TRAILTICKER 09 - 2018

von Sabine

Foto: Transruinaulta







Ende Oktober geht für die meisten von uns die Trailrunning-Saison des Jahres zu Ende. Und gleichzeitig ist es die Zeit, in der schon für das neue Jahr geplant wird. Da meldet man sich bei den begehrten und schnell ausgebuchten Veranstaltungen an oder wirft den Hut in den Ring für die eine oder andere Verlosung. Aber es ist auch die Zeit, in der die neuen Rennserien und „Key-Events“ angekündigt werden.

In diesem Jahr haben sich viele verwundert die Augen gerieben, als sie die Ankündigung einer neuen Weltmeisterschaft gelesen haben: Die Trailrun World Masters in Saalbach will Weltmeisterschaftstitel für Läufer ab 40 Jahren vergeben, und zwar auf einer Kurz-, Mittel- und Langdistanz. Hinter dieser Veranstaltung steht Plan B, die Eventagentur, die beispielsweise auch für den Zugspitz Ultratrail und den Transalpine Run verantwortlich zeichnet. Pikanterweise liegt Plan B seit Jahren mit den Verantwortlichen der International Trail Running Association (ITRA) im Clinch wegen der Rechte am Wort „Ultratrail“ – mit der bekannten Folge, dass der ZUT keine Qualifikationspunkte für den UTMB mehr vergeben konnte. Die ITRA wiederum ist seit 2016 gemeinsam mit der International Association of Ultrarunners (IAU) für die Durchführung der Verbands-Weltmeisterschaften im Ultratrail zuständig.

Doch die Trailrun World Masters in Saalbach sind nicht die einzigen Weltmeisterschaften, die neu auf dem Markt sind. Im vergangenen Jahr fanden zum ersten Mal die Adidas INFINITE TRAILS - Trailrunning World Championships in Gastein statt – standen dort allerdings hinsichtlich Wetter und Organisation nicht unter dem besten Stern. Für diese Weltmeisterschaften, die in 3er Teams ausgetragen werden sollen, zeichnet die süddeutsche Event-Agentur Planet Talk verantwortlich. Die Veranstaltung soll auch 2019 wieder an den Start gehen. Und wenn wir auf dem nationalen Trailrunning-Parkett bleiben: 2018 rief Denis Wischniewski, Chefredakteur des Trailmagazins und Veranstalter des Lichtenstein-Trails, diesen Trail zu den inoffiziellen Deutschen Meisterschaften im Trailmarathon aus.

Stellt sich die Frage: Darf denn jeder (Welt)Meisterschaften veranstalten? Ja, man darf. Denn dieses Wort ist nicht geschützt, und so lange man das ganze nicht noch mit dem Wort „Ultratrail“ verknüpft, bekommt man auch keine Streitigkeiten mit der Familie Poletti …

Die Frage muss daher anders gestellt werden: Ist es denn sinnvoll für den Sport, neben den offiziellen Verbandsmeisterschaften noch weitere, von kommerziellen Anbietern organisierte Meisterschaften auszurufen? Hier wird es schon komplizierter …

Zum einen muss man unterscheiden zwischen Trailrunning als Freizeitsport, als Ausleben einer Leidenschaft oder eines Lifestyles (wie es von einigen beschrieben wird), und Trailrunning als Wettkampfsport. Der Freizeitsportler braucht mit Sicherheit keine Weltmeisterschaft – und für ihn ist im Zweifel jede neue Veranstaltung von Vorteil, soweit diese seriös organisiert ist – vor allem in Hinblick auf die Sicherheit der Teilnehmer. Wenn man jedoch Trailrunning als Wettkampfsport betrachtet, dann ist das zunehmende „Zerfleddern“ des Wettkampfjahrs und die Überladung der Wettkampfkalender mit immer neuen Veranstaltungen und Veranstaltungsformaten eher schädlich. Es gibt nicht viele Veranstaltungen, bei denen sich ein so bedeutender Teil der Weltelite trifft, dass es zu einem spannenden Rennverlauf kommt. Häufiger treten bei Rennen maximal zwei Top-Athleten an, oft sogar nur einer – der Ausgang des Rennens ist dann schon klar, wenn alle Läufer noch an der Startlinie stehen. 

Das gleiche Prinzip gilt auch für Weltmeisterschaften: Wenn es plötzlich immer mehr davon gibt, besteht die Gefahr, dass man bei keiner dieser Meisterschaften wirklich die „Besten der Besten“ findet. Zumal solche Weltmeisterschaften auch in Konkurrenz zu anderen „Key Events“ stehen, die für die Athleten hinsichtlich Preisgeld oftmals lukrativer sind. Ein solches personelles „Ausbluten“ der Meisterschaften kann man seit langem schon auf der Marathondistanz beobachten. Hier treten bei den Weltmeisterschaften die Top-Läufer meistens gar nicht an, weil sie sich ihre Form lieber für die lukrativen Herbstmarathons der Marathon Majors aufheben.

Zudem besteht die Gefahr, dass der interessierte Zuschauer immer mehr den Überblick verliert. Und den Überblick zu behalten ist schon jetzt schwierig. Trailrunning ist eine noch junge Sportart, hat unscharfe Grenzen und große Überlappungen zu den „Nachbarsportarten“ Berglauf, Skyrunning, Orientierungslauf und Ultralauf. In all diesen Disziplinen gibt es ebenfalls (Welt)meisterschaften und Rennserien. Und viele Spitzenathleten sind in mehreren dieser Disziplinen zu Hause. Weitere Weltmeisterschaften führen zu noch mehr Unübersichtlichkeit.

Allerdings muss man auch erwähnen, dass Trailrunning hinsichtlich der Verbandsmeisterschaften sehr einseitig aufgestellt ist: Die Kooperation mit den Ultramarathonverbänden auf internationaler und nationaler (hier explizit: deutscher) Ebene führt dazu, dass es Trailrunning-Meisterschaften nur auf der Ultradistanz gibt. Trailrunning mit Ultrarunning gleichzusetzen wäre aber ein großer Fehler. Ja, es gibt (große) Überschneidungen. Lange Zeit gab es auch durchaus die Entwicklung, dass Spitzenläufer vor allem Trails zwischen 100 km und 100 Meilen favorisierten. Aber in den letzten Jahren haben Trailrennen mit einer Länge bis hin zur Marathondistanz immer mehr Interessenten gewonnen. Und die Golden-Trail Series hat in diesem Jahr gezeigt, wie spannend Trail-Marathons sein können.

Vielleicht lohnt sich mal der Blick über die Grenzen der eigenen Disziplin hinweg zum Mountainbiking. Auch das war mal eine junge Sportart. Auch da ging es mal primär um Leidenschaft und Lifestyle. Aber parallel dazu hat sich auch eine Struktur gebildet, in der – unter dem Dach der UCI – Weltmeisterschaften in unterschiedlichen Disziplinen durchgeführt werden, gegliedert nach Streckenlänge (z.B. Cross vs. MTB Marathon) und Streckenprofil (z.B. Downhill). Auch dieser Prozess hat einige Zeit gedauert …

Vielleicht sollte man daher nicht nur mit Scheuklappen ausschließlich auf Veranstaltungen schauen, die das Wort „Trail“ im Namen haben. Wie sieht denn die Szene aus, wenn man alle Disziplinen einbezieht, die als „Landschaftslauf“ durchgehen: Berglauf, Trailrunning und Skyrunning? Die Wettkämpfe im Landschaftslauf könnte man grob in fünf Kategorien einteilen:
  1. Uphill / Berglauf / Vertical k: alles, was ausschließlich nach oben geht (wobei es diesbezüglich beim Berglauf unterschiedliche Philosophien gibt).
  2. Short Trail/Unterdistanz: Alles bis Marathondistanz
  3. Trail Marathon
  4. Ultratrail
  5. Skyrunning: Technisches Mountainrunning
Wenn man nun alle Verbände zusammennimmt, werden diese Disziplinen durch Weltmeisterschaften ausreichend abgedeckt: Für Kategorie 1 gibt es gleich zwei Weltmeisterschaften – die der World Mountain Running Association (WMRA) und die der World Skyrunning Federation (ISF, Disziplin: Vertical). Die Kategorien 2 und 3 werden durch die Langdistanz-WM der WMRA abgedeckt (die im Wechsel auf Unterdistanz und auf der Marathonstrecke durchgeführt wird), Kategorie 4 durch die schon erwähnte WM der ITRA/IAU. Und für Kategorie 5 gibt es zwei Wettbewerbe (Sky und Ultra) bei der WM der ISF.

Braucht es also neue Weltmeisterschaften? Ich denke: Nein. Was aber dringend her muss sind Konzepte, um das in einzelne Verbände zersplitterte System weiterzuentwickeln. Hierzu müssen die Key Player – ITRA, WMRA, ISF und IAU – an einen Tisch. Erste Schritte hierfür sind schon getan, andere sind auf dem Weg. Leider hat man in den letzten Jahren in den einzelnen Verbänden zu sehr das eigene Süppchen gekocht und hat so wertvolle Zeit verstreichen lassen ...

