TRAILTICKER 01 - 2019

von Sabine



Kapstadt, Anfang Dezember. Während in Europa allmählich der Winter einzieht, ist in Südafrika Hochsommer. Zeit für ein letztes großes Trail-Event im Jahr 2018: Der Ultra Trail Cape Town. Bei den Top-Läufern ist der Blick vor allem auf Rob Krar gerichtet – auf den Athleten, der seit 2012 eine Bilderbuchkarriere hinlegte und dann im letzten Jahr wegen einer Knie-OP von der Bildfläche verschwand. Der in der verletzungsbedingt lauf- und trainingsfreien Zeit wieder stark mit den Dämonen seiner Depression kämpfen musste. Der sich 2018 mit dem Sieg beim Leadville 100 in der zweitbesten jemals gelaufenen Zeit überzeugend zurückgemeldet hat. Und nun? Es wollte beim Ultra Trail Cape Town für ihn nicht so recht laufen. Nach 45km kam das AUS. Verletzung? "Nein", sagte Rob Krar, “Mein Herz sagte ja, aber meine Beine sagten nein. Vermutlich war die Saison ein Rennen zu lang”.

Eine Woche später: Phoenix, Arizona. An der Startline des Desert Solstice Invitational stehen Camille Herron und Courtney Dauwalter. Camille Herron nach einer langen Verletzungspause. Courtney Dauwalter nach einer Saison voller Erfolge – und 7 Wochen nach ihren 279 Meilen beim Big’s Backyard. Die beiden Top-Frauen treffen zum ersten mal in ihrer Karriere aufeinander. Während Camille Herron Runde um Runde abspult und schließlich einen neuen Weltrekord im 24 Stunden-Lauf aufstellt, ist für Courtney Dauwalter nach 60 Meilen der Spaß vorbei. “Ich habe gehofft, ein letztes Rennen für dieses Jahr aus meinen Beinen herausquetschen zu können. Es gibt jedoch nichts mehr, was man herausquetschen könnte.” Einfach ein Rennen zu viel …

Während die Top-Marathonläufer die Saison akribisch planen, maximal einen Frühjahrs- und einen Herbstmarathon mitnehmen, können die Ultraläufer wohl nicht “Nein” sagen: Es gibt doch so viele tolle Rennen. Die “Bucket List” will und will kein Ende nehmen. Und es gibt genügend Beispiele von guten Läufern und Läuferinnen, die mindestens ein Rennen monatlich abspulen und dabei trotzdem hervorragende Platzierungen erreichen. Denken wir an Andrea Huser in der Saison 2016 und 2017 oder an Mike Wardian. Aber es gibt auch die anderen Beispiele: Läufer, die sich physisch in Grund und Boden gelaufen haben. Läufer wie David Horton. Nachdem ihm ein künstliches Kniegelenk eingebaut wurde, kann er maximal noch kurze Strecken rennen oder Fahrrad fahren. Andere können sich nach Jahren mit viel Training und vielen Wettkämpfen nicht mehr zum Laufen motivieren. Die Begriffe “overtraining syndrome” (OTS) und “fear of missing out” (FOMO) machen unter Ultrasportlern immer wieder die Runde. Geoff Roes, Western States Champion 2010, Kyle Skaggs, der 2008 beim Hardrock 100 einen sensationellen Rekord aufstellte, und die allseits bekannte Anna Frost sind nur einige, die OTS am eigenen Leib und der eigenen Psyche erleben mussten.

Aber es sind nicht nur die Elite-Athleten, die nur zu gerne dem Drang nachgeben, zu viel zu tun und zu viel zu wollen. Trail- und Ultrarunning wird immer größer. Es gibt immer mehr interessante Veranstaltungen, neue Formate, Rennen in exotischen Ländern etc. Zwar wird es bei einigen Wettbewerben immer schwieriger, einen Startplatz zu ergattern – andererseits wird man am Jahresanfang bei der Saisonplanung von der schieren Menge der Veranstaltungen fast erschlagen. Da fällt vielen schwer, Maß zu halten.

Jetzt im Winter ist Planungszeit. Jetzt werden die großen Linien fürs Wettkampfjahr vorgezeichnet. Vielleicht wäre es sinnvoll, einmal eher konservativ zu planen. Nicht zu versuchen, aus den Beinen ein Rennen nach dem anderen herauszuquetschen. Die Beine – und der Kopf – werden es dem Läufer danken. Spätestens Ende der Saison ...







Eigentlich könnte man denken: Im Winter ist im Trailrunning sowieso nichts los. Weit gefehlt. Zum einen haben jetzt die Rennen in den tropischen und exotischen Gebieten sowie auf der Südhalbkugel Saison. Und dann gibt es Veranstaltungen, bei denen das ungemütliche Winterwetter zur Herausforderung gehört. So kam es, dass so mancher Top-Läufer auch von November bis Januar im Trailrunning-Zirkus unterwegs war.


Ultra Trail Cape Town, UTCT (30.11.2018, Kapstadt, RSA)
Der UTCT bildet nun schon im zweiten Jahr den Abschluss der Ultra Trail World Tour. Doch die Tour war 2018 schon vorher entschieden (Sieg von Pau Capell und Miao Yao), so dass es lediglich um einen spannenden Lauf unter der Sonne Südafrikas ging. Obwohl in Europa und in den USA die meisten schon ihre Wettkampfbekleidung eingemottet hatten, folgten doch recht viele Top Läufer der Einladung. Allen voran Rob Krar, der spätestens seit seinem Sieg beim Leadville als einer der Favoriten galt. Daneben die Lokalmatadoren Ryan Sandes und Christiaan Greyling (RSA) sowie Prodigal Khumalo (ZWE) und die Europäer Nicolas Martin (FRA), Andreas Reiterer (ITA), Elov Olsson (SWE) und Janosch Kowalczyk (GER). Noch dichter sah das Favoritenfeld bei den Frauen aus: Mimmi Kotka (SWE), die drei US-Amerikanerinnen Keely Henninger, Kelly Wolf und Stephanie Howe Violett sowie Nathalie Mauclair (FRA) und Francesca Canepa (ITA).

Anfang waren es Andreas Reiterer sowie ein Trio aus Sandes, Khumalo und Greyling, die das Tempo machten. Doch schon beim Abstieg vom Tafelberg musste der Vorjahressieger Khumalo das Rennen aufgeben, Ryan Sandes ereilte das gleiche Schicksal etwas später. Rob Krar, der bei diesem Rennen nie in Fahrt kam, stieg bei km 44 aus. Christiaan Greyling fiel zurück – und plötzlich war Janosch Kowalczyk auf Platz 2, nur wenige Minuten hinter dem Italiener Reiterer. Obwohl dieser einen starken Eindruck hinterließ, holte Kowalczyk Minute um Minute auf. Nach 75km, d.h. nach dreiviertel der Strecke, hatte er Reiterer geschnappt. Die lange Führung und der verlorene Kampf um Platz eins schien den Läufer aus Südtirol gebrochen zu haben – denn er gab an der University of Cape Town, 11km vor dem Ziel, das Rennen auf. Janosch Kowalczyk aber ließ nicht nach und verteidigte die Führung bis ins Ziel. Am Ende hatte er 20 Minuten Vorsprung vor dem Zweiten, Elov Olsson. Dritter wurde Johan Lantz (SWE).

Bei den Frauen war es ganz lange Mimmi Kotka, die das Rennen machte. Doch dann schoben sich nach der Halbzeitmarke Emily Hawgood (ZWE) und die Südafrikanerin Kerry-Ann Marshall immer dichter an die Schwedin heran und überholten sie auf dem letzten Viertel der Strecke. So siegte am Ende Emily Hawgood knapp mit vier Minuten Vorsprung auf Kerry-Ann Marshall, die wiederum vier Minuten Vorsprung vor Mimmi Kotka ins Ziel retten konnte. Die anderen Favoritinnen folgten mit großem Abstand: Kelly Wolf wurde Vierte, Keely Henninger Fünfte und Stephanie Howe-Violett Achte. Francesca Canepa und Nathalie Mauclair schieden aus dem Rennen aus.

