war ein DNF zur Halbzeit in Burglauenen. Hätte ich das noch primär auf den Infekt schieben können, folgte später ein weiteres DNF beim Traildorado und nun stand die Frage im Raum, ob das nicht doch eher ein mentales Thema war.

So ging es in die Vorbereitung für 2019. Individuelle Trainingsplanung, Hauptziel E101, mit dem nötigen Respekt und der richtigen Einstellung an die Sache rangehen. Leider hatt sich meine berufliche Situation nicht zum Einfacheren entwickelt und so war wiederum ein gewisser Druck und eine reduzierte Fokussierung vorhanden. Über die gesamte Vorbereitung zogen sich dann auch diverse kleinere Erkrankungen, die zu deutlichem Trainingsaufall führten.

Das bedeutete, dass ich qualitativ sehr gut trainierte, allerdings umfangmässig etwas reduziert. Zusatztraining, wie z.B. Core (Rumpfstabilität etc.) standen weniger im Mittelpunkt und auf Dinge wie Ernährung, Abnehmen, Dehnung usw. habe ich auch eher weniger geachtet. Bei so vielen veränderten Vorzeichen ist natürlich schwer zu sagen, was man drauf hat. Die Vorbereitungswettkämpfe haben dann gewisse Fingerzeige gegeben. Beginnend mit Innsbruck, wo ich den Trainingsrückstand schon noch gemerkt hatte, ging es über ZUT Supertrail und MountainMan Reit im Winkel immer besser.

Somit fühlte ich mich letztendlich gut vorbereitet und hatte die Hoffnung, mein gutes Ergebnis von 2017 mit 15h33 bestätigen zu können.


Team: 

2017 waren meine Eltern, meine Tochter Amelie und Andrea als Betreuer dabei, Katrin, Sabine und ich als Läufer. 2018 Amelie als Betreuer und eine große Truppe an Familie und Freunden als Läufer.
2019 nun gab es nur zwei Läufer: Meinen Freund Wolfgang - wieder auf der 16er Strecke - und ich beim E101. Katrin wollte dieses Jahr, zusammen mit Petra und unserem Hund Elli, die Betreuung übernehmen. Wolfgang sollte nach seinem Lauf dazustossen.



Und dankenswerterweise stellten sich Sabine und Andrea zur Verfügung, um von Heidelberg aus im Kontrollzentrum am Rechner die Logistik zu steuern und zu unterstützen.
Toll, wenn man bei einer solchen Aufgabe ein starkes Team zur Seite hat.

Schaun mer mal...


Race Plan:

Normalerweise habe ich für ein Rennen ein Pacing, das heißt es gibt einen Plan, wann und in welchen Abschnitten ich mit welchem Puls zu laufen habe. Dann überlege ich mir noch die Ernährung und gut ist.
Diesmal habe ich mir einen Race Plan geschrieben. Ich wollte Fehler und Probleme von den letzten Malen vermeiden.
Deshalb hatte ich das gesamte Rennen in Einzelabschnitte unterteilt, zumeist von Verpflegungsstation zu Verpflegungsstation. Was war auf diesem Abschnitt zu erwarten, was waren die Besonderheiten oder Herausforderungen, was war deshalb zu tun? Wie sollte das Pacing auf diesem Abschnitt aussehen, wie die Verpflegung unterwegs und an den Stationen, und was sollte ich von den Stationen mitnehmen?

Für die erste Etappe, Start bis Große Scheidegg, sah das dann beispielsweise so aus:
"Kurze Strecke aus der Stadt, stärker ansteigend auf Asphalt, übergehend in den langen, meist steilen Anstieg zur Gr. Scheidegg mit rund 1000 Höhenmetern. In den letzten beiden Jahren mühsamer Beginn, müde Beine und kraftloses Gefühl, oben matt und zäher Übergang in die nächste Etappe.
To Do's: Wohldosiertes Loslaufen, nicht überpacen, schön reinkommen, strikt an das Pacing halten von maximalem Puls 155, eher weniger. Wenn sich wieder das kraftlose Gefühl einstellt, nicht verunsichern lassen, ist halt so. Reinkommen, wird besser werden. Von Anfang an essen und trinken. Ein Shot Blok direkt vor dem Start, einer unterwegs, oben Flaschen voll, knappe Hälfte sofort trinken, Rest unterwegs, zwei Gels oder einen Riegel mitnehmen."


Betreuungsplan:

Für Katrin hatte ich einen Betreuerplan geschrieben, wann sie mir was reichen sollte, oder welche Infos ich brauche. Bis Burglauenen sollte sie mich nur verpflegen, ab dann auch informieren, wie ich im Rennen liege. Diese Infos würde sie von Andrea und Sabine "zugerufen" bekommen. Falls ich auf einer halbwegs guten Platzierung in meiner Altersklasse liegen würde, sollte sie mir Position und Rückstand zurufen. Gegebenenfalls könnte ich mich dann darauf einstellen und die Taktik anpassen.

Potenzielle Knackpunkte:

Einstellung:
Nachdem dies 2018 wohl eines der Probleme, war ich 2019 automatisch anders und wieder besser eingestellt. Trotzdem habe ich bewusst über dieses Thema nachgedacht und Motivationsstrategien zurechtgelegt, die mir helfen sollten, das Rennen durchzuziehen.

Einstufung:
Wie bewertet man die einzelnen Etappen des Race Plans? Welche sind wichtig und was ist zu tun? Normalerweise würde man sagen, na ja, die Hauptherausforderungen sind die großen Anstiege. Also Große Scheidegg, First, Faulhorn usw. Was mich aber 2017 und 2018 richtig geschlaucht hat, war die Etappe Faulhorn bis Burglauenen. Grund war: Man denkt, wenn man auf dem Faulhorn ist, hat man es tendenziell erstmal geschafft. Es geht überwiegend runter. Es kommt dann aber ein langer, sich ewig hinziehender, zäher Abschnitt mit zahlreichen kurzen, aber oft giftigen Gegenanstiegen. Und wenn man denkt, jetzt laufe ich mal locker runter, macht einen das fertig. Deshalb war diese Etappe für mich dieses Mal DIE Fokusetappe.

Ernährung:
Ganz großes Thema. 2017 und 2018 hatte ich massive Probleme. Blähbauch, zahlreiches Austreten, Unwohlsein, Schwierigkeiten Nahrung aufzunehmen und somit Energie-Unterversorgung.
Der Plan war deshalb folgender: Am Vorabend früh essen, leicht verdaulich essen und nichts ungewohntes (Pasta mit Tomatensoße), zum Frühstück kein Schnickschnack (flüssiges Frühstück, Rote Beete Saft, Ingwer, Zimt, Chilies, Schokolade) sondern ganz einfach und leicht bekömmlich und verdaulich (zwei Brötchen mit Marmelade, ein wenig Birchermüsli, normaler Sportdrink, Kaffee, fertig).
Für unterwegs wollte ich auf Cliff Shot Bloks bauen (zu Beginn und durch Katrin) und ansonsten auf einen Mischung aus Gel und Riegel und überwiegend Sportdrink.

