Das war der erste Streich. Der Heidelberger Himmelsleiter-Trail ist geschafft.
Sozusagen der Aufgalopp "on the road to": Pfalztrail und Traildorado. Noch eine Woche bis zum Saxoprint Pfalztrail mit seinen 85,6 Kilometern und 2330 Höhernmeter und dann nochmal zwei Wochen später Traildorado. 24 Stunden Ultra Trail.
https://www.pfalztrail.de/
https://www.traildorado.com/
Allerdings habe ich mich noch nicht für Traildorado angemeldet. Die Möglichkeit, dass ich nach dem Pfalztrail nicht in der Lage sein könnte, dort teilzunehmen ist ja nicht von der Hand zu weisen.
Das wird jetzt eh erst mal spannend. Nach sechs Wochen, teilweise mit Komplettpause, teils nur Erhaltungstraining, habe ich jetzt wieder vier Wochen ernsthaft trainiert.
Das Training lief auch recht gut, allerdings lässt sich in der kurzen Zeit natürlich nicht alles aufholen. Ich habe versucht, viel nach Gefühl zu machen. Einen Trainingsplan hatte ich zwar aufgestellt, aber dann versucht so zu timen, dass ich das maximal Mögliche mache, ohne zu überlasten. Im Zweifel habe ich auch mal einen Tag Pause mehr eingelegt.
Ob das nun ausreicht, um einen Ultra Trail gut zu bestehen, wird sich zeigen...
Das maximal Mögliche trainieren und drei Wettkämpfe kurz hintereinander bedeutet normalerweise besonders auf Regeneration und ausreichend Schlaf zu achten. Das ist aber momentan bei mir nicht so einfach. Im Job habe ich gerade ziemlich Druck. Und das bedeutet mehr und nicht weniger Streß, weniger und nicht mehr Schlaf, weniger und nicht mehr Entspannung.
Trotzdem, vielleicht auch gerade deswegen, habe ich total Lust drauf, meinen Drei-Wettkämpfe-Plan durchzuziehen. Ich gehe einfach locker ran, versuche Spass zu haben und schaue, was dabei rauskommt.
Lauftechnisch bin ich nach der Pause wieder recht gut reingekommen. Von den gut dreieinhalb Kilo, die ich zugenommen hatte, sind zwei wieder runter. Aktuell bin ich bei meinem Standardgewicht von ca. 75kg. Allerdings schmerzt immer noch ein wenig mein rechtes Knie. Das ist seit der Eigervorbereitung nicht wieder komplett in Ordnung gekommen. Insgesamt fühle ich mich also gut, aber nicht sehr gut, vorbereitet.
Man wird sehen...
Aber jetzt noch kurz zum Himmelsleiter Trail innerhalb des Gelita Trail Marathon Heidelberg (https://www.trailmarathon-heidelberg.de/)
Der Himmelsleiter Trail ist ein kurzer, knackiger Trail von 9 Kilometern und 450 Höhenmeter. Namensgeber ist die Himmelsleiter, eine Natursteintreppe mit Naturstufen, Felskanten und Geröllsteinen. Die Himmelsleiter beginnt knapp oberhalb des Schlosses und geht hinauf zum Königstuhl, auf 567 m Höhe. Dabei überwindet man 850 unebene Sandsteinstufen unterschiedlicher Höhe. Start ist auf dem Karlsplatz unten in der Stadt.
Leider kann ich keine Bilder liefern. Ich habe keine gemacht. Das war mal wieder ein "einfacher" Wettkampf: Mit dem Rad in Wettkampfmontur hingeradelt, ein Ersatz-T-Shirt für nach dem Lauf dabei, sonst nichts. Hinfahren, einlaufen, loslaufen.
Mein Plan war, den Lauf schon als Wettkampfreiz zu setzen, aber mich auch nicht tot machen. Wobei das bei einem so kurzen Lauf eh nicht wirklich passiert. Bei den technischen Bergabpassagen nicht zu viel wagen um keine Verletzung zu riskieren. Teilweise ist die Strecke recht ausgesetzt.
Start am Sonntag, 16.9. 11.30 Uhr. Bei der Startaufstellung treffe ich Florian, einen Lauftreffkollegen von der TSG 78 Heidelberg. Ich hatte ihm letzte Woche erzählt, dass ich mitlaufe und er hat sich spontan für eine Teilnahme entschieden. Cool. Immer schön, zusammen zu laufen.
Letztes Jahr ist Michael, ein weiterer Lauftreffkollege, mit ca. 45 Minuten Dritter geworden. Der ist allerdings auch unser Himmelsleiter-Experte. Ich rechne also mit eher 50 Minuten.
Der Startschuss fällt. Ich laufe flott, aber nicht voll Stoff los. Seit einiger Zeit habe ich das Gefühl, dass mir das nicht guttut, wenn ich zu schnell starte.