Für die Deutschen blieb es nicht bei dem Erfolg von Janosch Kowalczyk: Moritz auf der Heide belegte über 65km Platz 2 hinter Bernard Rukadza (ZWE). Den erfolgreichen Tag rundete Christoph Lauterbach mit einem zweiten Platz über 35km ab.

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Spine Race (13.1.-20.1.2019, Edale – Kirk Yetholm, GBR)
Mit Superlativen ist es im Sport so eine Sache... Das Spine Race wird “Britains most brutal race” genannt. Ausnahmsweise kann man das so stehen lassen. Denn die Teilnehmer des Spine Race müssen nicht nur den gesamten Pennine Way (429 km) in maximal 7 Tagen zurücklegen. Sie haben auch mit Kälte, Schnee, Regen, Wind, den typisch englischen Bogs (Sumpflandschaften) – und natürlich mit Übermüdung zu kämpfen. Auch wenn dieses Jahr das Wetter deutlich gutartiger war als bei der letzten Austragung: Ganz ohne Wetterkapriolen ging es nicht ab. In diesem Jahr vor allem zu Beginn des Rennens, wo Hagel und Stürme den Läufern das Leben schwer machten.

Unter den 126 Startern waren zwei Läufer, die das Rennen schon einmal gewonnen hatten: Der Ire Eoin Keith, der beim Spine 2016 erfolgreich war und außerdem den Streckenrekord hielt – und Eugeni Rosello Sole aus Spanien, der Sieger von 2013. Beide waren 2018 tragisch ausgeschieden – Eugeni aufgrund von Navigationsproblemen wegen eines defekten GPS-Geräts und Eoin wegen eines taktischen Fehlers, als er in schwerem Gelände auf Schneeschuhe verzichtete und dann umkehren musste. Daneben war Jasmin Paris am Start , die nach der Geburt ihrer Tochter vor 14 Monaten im Herbst 2018 wieder zu ihrer Bestform auflief: Mit einem zweiten Platz bei der Glencoe Skyline und mit einem Sieg beim Cheviot Goat.

So war es ein Trio aus Jasmin Paris, Eugeni Sole und Eoin Keith, das das Feld der Läufer und Läuferinnen zunächst anführte. Und neben dem anfangs garstigen Wetter hatten alle drei ihre eigenen Probleme. Jasmin Paris musste die kurzen Verpflegungsstops nutzen, um Milch für ihre kleine Tochter abzupumpen. Eoin Keith fühlte sich deutlich müder als im Vorjahr und musste am zweiten Tag in Hawes (km 172) abreißen lassen. Und Eugeni Sole hatte sich auf dem ersten Teilstück den Schuh aufgerissen und schaufelte sich somit immer wieder Steine in den Schuh – erst nach 60km konnte er dieses Problem beheben. Aber da hatte er sich schon so die Füße malträtiert, dass er in den kurzen Zwischenstopps keinen Schlaf finden konnte - die Füße taten einfach zu weh. Und dieser Schlafmangel sollte sich bitter rächen. Als er und Jasmin Paris nach 289km in Alston ankamen, musste er erschöpft eine Pause von mehr als 2 Stunden einlegen, während Jasmin Paris nach einer guten halben Stunde weiterzog. Eine mutige Entscheidung, denn vor ihr lagen noch 140 km, mindestens eine Nacht und vor allem: Das einsame Gebiet der Cheviot Hills. Aber Jasmin Paris zog kontinuierlich davon. Ab Alston leistete sie sich nur noch Pausen von insgesamt 2 Stunden. Schließlich kam sie 83 Stunden, 12 Minuten und 23 Sekunden nach dem Start in Kirk Yetholm, dem Ziel des Rennens, an. Das hieß: Gesamtsieg und Verbesserung des Streckenrekords von Eoin Keith um 12 Stunden. Für Jasmin hieß es aber auch: Endlich konnte sie wieder mit ihrer Tochter zusammen sein.

Damit war der Gesamtsieg zwar entschieden, aber noch warteten alle auf den ersten Läufer. Eugeni Sole litt immer mehr unter dem Schlafmangel der ersten Streckenhälfte, musste immer längere Pausen machen. Schließlich fing er an zu halluzinieren, brach etwa 10 km vor dem Ziel zusammen und drückte den Notfallknopf. Helfer brachten ihn ins Ziel, aber für ihn hieß das: DNF. Wieder einmal hatten die Cheviot Hills ihr Opfer gefunden …

Langsam und stetig näherte sich dann Eoin Keith dem Ziel. Von hinten drohte ihm keine Gefahr mehr, und so kam er in 98:18:23, ganze 15 Stunden nach Jasmin Paris, in Kirk Yetholm an.
Auch drei deutsche Läufer finishten in diesem Jahr das Spine Race: Gabriele Kenkenberg wurde dritte Frau – sie kam in fast 136 Stunden ins Ziel. Genauso lange brauchte Jens Wackerhagen, der mit dem Finish seine Scharte aus dem Vorjahr auswetzte – da musste er in den Cheviot Hills kurz vor dem Ziel aufgeben. Peter Hofmann erreichte  das Ziel in 159 Stunden.

Das „kürzere“ Rennen beim Spine, den Spine Challenger (173 km zwischen Edale und Hawes) gewannen Jim Mann (GBR, 22:53:28, neuer Kursrekord) und Carol Morgan (IRL, 31:47:37).