Soweit der Plan. Ich hoffte, alles durchdacht und vorbereitet zu haben. Alles weitere würde dann der Samstag bringen. Zu guterletzt galt es noch eine wichtige Regel des Ultralaufens zu verinnerlichen:
Erwarte das Unerwartete! Man kann planen soviel man will. Bei einem Ultra Trail passiert eigentlich immer irgendetwas, mit dem man nicht gerechnet hat. Sei darauf vorbereitet und lass dich nicht verunsichern. Probleme sind zum Lösen da. Das ist normal und gehört dazu.

Gepäckkontrolle mit schweizer Gründlichkeit


Faxenmacher mit Hund vor Eiger

So ging es dann in die Nacht, die nur gut drei Stunden Schlaf bereithalten sollte.

Samstag, 20.7.19

2.00 Uhr
Der Wecker klingelt. Die kurze Nacht ist vorbei. Bin sofort wach. Es ist Wettkampftag!
Jetzt bin ich gespannt, was mir der Badezimmerspiegel zu bieten hat. Die letzten Jahre Unerfreuliches: Ich sah echt kacke aus. Geht sogar diesmal, nur schlecht, nicht total übel.

Kurz duschen, um den Kreislauf anzuregen. Das ist wichtig, sagt meine Frau. Dann schnell anziehen und runter zum Frühstück - es bleiben nur zwei Stunden zum verdauen. Danach geht es ruckzuck, alles ist hergerichtet und funktioniert vollautomatisiert. Kontaktlinsen, Nasenpflaster, Sonnencreme, Vaselineersatz, anziehen, fertig! Kinesiotape für das angeschlagene Knie habe ich gestern Abend schon draufgeklebt. Bin frühzeitig fertig und habe deshalb noch Zeit, sinnfreie Videos zu drehen.

3.30 Uhr
Abmarsch. Auf der Straße ist es relativ leer und auch auf dem Eventgelände ist eine eher ruhige Stimmung. Schnell auf Toilette (keine Schlange ???!!!), 5 Minuten warmmachen.

3.45 Uhr
Rein in den Startbereich. Die Stimmung ist entspannt und konzentriert. Die meisten sehen aus, als ob sie respektvoll daran denken, was nun vor ihnen liegt. Aber vielleicht interpretiere ich das auch nur. Gehe nochmal meinen Raceplan für die erste Etappe durch und freue mich auf das Rennen. Beim Warmlaufen haben sich meine Beine besser an gefühlt als die letzten Jahre und auch mein Magen scheint Ruhe zu geben. Das sieht doch gut aus. Kann losgehen.

4.00 Uhr
Erste Etappe: Grindelwald - Große Scheidegg.
Startschuss. Es geht los. Auf geht's!
Habe mich relativ weit vorne aufgestellt, um in Ruhe loslaufen zu können. Werde schon auf den ersten Metern von zahlreichen Läufern überholt. Manche rennen los, als ob das Rennen 100 Meter und nicht 100km gehen würde. Versuche ein Tempo zu finden, das sich gut an fühlt. Fühlt sich auch insgesamt gleich recht gut an. KEINE schweren Beine, NICHT das übliche kraftlose Gefühl. Super. Nach einem knappen Kilometer schaue ich auf den Pulser: knapp 150. Auch das passt. Es fühlt sich auch nicht nur locker an, sondern ich werde auf den ersten Kilometern auch von deutlich weniger Läufern überholt als in den letzten Jahren. Prima. Also, jetzt schön einrollen und dann schauen wir weiter.
So geht es raus aus Grindelwald, das Feld streckt und sortiert sich. Als es auf die ersten Pfade geht, habe ich tatsächlich etwas Stau und muss langsamer laufen als ich könnte. Egal, hier verliert man nicht viel.

Noch etwas müde

So rolle ich mich ein, gleichmäßiger Schritt, kräftiger Stockeinsatz, Puls passt. Bin gespannt, was die erste Zwischenzeit oben auf der Großen Scheidegg sagen wird. Das wird dann der erste Fingerzeig sein, was ich heute drauf habe. 2017 hatte ich 1h27, 2018 1h21. Hoffe auf 1h15. Das wäre prima.

Wach - Entschlossener Blick


Komme oben an. Habe das Gefühl sehr gut dosiert zu haben. Fühle mich gut. Die Zeit: 1h18,32. Sehr gut. Passt schon mal.
Dann der erste Schreck: Ich greife mir von den Riegeln, die es dieses Jahr zum ersten Mal gibt. Handgefertigte, natürliche Luxusriegel. Leider schmecken sie mir überhaupt nicht. Mist! Da ich nicht an der Station esse, sondern die Sachen mitnehme, kann ich jetzt nichts mehr anderes greifen und schlucke die Teile halt runter.

5.19 Uhr
Zweite Etappe: Große Scheidegg - Bort.
Zuerst geht es wellig, mit moderaten Steigungen Richtung First. Die letzten Jahre ist mir dieser Abschnitt trotzdem schwer gefallen. Müde Beine. Heute geht es ganz gut.
Langsam fängt es an zu dämmern und ein wunderbarer Blick auf die Bergkette mit Eiger tut sich auf. Traumhaft.
So rollt es bis zum First, bevor es bergab geht nach Bort. Erst ein kurzes technisches Stück, dann auf Schotterwegen steil bergab. Wie fast immer bergab kann ich einige Läufer überholen. Ich versuche, das richtige Tempo zu finden. Es ist zu steil, um es voll laufenzulassen, also braucht es die Technik "flüssig gebremst abwärts gleiten". Heftig steil. Nach 2h13 bin ich in Bort. 2017: 2h25. Passt.

6.13 Uhr
Drittte Etappe: Bort - First
Nach einem kurzen Stück Querung wird es nun wieder steil, es stehen ordentlich Höhenmeter an. Hier wird fast alles gegangen. Kopf zwischen die Schultern, Stockeinsatz, Rhythmus finden. Oben warten Katrin, Petra und Elli. Freue mich und hoffe, dass auch die nächste Zwischenzeit gut ist. Das wird dann ein nun schon aussagekräftiger Fingerzeig sein. Das Gehen am steilen Berg geht nun ganz passabel, mehr aber auch nicht. Irgendwie fehlt ein wenig der Punch, die Kraft in den Beinen. Ist aber ok. Kann ja noch werden.
Die Verpflegungssituation hat sich in Bort für mich nicht signifikant verbessert. Habe andere Riegel ausprobiert. Schmecken mir genauso wenig, Brote gibt es nicht, und die Gels sind Brei und furchtbar. Blöd! Egal - erstmal weiter.
So kommt der First in den Blick. Erhaben wie ein Adlerhorst thront das Gebäude auf dem Gipfel. Die Aussichtsplattform ist gut besucht. Laufe mein Tempo und ziehe gut den Berg hoch.