Zugegeben: Verbände sind heutzutage nicht mehr sexy, genauso wenig wie Parteien. Viele Sportler favorisieren Events, Vereine und Verbände haben ein angestaubtes Image. „Verband“ wird zudem von vielen mit Streitigkeiten und Machtspielchen verbunden. Leider bestätigen einige der oben erwähnten Verbände genau dieses Vorurteil. Aber nur die Verbände können – am Besten in gemeinsamer Anstrengung -  an modernen und zukunftsweisenden Konzepten für Meisterschaften arbeiten. Dazu gehören z.B. auch die Themen Sportförderung oder Live-Berichterstattung. Denn an solchen Konzepten wird sich das weitere Schicksal der einzelnen Disziplinen entscheiden. Und gerade bei den Themen Öffentlichkeitsarbeit und soziale Medien hat man in einigen Verbänden geschlafen.

Wer aber glaubt, das Event-Agenturen die dringend notwendige konzeptionelle Arbeit übernehmen könnten, der irrt gewaltig. Solchen kommerziellen Veranstaltern geht es zunächst um den Profit. Daran ist grundsätzlich nichts Verwerfliches. Oftmals bereichern sie sogar den Sport durch innovative Ideen. Aber man darf von ihnen keine übergreifende Konzepte und keine Nachhaltigkeit erwarten. Gut arbeitende Anbieter identifizieren ihre Zielgruppe, bieten entsprechende Produkte an, und wenn das Interesse nachlässt oder sich Schwierigkeiten in den Weg stellen, werden die Produkte (=Wettkämpfe) auch wieder aus dem Angebot gestrichen. Denn ihr primäres Ziel ist es nicht, den Sport nachhaltig zu entwickeln, sondern von ihm zu profitieren.

Zurück zum „Ist-Zustand“. Im nächsten Jahr wird es also drei Weltmeisterschaften geben. Man darf gespannt sein, wie sich die beiden „inoffiziellen“ Weltmeisterschaften (Trailrun World Masters und Infinite Trails) schlagen. Die Infinite Trails 2018 hatten ja lediglich eine Handvoll Top-Athleten an den Start gebracht – meist Athleten vom Titel-Sponsor Adidas. Aber eine Weltmeisterschaft wird erst dann zur Weltmeisterschaft, wenn sich tatsächlich große Teile der entsprechenden Elite-Athleten dort messen. Diese Erfahrung mussten auch die Organisatoren des Ultra Race of Champions machen. Sie waren 2011 mit der Ambition angetreten, die besten Ultratrail-Runner der Welt in einem Rennen zu versammeln. Inzwischen ist es eher die B-Klasse der Topläufer, die hier in der Hoffnung auf Preisgeld antritt.

Wer auch immer eine Weltmeisterschaft ausruft: Am Ende sind es die Athleten, die mit ihren Füßen über das angebotene Konzept abstimmen. 







Oktober. Endspurt in Sachen Trail- und Ultrarunning. Zumindest in Europa. Sowohl die Skyrunner World Series als auch die Salomon Golden Trail Series haben im Oktober ihr Finale, die Ultra Trail World Tour ist praktisch entschieden. In den Alpen werden die letzten Rennen ausgetragen, bevor man sich dort wieder auf die nächste Skisaison konzentriert. Aber in diesem Monat gab es ein Finale furioso – mit Höchstleistungen und Streckenrekorden …


Big’s Backyard Ultra (20.10.2018, Bell Buckle, TN, USA)

Es ist ganz einfach: Starten. Rennen. 4,1666 Meilen in maximal einer Stunde. Und eine Stunde später wieder starten. Wieder 4,1666 Meilen in einer Stunde. Das ganze so lange, bis nur noch eine Person übrig ist. Last man standing. Oder in diesem Fall: Last runner standing.

Das Konzept des Big’s Backyard Ultra hat eine literarische Vorlage: „The Long Walk“ von Stephen King, geschrieben unter dem Alias Richard Bachmann. Mit einem „kleinen“ Unterschied: Die Marschierer im Roman, die das Mindesttempo nicht (mehr) halten können, werden erschossen. Gary Cantrell, Race Director vom Big’s Backyard und den meisten bekannt von den Barkley Marathons, ist für seine „Grausamkeiten“ bekannt. Aber seine Grausamkeiten sollen ausloten, was der Mensch maximal zu leisten in der Lage ist. Erschießungen sind in diesem Konzept nicht vorgesehen …

Race Director Gary Cantrell: Foto: Gavin Woody

Er spielt lieber mit der Psyche der Läufer - „He fucks with your mind“, so berichten die Teilnehmer an seinen Veranstaltungen. In jedem Jahr überlegt er sich ein neues „Schmankerl“. So stand beim diesjährigen Big's Backyard im Start/Ziel-Bereich eine 3-er Formation von „Jeerleaders“ (to jeer = verspotten). Sie riefen den Läufern „Motivationssprüche“ zu wie „Q-U-I-T, if you just quit then you’ll be free“.

Seit 2012 veranstaltet Gary dieses Rennen jährlich – mit Ausnahme von 2015, wo ein Sturm die Austragung unmöglich gemacht hatte. Und wie der Name schon suggeriert, hat er dazu einen Rundkurs auf seinem eigenen Gelände, seiner Backyard, angelegt. Präziser gesagt: Der Backyard seines Hundes. Denn „Big“ ist einer der Hunde von Gary Cantrell.

Ihm gehört die Backyard: Big. Foto: Jerry L. Palmer

Der Trail ist gespickt mit technischen Herausforderungen, so dass man einen wachen Kopf haben muss, um hier nicht auf die Schnauze zu fallen. Um verletzungsbedingte Ausfälle möglichst niedrig zu halten, wird daher das Rennen in der Nacht immer auf die Straße verlegt – auch hier sind exakt 4,1666 Meilen pro Stunde zu bewältigen.

Was 2012 einmal als kleine Veranstaltung mit 22 Läufern begonnen hat, hat sich inzwischen zu einer Veranstaltung mit internationaler Beachtung entwickelt. Dazu mag das puristische Konzept beitragen. Vielleicht auch die Tatsache, dass dieses Rennen der große Gleichmacher zwischen schnellen und langsamen Läufern ist. Denn ob schnell oder langsam - sie all stehen eine Stunde später wieder zusammen an der Startlinie. Hier kann keiner dem Konkurrenten weit davonlaufen. Es geht nicht um Schnelligkeit, es geht um Durchhaltevermögen. Und irgendwann auch um Schlafmanagement.

In diesem Jahr standen 70 Läuferinnen und Läufer am Start – so viele wie noch nie zuvor. Und gleichzeitig traten noch nie so viele Läufer an, von denen man erwarten konnte, dass sie mehr als 2 Tage durchhalten würden. So waren mit Courtney Dauwalter und Maggie Guterl zwei hervorragende Ultraläuferinnen dabei, die mit Sicherheit den bisherigen Streckenrekord bei den Frauen (125 Meilen) reißen würden. Und gerade von Courtney mit ihrer Erfahrung bei 200-Meilen- und 24-Stunden-Rennen war zu erwarten, dass sie sogar beim Gesamtsieg ein Wörtchen mitzureden hätte. Außerdem: Joe Fejes (USA), „Last man standing“ 2012 und Spezialist für „Timed Events“ von 12 Stunden bis 6 Tagen. Gavin Woody (USA) mit viel Erfahrung jenseits der 100 Meilen, sei es beim Tor des Geants, Arrowhead 135 oder Moab 240. Greg Salvesen (USA), Rekordhalter beim Infinitus 888k. Außerdem Guillaume Calmettes, ein in den USA lebender Franzose, der im letzten Jahr den Big’s Backyard gewonnen und mit 245,835 Meilen einen neuen Rekord aufgestellt hatte. Und dann waren da noch der Schwede Johan Steene und der US-Amerikaner Jeremy Ebel. Beide waren 2014 beim Big’s Backyard nach 49 Runden noch im Rennen … seit 18 Stunden zogen sie zu zweit ihre Runden, und kein Ende war in Sicht. Aber Steene hatte einen Flug zurück nach Stockholm gebucht und musste deshalb nach 49 Runden abbrechen. Und als Zeichen großer Sportlichkeit beendete Jeremy Ebel gemeinsam mit ihm das Rennen – er wollte nicht aufgrund eines Flugtickets zum Sieger werden.



Auf dem Trail. Fotos: John Price

Am Start waren also so viele „Experten“ wie noch nie; dazu kamen noch jede Menge Ultraläufer, die einfach dabei sein wollten, ohne sich etwas auszurechnen. Und die (Wetter-)Bedingungen waren perfekt.

Nach 12 Runden, als erstmals auf den „Nachtkurs“ gewechselt wurde, versammelten sich noch 51 der ursprünglich 70 Läufer an der Startlinie. Als es nach der Nacht wieder auf den Trail ging, waren es noch 30. Nach 24 Stunden hatte sich das Starterfeld also mehr als halbiert. Auch einer der „Experten“ hatte es nicht durch die Nacht geschafft: Jeremy Ebel musste nach nur 17 Stunden das Rennen aufgeben.

Zu Beginn der zweiten Nacht waren es dann nur noch 10 Läufer. Dabei ist das Wort „nur“ relativ. In den fünf Austragungen des Rennens von 2012-2017 hatten es gerade mal 5 Läufer so weit geschafft. Bei diesem Rennformat definiert die Konkurrenz ganz entscheidend die Leistung des Siegers. Denn wenn nur noch ein Läufer an der Startlinie steht, muss/darf er noch eine Runde laufen – und dann ist auch für ihn Schluss. Eine starke Konkurrenz spät im Rennen deutete also schon darauf hin, dass man mit einem neuen Rekord rechnen durfte – und hier und da war schon von 300 Meilen die Rede. Beruhigend: In diesem Jahr hatten alle Top-Läufer entweder einen sehr späten Rückflug gebucht … oder sie hatten flexible Tickets.