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RENNSCHNIPSEL

JFK 50 Mile (17.11.2018, Boonsboro, MD, USA)
Dieses Traditionsrennen, das in diesem Jahr schon zum 56. Mal ausgetragen wurde, besteht aus unterschiedlichen Abschnitten: Es startet auf einer Straße, folgt dann 11 Meilen dem Appalachian Trail, daraufhin geht es für gut 40km auf einem Schotterweg am C&O Kanal entlang und schließlich führen die letzten 8 Meilen über asphaltierte Straßen zum Ziel. In diesem Jahr war der Abschnitt auf dem Appalachian Trail sehr schlammig und daher schwer zu laufen. Dennoch stürmte ein Trio vornweg: Der Sieger von 2017, Eric Senseman, sowie Jared Hazen und Zach Miller. Miller führte an den Steigungen, Senseman bretterte die Gefällstrecken hinab wie kein anderer. Und so hatte dieser auch einen kleinen Vorsprung vor Miller und Hazen, als es auf den C&O Canal Toepath ging. In einem kleinen Zwischenspurt schloss Miller die Lücke zu Senseman. Als er anschließend den Turbo zog, hatte sich Senseman blau gelaufen - er gab 11 Meilen vor dem Ziel auf. Womit Miller nicht rechnen konnte: Jared Hazen hatte sich den Kampf der beiden Führenden von hinten angeschaut, kam nun beharrlich heran, überholte schließlich Zach Miller und hatte bis ins Ziel 7 Minuten auf ihn herausgelaufen. Er erreichte mit 5:34:21 die zweitbeste jemals gelaufene Zeit.
Bei den Damen verlief das Rennen ganz anders. Die spätere Siegerin, Kate Pallardy, lag auf dem ersten Stück noch weit hinter der Spitze – genau wie die direkt hinter ihr laufende Kaci Lickteig: Am Ende des Abschnitts auf dem Appalachian Trail belegten sie den Gesamtrang 64 und 65. Doch entlang des C&O Canal sammelten die beiden Läuferinnen und Läufer ein – wobei sich Pallardy von Lickteig absetzen konnte. Schließlich gewann Pallardy in 6:40:34 und erreichte damit den 11. Gesamtrang. Kaci Lickteig folgte 13 Minuten später.
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Tunnel Hill 100 (10.11.2018, Vienna, IL, USA)
Eigentlich wäre der Tunnel Hill 100 nicht wirklich eine Erwähnung wert. Es ist kein besonders altes, kein besonders schönes und kein besonders großes Rennen. Wenn da nicht die verdammt schnelle Strecke wäre. Der Tunnel Hill wird auf einem 50 Meilen langen Stück eines stillgelegten Gleisbetts gelaufen, über das inzwischen ein ebener, fein geschotterter Weg verläuft. Dieses Wegstück, dessen Markenzeichen ein Eisenbahntunnel unter einem Hügel (Tunnel Hill) ist, wird hin und zurück gelaufen: Macht zusammen 100 Meilen. Tunnel Hill 100 wurde 2017 bekannt, als Camille Herron hier in 12:42:40 einen neuen Weltrekord über 100 Meilen aufstellte. Normalerweise sind Trails ja nicht bestenlistenfähig, da sie nicht standardisiert vermessen werden können – aber dieser Trail ist so eben, dass dies möglich ist. Daher kann man auf diesem Trail tatsächlich Weltrekorde aufstellen. In diesem Jahr war nun die Aufregung groß, als Zach Bitter (USA) ebenfalls eine Fabelzeit hinlegte: 12:08:36. Das ist die schnellste Zeit, die jemals auf einem Trail gelaufen wurde – sofern man einen Schotterweg einen Trail nennen will. Nun wird aber von der IAU (International Association of Ultrarunners) inzwischen nur noch ein Weltrekord pro Strecke anerkannt – egal ob er auf einer Bahn, einer Straße oder einem Trail gelaufen worden ist. Und diesen Rekord über 100 Meilen hält der Russe Oleg Kharitonov seit 2002. Was ist nun mit der Zeit von Zach Bitter? Ist das ein Trail-Weltrekord über 100 Meilen? Nein, so etwas gibt es nicht. Viele haben es daher als 100 Meilen FKT bezeichnet. Aber der Terminus „FKT“ ist ausdrücklich nicht für Rennen bestimmt. Also bleibt nur: Die 12:08:36 von Zach Bitter sind eine verdammt schnelle Zeit …
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Trail Uewersauer (18.11.2018, Heiderscheid, LUX)
Für Moritz auf der Heide war es der dritte Sieg bei seinem vierten Auftritt beim Trail Uewersauer in Luxemburg - aber so knapp wie in diesem Jahr war es noch nie! Denn Markus Brennauer, der in diesem Herbst schon den Half-Trail beim GELITA Trail Marathon Heidelberg gewonnen hat, lieferte ihm das Rennen seines Lebens. Im Ziel trennten die beiden gerade mal 36 Sekunden - und das nach 52 Kilometern und fast 2000 Höhenmetern! Damit ist Moritz auf der Heide der zweite Deutsche, dem der Hattrick in Heiderscheid gelingt - nach Florian Neuschwander, der 2011-2013 beim Trail Uewersauer siegreich war. Bei den Damen siegte die Luxemburgerin Jessica Schaaf – auch das war keine Premiere, denn sie konnte ihren Erfolg aus dem Vorjahr wiederholen.
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Oman by UTMB (29.11.2018, Birkat al Mawz, Oman)
Wenn man „UTMB“ liest, denkt man automatisch an 160km+. Die Premiere dieses Rennens, das Ende November im Sultanat Oman stattfand, hatte aber „nur“ eine Gesamtlänge von 137km mit einem Gesamtanstieg von 7800HM. Als Sondre Amdahl (NOR) und Elisabet Barnes (SWE) von ihrer Erkundungstour auf der Strecke zurückkamen, sagten sie lapidar: Das ist sehr, sehr hart. Das bestätigen die Finisher-Zeiten, denn die lagen tatsächlich im Bereich derjenigen vom UTMB.  Auf den technischen Abschnitten mussten die Läufer sogar ein Klettersteigset anlegen! Das sagt sehr viel über dieses Rennen aus …
Bei den Frauen setzte sich sehr schnell Anna-Marie Watson ab, verfolgt von Meredith Edwards (USA) und Elisabet Barnes.  Aber letztere hatte mit so starker Übelkeit zu kämpfen, dass sie bei km 47 aussteigen musste. Die Deutsch-Ungarin Ildiko Wermescher pirschte sich auf der ihr eigenen Art von hinten an die Spitzengruppe heran, und noch vor dem Abstieg nach Bald Sayt und dem folgenden extrem steilen und technischen Schlussanstieg überholte sie Meredith Edwards. So siegte schließlich Anna-Marie Watson in 21:51 mit 50 Minuten Vorsprung vor Ildiko Wermescher und 1 ½ Stunden Vorsprung vor Meredith Edwards.
Bei den Männern gab es anfangs eine Spitzengruppe mit Gediminas Grinius (LTU), Jason Schlarb (USA) und Diego Pazos (SUI). Auf den ersten 30km wechselte ständig die Führung, dann musste Gediminas Grinius abreißen lassen. Dafür kam von hinten der Russe Aleksei Tolstenko. Erst nach etwa 80km konnten sich Schlarb und Pazos vom Russen entscheidend absetzen. Doch weder Pazos noch Schlarb konnten die Entscheidung um den Sieg forcieren. Und so beschlossen sie schließlich auf den letzten Kilometern, gemeinsam ins Ziel zu laufen. Dritter wurde Tolstenko, der im Ziel schließlich einen Abstand von rund 40 Minuten hatte.
Im nächsten Jahr soll Oman by UTMB in eine zweite Runde gehen – und dann will man die 100 Meilen und die 10000 Höhenmeter voll machen: Jetzt schon wurde angekündigt, dass man zurückkehren will - „bigger and better“.
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Desert Solstice Invitational Track Meet (08.12.2018, Phoenix, AZ, USA)
Das Desert Solstice ist kein Trailrennen. Aber es muss hier Erwähnung finden, weil dieses Event jedes Jahr ein hochkarätiges Feld von Trail- und Ultrarunnern versammelt. In diesem Jahr hatte Jamil Coury unter anderem Camille Herron und Courtney Dauwalter eingeladen – es sollte das erste Aufeinandertreffen der beiden in einem Wettkampf werden. Und beiden liegt das Format des 24-Stunden-Rennens. Aber beide hatten eine schwierige Vorbereitung: Camille Herron war seit Mai verletzt, und die North Face Endurance Challenge San Francisco, die sie eigentlich im November als Vorbereitung laufen wollte, musste wegen der Waldbrände in Kalifornien abgesagt werden. Courtney Dauwalter hatte genau das entgegengesetzte Problem: Sie stand am Ende einer wettkampfreichen (und sehr erfolgreichen) Saison; gerade sieben Wochen vor dem Desert Solstice war sie bei Big’s Backyard 279 Meilen gelaufen. Und so kam es leider nicht zu dem spannenden Kopf-an-Kopf Rennen, auf das alle gehofft hatten. Denn Courtney war nach knapp 60 Meilen raus. Camille dagegen zog die Bahnen in dem ihr eigenen, immer etwas unbeholfen wirkenden Laufstil. Der scheint aber sehr effizient zu sein. Denn am Ende des Tages stand als Ergebnis ein neuer Weltrekord: Camille Herron übertraf mit 162,8 Meilen den Weltrekord der Polin Patryzja Bereznowska (259,99), den diese 2017 in Belfast aufgestellt hatte. Wow! Ein besseres Comeback kann man sich nicht wünschen!
Zach Bitter, der bei den Männern der klare Favorit war, musste ebenfalls seiner Vorbelastung (Tunnel Hill 100 vier Wochen zuvor) Tribut zollen – er verabschiedete sich nach 116 Meilen.
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Bandera 100 (06.01.2019, Bandera, TX, USA)
Das Jahr ist noch ganz jung, und jetzt schon winkt der Western States am Horizont: Denn der Bandera 100 war auch in diesem Jahr das erste Golden Ticket Race der Saison.
Wenn man im Vorfeld auf die beiden erfolgreichen Läuferinnen hätte wetten sollen, dann wären einem wohl als erstes Pam Smith (Western States Champion 2013) und Kaci Lickteig (Western States Champion 2016) eingefallen. Aber weit gefehlt. Während Pam Smith schon früh aus dem Rennen aussteigen musste, wurde Kaci Lickteig am Ende Vierte. Auf der ersten Runde liefen zwei Frauen voran, die man für einen 100km Lauf nicht unbedingt auf der Rechnung hatte: Ladia Albertson-Junkans (USA), die bislang nur Strecken bis 50 km zurückgelegt hat, das allerdings erfolgreich (2018 wurde sie Dritte beim Speedgoat 50k). Und Brittany Peterson (USA), die 2018 fast ausschließlich in Europa aktiv war, und hier die Skyrunning-Welt aufmischte: Mit einem dritten Platz beim Glen Coe Skyline, einem dritten Platz beim Hamperokken Skyrace, Platz 4 bei der Trofeo Kima und einem Sieg beim Pirin Ultra Skyrace. Während die beiden vermeintlichen „Kurzstreckler“ in der ersten Runde zusammenliefen, zeigte sich in der Zweiten Runde, dass Brittany Peterson die etwas stärkere war. Sie setzte sich mit 9:26:59 und einem Vorsprung von 8 Minuten gegen Ladia Albertson-Junkans durch.
Bei den Männern siegte Tyler Green (USA), der im Vorjahr beim Sean O’Brien knapp an einem Golden Ticket vorbeigeschrammt war. Zweiter wurde Chris Mocko (USA). Er kam gerade mal 25 Sekunden hinter Green ins Ziel. Starke Leistung! Jetzt muss Chris Mocko aber zeigen, dass er auch die ganz langen Kanten drauf hat. Denn bei seinen bisherigen 100 Meilern war seine Leistung eher gemischt…
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Hong Kong 100k (19.01.2019, Hong Kong)
Der Hong Kong 100k ist seit Etablierung der Ultra Trail World Tour jedes Jahr das erste UTWT-Rennen der Saison. Und viele Athleten wollen recht früh in der Saison mit dem Punktesammeln beginnen. So sind immer einige Europäer, Amerikaner, Australier und Neuseeländer mit am Start – und bei den bisherigen Austragungen schafften es stets mehrere von ihnen aufs Podium. Auch in diesem Jahr gab es eine großes internationales Kontingent mit Dylan Bowman (USA), Tom Evans (GBR), Scotty Hawker (NZL), Gediminas Grinius (LTU), Paddy O’Leary (IRL), Jasmin Nunige (SUI), Ekaterina Mityaeva (RUS) und Mariya Nikolova (BUL). Es ist als Zeichen zunehmender Stärke der Chinesen im Trailrunning zu verstehen, dass nicht nur der Sieg bei Damen und Herren an Chinesen ging, sondern alle vorderen Plätze bis einschließlich Rang 4. Die besten nicht-Chinesen waren Ekaterina Mityaeva (5. Frau) und Scotty Hawker (5. Mann). In einem spannenden Rennen gewannen Jiasheng Shen (6. Platz beim OCC) und Yangchun Lu (Debut über 100km). Wir werden uns in Zukunft also ein paar chinesische Namen einprägen müssen …
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HURT 100 (19.01.2019, Honolulu, HI, USA)
Man hat schon deutlich schnellere HURTs gesehen als in diesem Jahr. Und dennoch muss man immer wieder den Hut ziehen vor den Läuferinnen und Läufern, die sich 100 Meilen über Wurzeln, durch Schlamm, zwischen Bambus und tropischen Bäumen hindurch über die Grate der hawaiianischen Insel Oahu kämpfen. 2019 war zwar kein sehr heißes, aber ein sehr feuchtes Jahr, und so gerieten die Downhills zu wahren Rutschpartien. In diesem Jahr war Nate Jaqua, ein ehemaliger Fußballspieler, in 22:37:54 der schnellste Mann. Jaqua ist nicht neu im Ultratrail-Running – er hat auch schon den Pine to Palm 100 (2015) und den San Diego 100 (2016) gewonnen. Schnellste Läuferin war Sabrina Stanley in 28:28:06, die 2018 auch den Hardrock 100 gewonnen hatte.
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Path to Everest: Die Besteigung des Mount Everest war als Höhepunkt des Projekts "Summits of my Life" von Kilian Jornet gedacht. Er bereitete sich fünf Jahre lang vor. Er bestieg die höchsten Gipfel auf jedem Kontinent. 2017 gelang Kilian dann endlich die historische Doppelbesteigung des Everest. Nachdem er dieses Ziel erreicht hat, blickt er auf das gesamte Projekt zurück. Eine Frage bleibt: Was kommt als Nächstes?