Elli genießt die Sonne und schaut nach Chefe.


Ankunft nach 3h10. Cool. 2017 waren es 3h26. Oben warten Katrin und Petra.

Stimmung ist gut

Ich lasse mir Shot Bloks geben, somit habe ich erstmal wieder was zu essen, nehme mir noch Obst und schon geht es weiter. Fühle mich gut.

7.10 Uhr
Vierte Etappe: First - Feld - Faulhorn.
Ab First geht es nun erstmal ein Stück steil bergauf, dann wellig zum Bachalpsee.




Leider muss ich zum zweiten Mal ein größeres Geschäft erledigen. Kann man ja als Pause sehen, hätte jetzt aber nicht kurz hinter dem First sein müssen, wo ich eh Pause gemacht habe. Wenig später öffnet sich der Blick auf den Bachalpsee. Traumhaft. Eine der schönsten Stellen hier oben. Schöne Seenlandschaft und tolle Blicke zum Faulhorn oder Eiger.

Bachalpsee

Der Weg Richtung Feld bringt nun zuerst einige Schneefelder, die zu überqueren sind. Hier zeigt sich, dass die Hoka Speedgoat, die ich heute anhabe, auf diesem Untergrund schlechter sind, als die Dynafit Felines, die bisher meine Wettkampfschuhe waren. Weniger stabil, und rutschiger. Aber dafür sind sie Klassen besser gedämpft, was auf den Downhills sehr viel bringt und die Ermüdung verlangsamt und dafür habe ich sie heute auch an.
Nach den Schneefeldern geht es steil bergan, dann steil und technisch bergab, bevor es wellig bis Feld rollt. Bei mir hat sich inzwischen ein Leistungsgefühl der diffusen Mittelmäßigkeit eingestellt. Es geht nicht schlecht, aber richtig gut auch nicht, zumindest nicht locker von der Hand. Bergauf fehlt ein wenig die Kraft, bergab war das auch schon mal geschmeidiger. Fühlt sich aber insgesamt recht gut an und es geht heute erstmal darum, die schwierigere erste Rennhälfte bis Burglauenen gut zu überstehen.
In der Station Feld verpflege ich mich intensiv, oben auf dem Faulhorn gibt es kein Refill, man kann also nur trinken, nicht die Flaschen befüllen. Also Flaschen voll, vorher ordentlich trinken, Obst tanken, nochmal von den herzallerliebsten Riegeln probieren. Und auf gehts zum Faulhorn. Ordentlich steile Höhenmeter warten.
Ich falle wieder in meinen Bergführer-Gedächtnisschritt und rolle den Berg hinauf. Auf diesem Stück werde ich von einer ganzen Reihe von Läufern überholt. Einerseits ist das normal, bergab überhole ich, bergauf werde ich überholt. Die ziehen nur leider recht zügig an mir vorbei. Passt zu meinem Gefühl, dass mir bergan etwas die Kraft fehlt. Egal. Bleibe bei meinem moderaten Tempo. Es ruft meine Fokusetappe Faulhorn - Burglauenen. Da will ich fit sein, um vor allem die Downhills flott laufen zu können.
Inzwischen haben sich muskuläre Probleme eingestellt. Im linken Oberschenkel ist eine massive Verhärtung entstanden. Sehr punktuell. Stört nicht besonders, lässt sich aber auch nicht beseitigen. Hoffentlich weitet sich das nicht aus!
Der höchste Punkt des Rennens, das Faulhorn rückt näher.

Faulhorn

Die Beine werden dicker, die Lunge ächzt. Nach 5h14 ist es geschafft. 2017 waren es noch 5h26. Habe vom Vorsprung auf 2017 wieder vier Minuten eingebüßt, aber das passt schon.

9.14 Uhr
Fünfte Etappe: Faulhorn - Burglauenen.
Nun gilt es. Es kommt meine bisherige "Lieblingsetappe".
Eigentlich paradox. Erstens geht es ewig viel runter und das ist ja eigentlich meine Stärke. Und zweitens ist das eine traumhaft schöne Strecke. Geniale Ausblicke, schöne Pfade, abwechslungsreich. Toll auch zum Wandern. Trotzdem in den letzten beiden Jahren für mich hartes Brot. Und in Burglauenen war ich immer tot. Aber nun bin ich ja vorbereitet und außerdem bin ich die Strecke vor ein paar Wochen nochmal abgelaufen. Also: pack mers!

Downhill ab Faulhorn.  Rückenlage? - Oberschenkel zieht!

Zuerst geht es recht steil und auch technisch bergab. Jetzt merke ich auch vermehrt meinen Oberschenkel. Die Verhärtung hat sich ausgeweitet, die Muskulatur wird steif. Tut etwas weh und vor allem läuft es sich etwas steif bergab. Ist aber nicht dramatisch. Lässt sich mit leben.
Mir geht mein Race Plan durch den Kopf: Nun wird es tough, es kommen immer wieder fiese, giftige Gegenanstiege, das wird sich ziehen wie Sau und wieder emotional hartes Brot.
Und so wird es: nur ein wenig tough, so viele Gegenanstiege sind es ja garnicht und ziehen tut es sich auch nicht wirklich. Was mentale Vorbereitung doch bewirken kann. ;-)
Die Downhills versuche ich ein wenig zu dosieren, da ich das Gefühl habe, den verhärteten Oberschenkel nicht zu arg belasten zu können. Ich will erstmal die weitere Entwicklung abwarten und auf die zweite Streckenhälfte kommen. Nicht dass die Muskulatur komplett zumacht und ich abbrechen muss. Gegebenenfalls kann ich mich in Burglauenen behandeln lassen.