Die Big's Backyard Gang. Foto: John Price

Wie zu erwarten ging es in der zweiten Nacht ans Eingemachte. Nach 44 Stunden gingen Joe Fejes und Maggie Guterl mit 183.334 Meilen aus dem Rennen. Da waren’s nur noch Fünf. Courney Dauwalter, immer noch „fresh as a daisy“, Guillaume Calmettes, der lustige Franzose, der auf jeder Runde Faxen machte, Gavin Woody, der alle Pausen ausnutze, um wenigstens einige Minuten Schlaf zu bekommen. Lediglich Greg Salvesen sah nicht mehr taufrisch aus – und Johan Steene?

Johan Steene hatte eigentlich schon vor dem Rennen seine Tortur hinter sich. Denn irgendwie scheint es mit dem Karma von Steene bei Flugreisen nicht zum Besten bestellt zu sein. Sein Flug von Schweden nach USA musste wegen technischer Probleme nach wenigen Stunden umdrehen. Im zweiten Versuch schaffte er es zwar bis nach Washington, verpasste aber seinen Anschlussflug. Gerade mal sieben Stunden vor Beginn des Rennens kam er in Nashville an. Musste dort noch seine komplette Verpflegung einkaufen, wurde auf der Fahrt von Verkehrspolizisten angehalten und durfte nur deshalb seine Fahrt fortsetzen, weil der Ruf von Gary Cantrell inzwischen wohl schon bis zu den Cops durchgedrungen ist. Mit hochgradigem Schlafdefizit ein 60+ -Stundenrennen zu beginnen, ist nicht die beste Idee.

Zuerst war aber Schluss für Guillaume Calmettes. Der Vorjahressieger hatte solche Schmerzen in den Füßen, dass Laufen für ihn keine Option mehr war. Schluss nach 54 Runden! Als nächstes traf es Greg Salvesen. Er beendete seine 57. Runde erst, als die verbleibenden Drei schon zu ihrer 58. Runde aufgebrochen waren. Zu spät … Schließlich war Gavin Woody an der Reihe – seine Oberschenkelmuskulatur war so „durch“, dass er kurz nach dem Start zur 66. Runde wieder umdrehte und aufgab. Damit wer er deutlich weiter gelaufen als der bestehende Streckenrekord und hatte den 3. Platz erreicht. Stimmt nicht ganz – eigentlich und nach Gary Cantrell’s Auslegung ist das nicht Rang 3, sondern ein DNF – nur der „last runner“ zählt als Finisher.

So kam es in der dritten Nacht zum Showdown zwischen Courtney Dauwalter und dem übernächtigten Johan Steene. Während Courtney die Runden in einem beeindruckend gleichmäßigen Tempo abspulte und meist Johan Steene hinter sich ließ, drückte dieser plötzlich aufs Tempo. War es nur ein zunehmendes Schlafbedürfnis oder wollte der den Widerstand von Courtney brechen?

Und Courtney bekam tatsächlich Schwierigkeiten. Schon nach 62 Runden musste sie sich immer mehr anstrengen, in der Start/Ziel Area optimistisch zu wirken. Plötzlich – in Runde 66 – wurde sie deutlich langsamer. Und nach Runde 67 war endgültig Schluss. Ihre Crew versuchte sie zwar auf eine weitere Runde zu locken, aber es war nichts mehr zu machen. Damit musste Steene „nur“ noch eine Runde absolvieren, dann war er mit 283.335 Meilen nach 68 Stunden Finisher, Sieger und „last man standing“.

Johan Steene: The last man standing. Foto: John Price

Ein faszinierendes Rennen. Ein Format, das man sich auch hierzulande wünschen würde. Und kaum ist das Rennen beendet, schon gibt es ein neues Ziel: Courtney Dauwalter hat bereits jetzt angekündigt, im nächsten Jahr die 300 Meilen attackieren zu wollen. Es ist ihr zuzutrauen …
Übrigens: Derzeit kann man sich für den Big’s Backyard Ultra 2019 anmelden. Im Ausschreibungstext heißt es: This is a race to the death ...

Ergebnis:
  1. Johan Steene (SWE) 283.335 Meilen
  2. (DNF) Courtney Dauwalter (USA) 279.168 Meilen
  3. (DNF) Gavin Woody (USA) 270.835 Meilen
  4. (DNF) Greg Salvesen (USA) 233.335 Meilen
  5. (DNF) Guillaume Calmettes (FRA) 225.001 Meilen
  6. (DNF) Joe Fejes (USA) 183.334 Meilen
  7. (DNF) Maggie Guterl (USA) 183.334 Meilen

Vollständige Ergebnisse hier.





RENNSCHNIPSEL

Ultra Pirineu (29./30.9.2018, Bagà, Spanien)
Es war das vorletzte Rennen der Skyrunner World Series in der Extra Kategorie. An der Spitze des Rennens tobten sich allerdings Läufer aus, die in der Gesamtwertung nicht in den Spitzenpositionen zu finden waren. Allen voran: der Marokkaner Zaid Ait Malek. Allerdings konnte der die Führung nicht ins Ziel bringen – kurz vor der 100km Marke ging der bis dahin zweitplatzierte Spanier Jessed Hernandez an Ait Malek vorbei und stürmte zum Sieg. Auf Platz drei: der Spanier Jordi Gamito Baus. Bei den Damen konnte sich von Anfang an Stück für Stück die Russin Ekaterina Mityaeva von der Zweiten, der Polin Magdalena Laczak absetzen – und sie brachte diesen Vorsprung schließlich souverän ins Ziel. Ergebnisse hier.



Hochfelln Berglauf (30.9.2018, Bergen, Deutschland)
Dieser Berglauf ist etwas Besonderes: Er ist der älteste in Deutschland und einer der ältesten weltweit – in diesem Jahr wurde er zum 45. Mal ausgetragen. Außerdem gehört er seit 3 Jahren als einziges deutsches Rennen zum World Cup der World Mountain Running Association – was direkten Einfluss auf das Elitefeld hat, das bei diesem Lauf deutlich dichter ist als bei anderen Bergläufen. Aber der Hochfelln-Berglauf war auch schon in den Negativschlagzeilen, da er Männer und Frauen beim Preisgeld nicht gleich behandelt – während es Preisgelder für die 10 schnellsten Herren gibt, kommen nur die ersten 6 schnellsten Läuferinnen in den Genuss von Preisgeldern, und auf den Positionen 4-6 sind die Unterschiede im Preisgeld zwischen Frauen und Männern dramatisch. Dies führt international – vor allem in der Trailrunning-Community – zu sehr viel Kopfschütteln und trägt nicht dazu bei, dass Berglauf als moderner Sport wahrgenommen wird. Bei den Frauen landete Andrea Mayr, die Berglauf-Überfliegerin aus Österreich, ihren achten Sieg auf dem Hochfelln und war nur 15 Sekunden langsamer als ihr eigener Streckenrekord, den sie vor zehn Jahren (!) aufgestellt hat. So viel zum Thema „Langlebigkeit im Sport“. Sie verwies damit die anderen beiden Überfliegerinnen der Saison, die Kenianerin Lucy Wambui Murigi und die Deutsche Michelle Maier auf die Plätze 2 und 3. Bei den Männern entschied sich das Rennen erst kurz vorm Gipfel, als der Kenianer Geoffrey Ndungu sich vom Italiener Francesco Puppi absetzen konnte. Doch bis ins Ziel blieb der Abstand klein – gerade mal 8 Sekunden trennten die ersten beiden Läufer. Als Dritter kam – mit 9 Sekunden Abstand auf Puppi – der Italiener Bernard Dematteis ins Ziel. Ergebnisse hier.


Tour de Tirol (5.-7.10.2018, Söll, AUT)
Drei Tage – drei ganz unterschiedliche Rennen: Der relativ flache „Söller Zehner“ als Auftakt am Freitag, dann der Kaisermarathon als Berglauf am Samstag und schießlich mit dem „Pölventrail“ nochmal ein richtig technischer Abschluss am Sonntag. Bei den Damen dominierte – wie im Vorjahr – Michelle Maier. Sie hatte aber vor allem mit der Top-Trailrunnerin Kathrin Götz aus der Schweiz eine ernstzunehmende Konkurrentin. Trotzdem – auch wenn Michelle Maier in diesem Jahr fast an jedem Wochenende einen Wettkampf bestritt, hatte sie immer noch frische Beine, um schon den Söller Zehner mit über 2 Minuten Vorsprung vor Julia Praxmarer (AUT) und Kathrin Götz zu gewinnen. Beim Kaisermarathon packte sie noch eine weitere halbe Stunde Vorsprung auf Kathrin Götz drauf, und beim Pölventrail nochmals 10 Minuten. Das alles ergab einen deutlichen Sieg in der Gesamtwertung. Kathrin Götz wurde Zweite, die Deutsche Anke Friedl schaffte es auf Platz 3. 
Bei den Herren setzte sich beim Kaisermarathon im anfänglichen flachen Teil ein Trio an die Spitze: Robert Gruber (AUT), der Zweite des Auftakt-Zehners, sowie die Deutschen Hannes Namberger und Moritz auf der Heide. Letzterer zündete nach etwa 10 km den Turbo und enteilte den beiden anderen. Minute um Minute nahm sein Vorsprung zu, und im Ziel auf der Hohen Salve hatte er schließlich 11 Minuten Vorsprung auf Robert Gruber; Hannes Namberger landete auf Platz 3. Da Moritz auf der Heide nur zum Marathon angetreten war, reichte Robert Gruber ein zweiter Platz beim abschließenden Pölventrail, um sich in der Gesamtwertung den Sieg zu sichern. Zweiter wurde Hannes Namberger, der in allen drei Disziplinen auf Platz 3 gekommen war, Dritter der Stuttgarter Christoph Hillebrand.
Ergebnisse hier.