Lessons from the Edge: 💲 Die südafrikanischen Ultrarunner Ryan Sandes und Ryno Griesel machen sich auf den Weg zum Abenteuer ihres Lebens: den Great Himalaya Trail. Oder genauer: Ein FKT auf dem GHT: 1.406 Kilometer in 28 Tagen.

Alone through Iran - 1144 Miles of Trust: 💲 Kristina Paltén, eine 45-jährige Schwedin, beginnt ihren Lauf durch den Iran am 5. September 2015. Sie soll die erste Frau werden, die jemals durch den Iran lief. Kristina, hält zwei Weltrekorde - aber dies hat sie auf dem Laufband aufgestellt: 12 Stunden und 48 Stunden. Für ihr Laufabenteuer wählte sie den Iran aus drei Hauptgründen: Wegen der Schönheit der Natur, wegen der großen Entfernungen - und wegen ihrer eigenen Vorurteile gegen das Land.

Road to Auburn: Pioneers of the Western States: Der Western States 100 verläuft von Squaw Valley nach Auburn durch eine Landschaft, in der Geschichte geschrieben wurde. So ist es auch mit dem Rennen selbst: Es ist das älteste 100-Meilen-Rennen der Welt, und viel hat sich seit seinem Bestehen verändert. Der Film stellt Menschen vor, die für dieses Rennen entscheidend waren – und dokumentiert gleichzeitig das Rennen von 2018, das im Streckenrekord von Jim Walmsley gipfelte.

Rob Krar: Running with Depression: Rob Krar wurde zum Ultrarunning Star, als er beim Western States 2013 auf den ersten Anhieb Platz 2 belegte. Aber 100 Meilen zu laufen ist für ihn eine vergleichsweise kleine Anstrengung. An Rob zehrt der Kampf mit seiner chronischen Depression viel mehr, als es je ein Wettkampf könnte.

Big's Backyard: The Last Man Standing: Das Konzept von Big's Backyard Ultra sieht einfach aus. In Wirklichkeit ist dieses „Last man standing“-Rennen psychisch und strategisch hochkomplex. Die Teilnehmer müssen pro Stunde eine Strecke von 4,1-Meilen zurücklegen. Pünktlich nach jeder Stunde geht es auf die nächste Runde. Die einzigen Pausen sind die zwischen den Runden. Es gewinnt derjenige, der am Schluss übrig bleibt. Der ein letztes mal an die Startlinie tritt. Wer wird es 2018 sein? Courtney Dauwalter, Guillaume Calmettes oder Johan Steene?

Seasons End: "Man sollte Laufen nicht als Pflicht sehen als Läufer. Man sollte das machen, was einem Spaß macht." Seasons End ist ein wunderbarer Kurzfilm von Lars Schneider über Urte Fiek aus Hamburg. Sie ist Trailläuferin. Ihr Lieblingsort: Die Alpen.

Für Filme, die mit 💲 markiert sind, fallen Kosten an. Weitere Filme findet Ihr in unserem Archiv für Trail- und Ultrarunning Filme. Und falls Ihr Euren Lieblingsfilm dort nicht findet – schickt mir einfach eine e-mail. Das Archiv wird fortwährend aktualisiert und erweitert …







ZUM ANSCHAUEN 

9./10.2.2019: Tarawera Ultra Marathon. Neben zwei kürzeren Strecken gibt es auch in diesem Jahr ein 102km- und ein 100 Meilen Rennen. Und es gibt eine Vielzahl von Elite-Läufern, die sich auf die beiden Rennen aufteilen. So sind für den 100 Meilen Kurs Camille Herron (USA), Jeff Browning (USA) und Fiona Hayvice (NZL) gemeldet. Bei den 102 km ist das Feld sehr viel dichter: Courtney Dauwalter (USA), Ryan Sandes (RSA), Tim Freriks (USA), Cody Reed (USA), Meghan Laws (USA), Devon Yanko (USA), Harry Jones (GBR), Charlie Ware (USA), Amanda Basham (USA), Sange Sherpa (NPL), Cecilia Flori (ITA). Interessant, dass sich die beiden favorisierten Frauen, Camille Herron und Courtney Dauwalter, auch hier wieder aus dem Weg gehen. Verfolgen kann man das Rennen bei Twitter unter #tarawera. Sollte es weitere Livecasts oder Live Videos geben, werde ich den Link rechtzeitig hier mitteilen.