Klimatisch ist das nun die anspruchsvollste Etappe. Es ist warm, man hat kaum Schatten und relativ wenig Möglichkeiten, die Kappe naß zu machen. So bin ich ganz gut am Kochen. Und Schwitzen. Und plötzlich krampft es am linken Oberschenkel innen/hinten. Komische Stelle - hatte ich noch nie. Werfe sofort zwei Saltztabletten ein. Das hilft glücklicherweise sehr schnell. Nach einer kurzen Dehnung ist der Krampf weg und ich kann problemlos weiterlaufen. Später sollte der Krampf und ein weiterer Krampf im rechten Oberarm wiederkommen, aber jeweils durch Einnahme von Salz zu beseitigen sein. Also kein größeres Thema.
Dann kommt leider ein unerwünschter "Wettkampf-Standard": Der übliche dumme Fehler. In fast jedem Rennen leiste ich mir einen dämlichen Fauxpas. Diesmal verpasse ich an der Schynige Platte die Verpflegungsstation. Hä? Wie? Wo war die? Hab ich gepennt?
Ist mir aber grade auch egal. Seit längerem habe ich eh fast nichts mehr gegessen. Mir ist im Magen nicht gut. Ich kann kaum und mag garnicht etwas zu mir nehmen. Ich zwinge nur ab und an mal einen kleinen Happen runter. Ansonsten bin ich auf Cola-Verpflegung umgestiegen. Das hilft den schlechten Magen etwas zu beruhigen und stellt Zucker zur Verfügung. Um nicht den Zucker Jo-Jo-Effekt zu bekommen (Insulinspiegel steigt schnell an, fällt dann rasch stark ab, es folgt Leistungseinbuße) trinke ich an den Stationen einen großen Schluck und nehme eine Flask mit Cola mit, um kontinuierlich trinken zu können. Funktioniert ganz gut. Habe zwar immer das Gefühl, leicht unterversorgt zu sein, aber zumindest fühlt es sich auch nicht nach Mangel an. Hoffe, in Burglauenen, wo es eine größere Essensauswahl gibt, etwas zu mir nehmen zu können.
So rolle ich weiter und versuche, nicht zu viel Zeit zu verlieren. Erstmal runter, Katrin und Elli warten. Ich freue mich. Ich muss mich auf die zweite Hälfte retten, dann wird schon alles werden. Wenn ich Burglauenen passiert habe, dann schaffe ich es auch ins Ziel. Die zweite Hälfte fällt mir viel leichter, das wird dann schon.
An Zeit und Platzierung habe ich schon länger nicht mehr gedacht, war zu beschäftigt, die anstehenden Themen zu lösen und möglichst effizient voran zu kommen. Nun schaue ich kurz auf die Uhr. Da habe ich wohl verloren, soweit ich das einschätzen kann.
Nach 7h46 erreiche ich Burglauenen. 2017 waren es 8h08. Zumindest im Vergleich mit 2017 habe ich also auf dieser Etappe hinzugewonnen. Die aktuelle Zeit ist etwas schlechter als ich gehofft hatte (7h30) aber besser als unterwegs befürchtet. Damit bin ich erstmal sehr zufrieden. Diese Gedanken mache ich mir eigentlich erst später, als ich wieder unterwegs bin. Jetzt gilt es erstmal, mich gut zu versorgen. Katrin hat ganze Arbeit geleistet. Da sie wusste, dass ich Probleme mit der Essensaufnahme habe, hat sie eine möglichst große Auswahl aufgebaut: alle möglichen Riegel, Shot Bloks, Gels, Bananen und Melonen. Ich stehe vor der Auswahl und es lacht mich an: Nichts. Jeder Gedanke an einen Bissen schreckt. So esse ich erstmal wenigstens Melone und Banane, packe eine größere Auswahl in den Rucksack und gehe zum Buffet, um mich von den warmen Mahlzeiten inspieren zu lassen. Inspiriert mich aber nicht. Mist, der Magen fühlt sich nicht wirklich gut an, mir ist leicht schlecht. So greife ich halt wieder beim Cola zu und hoffe, dass ich unterwegs von den eingepackten Sachen was essen kann. Bisher hat das mit dem Cola gut funktioniert, ob das aber nochmal 50 Kilometer hinhaut, muss sich zeigen. Katrin meint, ich läge wohl auf dem sechsten Platz in meiner AK und rund 14 Minuten zurück. Also irgendwo im Nirvana. Passt schon. Auf der zweiten Hälfte hole ich bestimmt noch auf. Über meine Chancen werde ich mir später Gedanken machen.
Bevor ich weiterlaufe fällt mein Blick auf Elli. Die hatte ich in der Hektik ganz vergessen. Sie sitzt abseits im Schatten, zusammen mit Trailjunkie13, die netterweise Katrin unterstützt und sich um Elli kümmert. Elli schaut mich an mit einem Blick, der sagt: "Ich sitze hier diszipliniert, weil ich muß. Aber ich verstehe wirklich nicht, warum ich nicht zu meinem Herrchen darf! Echt blöd!!"

Wann genau kommt mein Herrchen jetzt endlich?

Trotz dem aktuellen leicht elenden Gefühl muss ich lachen. Der Blick ist einfach zu gut.
So mache ich mich wieder auf die Socken. Katrin ruft mir noch nach: "Mach dir nichts daraus. In Burglauenen ging es dir immer schlecht. Jetzt kommt DEINE Hälfte. Die liegt dir. Du schaffst das!"