Taubertal 100 (6.-7.10.2018, Rothenburg o.d. Tauber, GER)
Um es gleich vorweg zu sagen: Der Taubertal 100 ist kein Traillauf. Er ist relativ flach und verläuft auf Wegen und Straßen im landschaftlich und kulturell reizvollen Taubertal. Aber den diesjährigen Taubertal 100 muss man einfach erwähnen. Denn was hier im 100 Meilen-Rennen ablief, war Weltklasse! Am Start: Nele Alder-Baerens. Sollte jemand ihren Namen noch nicht gehört haben: Sie ist in diesem Jahr deutsche Meisterin über 100km, 50km und im 6-Stunden Lauf geworden und holte dazu noch die Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft über 100km in Kroatien. Den Taubertal 100 hat sie im letzten Jahr schon gewonnen, da lief sie aber die 100km. In diesem Jahr sollte ihr erster (!) 100 Meiler folgen. Und Nele Alder-Baerens lief. Und lief. Und lief. Unangefochten an der Spitze – und zwar an der Spitze des Gesamtfelds. Als sie dann im Ziel in Gemünden am Main ankam, stoppte die Uhr bei 13:35:31. Unglaublich – denn die 100 Meilen ist bislang nur eine Frau schneller gelaufen:  Camille Herron bei ihrem Fabelweltrekord beim Tunnel Hill 2017. Gina Slaby, Ann Trason, Pam Smith, Nicole Studer – sie alle waren langsamer als Nele. Letztlich gibt es nur ein Problem: Ob ihre Zeit jemals in einer Weltrangliste auftaucht, ist sehr fraglich, denn das 100 Meilen Rennen beim Taubertal 100 ist im Gegensatz zu den 100km und 71km nicht als bestenlistenfähig klassifiziert. Bleibt noch was zu sagen? Ach ja: Dass die Zweite, die Britin Tracy Michelle Dean zwar eine Stunde langsamer war als Nele Alder-Baerens, aber mit 14:37:47 ebenfalls eine super Zeit erreichte. Der führende Mann, kam mehr als 4 Stunden nach der Siegerin ins Ziel. Ergebnisser hier.


Pirin Ultra Skyrace (6.-7.10.2018, Bansko, BUL)
Spätestens die Trail- und Skyrunning-Saison 2018 hat gezeigt: Immer mehr Top-Läufer kommen aus Nationen, die man noch in den vergangenen Jahren nicht auf dem Radar hatte. Neben China sind das die Staaten (Süd)Osteuropas. Die Skyrunning World Series trug dieser Tatsache Rechnung, indem sie das Finale der Sky-Extra-Series in Bulgarien ausrichtete. Und die Strecke im alpinen Pirin Nationalpark im südwesten Bulgariens, in dem es auch Bären und Wölfe gibt, war eines solchen Finales durchaus würdig. Nach dem Start stürmte der Schwede Andre Jonsson los, doch er wurde schnell vom Spanier Pere Aurell und von Dmitry Mityaev eingefangen. Beide hatten in etwa so viele Rennen in der Saison in den Knochen – aber Pere Aurell scheint diese Belastung besser verkraftet zu haben. Er wirkte frischer, hängte Mityaev ab und gewann – sowohl das Rennen, als auch die Sky Extra Series. Mityaev musste sich schließlich noch vom Franzosen Benat Marmissolle überholen lassen und belegte Platz 3 im Rennen und Platz 2 in der Gesamtwertung. Und obwohl der Schnellstarter Andre Jonsson nach nicht einmal der Hälfte des Rennens aufgeben musste, reichte es in der Sky Extra Wertung zu Platz 3. Bei den Damen war das Podest der Sky Extra Series schon zum großen Teil klar: Hillary Geradi (USA) gewinnt die Gesamtwertung vor Ragna Debats (NED) – beide traten in Bankso nicht an. Wohl aber Brittany Peterson (USA), die durch einen klaren Sieg beim Pirin Ultra noch Ekaterina Mityaeva von Platz 3 in der Gesamtwertung verdrängte. Ergebnisse hier.




Moab 240 (12.-15.10.2018, Moab, UT, USA)
Moab 240 gehört mit dem Bigfoot 200 und dem Tahoe 200 zu der von Candice Burt organisierten „Triple Crown of 200s“. Ein Lauf durch Sand, Canyons und über zwei Gebirgsketten. Die zweite Ausgabe des Rennens in diesem Jahr sollte vor allem eine Einordnung der von Courtney Dauwalter 2017 erzielten Siegerzeit (und damit Streckenrekord) bringen, denn bei der Wahl des „Ultrarunner of the Year 2017“ war immer wieder thematisiert worden, dass man nicht wisse, was diese Zeit wirklich wert sei. Um es vorwegzunehmen: Courtneys Streckenrekord von 57:55:13 steht auch nach diesem Rennen noch. Obwohl der polnische Langstreckenläufer und Adventure Runner Piotr Hercog immerhin bis auf zwei Stunden an Courtney’s Vorjahreszeit herankam: Am Ende gewann er klar in 60:14:47. Die führende Frau, Jessica Pekari, kam nach 77:26:01 ins Ziel. Ergebnisse hier.

Moab 240. Foto: Scott Rokis.


Limone Extreme (13.10.2018, Limone, Lago del Garda, ITA)
Eine Woche nach dem Abschluss der Sky Extra Series fand das Finale der Sky Classic Series statt – wie immer in Limone. Hier kommen Jahr schon seit einigen Jahren im Oktober die besten Skyrunner der Welt zum Saisonabschluss zusammen. Das Rennen der Damen gewann die Skyrunning-Weltmeisterin Tove Alexandersson (NOR). Während ihr Sieg bei der WM noch für Überraschung gesorgt hatte, war ihr Sieg in Limone fast schon Routine – denn sie hatte das Rennen schon 2017 gewonnen. Auf Platz 2 und 3 landeten Ragna Debats (NED) und Sheila Alviles (ESP). Michelle Maier (GER) war in diesem Jahr wieder unter den schnellen Läuferinnen zu finden und belegte schließlich den vierten Platz. Ein siebter Rang genügte der Britin Holly Page zum Gewinn der Sky Classic Series. Denn ihre Konkurrentin um diesen Platz, die Schwedin Lina El Kott Helander, hatte bei der Saisonplanung „verschnarcht“, dass es sich bei dem Rennen in Limone um ein Bonus Race handelt und hatte anderweitig geplant. Immerhin blieb für sie Platz 2 in der Gesamtwertung vor der Spanierin Laura Orgue.
Bei den Herren fiel der Streckenrekord von Marco de Gasperi aus dem Vorjahr – der gerade mal 21 Jahre alte Davide Magnini (ITA) unterbot ihn um ganze 8 Minuten. Zweiter wurde Remi Bonnet (SUI), Dritter Oriol Cardona (ESP). Doch mit der Gesamtwertung im Sky Classic hatten sie alle nichts zu tun. Der Titel ging an Pascal Egli, dem ein zehner Platz in Limone zum Gesamtsieg genügte. Von Kilian Jornet ist man eigentlich Hop oder Top gewöhnt – meist jedoch Top. In diesem Fall erreichte er aber „nur“ einen relativ unspektakulären sechsten Platz und gab später an, dass er seit den Rennen in Schottland (Glencoe, Ring of Steall) unter Verletzungsproblemen zu leiden hat. Dennoch reichte der sechste Platz für einen deutlichen Sieg im „Overall Ranking“ der Skyrunner World Series. Bei den Damen fiel dieser Titel an Ragna Debats.
Ergebnisse hier.