16./17.2.2019: Hongkong Fast 100. Das könnte ein interessanter Showdown zwischen Rob Krar (der sich bis dahin hoffentlich wieder erholt hat) und Jim Walmsley werden. Diese beiden Top-Athleten sind für den in diesem Jahr erstmals ausgetragenen FAST 100 gemeldet, der anders als die übrigen Trail-Ultraläufe in Hongkong kaum Höhenmeter und keine Treppen beinhaltet. Daneben gehen auch Brendan Davies (AUS), Sieger des Ultra Trail Australia 2018, sowie Yun Yanqiao (CHN), Gewinnerin des Hong Kong 100 2017 an den Start – wie auch viele weitere chinesische Läufer. Und dass diese Potential haben, hat nicht zuletzt der diesjährige Hong Kong 100 gezeigt. Ob es ein Live-Tracking gibt, ist derzeit noch nicht bekannt – es lohnt sich aber auf jeden Fall, auf Twitter das Rennen zu verfolgen.

Diese Athleten lassen erwarten, dass der FAST 100 schnell wird: Jim Walmsley, Rob Krar, Brendan Davies, Yun Yanqiao




ZUM MITLAUFEN

Es gibt die großen Trailrunning Events. Perfekt organisiert. Rennen, die man irgendwann einmal machen will. Bei denen es meist sehr eng wird um die Startplätze. Und dann gibt es die kleinen, familiären, besonderen Events. Bei denen vielleicht nicht alles perfekt läuft. Bei denen nicht alles durchgestylt ist. Wo man aber gerne dabei ist – und wo man meist auch noch kurzfristig einen Startplatz bekommt. Mag bei den großen Events das Herz des Trailunning schlagen, bei den kleinen ist seine Seele lebendig. Und genau diese kleinen, feinen Events sollen hier ihren Platz haben. Hier zunächst mal eine Zusammenstellung für das errste Halbjahr 2019 -  solltet Ihr weitere Rennen kennen oder veranstalten, bei denen es noch Startplätze gibt und die in dieser Liste nicht enthalten sind: Schickt mir bitte eine kurze Nachricht.

19.4.2019. Hartfüßlers Halden Inferno – From Dusk till Dawn. Kurz vor Ostern noch ein kräftiges Bergtraining – und dazu nicht einmal in die Alpen fahren? Geht nicht? Doch, es geht, und zwar im Saarland: auf der Halde Duhamel bei Ensdorf. Die Strecke ist zweitrangig – man kann für den Auf- und Abweg unterschiedlich steile Wege nehmen. Was zählt sind die Höhenmeter. Das Rennen beginnt bei Sonnenuntergang am Karfreitag und endet am Karsamstag bei Sonnenaufgang. Das ganze ist ein Freundschaftslauf, die Teilnahmegebühr ist freiwillig und die Höhenmeter misst man selbst. Wer mehr als 1000 Höhenmeter sammelt, bekommt den sogenannten "Haldenhammer".

27.4.2019. Harzquerung. Ein Lauf mit langer Geschichte – denn 1980 fand die erste offizielle Harzquerung von Nord nach Süd statt. Damit ist die Harzquerung nach dem Rennsteiglauf der älteste Ultramarathon in den neuen Bundesländern. Und wie der Rennsteiglauf war er den Behörden in der ehemaligen DDR ein Dorn im Auge – diese Ultraläufer waren der Nomenklatura einfach zu unkonventionell. Die Harzquerung führt heute noch wie früher auf einer Strecke von 51km von Wernigerode nach Nordhausen. Fast wäre der Lauf dieses Jahr ausgefallen – es gab einen Terminkonflikt und die Verhandlungen zwischen Organisatoren und der Stadt Wernigerode waren in einer Sackgasse. Dann traten ein paar andere Player auf den Plan, es wurden einige Telefonate geführt – und die Genehmigung war da. Inzwischen – mittlerweile befindet sich die Harzquerung im Portfolio von Oliver Witzke – kann man sich sogar online anmelden. Ein absolutes Novum! Wer einen der ältesten Trail-Ultras in Deutschland erleben will ohne die Läufermassen des Rennsteiglaufs, der ist hier auf jeden Fall gut aufgehoben. 

2.-4.5.2019. Innsbruck Alpine Trailrun Festival. Anfang Januar hat es in den Alpen geschneit wie schon lange nicht mehr. Schon jetzt stellt sich die Frage: Wann werden die alpinen Trails wieder schneefrei sein? Alle Trailrunner, die nach dem langen Winter möglichst schnell Trails in alpiner Umgebung laufen wollen, sind beim Innsbruck Alpine Trailrun Festival richtig. Denn hier wird auf mittlerer Höhe gelaufen, und die Organisatoren haben in der Vergangenheit immer wieder erfolgreich improvisiert, um den Trailläufern auch bei widrigen Bedingungen eine interessante Strecke zu bieten. Neben der Langdistanz (85 km) gibt es vier kürzere Distanzen sowie einen Nighttrail als Prolog – so ist auch für diejenigen was dabei, die sich nach dem Winter noch keine so langen Strecken zutrauen. Noch kann man sich für alle Strecken anmelden – bis zum 31.1. über den Normaltarif, danach wird es teurer.  Schnell sein lohnt sich …

4.5.2019. Vogelsberger Vulkantrail. Der Vulkantrail wird nun schon das vierte Mal vom TGV Schotten ausgerichtet. In diesem Jahr hat man den Veranstaltungstermin geändert und ist vom Herbst ins Frühjahr geschlüpft. Gute Idee! Damit spricht man die Trailrunner an, die mal testen wollen, wie sie über den Winter gekommen sind. Auch hier werden unterschiedliche Streckenlängen angeboten: Vom 10km Trail mit ganzen 53 Höhenmetern bis hin zum 67km Ultratrail mit 1860 Höhenmetern. 2019 gibt es erstmalig auch einen Ultratrail XL mit 94km und 2570 Höhenmetern; die Läufer haben für diese Strecke 15 Stunden Zeit. Kleines Schmankerl, das man bei einem vereinsorganisierten Event gar nicht erwartet: Es gibt UTMB-Qualifikationspunkte: 3 Punkte für den Ultratrail und 4 für den Ultratrail XL.

10.-12.5.2019. Chiemgau Trail. Im vergangenen Jahr erlebte diese Veranstaltung ihre Premiere. Die verlief noch etwas holprig. Von Teilnehmern wurden der etwas chaotische Start und die verbesserungsfähige Streckenmarkierung bemängelt. Aber es wurde ebenfalls festgestellt, dass die Trails wunderschön sind und sich auf jeden Fall lohnen. Jetzt geht’s in die zweite Runde und es ist zu erwarten, dass die Organisatoren die Kinderkrankheiten beseitigt haben. Die Homepage wurde jedenfalls schon mal generalüberholt. Man kann aus vier Trails zwischen 8 und 60km Länge wählen – es geht rund um Marquartstein. Die neue und längste Strecke (60km) startet vom Chiemsee. Man darf gespannt sein …

11.5.2019. Mountainman Nesselwang. Im letzten Jahr betrat mit dem Mountainman ein neues Format die Trailrunning-Bühne. Wer UTMB-Punkte sammelt oder wer ein Trailrennen sucht, in dem auch die internationale Elite mit am Start ist, ist hier falsch. Die Events der Mountainman-Serie zeichnen zwei Dinge aus: Erstens sind die Cutoffs relativ bequem gesetzt, so dass nicht nur Läufer, sondern auch Wanderer in der maximalen Zeit das Ziel erreichen können. Deshalb nennt sich das Ganze auch: Mountainman – Trail.Run.Hike.  Die lässigen Cutoffs sind aber auch für ein zweites Markenzeichen gut: Die Veranstalter (Jutta&Frank Mützer, Plan:Orange) legen Wert auf gute Verpflegung. Hierfür arbeiten sie mit lokalen Almen und Hütten zusammen. Die Verpflegungspunkte bieten also beim Mountainman nicht nur Iso und Gels, hier werden auch mal Buttermilch, Kaiserschmarrn oder Hirschsalami serviert. Und noch eine Besonderheit: Die eigenen Vierbeiner dürfen (angeleint) auf die Strecke und sind sehr gerne gesehen. Den Mountainmain gibt es in diesem Jahr dreimal: In Nesselwang, Großarltal und in Reit im Winkl. Wer also ein entspanntes Trailrunning-Event sucht: Auf zum Mountainman!