11.46 Uhr
Sechste Etappe: Burglauenen - Wengen. Zweite Rennhälfte.
Katrin hat recht. Die zweite Hälfte fällt mir viel leichter als die erste. Trotz fast gleicher Distanz und ähnlichen Höhenmetern bin ich letztes Mal deutlich schneller gewesen und es hat sich auch deutlich einfacher angefühlt. Mal sehen, ob es wieder so ist.
Schon alleine der Glaube, dass es so ist, hilft natürlich ungemein. Ich habe das Gefühl, das Gröbste hinter mir zu haben, wenn nichts ganz dramatischen passiert, werde ich sicherlich ankommen. Jetzt gilt es "einfach" dranzubleiben, weiterzumachen, Tempo hochzuhalten.
Diese Etappe unterschätzt man aber auch ganz gern. Auf dem offiziellen Höhenprofil sieht das so nach kleinem Hügelchen aus. Da täuscht aber in der Relation zu den anderen Anstiegen. Man macht auch hier ordentlich Höhe und es geht, wie eigentlich immer am Eiger, schön steil hoch.
Auf jeden Fall kommt man hier gut ins Rollen, es geht dauerhaft und recht gleichmäßig nach oben. So habe ich Zeit, ein erstes Fazit zu ziehen und darüber nachzudenken, was heute noch geht.
Die erste Hälfte ging klar besser als beim ersten Mal. Ich habe mich an jeder Station besser gefühlt und war auch schneller. Andererseits habe ich die Problematik mit der Nahrungsaufnahme und den verhärteten Oberschenkeln. Inzwischen ist auch das zweite Bein verkrampft. Wenn ein Bein ein Thema hat, läuft man unrund, und bei ein paar tausend Höhenmeter downhill führt das unweigerlich zu weiteren Problemen. Bisher ist das alles nicht dramatisch, ich kann gut laufen, habe nicht das Gefühl, dass es mich allzu sehr behindert. Nur bergab gebe ich halt nicht Vollgas. Eher macht mir die fehlende Nahrung etwas Sorge. Die letzten Stunden habe ich das Tempo nach Gefühl gesteuert und weniger nach Puls. Der realisierte Puls war dadurch niedriger als ich eigentlich dürfte. Und somit war ich folglich auch langsamer als ich könnte/dürfte. Aber es fühlt sich halt richtig an. Also bleibe ich dabei. Jetzt erstmal bis Wengen, zum Männlichen hoch und dann schauen wir weiter.
Inzwischen bin ich auf zwei Läufer aufgelaufen. Und nun kommt mein "Dummer Wettkampffehler Nr. 2". Einer der Läufer ist klar schneller und zieht davon. Der zweite scheint genau mein Tempo zu laufen. Klemme mich also dahinter und lasse mich ziehen. Das spart emotionale Kraft. Allerdings merke ich, nachdem ich fast aus Versehen überholt habe, dass das wohl doch nicht mein Tempo war. Der zweite Läufer fällt zurück. Da bin ich wohl gute 20 Minuten etwas zu langsam unterwegs gewesen. Doof!
Beim nächsten Brunnen mache ich, wie bei jeder Gelegenheit, Volldusche. Kopf klatschnass, Nacken, Arme, Mütze. Das kühlt herrlich. Allerdings schütte ich mir auch jedes Mal aus Versehen ordentlich Wasser über die Füße. Deshalb laufe ich heute auch die meiste Zeit mit nassen Füßen. Das macht sich nun so langsam bemerkbar. Es sind die ersten Blasen zu spüren. Habe ich sonst nie. Vielleicht sollte ich ab sofort das Wasser mal nur über den Kopf schütten.
In der Zwischenzeit hat sich alles gefühlsmäßig eingependelt in einer Mischung aus positiver Einstellung und kraftlosem Mühsal.
Aber wir befinden uns ja auch schließlich auf einer 100k Strecke. Da fühlt es sich wahrscheinlich bei so ziemlich jedem nach kraftlosem Mühsal an.
Und das ist jetzt genau der Zeitpunkt, auf den es ankommt, wenn man ein sehr gutes Ergebnis erzielen will. Jetzt gilt es, der Müdigkeit nicht nachzugeben, dranzubleiben, das Tempo möglichst hoch zu halten. Jetzt ist mentale Härte gefragt. Jetzt wird sich weisen, ob man wirklich will und kann oder nicht. Und so sage ich mir, dass es genau das ist, was ich gut kann. Einfach immer weiter machen. Augen zu und durch. Schmerzen und Müdigkeit werden ignoriert und wenn sie sich nicht mehr ignorieren lassen, werden sie adaptiert. Die sind da. Ist halt so. Weitermachen.
Ich stelle mir vor, dass ich ab sofort beginne zu überholen. 2017 habe ich auf der zweiten Hälfte massiv Plätze gut gemacht. Das klappt bestimmt heute wieder. Also, auf gehts!
Das klingt jetzt wahrscheinlich dynamischer, als es in echt war. In Wirklichkeit war ich zu diesem Zeitpunkt schon elend müde...
Irgendwann hat dann auch diese Steigung ein Ende und es geht hinab nach Wengen, wo ich nach 9h22 ankomme. 2017 waren es 9h40.

Wengen - Läuft.

Und siehe da, Katrin winkt mir zu. Das ist ja eine schöne Überraschung! Eigentlich waren wir erst wieder für den Männlichen verabredet. Freut mich sehr und gibt mir ein gutes Gefühl. Bin jetzt richtig gut drauf. Zumindest emotional. Aber immerhin.
Verpflegung mache ich kurz, Wasser über den Kopp und weiter. Es rufen die nächsten 1000 Höhenmeter. Die schrecken mich aber nicht wirklich. Warum auch immer, finde ich die gut zu laufen.

13.22 Uhr
Siebte Etappe: Wengen - Männlichen
Die Beschreibung dieser Etappe könnte man sich sehr einfach machen: Raus aus Wengen, steile Rampe, 1000HM hoch, fertig.
Aber diese Art von Einheiten sind natürlich wichtig. Hier kann man ordentlich Zeit verlieren. Es ist einfach sehr viel Steigung am Stück und sehr steil. Wenn man zu schnell losläuft, geht einem böse der Saft aus. Wenn man im richtigen Tempo losläuft, geht einem etwas weniger der Saft aus. Es gilt also, richtig zu dosieren, vor allem aber zu beißen und durchzuziehen. Zuerst visualisiere ich die Lawinengitter. Die sind fast ganz oben. Wenn man die erreicht, ist es nicht mehr weit und man sieht auch bald den Gipfel. Und auf dem warten Katrin, Petra, Wolfgang und Elli. Freue mich auf die Truppe. Die letzten Meter sind mühsam. Bin jetzt echt müde und fühle mich ausgelaugt. Boah, das ist schon hartes Brot. Aber wenn man oben ist, hat man es ja fast geschafft. Dann sind es nur noch ein paar "kleinere" Steigungen. ;-)
Was zeigt besser, wie man sich kurz vor dem Männlichen fühlt?
Die hängende Zunge?


Oder dieser Blick?


Die letzten Meter.

Und oben

Ankunft Männlichen: nach 10h36, 2017: 10h57. 21 Minuten vor. Passt.
Ich wanke total dynamisch zur Verpflegungsstation. Bin gerade ein wenig bedient.

Wolfgang empfängt mich

1000 Höhenmeter? Kinderkram! ;-)

Erstmal Kühlung

Dann Besprechung. Was machen die Beine? Geht es mit dem Essen?

Wie immer Cola-Dröhnung. Essen geht immer noch nicht, bis auf ein wenig Obst.


Die verhärtete Oberschenkelmuskulatur zieht inzwischen ganz ordentlich. Katrin regt an, per Akkupressur Linderung zu schaffen. Aber die geringste Berührung tut tierisch weh. Habe die Sorge, daß durch Behandlung das Risiko besteht, die Muskeln ganz zu schrotten. Never change a halbwegs funktionierendes System. Entscheide mich, lieber einfach weiterzumachen.



Akkupressur? Massage?

Wolfgang ruft mir zu. "Grüße von Sabine und Andrea: Platz 64, 6. AK, die vor dir werden langsamer, du holst auf, du hast seit Burglauenen 20 Plätze gutgemacht, da geht noch was..."


Position. Rückstände.

Na dann. Also weiter. Kopf ist ok. Körper müde.

14.36 Uhr
Achte Etappe: Männlichen - Kleine Scheidegg
Jetzt geht es erstmal flach bis leicht abschüssig Richtung Kleine Scheidegg. Paradoxerweise ist es genau das, was mir momentan schwerfällt. Normalerweise ist flach das, was immer geht, wo man schön rollen kann. Bei mir geht es am besten, wenn ich entweder steil hochgehe, oder wenn ich runter laufe. Flach ist emotional am mühsamsten. Gerade deswegen: Stoff geben. Ich laufe auf einen jüngeren Läufer auf und hänge mich dran. Tempo passt, mental ist zusammen laufen besser als alleine. Irgendwann geht es dann, kurz vor der Kleinen Scheidegg, vom flachen Schotterweg ab Richtung Lauberhorn. Boa, ist das schon wieder steil. Egal, Stöcke raus, Bergführer Gedächtnisschritt, kleine Schritte, ordentlich Stockeinsack, aua Krampf im Oberarm, Schritt für Schritt für Schritt. Ging das immer schon so weit hier hoch? Hinter mir zwei Läufer, vor mir drei Läufer. Alle müden Schrittes, alle schon ca. 11 Stunden unterwegs! Hier laufen die meisten auf Autopilot.