Diagonale des Fous (18.-20.10.2018, St. Pierre/St. Denis, La Reunion, FRA)
Bis zum letzten Jahr war die „Diagonale der Verrückten“ End- und Höhepunkt der UTWT – doch dann zog man sich wegen Differenzen aus der Tour zurück.  Die Sorge war groß, dass dies mit deutlichen Einbußen bei den Anmeldezahlen, vor allem bei den Eliteläufern verknüpft sein würde. Fast trotzig und mit viel Genugtuung verkündeten die Veranstalter dann im Sommer, dass die Veranstaltung mit ihren 4 Rennen vollständig ausgebucht sei und man 300 Läufern auf der Warteliste habe. Auch einige Top Läufer und Läuferinnen hatten den Weg zur Startlinie in St. Pierre im Südwesten der Insel gefunden. Mit dabei: Benoît Girondel , Sieger 2017, François d'Haene, Sieger 2016, Tofol Castanyer, Mimmi Kotka, Nathalie Mauclair, Siegerin 2014 und Emilie Lecomte, die das Rennen 2009 und 2012 gewonnen hat und 2015 und 2017 Zweite wurde.
Es ist immer das gleiche – am Anfang stürmt das Feld los, als wären maximal 10 km zu laufen. Es dauert 40 bis 50 km, bis klar wird, wer von den Favoriten einen guten Tag hat und welches „Dark Horse“ sich vielleicht noch dazu gesellt. Als sich das Feld nach dem ersten langen Anstieg gelichtet hatte, waren vier Läufer in der Spitzengruppe: Francois d’Haene, Benoît Girondel, Maxime Cazajous und Tofol Castanyer. Nach etwa der Hälfte der Distanz musste Castanyer aufgeben – und im langen Anstieg aus dem Cirque de Mafate hoch nach Maido setzten sich d’Haene und Girondel von Cazajous ab. Da es keinem der beiden Führenden gelang, einen nennenswerten Vorsprung auf den anderen herauszulaufen, liefen sie schließlich zusammen in 23:18:48 über die Ziellinie – damit waren sie etwa 1/2 Stunde schneller als bei ihren Siegen 2017 bzw. 2016.
Bei den Frauen verabschiedeten sich die Favoritinnen relativ früh. Nathalie Mauclair führte das Rennen im ersten langen Anstieg an, fiel dann aber langsam zurück und musste nach etwa 1/3 der Strecke aufgeben. Auch Emilie Lecomte kam nicht viel weiter – sie kam von Anfang an nicht richtig in Schwung. Blieb Mimmi Kotka. Und sie führte tatsächlich durch den gesamten Cirque de Mafate und Cirque de Salazie … bis sie dann nach ca. 110 km beim Aufstieg nach Maido die Kräfte verließen. Von da an schaltete sie in den Touristen-Modus, gönnte sich einen kurzen Schlaf und legte den Rest der Strecke im gemäßigten Wander-Tempo zurück. Und so war es plötzlich Audrey Tanguy, die an der Spitze auftauchte, auf dem letzten Streckenabschnitt aber noch von Jocelyne Pauly überholt wurde. Jocelyne Pauly? Ja, das war die Französin, die überraschenderweise beim UTMB Platz 3 erreichte. Der Sieg bei der Diagonale des Fous war der zweite Überraschungscoup der 45 Jahre alten Französin. Dritte wurde Juliette Blanchet – auch sie dürfte nach Platz 3 beim MIUT, Platz 2 beim Großglockner Ultra Trail und Platz 6 beim UTMB international keine Unbekannte mehr sein.
Ergebnisse hier.




Cappadocia Ultra Trail (20.-21.10.2018, Urgup, TUR)
Beim drittletzten Rennen der UTWT Serie gab es noch einmal die Möglichkeit, Punkte für das Ranking zu sammeln. Als Rennen der „Pro“ Kategorie waren immerhin bis zu 700 Punkte zu gewinnen. Andrea Macchi (ITA), der beim Lavaredo Ultra Platz 5 erreicht hatte, setzte sich bei den Männern durch, bei den Damen wiederholte die Vorjahressiegerin Mariya Nikolova (BUL) ihren Erfolg. Relevant für die UTWT Gesamtwertung war hier aber der dritte Platz von Francesca Canepa (ITA), da sie sich hierdurch hinter Miao Yao (CHN) auf Platz 2 schiebt. Den 63km langen Cappadocia Trail gewannen Moritz auf der Heide (GER) und Fernanda Maciel (BRA). Ergebnisse hier.

Marcus Scotney beim Cappadocia Ultra Trail. Foto: Brian Black Hodes



The Otter – African Trail Run (20.10.2018, Nature’s Valley, RSA)
Die Salomon Golden Trail Series fand im ersten Jahr ihres Bestehens ihren Abschluss beim Otter-Trail in Südafrika. Der Modus der Golden Trail Series sieht vor, dass die TOP 10 Männer und Frauen der vorherigen Wettbewerbe (3 Wertungen aus 5 Rennen) beim Finale an der südafrikanischen Garden Route antreten, um dort dann den Sieg in der Gesamtwertung auszufechten. Dabei ist der Otter (bzw. in diesem Jahr der Retto, denn er wird jedes zweite Jahr in umgekehrter Richtung gerannt) ganz anders als die anderen Trailrennen aus der Golden Trail Series: Anders als bei den alpinen Rennen verteilen sich beim Otter die 2600 Höhenmeter auf 11 kurze Anstiege und man ist nie mehr als 170 Höhenmeter vom Meeresspiegel entfernt. Und ganz außergewöhnlich wird dieser technische Kurs durch die vier Flussquerungen: Bei ihnen muss man die Flüsse in ihren Mündungstrichtern durchqueren – und je nach Höhe des Meeresspiegels ist hier Schwimmen oder Waten angesagt.
Der Otter zog immer schon internationale Top-Athleten an. In diesem Jahr kamen dazu 20 weitere: Ruth Croft (NZL), Ida Nilsson (SWE), Megan Kimmel (USA), Eli Gordon (ESP), Holly Page (GBR), Sheila Aviles Castano (ESP), Silvia Rampazzo (ITA), Fanny Borgstrom (SWE) und Meg Mackenzie (RSA) sowie Kilian Jornet (ESP), Stian Angermund-Vik (NOR), Marc Lauenstein (SUI), Aritz Egea (ESP), Oriol Cardona (ESP), Stephan Wenk (SUI), Alexis Sevennec (FRA), Sage Canaday (USA), Thibaut Baronian (FRA) und Bartlomiej Przedwojewski (POL).
Vor dem Rennen führte Kilian Jornet die Golden Trail Wertung mit 3 Siegen – also Höchstpunkzahl – an, bei den Damen hatte jedes Rennen eine andere Läuferin gewonnen, und daher lagen die Top 3 sehr dicht beieinander: Ruth Croft (250 Punkte), Ida Nilsson (247 Punkte) und Megan Kimmel (233 Punkte).
Nach einer „neutralisierten Startphase“ am Strand von Nature’s Valley ging es sehr schnell zur Sache. Bei den Männern drückte der Pole mit dem leicht auszusprechenden Namen Bartlomiej Przedwojewski, der als Zehnter der Gesamtwertung gerade noch ein Ticket nach Südafrika gelöst hatte, voll auf die Tube. Hinter ihm ein Verfolgerfeld mit Stian Angermund-Vik, Oriol Cardona und dem Vorjahressieger Marc Lauenstein. Kilian Jornet beendete das Rennen schon kurz nach dem Start und verwies – wie schon beim Limone Extreme – auf Verletzungen nach den Skyraces in Schottland. Bei den Damen war es Holly Page, die gleich von Anfang an davonzog, dicht gefolgt von Ruth Croft, Fanny Borgstrom und der lokalen Läuferin Toni McCann. Megan Kimmel und Sheila Alviles schieden dagegen wie Kilian Jornet früh aus dem Rennen aus und verloren damit die Chancen auf den Gesamttitel.
Während man Holly Page und Ruth Croft durchaus zutraute, dass sie das hohe Anfangstempo durchhalten könnten, war man bei Bartlomiej Przedwojewski sehr skeptisch. Aber der bewies nicht nur, dass er das technische Terrain gut im Griff hat, sondern meisterte auch die vier Flussquerungen bravourös, so dass er seinen Vorsprung immer weiter ausbauen konnte und schließlich mit fast 10 Minuten Vorsprung vor Marc Lauenstein ins Ziel kam und dazu noch einen neuen Streckenrekord aufstellte. Oriol Cardona wurde Dritter, Stian Angermund-Vik Vierter. Dieser vierte Platz genügte Angermund-Vik aber zum Titel bei den Golden Trail Series vor Marc Lauenstein und Kilian Jornet.
Auch Holly Page ließ sich nicht mehr einholen, obwohl Ruth Croft von hinten drängte. Und so lief sie nicht nur zu einem knappen Sieg, sondern ebenfalls zu einem Streckenrekord. Doch nur 34 Sekunden nach Page kam auch Ruth Croft ins Ziel, und nochmals 3 bzw. 4 Minuten später hatten es auch Toni McCann und Fanny Borgstrom geschafft. Eine unglaubliche Leistungsdichte bei den Damen …
Aufgrund ihres zweiten Platzes gewann Ruth Croft die Golden Trail Series souverän vor Ida Nilsson. Holly Page konnte sich durch ihren Sieg noch vom fünften auf den dritten Platz vorschieben.
Ergebnisse hier.





Transruinaulta/Transviamala (20./21.10.2018, Thusis, Schweiz)
Lokale Organisatoren, super Strecke. Dieses Laufwochenende hat eigentlich das Zeug zum Klassiker. Bisher führte die Veranstaltung allerdings eher ein Dasein im Verborgenen. Das hat sich geändert – in diesem Jahr waren erstmals alle Wettbewerbe ausgebucht – und dann fiel auch noch ein Streckenrekord nach dem anderen. Der Schweizer Bergläufer Ralf Birchmeier, der bislang schon einige Top-Ergebnise bis hin zur Marathondistanz stehen hat, entschied sich zum Doppelstart und unterbot schon beim Transruinaulta den Streckenrekord von 2014 um über 5 Minuten. Ein siebter Platz beim Transviamala am Tag darauf brachte ihm dann auch den Sieg in der Gesamtwertung und den Titel „Schluchtenkönig“.  Ebenso hoch einzuschätzen ist die Zeit von Michaela Segalada (SUI), die als Gesamtvierte ins Ziel kam. Mit 3:43:56 unterbot die Siegerin des diesjährigen Eiger Ultra E51 nicht nur ihre eigene Bestzeit aus dem Vorjahr um nochmals über 2 Minuten, sie hängte die Grande Dame des Bergmarathons, Jasmin Nunige (SUI) auch um über 15 Minuten ab. Ergebnisse hier.