18.5.2019. AlbTraum 100. 2018 war Premiere für diesen Lauf entlang des Qualitätswanderwegs „Albtraufgänger“. Dieser Lauf wurde mit großer Begeisterung aufgenommen. Man kann hier nicht nur 115 km laufen, sondern auch Gutes tun. Vorbild ist die Brocken-Challenge – es handelt sich hier nämlich um einen Benefizlauf. Wer sich die 115 km nicht zutraut, der kann auch den „Halbtraum“ absolvieren mit 57 km. Achtung: Beim AlbTraum sind auch die Höhenmeter nicht zu verachten – 3400 beim Ganzen, 1700 beim Halben. In diesem Jahr haben die Organisatoren den Cutoff beim Halb-Traum um 4 Stunden erhöht, damit auch Wanderer eine realistische Chance haben, das Ziel zu erreichen.

18.5.2019. Rennsteig Supermarathon. Was die Teilnehmerzahlen anbetrifft, hatte diese Traditionsveranstaltung ihren Höhepunkt zu DDR-Zeiten. In den letzten Jahren waren beim Supermarathon – der längsten angebotenen Strecke - die Teilnehmerzahlen leicht rückläufig. Zu Unrecht. Denn wer einen Ultramarathon mit einer stets gut laufbaren Strecke, einigen Höhenmetern und einer unglaublich guten Stimmung an der Strecke sucht, der sollte einmal von Eisenach durch die grüne Hölle des Thüringer Walds bis nach Schmiedefeld gelaufen sein. Die Verpflegung inclusive des „Schleims“ ist legendär.

25.5.2019. Donnersberg Trail. Nach einem inoffiziellen Testlauf wurde der Donnersberg-Trail im letzten Jahr zum ersten mal offiziell ausgetragen. Und er hatte Erfolg! So haben es sich der LC Donnersberg und die Gemeinde Winnweiler nicht nehmen lassen, in diesem Jahr gleich nachzulegen. Mit einer Erweiterung: Die längste der vier Strecken wird erweitert – sie kommt jetzt auf 49km mit 2080 Höhenmetern. Das ist nicht zu unterschätzen, denn so mancher alpine Trail weist auf gleicher Strecke weniger Höhenmeter auf. Der Donnersberg-Trail eignet sich aber auch für Begleitpersonen: Die Pfade sind verschlungen, so dass ein mehrfacher Kontakt mit Begleitpersonen möglich ist, ohne dass diese sich die Beine ausreißen müssen. Es geht auf dem Donnersbergtrail durch Wälder, an Felsen und verlassenen Gruben vorbei – und das ganze endet bei einer Weinschorle im Ziel. Die Preise sind mehr als moderat – wer sich bis zum 17.3. anmeldet, bekommt den Ultra-Trail z.B. für ganze 19 Euro! Lohnt sich auf jeden Fall!

31.5./1.6.2019. Lichtenstein Trail. Denis Wischniewski vom Trail Magazin veranstaltet nun schon zum fünften mal das Lichtenstein Trail Race. Hier geht es entweder auf der Halbmarathon- (22km, 1050HM) oder der Marathonstrecke (43km, 2000HM) über interessante Trails, die sich abenteuerlich um den kleinen Ort Lichtenstein und den Albtrauf schlängeln. Eine Veranstaltung für Profis wie für Anfänger. Denn das Reglement besagt: „Wir haben bewusst keine Zeitlimits und Cut Offs. Wir erwarten im Ziel die Letzten, um sie wie Sieger zu feiern.“ Ein feiner Zug! Halbmarathon und Marathon werden am Samstag ausgetragen; in diesem Jahr gibt es am Freitag zusätzlich noch einen „Downhill Time Trial“ – 3km auf technischen Trails mit Einzelstart.

8.6.2019. Keufelskopf Ultra Trail. Als Eric Tuerlings 2009 den ersten Keufelskopf Ultra Trail als reinen Einladungslauf mit 42 Teilnehmern startete, hat er wahrscheinlich nicht daran gedacht, wie groß und bekannt dieses Event innerhalb von wenigen Jahren werden würde. Aber dieser Lauf deckte ein Segment ab, das es zu diesem Zeitpunkt in Deutschland nicht gab: Einen richtig harten Ultratrail im Mittelgebirge in teilweiser Autonomie. Das heißt: An den wenigen Verpflegungspunkten gibt es nur Getränke – Essen und bestimmte Ausrüstungsgegenstände müssen die Läufer selbst mitnehmen. Zum fünften Geburtstag, im Jahr 2014, wurde auf dem KUT die Deutsche Meisterschaft im Ultra Trail ausgetragen. Auch 2019 ist der KUT der „Laufsteg“ für die Deutsche Meisterschaft.  Für die volle Strecke muss man 78km und 3000 Höhenmeter unter die Laufschuhe nehmen. Wer sich das nicht zutraut, der kann aus einer der 3 kürzeren Strecken zwischen 44 und 12 km wählen. Auch wenn auf der Strecke verpflegungstechnisch nichts geboten wird: Die Lyonerpfanne, die jeder Ultraläufer nach erfolgreichem Finish bekommt, ist legendär. Und wo gibt es sonst einen anspruchsvollen Ultra-Trail für ganze 39 Euro? Ab März wird’s teurer. Schnell sein lohnt sich also auch hier …

19.-23.6.2019. WiBoLT. Es ist immer schwierig mit Superlativen – zumal sich im Bereich der Ultratrails derzeit ständig was tut. Die Veranstalter des WiBoLT jedenfalls nennen ihren Lauf den „längsten Non-Stop Lauf Deutschlands“. Der WiBoLT verläuft über den kompletten Rheinsteig von Wiesbaden nach Bonn – daher auch der Namen. Der komplette Rheinsteig bedeutet: 320km, fast 12000 Höhenmeter – wofür man insgesamt 90 Stunden Zeit hat. Das ist eine harte Nummer, und so gibt es noch immer freie Startplätze für erfahrene Ultraläufer. Und wem der WiBoLT noch nicht genug ist: In diesem Jahr wird der ECV-WiBoLT angeboten. Bei diesem wird dem Rheinsteig noch ein Stück des Saar-Hunsrück-Steigs und der Soonwaldsteig vorgeschaltet. Macht zusammen 675km und 23000 Höhenmeter.


Und nun noch zwei ganz besondere Läufe aus einem Laufformat, das spätestens seit dem letzten Herbst seine Anhänger gefunden hat: „Last Man Standing“. Gary Cantrell hat es mit seinem Big’s Backyard Ultra bekannt gemacht. Mittlerweile wird es vielfach kopiert, weil es einfach so schön ist und weil es mehr auf das Durchhaltevermögen als auf die Schnelligkeit ankommt. Das Prinzip: Ein Kurs auf einer kurzen Runde muss in maximal einer Stunde durchlaufen werden. Zu Beginn der nächsten Stunde muss man zur nächsten Runde starten – oder man ist raus. Wie man sich die Zeit einteilt ist dabei egal. Aber selbst wenn man schnell ist: Viel Puffer kann man sich nicht erlaufen, denn pünktlich zur nächsten Stunde muss man wieder an der Startlinie stehen. Wer als letzter/letzte übrigbleibt, hat gewonnen.
Inzwischen gibt es auch hierzulande mehrere Läufe, zwei ganz besondere seien hier erwähnt:

8.-10.6.2019 Hartfüßler’s Halden Mohikaner. Dieser Lauf findet auf der Bergehalde Göttelborn statt. Eine Runde hat 6,25km und 174 Höhenmeter. Zeit pro Stunde: Maximal eine Stunde (erste Runde zusätzlich 10 Minuten, um die Strecke kennenzulernen). Jede Stunde erfolgt ein neuer Start. Maximal 55 Stunden. Sollten nach 55 Stunden noch mehrere LäuferInnen unterwegs sein, gewinnt der oder die Schnellste auf der Abschlussrunde.