Es geht über die Neue Schlossstraße Richtung Heidelberger Schloss und somit sofort ordentlich den Berg hoch. Vorne wird gleich mächtig Gas gegeben. Es sind ca. 20 Läufer vor mir. Die Spitzengruppe zieht richtig davon. Entweder wird das heute deutlich schneller als letztes Jahr, oder die überpacen alle, oder ich bin langsam. Schaun wir mal.
Ich selbst achte mehr auf die Beine als auf den Puls. So schnell wie geht, ohne die Beine kaputtzumachen. Der Puls braucht eh eine Weile, um sich einzupendeln.
So geht es zügig auf der Strasse bis über das Schloss. Jetzt noch ein kurzes Stück mit richtig giftiger Steigung, dann geht es auf die Himmelsleiter. Hier stellt sich die Frage: Laufen oder Gehen? Ich habe mich vor dem Rennen für Gehen entschieden. Die Treppe ist meist super steil und hat teilweise richtig hohe Stufen. Wenn man rennt ist man (bzw. bin ich) nicht viel schneller und strengt die Beine viel mehr an, als wenn man geht. (Sorry, Michael. Ich weiss, dass du das anders siehst. Aber ich rede hier ja auch nicht von Spezialisten...;-)).
Ich gehe also. Und zwar in einem Tempo, so dass sich der Puls bei gut 170 einpendelt. Nach 100 Metern überhole ich die ersten beiden Läufer, die versucht haben zu rennen (;-)). Im Verlauf der Treppe mache ich noch einige weitere Plätze gut. Die Belastung halte ich recht konstant und time das so, dass ich oben auf 565 Metern ankomme mit dem Gefühl, dass ich noch fit genug bin für einen ordentlichen Downhill. Oben an der Station der Bergbahn geht es nämlich sofort in den Downhill und zwar in den anspruchsvollsten Teil der Strecke. Nicht sehr steil, aber recht ausgewaschen und unangenehm verblockt. Viele, teils spitze Steine, sehr unrund zu laufen und nicht ungefährlich.
Meinem Plan folgend laufe ich hier schnell, aber nicht voll Stoff. Mit vollem Risiko könnte ich schneller, aber ich will vor Pfalztrail und Traildorado nichts riskieren. So überhole ich drei Läufer und sehe irgendwann Florian vor mir. Der hatte mir bergauf eine gute Minute abgenommen, nun laufe ich wieder auf ihn auf. Es folgt ein kurzer Gegenanstieg, bevor es weiter steil bergab zum Schloss geht. Hier werde ich von Florian und einem weiteren jungen Läufer, die ich kurz vorher überholt hatte, wieder einkassiert. Fehlt nur noch die Schlossstrasse. Die waren wir auch schon hinauf gelaufen, nun laufen wir sie bergab. Die beiden vor mir laufen recht flott den Berg runter. Ich lasse es ebenfalls laufen, komme aber kaum näher. So nähern wir uns auch dem Ziel. Ich überlege, ob ein Zielsprint noch einen Platz bringen könnte, ziehe an und merke, dass ich gegen den spurtstarken Youngster vor mir keine Chance habe. Das hätte ich früher klären müssen...
So laufe ich in 46:34:5 als Zehnter ins Ziel.
Hat Spass gemacht. Schöner, kurzer, knackiger Lauf. Es geht fast nur steil hoch oder runter. Altstadt, Schloss, Himmelsleiter, Königstuhl. Nettes Ambiente.
Insgesamt kommt die Veranstaltung etwas steril rüber. Der Veranstalter hat in der Region einen gemischten Ruf und hat es bisher nicht geschafft, viele Läufer und Zuschauer für das Event zu begeistern. Schade, denn eigentlich ist Heidelberg eine Traumkulisse und hat viele super Trails zu bieten. Da müsste eigentlich mehr draus zu machen sein.
Mir hat es, wie gesagt, Spass gemacht. Ich bin mit dem Lauf und der Zeit zufrieden. Auch fühle ich mich nicht völlig kaputt, scheint also gut dosiert hinsichtlich der Planung für die nächsten Wochen.
Andererseits denke ich abends, als ich das Rennen nochmals Revue passieren lasse, ob ich ab dem Heidelberger Schloss, als meine beiden Konkurrenten kurz vor mir waren, nicht doch hätte Vollgas geben sollen? Früher hätte ich das auf jeden Fall gemacht. Bei guten 100 Höhenmetern hätte ich die beiden eventuell knacken können und dann wäre es der achte Platz geworden. Während des Rennens wollte ich aber nicht wirklich.
Bin ich nun endlich mit dem Alter vernünftig geworden und habe es genau richtig gemacht? Oder bin ich eine verweichlichte alte Sau, die nicht mehr in der Lage und Willens ist, alles zu geben, zu kämpfen und sich auch mal zu überwinden?
Bin mir nicht sicher.
Vielleicht brauche ich mal wieder ein Rennen, nach dem ich mich richtig zerschossen fühle, um mich danach dann wieder gut fühlen zu können? Wer weiss...
Jetzt steht aber erstmal lang, langsam, dosiert an. Und da freue ich mich drauf.
In diesem Sinne: See you on the Trails ...
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