Altmühltrail (20.10.2018, Dollnstein, GER)
Auch dieser Trail ist bei seiner 5. Austragung schon zum Klassiker geworden. Weil er zeigt, dass man auch außerhalb der Alpen und auf kürzeren Strecken Trailrunning vom Feinsten erleben kann. Weil er schnelle Läufer und Wanderer zusammenbringt. Und an den „Genussstationen“ dafür sorgt, dass die verbrannten Kalorien sofort wieder aufgefüllt werden. Die Sieger der „Langstrecke“ (26km, 630 Höhenmeter) stellten sogar jeweils neue Streckenrekorde auf: Lukas Sörgel in 1:48:37, Eva-Maria Sperger in 1:58:55.
Ergebnisse hier.


Javelina Jundred (27.-28.10.2018, Fountain Hills, AZ, USA)
Dieser 100 Meiler findet jedes Jahr am Wochenende vor Halloween statt – und Halloween bestimmt auch die Kleidungs- und Kostümwahl einiger Läufer. Dennoch kann hier richtig schnell gelaufen werden. Das bewies in diesem Jahr Darcy Piceu. Als sie Anfang des Jahres beim Hardrock 100 kein Losglück hatte, ließ sie sich gar nicht erst auf die Warteliste setzen, sondern machte aus der Not eine Tugend und meldete sich zu anderen 100 Meilern an – und gewann sie alle: den HURT 100, die Ronda del Cims und den Angeles Crest 100 – und dieses überaus erfolgreiche Jahr beendete sie jetzt mit einem Sieg beim Javelina in 18:49:06. Bei den Männern gewann Patrick Reagan, der auch schon 2017 Erster beim Javelina Jundred geworden war – allerdings war er nach einem verletzungsgeplagten Wettkampfjahr in diesem Jahr rund 40 Minuten langsamer (13:42:59).
Ergebnisse hier.




Alb Marathon (27.10.2018, Schwäbisch Gmünd, Deutschland)
Ein Traillauf ist der Alb Marathon nicht – im übrigen ist er auch kein Marathon, sondern ein Ultramarathon (50 km, 1100 Höhenmeter). Interessant ist vor allem der Sieger des Laufs, Benedikt Hofmann. Der 33-jährige Lehrer hat in dieser Saison immer wieder Höchstleistungen rausgehauen: Sieger mit neuem Streckenrekord beim 50 km Lauf in Rodgau (mit dieser Leistung führt er auch die deutsche Bestenliste 2018 für 50 km an), Zweiter beim Klassiker 100 km del Passatore in Florenz, dritter Sieg in Folg beim Schluchseelauf, Qualifikation zur Berglauf-WM durch einen 4. Platz (bester Europäer) beim Schlickeralmberglauf, bester Deutscher (Rang 22) bei der Berglauf-WM in Andorra. Und nun, nach dieser anstrengenden Saison und 2 Wochen nach seinem Sieg beim Marathon am Baldeneysee konnte er den laufstarken, aus Äthiopien stammenden und inzwischen für Belgien startenden Firaa'ol Eebbisaa in Schach halten und siegte mit gut einer Minute Vorsprung. Beste Frau wurde die Lokalmatadorin Suse Hagelauer.
Ergebnisse hier.


Drachenlauf (28.10.2018, Thomasberg, Deutschland)
Im letzten Jahr war der Drachenlauf Opfer von Sturm „Herwart“ geworden. In diesem Jahr warteten die Organisatoren mit einem noch höheren Trailanteil auf – und wurden belohnt: So viele Läuferinnen und Läufer wie in diesem Jahr hatten sich noch nie angemeldet. Es siegte Moritz auf der Heide in 1:51:57 – ein perfekter Saisonabschluss nach seinen Siegen beim Maintal Ultratrail und beim Kaisermarathon. Bei der Damenkonkurrenz setzte sich Annika Fels durch.
Ergebnisse hier.







The World’s Oldest Endurance Race | Western States 100. Lange erwartet, endlich da: Der Film über den Western States Run von Florian Neuschwander. Der Western States ist zwar nicht der älteste Langstreckenlauf der Welt, aber er ist ein Klassiker. Es gibt Dutzende (gute) Filme über ihn, aber alle in Englisch. Dieser von Red Bull produzierte Film lässt Läufer wie Tim Twietmeyer, Francois d’Haene, Jim Walmsley und Rickey Gates zu Wort kommen. Vor allem aber steht Florian Neuschwander im Mittelpunkt. Und es wird im Film viel gelitten. Aber sind nicht die „war stories“ beim Ultrarunning viel interessanter als Berichte über Läufe, bei denen alles gepasst hat?

Oman | Trail Running. Trailrunning ist Trailrunning. Oder etwa nicht? Kommt drauf an - Trailrunning im Oman ist pures Abenteuer. Die Schönheit der Landschaft. Fehlende Infrastruktur. Sich von einem Taxifahrer in einem heruntergewirtschafteten Auto irgendwo hinfahren lassen und darauf vertrauen, dass er einen wieder abholt. Dieser Kurzfilm von Milo Zanecchia und Simon Straetker hat eine atmosphärische Dichte, die man andernorts vergeblich sucht.

Balance. Drei Läufer: Kyle Pietari, Nicole Bitter, Cory Reese. Unterschiedliche Typen, unterschiedlicher persönlicher Hintergrund. Sie alle stehen ständig vor der Herausforderung, Karriere, Familie und die Ambitionen beim Trailrunning in Einklang zu bringen. Diese drei Läufer starten beim Western States Endurance Run – der Film von Derrick Lytle begleitet sie.

Laufen ist mein Leben.  Nele Alder-Baerens liebt Bewegung – seit frühester Kindheit. Sie läuft und läuft und läuft. Da sie aufgrund ihrer frühen Geburt taub und sehr kurzsichtig ist, liegt ihr Asphalt besser als Trails. Und Nele ist schnell. Im Jahr 2016 gewinnt sie die Silbermedaille bei den 50k IAU-Weltmeisterschaften in Doha. Zwei Jahre später belegt sie bei den 100km Weltmeisterschaften in Kroatien den zweiten Platz. Im Taubertal 100 läuft sie sogar den zweitschnellste Zeit über 100-Meilen, die je von einer Frau erreicht wurde. Dieser Film des Bayrischen Rundfunks aus der Reihe „Sehen statt Hören“ dokumentiert Nele und ihre überschwängliche Liebe zum Laufen.

For the Love of Mary. Das Mount Washington Road Race ist ein Klassiker. In 7,6 Meilen muss ein Anstieg von fast 1600 Metern überwunden werden. Ziel: der Gipfel des Mount Washington, der höchste Berg in den White Mountains der Appalachian Range. Oder, wie es der Wetterdienst formuliert: „Home of the worst weather.“  Als der 97-jährige George Etzweiler zum ersten Mal bei diesem Rennen mitmachte, war er 69 Jahre alt. Obwohl er einen Herzschrittmacher hat, ist er jedes Jahr als Läufer dabei. Und jedes Jahr setzt er einen neuen Rekord: Immer ist er der älteste Finisher, den das Rennen jemals hatte.  Und immer trägt er seine grünen Shorts als Glücksbringer, auch wenn sie doch sehr in die Jahre gekommen sind. Und noch etwas trägt Etzweiler immer mit sich: Die Erinnerung an seine verstorbene Frau Mary, mit der er 68 Jahre verheiratet war.

Ultra Man.  Was geht im Kopf von Ultraläufern vor? Robbie Britton will der Beste sein. Er ist von London nach Chamonix gezogen, um mehr in den Bergen trainieren zu können. In diesem Film spricht er über Motivation, Grenzen, Burn Out und den ständigen Wunsch sich zu verbessern.

Common Ground. Zach Altman aus Bozeman, Montana ist Anwalt für die „Public Land“-Bewegung und Trailrunner. Im Sommer 2017 liefen Altman und zwei Freunde fast 250 Meilen von Bozeman nach Red Lodge. Ein Lauf durch das „Greater Yellowstone Ecosystem“ – eines der größten intakte Ökosysteme der Vereinigten Staaten.

“Is This Fun?” | 9 Dragons. Wenn man an Hong Kong denkt, denkt man an Wolkenkratzer, Straßen, zersiedelte Landschaft. Aber Hongkong hat auch eine der enthusiastischsten Trailrunning-Communities der Welt. Es gibt eine Reihe von Trailrennen, es gibt steile Berge und dichte Wälder.  Das 9 Dragons Race ist eines dieser Trailrennen. "Is this Fun?“ begleitet zwei Läufer, John Ellis und Jo Kway. Was motiviert sie? Warum nehmen sie an einem Rennen teil, bei dem nur 35 Prozent der Läufer das Ziel erreichen? Macht das Spaß?