20.-23.6.2019 Bienwald Backyard Ultra. Start im Bienwaldstadion, dann auf Trail und Waldwegen im Bienwald. Ab 19:40 Uhr Rundkurs auf Asphalt. Eine Runde hat 6,67km, Zeit pro Runde: Maximal eine Stunde. Jede Stunde erfolgt ein neuer Start. Maximal 75 Stunden. Besonderes Schmankerl: Dem Sieger/der Siegerin winkt ein Golden Ticket für den Big’s Backyard Ultra.








UND WIEDER EINE KREATIVE IDEE: EVERY SINGLE STREET

Jeder von uns läuft durch die Straßen seiner Stadt. Aber Rickey Gates hatte sich so richtig was vorgenommen: Durch jede einzelne Straße in San Francisco zu laufen. Every single street – so hieß sein Projekt. Nach 46 Tagen hatte er sein Vorhaben Anfang Dezember geschafft: 2100 km mit 45000 Höhenmetern. Viele Eindrücke. Viele Photos. Wer wissen will, welche Alltäglichkeiten Rickey aufgefallen sind, schaut am besten mal auf seinen Instagram-Account. Was wird wohl die nächste Idee dieses höchst kreativen Läufers sein?


LOTTERY SEASON

Wie zu erwarten war, ist das Interesse an den Ultra-Klassikern in den USA ungebrochen. Allen voran beim WESTERN STATES. In diesem Jahr hatten sich 5861 Läuferinnen und Läufer auf einen Startplatz beworben, 262 Startplätze wurden im Losverfahren vergeben, 50 kamen auf die Warteliste. Unter den Glücklichen: Keine bekannten Top-Athleten. Die wählen inzwischen den Weg über die Ultra Trail World Tour (z.B. Camille Herron, Francesca Canepa, Tom Evans, Jordi Gamito, Gediminas Grinius), über Sponsoren (z.B. Ryan Sandes, Jason Schlarb), über die Golden Tickets – oder über die Top10 des letzten Jahres. Und so verspricht es 2019 bei den Männern interessant zu werden, weil die Champions der letzten beiden Jahre am Start stehen, und bei den Frauen, weil es zum Duell Courtney Dauwalter gegen Camille Herron kommt.

Am gleichen Tag, an dem auch die Lottery für den Western States stattfand, wurde die Lottery für den HARDROCK abgehalten – hier sind lediglich die Sieger von 2018 (Jeff Browning/Sabrina Stanley) gesetzt. Als dann die Namen gezogen wurden, verschlug es einem fast den Atem: 2019 sind unter anderem am Start: Darcy Piceu, Courtney Dauwalter, Andrea Huser, Xavier Thevenard, Kilian Jornet, Francois d’Haene, Jason Schlarb und Dylan Bowman. Wow, was für ein Feld! Wenn tatsächlich alle diese Läufer und Läuferinnen gesund und unverletzt bleiben, wäre das das stärkste Feld, das der Hardrock 100 jemals gesehen hat...

Beim UTMB ist inzwischen auch die Auslosung gelaufen – und es hatte bei weitem nicht jeder Glück, einen Startplatz zu bekommen. Die Top-Athleten müssen allerdings die Auslosung nicht durchlaufen – hier reicht eine einfache Anmeldung. Und hier gab es ganz unterschiedliche Trends: Beim UTMB gab es 150 Anmeldungen über das Elite-Programm (2018: 77). Auch wenn sich das Elite-Feld somit fast verdoppelt hat, fehlen die „Big Shots“ – vor allem bei den Männern. So kehrt z.B. keiner der bisherigen UTMB-Champions zurück.  Beim CCC blieb die Zahl der Anmeldungen in etwa gleich (2019: 155 vs. 2018: 143), während sie für den TDS zurückging (2019: 78, 2018: 129). Letzteres mag darauf zurückzuführen sein, dass ab dem kommenden Jahr die Strecke geändert wird: Sie wird länger, höher, technischer. Statt bisher 121km sind ab 2019 145km zu laufen, außerdem sind 1800 Höhenmeter hinzugekommen (jetzt 9100m). Damit hebt sich der TDS noch deutlicher von der Charakteristik des CCC ab.

Übrigens zieht es nächstes Jahr einige deutsche Athletinnen und Athleten nach Chamonix: Janosch Kowalczyk, Matthias Krah (beide UTMB), Hannes Namberger (CCC), Benjamin Bublak, Florian Felch (beide TDS) und Florian Reichert, Christoph Lauterbach, Florian Neuschwander (OCC). Außerdem sind beim UTMB die in Deutschland lebenden (aber nicht für Deutschland startenden) Ildiko Wermescher und Basilia Förster mit dabei.


RENNSERIEN

Die drei großen Rennserien haben ihre Termine und Modalitäten für 2019 angekündigt.
  • Bei der Ultra Trail World Tour bleibt 2019 alles beim Alten: 21 Rennen zwischen dem Vibram Hong Kong 100 im Januar und dem Ultra Trail Cape Town Ende November.
  • Bei der Salomon Golden Trail Series wird es im nächsten Jahr ein Rennen mehr geben als 2018: Dazugekommen ist der Dolomyths Run Skyrace. Und das große Finale wird 2019 beim Annapurna Trail Marathon ausgetragen.
  • Beim Skyrunning werden ab 2019 die Kategorien „Sky“ und „Ultra“ in einer einzigen Race Series („Sky Race Category“) zusammengefasst – insgesamt ist hier die Tendenz zu kürzeren Rennen zu erkennen. Vier Rennen sind mit dem „Super Sky“ Label ausgezeichnet und bringen zusätzliche Punkte: Transvulcania, Livigno Sky Marathon, Buff Epic Trail 42k, Matterhorn Ultraks „Extreme“. Das Finale wird bei den Sky Masters Mitte Oktober ausgetragen.

FKT! FKT!! FKT!!!

Der Grand Canyon ist das Paradepflaster für einen FKT. Denn er bietet alles, was ein FKT braucht: Hier sind Rennen verboten und die Strecken sind klar definiert. Lediglich die hohe Zahl von Touristen und die „Mule-Trains“ sind Hindernisse auf dem Weg zu einer schnellen Zeit.
In diesem Herbst wurde der Grand Canyon zum Mekka der Top-Athleten und Athletinnen. Denn: viele von ihnen wollten eigentlich bei der North Face Endurance Challenge California in den Marine Headlands nördlich von San Francisco ihre Laufform beweisen. Doch dann brach Anfang November das Camp Wildfire aus und legte die ganze San Francisco Bay unter einen Smogteppich. Lange hielt man an den ursprünglichen Plänen für das Rennen fest, musste es aber wegen der Smogbelastung dann doch kurzfristig absagen. Die ursprünglich vorgesehenen Preisgelder und die Verpflegung für die Aid Stations wurden für die Opfer und Helfer des Camp Wildfire gespendet – aber viele der Eliteläufer waren bereits angereist. Was sollten die nun tun? Warum nicht einfach eine Tour in Richtung Grand Canyon machen?
Das dachte sich auch Ida Nilsson, die Schwedin, die zu dem kleinen internationalen Kontingent beim NFEC California gehörte. Gesagt, getan: Am 16. November verbesserte sie die im letzten Jahr von Cat Bradley aufgestellte Rekordzeit (7:52:20) auf  7:29:16.  Zwei Tage danach lief Sandi Nypaver durch den „Big Ditch“ und zurück – und verpasste Ida Nilsson’s Zeit um nur vier Minuten (7:33:05). Nochmals 3 Tage später, am 21. November, war es dann Taylor Nowlin, US-Skyrunning-Meisterin von 2017, die den FKT mit 7:25:58 unterbot.