Auf dem Gipfel sehe ich einen schlanken, eleganten Läufer kurz vor mir. Der sieht noch recht geschmeidig aus. Dranhängen! Am Ende des Downhills laufe ich zu ihm auf. Aha, könnte meine AK sein. Frage ihn. Tatsächlich Seniors 2. Wir unterhalten uns. Er heißt Michael und läuft den E101 als Vorbereitungslauf für den UTMB. Deshalb hat er vor, spätestens beim Aufstieg Richtung Pfingstegg auslaufen zu lassen, ich könne gerne vorbeiziehen und um das Podium kämpfen. Er läge so an Postion 3 bis 5.
Später erfahre ich, dass das Michael Ohler ist, der den Bienwald Backyard Ultra in Kandel veranstaltet. Jetzt weiß ich auch, warum der so locker den E101 als Vorbereitungslauf macht.
Locker vorbeiziehen ist da natürlich nicht. Bin momentan froh, an Michael dranbleiben zu können. Sobald es ein bisschen weniger steil wird, läuft er sofort an, am steilen Berg zieht er gut hoch. Puh, hartes Brot. Aber man hat nun eine gute Kulisse vor sich. Kleine Scheidegg, Eiger, Kuppe vor der Moräne. Alles in Reichweite, scheinbar greifbar und nicht mehr weit weg. Noch das Stück zur Scheidgg, die super steile Moräne hoch, dann hat man das Gröbste geschafft.
Klack, klack, klack. Die Stöcke tackern auf den Boden. Kurzer Stechschritt, immer wieder mal anlaufen.

Michael vor Erik

Dann endlich Kleine Scheidegg. Ich sehe Katrin, Petra und Wolfgang stehen. Schnell rein in die Verpflegungsstation. Essen habe ich inzwischen völlig aufgegeben. Ist eh nicht mehr weit. Bisschen Obst, Cola, Wasser.
Zeit: 12h02, 2017 hatte ich 12h26 gebraucht.
Katrin feuert mich an. Das tut gut. Wolfgang kommt gerannt: "Erik, du bist fünfter und hast 1min30 Rückstand auf den vierten, 5min30 auf den dritten. Und du holst auf. Das Podium ist also noch drin."
Ich sage: "Falsch, der vierte steht da." Und zeige auf Michael. "Hey, Michael. Du bist vierter, ich fünfter. Fünfeinhalb Minuten Rückstand auf drei."
Michael grinst: "Der dritte steht da vorne." Und zeigt auf einen Läufer mit Mütze, der sich verpflegt.
Mann, das ist ja cool. Plätze drei, vier und fünf zusammen in der VP auf der Kleinen Scheidegg. Jetzt noch die Moräne und dann geht es runter. Ein richtiger Showdown.
Wir schauen uns an und ich sehe in den Gesichtern, dass wir alle das gleiche denken: "Ok, Jungs, dann lasst uns mal um den dritten Platz kämpfen." Auch Michael, der eigentlich auslaufen lassen wollte, bekommt einen entschlossenen Blick. Er ist auch der erste, der nach einer kurzen Verpflegung wieder aus der Station hetzt. Der bisherige Dritte eilt hinterher. Auch ich beeile mich nun.


Die Situation beflügelt mich. Das Szenario gefällt mir.

16.02 Uhr
Neunte Etappe: Kleine Scheidegg - Alpiglen
Als ich das Gebäude verlasse, schaue ich, wo die anderen beiden liegen. Michael stürmt den Trail Richtung Moräne runter. Er schaut sich um. Auch er will wissen, wie die Abstände sind. Dürften so dreihundert Meter sein. Der Läufer mit Mütze kurz hinter ihm. Ich habe den Eindruck, dass dieser nicht so sehr geschmeidig den Berg hinunter läuft. Und da wir ihn ja auch eingeholt hatten, sollte er zu packen sein. Mehr Gedanken mache ich mir um Michael. Den konnte ich in der letzten halben Stunde beobachten. Und der kann offensichtlich alles gut, bergauf, bergab, flach. Was also ist die Strategie? Ich werde versuchen, auf dem kurzen Bergabstück möglichst aufzuschließen und auf der Moräne nicht zu viel zu verlieren. Wenn wir oben am Gletscher sind, wird weiter geplant. Den Läufer mit Mütze überhole ich dann kurz vor der Senke, Michael ist gut hundert Meter voraus. Und nun die Lieblingsstrecke vieler Teilnehmer: die Eigermoräne. Sausteil. Ich finde sie eigentlich nicht so schlimm. Ist zwar steil, aber nicht allzu lang. Und vor allem geht es dann seeehr lange runter. Also, Kopf zwischen die Schultern, kurze Schritte, Stöcke einsetzen, soweit die müden Arme noch mitmachen. Das Tempo ist atemberaubend. Ich glaube, jetzt würde mich auch meine Oma überholen. Die anderen beiden sind aber auch nicht signifikant schneller. Michael baut seinen Vorsprung leicht aus, der Läufer mit Mütze überholt mich wieder. Ich lasse ihn ziehen und gehe mein Tempo. So lange der Abstand nicht zu groß wird, ist alles ok. Oben habe ich dann ca. hundert bzw. zweihundert Meter Rückstand. Passt. Runter um die Baustelle, wieder hoch zur Eiger Nordwand und dann auf eines der Highlights: Den Eiger Trail. Super schöner, spektakulärer Trail an der Wand entlang. Trotz meiner etwas krampfigen Beine kann ich den Trail richtig genießen. Das sind die Pfade, die Spaß machen.



Herrlich. Mütze überhole ich ganz oben schon. Wie ich erwartet hatte, ist er nicht allzu schnell bergab. Zu meiner Überraschung dauert es auch nur einige Momente, bis ich Michael überholen kann. Er unterhält sich mit einem Läufer und scheint nicht besonders auf Zug zu laufen. Sollte er tatsächlich auslaufen lassen?
Ich beschließe, so schnell wie möglich zu laufen, ohne die Beine endgültig zu schrotten. Vorsprung muss ich schon rausarbeiten. Es kommt noch der Anstieg zum Pfingstegg und da ich doch schon sehr müde bin, weiß ich nicht, wie viel ich da im Zweifel verliere. Unterwegs überhole ich einen Läufer, der genauso wenig frisch aussieht wie ich. AK Seniors 2? Schaut auf jeden Fall auch nicht mehr so fröhlich. Bei mir läuft es jetzt gut. Fühle mich wohl und bin richtig gut gelaunt. Zumindest so gut, dass ich schon wieder Faxen mit dem Photographen machen kann. Oder ist das eher beginnender Wahnsinn nach über 13 Stunden Laufzeit?