Chasing Sebastian. 💲 Wenn man sich die Trailrunning-Resultate von Sebastian Salsbury anschaut, findet man eine ansehnliche Liste. So weit, so gut. Ein kleines Detail: Sebastian ist gerade mal 11 Jahre alt. Wunderkind? Getrieben von den Eltern? Oder hat er einfach nur Freude an Bewegung, Abenteuern und Gemeinschaft? Der Film begleitet Sebastian ab einem Alter von 6 Jahren und zeichnet seine Motivation und Entwicklung.

Running for Good. 💲 Keiner, der Fiona Oakes als Jugendliche kannte, hätte erwartet, dass sie einmal an Trailrennen teilnehmen würde. Aufgrund einer Krankheit musste bei ihr die Kniescheibe entfernt werden, 17 weitere Operationen folgten. Aber nichts konnte sie erschüttern. Sie begann zunächst mit Walking. Dann lief sie Marathons. Inzwischen hat sie dreimal den Marathon des Sables gefinisht, daneben weitere Etappenläufe, vorwiegend in den Wüsten der Welt. Aber sie läuft nicht nur für sich selbst. Sie will damit auf Tiere in Not aufmerksam machen. Sie selbst hat ein Tierheim gegründet, in dem sie Tag für Tag mehr als 400 Tiere versorgt – wenn sie nicht gerade läuft.

Für Filme, die mit 💲 markiert sind, fallen Kosten an. Weitere Filme findet Ihr in unserem Archiv für Trail- und Ultrarunning Filme. Und falls Ihr Euren Lieblingsfilm dort nicht findet – schickt mir einfach eine e-mail. Das Archiv wird fortwährend aktualisiert und erweitert …







ZUM ANSCHAUEN:

17. November 2018: North Face Endurance Challenge California, Marine Headlands. Seit seiner ersten Austragung 2007 hat sich der Lauf zu einem der Klassiker im Spätherbst entwickelt und zieht vor allem die Top-Läufer aus den USA an. In diesem Jahr sind auf den Trails in den Marine Headlands dabei: Jim Walmsley, Dylan Bowman, David Laney, Paddy O’Leary (IRL), Mark Hammond sowie Camille Herron, Ida Nilsson, Clare Gallagher, Yiou Wang, Keely Henniger, Anne-Marie Madden, Anna Mae Flynn, Sandi Nypaver, Taylor Nowlin, Ladia Albertson-Junkans und Brittany Peterson. Von der Papierform könnte das Rennen bei den Damen sogar spannender werden als bei den Herren. Wer dieses Rennen verfolgen will, sollte am 17.11. den Livecast von iRunFar verfolgen.

8./9. Dezember 2018: Desert Solstice, Phoenix, AZ. Dieser 24-Stunden Lauf ist ein Einladungslauf, Veranstalter ist Aravaipa Running / Jamil Coury. Veranstaltet wird er auf einer 400-Meter Laufbahn. Klingt nach viel Langeweile. In diesem Jahr könnte das Rennen allerdings einer der läuferischen Höhepunkte des Jahres werden. Zum einen wird es zum ersten Aufeinandertreffen und ggf. zum Showdown zwischen Camille Herron und Courtney Dauwalter kommen – sie sind die beiden „Rivalinnen“ um den Titel Ultrarunner of the Year 2017. Weitere hohe Leistungen kann man von Maggie Guterl erwarten. Wobei die Frage ist, wie weit sich Herron von ihren Verletzungen und Dauwalter/Guterl vom Big’s Backyard erholt haben. Bei den Herren spricht die Anwesenheit von Zach Bitter, Zach Gingerich, Patrick Reagan und Oswaldo Lopez für viele, viele Meilen. Zu verfolgen über die Live-Results von Aravaipa Running.



ZUM MITLAUFEN:
 
Von November bis März stellt sich hierzulande in Sachen Trailrunning eine Veranstaltungsflaute ein. Traditionell sind es eher die Winterlaufserien, Silvesterläufe oder der Ultra-Klassiker Rodgau 50, die die Läufer anziehen. Oder man muss zu den exotischeren Locations fliegen – sei es Hongkong, Hawaii oder Neuseeland – wenn man unbedingt im Winter einen Ultratrail laufen will. Und für die, die Schnee lieben, existiert sogar seit ein paar Jahren eine alpine Veranstaltung. Es gibt aber inzwischen den einen oder anderen kleineren Veranstalter, der Wintertrails in den meist laufbaren Mittelgebirgen anbietet. Aber Achtung: Meist ist die Zahl der Läufer begrenzt, und daher muss man mit der Anmeldung sehr schnell sein: So sind der Schinder-Trail Winterparadies 2019 und der Taunus-Trail schon komplett ausgebucht.

18.11.2018 Trail Uewersauer: 52 km, 2000 Höhenmeter. Wo – verdammtnochmal – ist Uewersauer? Es liegt im Nachbarland Luxemburg. Dort gibt es den Naturpark Obersauer, und durch diesen Naturpark geht es bei diesem Traditions-Herbsttrail, der in diesem Jahr schon zum 16. Mal ausgetragen wird. Es geht durch Felder und Wälder, häufig an kleinen Bächen entlang immer auf- und ab. Ganze 7 Stunden und 15 Minuten hat man zur Bewältigung dieser Strecke, mehr gibt das im November spärliche Tageslicht nicht her. Für diejenigen, denen die volle Strecke zu lang oder der Cutoff zu eng ist, gibt es inzwischen auch den Mid Trail (32,7 km) und den Sprint Trail (11,3 km).

10.12.1018 Siebengebirgsmarathon: 42,195 km, 800 Höhenmeter. Es ist kein wirklicher Traillauf, aber ein sehr schöner Waldmarathon, den das Team Tripower Rhein-Sieg in diesem Jahr zum 19. Mal organisiert. Auf schönen und verschlungenen Waldwegen läuft man von Aegidienberg durch den Naturpark Siebengebirge. Und neben dem Frankfurter Marathon ist der Siebengebirgsmarathon wohl einer der wenigen Läufe, der IN einem Gebäude endet: im Bürgerhaus von Aegidienberg. Das hat den großen Vorteil, dass sich die mitgereisten Begleiter schon mal mit Kaffee und Kuchen eindecken können, um dann rechtzeitig beim Zielsprint den Läufern und Läuferinnen zuzujubeln. Und so mancher schnelle Läufer hat diesen Marathon genutzt, um kurz vor Weihnachten noch einen rauszuhauen – so z.B. in den letzten beiden Jahren Moritz auf der Heide.

24.12.2018 Bärenfels-Heiligabendmarathon: 42,5 km, 800 Höhenmeter. Braucht Ihr noch Kartoffeln zum Weihnachtsbraten? Dann nichts wie hin zum Bärenfels-Heiligabendmarathon, der zwischen Nohfelden und Birkenfeld im Hunsrück stattfindet. Auf einem Rundkurs von 8,5km, der fünfmal zu durchlaufen ist, muss man dann nur noch möglichst schnell rennen, denn der Sieger bekommt einen Sack mit 10 Kilo Kartoffeln. Während andere beim Weihnachts-Nahkampf zwischen Christbaum und Geschenketisch verzweifeln, zieht es jetzt schon seit Jahren immer eine Zahl von Läufern und Läuferinnen in das kleine Dorf Hoppstädten-Weiersbach, wo man sozusagen zu Gast bei Familie Feller ist, denn diese laufverrückte Familie schmeißt beim Bärenfels-Heiligabendmarathon die gesamte Organisation – von der Verpflegung bis zur Zeitnahme. Sollte man mal gemacht haben!

28.12.2018 Grüntal-Winterultra: 55 km, 1332 Höhenmeter. Thomas Dornburg hat mit seinem Team in den letzten beiden Jahren schon einige Ultratrail-Läufe organisiert. Dazu gehören der Schwarzwald-Ultra, zwei Ausgaben des (Sommer)Grüntal-Ultras und zwei Ultras in den Philippinen. Immer eine sehr familiäre Sache. In diesem Jahr soll es auch eine Winterausgabe des Grüntal-Ultras geben. Gelaufen werden drei Runden à 18,4 km. Das ganze findet in der Nähe von Freudenstadt statt, es könnte also winterlich werden …

29.12.2018 Bergischer Wupperlauf: 42 bzw. 50 km, 1150 bzw. 1330 Höhenmeter. Auch Oliver Witzke bietet zur Verdauung des Weihnachtsessens einen Lauf an, allerdings handelt es sich hierbei um einen geführten Gruppenlauf. Dieser Lauf führt durch das Gebiet zwischen Remscheid und Solingen. Und für alle, die dort noch nicht waren: Es ist dort nicht flach! Man kann entweder einen Marathon rennen oder mit einer Extraschleife sogar die 50 km voll machen. Und wer sich nach den Festtagen noch keinen Marathon oder Ultra zutraut, kann auch schon nach 25 km aussteigen.  

29.12.2018 Dahn Rocks! Wenn Thomas Dornburg und Oliver Witzke einen Lauf zwischen den Jahren anbieten, dann kann auch Michael Frenz (Meldeläufer) die Füße nicht stillhalten und veranstaltet in seiner Heimat ebenfalls einen geführten Traillauf. Um Dahn herum werden zwei Runden (30 km und 20 km) gelaufen – entweder man läuft sie beide und macht damit die 50 km voll, oder man steigt vorher aus. 