Der Zion Nation Park liegt nur etwa 150km vom Grand Canyon entfernt. Zwei Jahre hatte der FKT von Joelle Vaught auf der Zion Traverse Bestand, aber am 19.11. kam Clare Gallagher und unterbot den FKT von Vaught um 25 Minuten: 8:01:24 lautet nun die neue Bestmarke. 

Einen etwas außergewöhnlichen Rekord im Grand Canyon stellte Christof Teuscher auf. Christof Teuscher ist  Professor für Electrical and Computer Engineering an der Universität Portland, außerhalb seines Jobs begeisterter Fotograf und Ultrarunner. Und er hat eine Vorliebe für spezielle Herausforderungen – „run outside the box“ ist sein Motto. Seine Liste von FKTs und OKTs (Only Known Times) ist beeindruckend. Am 24. Oktober 2018 kam eine weiterere OKT dazu: die achtfache Durchquerung des Grand Canyons, oder der R2R2R2R2R2R2R2R. Das sind 270km mit 13400 Höhenmetern – in 58:11:15. Wahnsinn!



Auch die Coconino Cowboys waren in Sachen FKT im Grand Canyon unterwegs. Allerdings nicht auf den sonst für die FKTs beliebten „Corridor Trails“ (Bright Angel Trail, North und South Kaibab Trail), sondern auf einer alternativen Route: Dem North und South Bass Trail. Auf diesem Trail, ca. 50km nordwestlich von Grand Canyon Village, findet man weder Touristenmassen noch Mule Trains. Ein R2R2R auf diesem Trailsystem ist mit 67,6 km (2955 Höhenmeter) in etwa so lang wie auf dem Kaibab Trail. Und dennoch braucht man für diesen Trail bedeutend länger. Er ist erodiert, teilweise zugewachsen, unbefestigt. Und vor allem: Es gibt keine Brücke über den Colorado. Das heißt: Ein R2R2R auf dem Bass Trail beinhaltet zwei Schwimmstrecken. Auch wenn Tim Freriks, Eric Senseman und Jim Walmsley keine ausgemachten Schwimmer sind, haben sie diesen „Alt-FKT“ im Grand Canyon sehr gut gemeistert und stellten am 12. Oktober einen FKT von 12:20:54 auf. Hier ein ausführlicher Report von diesem Abenteuer.

Eine weitere großartige Leistung brachte Pete Kostelnick. Pete hält seit 2016 den FKT für die Trans-Amerika-Route von San Francisco nach New York: 42 Tage, 6 Stunden, 30 Minuten. In diesem Jahr hat er die USA nochmals durchquert, diesmal aber auf einer diagonalen Route: Von Alaska nach Florida. Am 5. November 2018 war er nach 5384 Meilen (self-supported mit Baby Jogger) am Ziel – nach 97 Tagen, 6 Stunden, 57 Minuten.



Auch in Europa gab es einen neuen FKT: Beth Pascall und Damian Hall haben einen neuen FKT auf dem Cape Wrath Trail in Schottland aufgestellt:  Von Fort William bis zur Nordostspitze Schottlands brauchten sie  4 Tage und 12 Stunden! Und das im schottischen Winter! Der alte Rekord lag bei 7 Tagen und 9 Stunden ...



Und dann gab es noch etwas: eine FKT-Kontroverse, die man auch als handfesten Skandal bezeichnen könnte. Medienwirksam wurde Ende Dezember berichtet, dass der Amerikaner Colin O’Brady als erster Mensch die Antarktis allein und ohne Hilfsmittel durchquert habe. Kurz danach vermeldete auch der Brite Lou Rudd die erfolgreiche Durchquerung der Antarktis in seinem Projekt „Spirit of Endurance“. Problem ist: Das war keine Gesamtdurchquerung der Antarktis. Denn erstens ließen beide das Ross- und das Filchner-Ronne-Schelfeis und eine große Strecke des Inland-Eises außer Betracht. Zweitens war es nicht wirklich eine Durchquerung im Sinne einer Gesamtbewegung in einer Himmelsrichtung – sondern man hat die beiden kürzesten Routen zum Südpol aneinandergehängt. Und schließlich nutzten beide für den Rückweg vom Pol eine von der US-Armee in den Schnee gefräste und planierte Straße – also ist auch die Behauptung, die Durchquerung sei ohne Hilfsmittel erfolgt, nicht haltbar. Die Ehre, als erster Mensch die ganze Antarktis allein und ohne Hilfsmittel durchquert zu haben, gebührt eigentlich dem Norweger Borge Ousland, der dies schon 1996/97 geschafft hatte, allerdings unter Verwendung eines primitiven Windsegels. Auch dies wurde in der Community kontrovers diskutiert - zählt ein Windsegel als Hilfsmittel oder nicht? Nun ist die Antarktis kein Gebiet, auf dem normalerweise FKTs gesetzt werden – aber die Diskussion darüber, ob die medienwirksam inszenierten „Durchquerungen“ von O’Brady und Rudd ihren Ansprüchen genügen, weisen darauf hin, dass es auch im FKT-Business zunehmend wichtig wird, klare Regeln zu definieren.


JIM WALMSLEY GOES OLYMPIC TRIALS

Ein Ultraläufer auf „Abwegen“. Man ist von JIM WALMSLEY ja vollmundige Ansagen gewohnt. Für den dritten Sonntag im Januar 2019 hatte er sich vorgenommen, beim Houston Half Marathon die Qualifikationszeit für die US Trials zum Olympischen Marathon 2020 zu erreichen. Hier sind 1:04 gefordert - sehr ambitioniert!

Und was lief Jim Walmsley? Exakt 1 Stunde und 4 Minuten. Punktlandung – wow! Gar nicht so einfach, weil am Ende der Gegenwind so stark war, dass es nochmal richtig spannend wurde.

Also: Jim Walmsley hat gezeigt, dass er noch genügend „Leg speed“ hat. Wobei man eigentlich nie geglaubt hat, dass dort seine Schwäche liegen könnte …

Übrigens war Jim Walmsley nicht der einzige Ultrarunner, der die Marathon-Qualifikationszeit geschafft hat. Auch Devon Yanko hat sich für die US Marathon Trials qualifiziert, allerdings nicht über die Unterdiszanz, sondern mit einer Zeit von 2:39:37 im Marathon.










Warum ein Halbmarathon eine gute Distanz für Ultrarunner ist

Wer sich beim Trailrunning weit in die Ultradistanzen wagt, wer 100 km oder 100 Meilen Rennen auf dem Programm hat, für den ist oft ein Marathon ein Klacks. Und ein Halbmarathon? Da lohnt sich das Umziehen nicht.
Stimmt nicht, sagt Ellie Greenwood, Trail- und Ultraläuferin, Siegerin beim Comrades Marathon 2014 sowie beim Western States 2011 und 2012 (mit Streckenrekord). In ihrem Plädoyer für den Halbmarathon als „Wintertraining“ für Ultramarathonläufer legt sie die Gründe dar, warum Ultramarathonläufer von einem Halbmarathontraining im Winter profitieren können. Und sie hat nicht unrecht: So lange man das Halbmarathontraining nicht in der Phase der spezifischen Vorbereitung für den Ultramarathon durchführt, können selbst die langsamen Läufer profitieren. Oder anders ausgedrückt: Was einem Jim Walmsley gut bekommt, das sollte einem Durchschnittsläufer auch nicht schaden.


Training im Alltag

Es gibt viele komplexe Krafttrainingsprogramme für die Beine als Ergänzung zum Berg- und Trailrunning. Doch je länger diese Programme dauern, desto seltener werden sie wirklich durchgeführt. David Roche hat nun zwei Übungen herausgepickt, die zusammen maximal 3 Minuten dauern – so viel Zeit sollte eigentlich jeder haben. Alles, was dazu gebraucht wird: Etwas Platz und eine Treppe.
Ein weiterer Klassiker und eine der effektivsten Core-Trainingsmethoden sind Planks. Um die ganze Vielfalt der Planks auszunutzen und möglichst viele Muskelgruppen anzusprechen sind hier 11 verschiedene Plank-Übungen vorgestellt. Viel Spaß!





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