Egal. Macht Spaß. Weiter!


Lasse es zügig laufen und komme auf diese Weise bald nach Alpiglen.


Ankunft dort: 13h22, 2017: 13h52. Super! Inzwischen bin ich eine halbe Stunde schneller.
Katrin und Elli kommen mir entgegen. "Du bist Zweiter. Aber von hinten ist es weiter eng."

Sorry, Elli. Bin in Eile.

Aha. Dann war tatsächlich der überholte Läufer der Zweitplatzierte. Cool! Dann ist das Podest fast sicher. Eigentlich müsste der zweite Platz klappen. In diesem Moment schaue ich den Berg hoch. Und sehe Michael anstürmen. Mist! Der läßt nicht locker. Da muss der nochmal ordentlich Gas gegeben haben.

What!? Kommt der schon?

Also schnell weiter.

17.22Uhr
Zehnte Etappe: Alpiglen - Pfingstegg
Beim Rauslaufen aus der VP überlege ich. Den zweiten Platz möchte ich schon gerne halten. Es kommen ja noch ca. 400 Höhenmeter. Und da weiß man nie. Also: bergab sollte ich was rausholen. Andererseits ziehen nun die Verhärtungen schon ganz ordentlich. Deshalb beschließe ich, zügig, möglichst smooth und beinschonend bergab zu laufen und das Tempo bei der kommenden Steigung davon abhängig zu machen, ob ich eingeholt wurde oder nicht. Drehe mich nach ein paar Minuten um, als ich freien Blick nach oben habe. Mein Vorsprung dürfte ca. 500 Meter betragen. Nicht allzu viel. Also weiter!
Wenig später tauchen zwei Läufer vor mir auf. Teilweise gehend. Das sieht nach Problemen aus. Als ich auflaufe, denke ich, mir käme eines der Gesichter bekannt vor. Später stellt sich raus, dass das Markus Meinke war. Der zweitbeste Deutsche beim Western States Endurance Run ever. Hänge mich dran, als es in den Wald geht. Super schöne Strecke. Wald, wurzelig, wellig, flowig. So kommen wir zu dritt zum letzten Anstieg. Nochmal 400 Höhenmeter. Pack mers!
Irgendwann höre ich Schritte von hinten. Das sollte doch nicht...
Aber nein, zwei jüngere Läufer. So laufen wir als Grüppchen zum Marmorbruch.

Jetzt nur noch Pfingstegg, dann ist es geschafft.

Cola, kurze Dusche unter dem Gartenschlauch. Und weiter!
Da ich der bin, der die kürzeste Pause macht, führe ich nun die Gruppe an. Zwei Läufer folgen knapp danach. Nochmal fett steil. Muss das jetzt echt nochmal sein? Aber egal. Das Ziel ruft.
Wir kommen zu dritt oben an. Einer der beiden Läufer meint: "Schade, wird nicht reichen für unter 15h. Sind noch gute 6 Kilometer, und wir haben noch 23 Minuten." Ich überlege. Ist das zu schaffen? Vorher hatte ich mit 25 Minuten kalkuliert, müsste also schon Vollgas geben. Und das mit meinen Beinen? Eher nein. Also laufen wir flott, aber nicht voll Stoff weiter. Ich setze mich ein wenig ab. Es kommen die letzten Serpentinen, der Wald spuckt mich aus. Jetzt ist es nur noch ein kurzes Stück flach durch den Campingplatz. Läufer, die schon vor Ihren Zelten sitzen und andere Camper klatschen. Das tut gut. Es stellt sich langsam das warme, gute Gefühl ein, es geschafft zu haben. Ich bin total zufrieden. Laufe jetzt schön flott, das ist immer ein super Gefühl auf den letzten Metern. Finaler fies steiler Stich hoch nach Grindelwald, Zuschauer klatschen. Ich biege auf die Hauptstraße ein. Jetzt einfach freuen! Ich bekomme Gänsehaut und Tränen in die Augen und genieße jeden Schritt. Glück pur!!



Auf den Zieleinlauf habe ich mich gefreut. Das war eines meiner Motivationsbilder während des Laufs. Nun bin ich tatsächlich hier. Unglaubliches Gefühl!
Katrin, Petra und Wolfgang stehen an der Rampe, runter und rein ins Ziel.




Was macht man im Ziel? Spontan wonach man sich fühlt: Arme hoch und mit einem Juchzer alle Gefühle raus. Glück, Erleichterung, Erschöpfung, Stolz, Zufriedenheit. Unbeschreiblich. Genial.

Und manchmal wird in einem einzigen Bild alles eingefangen:

!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!



War ich das, der da gerade so gebrüllt hat? Sorry. 
Bekomme ein Mikro unter die Nase gehalten und soll irgendeine Frage beantworten. Mir fällt nichts gescheites ein, alles Blut ist in den Beinen, Kopf ist leer.

Interviewer: "Was labert denn der daher?". - Erik: "Nur weg. Mir fällt nichts ein."

Meine drei Supporter, äh sorry Elli, meine vier Supporter sind inzwischen auch da. Muss mich aber erstmal sammeln. Ich bin richtig gut alle. Physisch und psychisch.
Nachdem ich mich kurz auf den Boden gelegt habe, komme ich fast nicht mehr hoch.

Davon habe ich geträumt...

Meine Beine scheinen beschlossen zu haben, dass jetzt, nachdem wir das Rennen beendet haben, Schluss ist. Sie sind total steif und ziehen wie blöd. Ich rappel mich hoch und atme tief durch.

Sammeln

Die vielen Gesichter nach dem Zieleinlauf


Der Zieldurchlauf, aber auch die Zeit danach im Zielbereich sind immer sehr emotional. Die Anspannung fällt ab, Kopf und Körper wissen, daß es geschafft ist und fahren runter. Der Tag und alles Erlebte schießen einem durch den Kopf. Wie ein Film in Zeitraffer.

Wow! Was für ein Tag!

Ein wohlig, warmes Glücksgefühl (vermischt mit großer Müdigkeit) durchströmt einen. Und nach einigen Momenten ist man dann auch in der Lage, erste Kurzberichte abzuliefern. Das Team will wissen, wie es war.

Also. Das war folgendermaßen: Laber, laber, laber.......




Und so gehen wir, nach nur kurzem Aufsaugen der Atmosphäre im Zielbereich, ins Hotel. Ich will nur noch Duschen und mich dann aufs Bett legen.