5.1.2019 Bachtal Ultra. Nachdem die erste Auflage ein voller Erfolg war und man überall die liebevolle Organisation lobte, organisiert Eik Bergmann im Januar zum zweiten Mal den Bachtal Ultra. Gelaufen wird in der Nähe von Ratingen auf einem Kurs mit Waldwegen, Trails und Asphalt. Es handelt sich hierbei um einen Einladungslauf – um eine solche Einladung zu erhalten, muss man mit Eik Kontakt aufnehmen. Wichtig ist: Dies ist anders als die oben genannten Läufe kein geführter Gruppenlauf, sondern ein Wettkampf. 

5.-6.1.2019 Corsa della Bora. Wenn man eine richtig lange Strecke laufen will, muss man nach Italien fahren. Dort gibt es Anfang Januar den Corsa della Bora, der von Triest über den Karst via Slowenien bis nach Kroatien führt. Man kann zwischen 4 Distanzen mit einer Länge von 8, 21, 57 und 164 km wählen. Eine derbe, aber abwechslungsreiche Strecke – und außerdem gibt es UTMB Qualifikationspunkte.

12.1.2019: Swiss Snow Walk&Run Arosa.  Doch, man kann auch im Winter in den Alpen laufen, und in Arosa gibt es seit einigen Jahren einen speziellen Wettkampf dafür. Auf mehr oder weniger fest gewalzten Trails geht es in die Berge – und das auf Strecken zwischen 6 und 21km. Wobei für geübte Trailrunner wahrscheinlich der Weisshorn Snow Trail mit 16,8 km Länge und gut 900m Höhenunterschied die attraktivste Strecke sein dürfte.

20.-24.2.2018: Transgrancanaria. Während es in Mitteleuropa in den Wintermonaten meist nass und kalt ist, gibt es auf den Kanaren viel Sonne bei angenehmen Temperaturen. Und die Flucht nach Gran Canaria, auf die drittgrößte Kanareninsel, sollte man antreten, wenn man schon im Februar einen Trailwettkampf bestreiten will, der nicht von Schnee und Schlamm bestimmt ist. Beim Transgrancanaria kann man zwischen insgesamt 6 Strecken wählen – von 17 bis 269 km. Noch sind für alle Strecken Startplätze zu haben. 






Golden Trail World Series und Golden Trail National Series 2019 

Die Golden Trail Series geht 2019 in die zweite Runde – kein Wunder, denn diese Rennserie war nicht nur spannend, sondern sie hat auch neue Maßstäbe gesetzt, vor allem was die mediale Präsenz bei den Rennen angeht. Hier und da gab es zwar noch technische Schwierigkeiten, aber dank e-MTB und Drohnen konnte sich die Trailrunning Fans zu Hause virtuell an die Fersen von Kilian Jornet, Ruth Croft und co. heften. Außerdem haben die Golden Trails die kürzeren Distanzen wieder in den Mittelpunkt gestellt, und das nach einigen Jahren, in denen das Motto vor allem "höher und weiter" hieß. Mittlerweile wurden die Rennen für 2019 festgelegt. Dabei hat sich nicht viel geändert: Wie in diesem Jahr sind Klassiker wie Zegama-Aizkorri, Mont Blanc Marathon, Sierre-Zinal, Pikes Peak Marathon und das Ring of Steall Skyrace dabei – 2019 ergänzt durch den Dolomyths Run (Skyrace, 22km, 1950 HM). Auch 2019 wird es wieder einen Final-Wettbewerb geben, der am 7.11. angekündigt werden soll. Spezialität bei der Golden Race Series: Das Preisgeld für die Top 10 sind 5000 Euro pro Läufer/Läuferin – unabhängig von der Platzierung.
Neu im nächsten Jahr: Erstmals wird es auch nationale Golden Trail Series geben, und zwar in Frankreich und in Spanien – und in den Folgejahren rechnet man mit weiteren Trailseries in weiteren Ländern. Auch hier stehen Rennen bis hin zur Marathondistanz im Mittelpunkt.



Skyrunner World Series

Die ISF hat die World Series für 2019 angekündigt, und wie im Vorjahr beschlossen wird es nur noch eine Kategorie geben – statt der bisherigen Sky Classic und Sky Extra Series. Bei den 15 Rennen der World Series 2019 sind die Strecken insgesamt kürzer – das heißt die bisherige Sky Classic Kategorie ist stärker vertreten als die Sky Extra Kategorie. Das kürzeste Rennen misst 21km (Sky Race Comapedrosa), das längste ist der Transvulcania auf La Palma mit 74km. Das Ranking wird die fünf besten Resultate aus allen Rennen berücksichtigen, wobei höchstens drei davon aus SuperSky Rennen stammen dürfen. Erst in den kommenden Wochen wird bekanntgegeben, welche Rennen als SuperSky Races klassifiziert werden - bei ihnen gibt es Bonuspunkte zu gewinnen. Bislang ist lediglich durchgedrungen, dass der Transvulcania zu dieser illustren Kategorie gehören wird. 
Die Saison soll dann mit “The Sky Masters” abgeschlossen werden. Zu diesem Rennen werden nur die besten Athleten der Skyrunning Saison eingeladen. Das klingt nach sehr viel Ähnlichkeit mit dem Konzept der Golden Trail Series.
Insgesamt steckt in dieser Skyrunning Serie richtig viel Geld: Bei den einzelnen Rennen gibt es insgesamt 50.000 Euro an Siegesprämien, für die Sieger und Platzierten der Gesamtwertung insgesamt 100.000 Euro.



FKT! FKT!! FKT!!!

Das Fastest Known Time-Virus springt allmählich auch nach Europa über: Im letzten Monat gab es in Deutschland und Österreich je einen FKT!

Benni Bublak, Adrian Niski und Johannes Stimpfle liefen den Stubaier Höhenweg – normalerweise ein Wanderweg, den man in 8 bis 9 Etappen zurücklegt – in 16 Stunden, 15 Minuten und 40 Sekunden.

Dass man nicht ganz so weit oben im Athletenranking stehen muss, um einen FKT zu versuchen, zeigten Michael Mankus und Patrick George. Sie liefen über den „Grünen Ring“ 100 km um Hamburg herum und stoppten ihre Uhr bei 11 Stunden, 51 Minuten und 58 Sekunden.


So geht das! Es gibt in Mitteleuropa so viele definierte Wanderrouten, die sich für einen FKT eignen – egal ob an der Nordseeküste oder in den Alpen …

Ein weiterer FKT kommt wiederum aus den USA, wo die Querung des Grand Canyon entlang der „Grand Canyon corridor trails“ ein FKT-Klassiker ist. Vielen ist der „Rim to Rim“ (R2R) und der „Rim2Rim2Rim“ ein Begriff – zum Beispiel vom R2R2R FKT durch Jim Walmsley. Aber jetzt hat Cristof Teuscher zum ersten mal vier Double Crossings beim Grand Canyon gemacht, ergibt einen R2R2R2R2R2R2R2R2R. Und mit 58 Stunden und 11 Minuten hat er einen neuen FKT gesetzt.

Und noch ein weiter, ein sehr weiter Lauf ist zu Ende gegangen: Pete Kostelnick hat am 5.11. seinen Ke2Key Run beendet – von Kenai, Alaska nach Key West, Florida. Mal eine etwas andere Strecke für einen „Run Across America“. Das ganze waren 5.384,3 Meilen – in 97 Tagen,  6 Stunden und 57 Minuten. Nun ist er wieder zu Hause - rechtzeitig zu den Midterms …



Der Showdown

Das klingt interessant: Beim "FAST 100" in Hongkong (16./17. Februar 2019) wird es ein Showdown zwischen Jim Walmsley und Rob Krar geben.
Hongkong ist nicht gerade arm an Ultraläufen - so gibt es schon den Vibram Hong Kong Trail 100, den Trans Lantau 100, den North Face 100 Hongkong und den Ultra Trail Tai Mo Shan 100. Alle sind reich an Höhenmetern, die häufig auf Treppen zurückzulegen sind. Der neue FAST 100 soll aber - wie sein Name schon sagt - schnell und durchgehend laufbar sein. Eine Streckenbeschaffenheit, die sowohl Krar als auch Walmsley liegen sollte ...
Da bleibt nur zu hoffen, dass die beiden gut über den Winter kommen und gesund bleiben!






Training im Winter

Der Sommer wollte in diesem Jahr überhaupt nicht enden. Aber jetzt ist er vorbei – die Tage werden kürzer, es ist kalt und neblig. Und an manchen Tagen ist man ganz froh, wenn man das Training mal in die eigenen vier Wände verlegen kann. Warum nicht aus der Not eine Tugend machen? Das dachte sich auch Markus Mingo, Trailrunner und Lehrer aus dem Bayrischen Wald, und hat hier fünf Übungsreihen à 10 Minuten zusammengestellt. Eigentlich sind 10 Minuten pro Tag locker drin – und wer will, kann die Übungen auch hintereinander abspulen.




Hinweis: Gerne können Themen/Berichte dieses Trailtickers von anderen aufgegriffen und verwendet werden - sei es in Blogs/Internetseiten oder Printmedien. Die Fairness gebietet es aber, dass in solchen Fällen TrailrunningHD erwähnt bzw. die Quelle verlinkt wird. Danke!

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