Und so kehren wir zurück zum Anfang dieser Geschichte. Es ist mir unter Ächzen und Stöhnen tatsächlich gelungen, in die Dusche zu klettern. Allerdings musste ich die Beine mit den Händen in die Wanne lüpfen. Die Beine alleine hätten das nicht mehr geschafft.
An Ruhe auf dem Bett ist danach natürlich nicht wirklich zu denken. Die Beine kribbeln und die Gedanken kreisen. Ich weiß garnicht, wo ich anfangen soll, drüber nachzudenken, so viele Eindrücke und Erlebnisse hat der Tag bereitgehalten.
Das war echt mal wieder: A life in one day.
Alles dabei gewesen.
Die Tatsache, dass mir so viele Details zum Tag einfallen und ich unglaublich viele Bilder vor Augen habe zeigt, dass heute etwas anders war als sonst. Normalerweise bin ich ein Verdrängerläufer bzw. laufe autistisch. Das bedeutet, ich brödel vor mich hin und bekomme nichts mit. Das hat den Vorteil, dass man, wenn es hart wird, das Elend verdrängt und einfach weitermacht. Das heißt aber auch, dass man von den schönen Dingen, von der Landschaft, Leuten usw. auch wenig mitkriegt. Und diese Mal war ich offensichtlich viel mehr nach außen gerichtet und wacher. Das war gut. Sollte ich mir angewöhnen...
Letztendlich sind es 15h01,38 geworden. Zweiter Platz in der AK Seniors 2 und 36. gesamt. Ich war eine halbe Stunde schneller als bisher.
Super. Damit bin ich wirklich sehr zufrieden.
Wie immer nach einem Wettkampf habe ich erstmal überhaupt keinen Appetit. Wir schaffen es trotzdem noch, Essen zu gehen im Restaurant Gletscherschlucht. Können wir sehr empfehlen. Gute Rösti, Burger und mehr. Etwas abseits und sehr idyllisch gelegen.
Den Abend lassen wir dann auf dem Balkon unseres Hotels ausklingen.

Einer von dreien ist müde.

Das hat neben der Tatsache, dass ich meine Beine hochlegen kann, noch einen Vorteil: Das Hotel liegt genau an der Stelle, an der die Läufer aus dem Tal hochlaufen und auf die Hauptstraße treffen. Dort stehen noch immer reichlich Zuschauer und bejubeln und beklatschen die Läufer. Es ist eine unglaubliche Stimmung. Echt toll, dass bis in die späte Nacht die Teilnehmer begrüßt und unterstützt werden. Das ist so motivierend, dass fast alle nochmal einen Schlussspurt hinlegen.
Ein würdiger Abschluss eines tollen Tages. Und so falle ich, trotz kribbelnder Beine, in einen tiefen Schlaf.

Sonntag, 21.7.19
10.00 Uhr, Abschlusszeremonie und Siegerehrung
Standesgemäßes Wetter und gute Stimmung begleiten die letzte Stunde des Eiger Ultra Trail 2019.



Das Organisationskomitee und alle Beteiligten des Eiger Ultra werden geehrt. Zurecht. Wie eingangs schon gesagt, finde ich, dass das eine super tolle Veranstaltung ist. Zu einer Zeit, in der der Trailsport immer größer und auch kommerzieller wird, hat sich hier ein Event Menschlichkeit, Herzlichkeit, Herzblut, Freundlichkeit und trotz Größe eine familiäre Atmosphäre erhalten. Das ist bemerkenswert und aller Ehren wert. Großes Lob und riesen Kompliment!
Auch 2019 gab es wieder sehr viele sehr gute Leistungen, wenn auch keine Rekorde zu verzeichnen waren. Bevor die eigentlichen Siegerehrungen losgehen, werden die neuen Mitglieder des so genannten Quartzclubs geehrt. Mitglied wird man, wenn 500km beim Eiger Ultra gefinisht sind. Also 5x E101, oder 4x E101 und 2xE51. Mit dabei auch Heinz-Sven Ritschard, der Trail-Veganer, der sich trotz massiver Magenprobleme durchgebissen hat und nun zu diesem erlesen Kreis gehört. Respekt!

Quartzclub

Bei der Ehrung zur Gesamtwertung habe ich kurz einen "From Hero to Zero" Moment. Kathrin Götz, die Siegerin bei den Damen E101, hatte bei Kilometer 40 einen Sturz und in der Folge massive Schmerzen, konnte das Bein nicht mehr richtig beugen und hat sich trotzdem durchgebissen und mit großem Abstand gewonnen. Tolle Leistung!! Und ich fand mich gestern toll, weil ich mit muskulären Problemen gut durchgehalten habe. Im Vergleich war das ja wohl Pillepalle. Du Weichei. ;-)

Podest E101

Sieger E101

Gestern war ein toller Tag und wenn ich jetzt nach Hause fahren würde, wäre ich höchst glücklich und zufrieden. Aber auf das Podest klettern zu dürfen, ist natürlich noch mal ein Sahnehäubchen und macht mich schon ein wenig stolz. Hätte nicht gedacht, dass ich so weit vorne mithalten kann.

Podest E101 Seniors 2

In den Ergebnislisten hatte ich gestern schon gesehen, dass Michael Ohler, der mich ab Kleiner Scheidegg so angetrieben hatte und mir ständig auf den Fersen war, nicht Dritter geworden ist und auch ordentlich Abstand hatte. Da musste irgendwas passiert sein. Und tatsächlich: Michael gratuliert mir zur Platzierung und erzählt, dass er mit einem anderen Läufer zusammen falsch abgebogen ist und zur Gletscherschlucht runter, anstatt Marmorbruch hoch lief. Macht gute 100 Höhenmeter zusätzlich. Das ist hart so kurz vor Schluss, und es zeugt von Charakter, dass er das dann noch ordentlich zu Ende gebracht hat und trotzdem Sonntag morgen mit dabei ist. Michael, es war mir eine Freude mit dir gelaufen zu sein und ich wünsche dir für den UTMB alles Gute!

So, das war der Eiger Ultra Trail 2019. Ein rundum perfektes Wochenende. Ein tolles Event, perfekt organisiert und mit super freundlichen Menschen. Geniale Landschaft. Entspannte Trailcommunity mit vielen tollen Leuten, freundschaftliche, nette Atmosphäre. Gutes Wetter. Wettkampf gut gelaufen. Und ich durfte das nicht nur alleine, sondern mit einem Team erleben.



Sabine und Andrea im Mission Control Center - zuständig für Zwischenzeigen, Prognose, Fahrpläne etc.

Das war richtig klasse, hat super Spaß gemacht und wertet alles nochmal auf. Tausend Dank für die Unterstützung und dass ihr mit dabei gewesen seid: Katrin, Petra, Wolfgang, Andrea, Sabine und Elli.

In diesem Sinne: See you on the Trails...
See you on the Eiger Trails in 2020...




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