von Sabine
Grossglockner Ultra Trail. Foto: Andi Frank |
Zehn Meilen vor dem Ziel schien in diesem Jahr beim Hardrock 100 alles klar. Xavier Thevenard lag bei seinem zweiten Hardrock-Start so uneinholbar vorn, dass es wohl eines katastrophalen Sturzes bedurft hätte, um ihn noch von Platz 1 zu verdrängen. Ein Vorsprung von 3 Stunden, den er in den 90 Meilen auf Jeff Browning herausgelaufen hatte, hätte es ihm auch ermöglicht, nach Silverton zu spazieren.
Doch dann rieb man sich verwundert die Augen, als plötzlich folgende Nachricht des Race Director Dale Garland durch die sozialen Medien geisterte:
Erst nach und nach sickerte durch, was sich ereignet hatte. In Ouray (Meile 44) hatte Thevenard ca. 1 Stunde Vorsprung auf Jeff Browning. Er hielt sich nur kurz an der Aid Station auf und lief dann weiter. Etwa drei Meilen von dieser Aid Station entfernt kreuzt die Strecke des Hardrock 100 den Highway 550, die Verbindungsstraße zwischen Ouray und Silverton. Hier, an einem Parkplatz unterhalb von Bear Creek, warteten die Freundinnen von Thevenard und von seinem Pacer Benoit Girondel. Als Thevenard und Girondel ankamen haben sie kurz bei den Frauen am Auto angehalten, und während dieser Zeit soll Thevenard etwas Wasser aus einer Perrier-Flasche getrunken haben, die ihm eine der Frauen gab. Dann ging es für die beiden weiter.
Diese Szene wurde von Tony Russ auf einem Spaziergang mit seinem Hund beobachtet. Er zückte sein Smartphone, fotografierte und benachrichtigte Race Director Dale Garland.
Foto: Tony Russ |
Warum solch eine Aufregung? Weil beim Hardrock die Verpflegung und auch sonstige Interaktionen außerhalb der eigentlichen Aid Stations untersagt ist (Regel 4.4). So klar dies in den Wettkampfregeln formuliert ist, so unklar bleiben diese Regeln, wenn es um das Strafmaß geht: Ein Verstoß kann mit einer Disqualifikation geahndet werden. Wohlgemerkt: „kann“. Ein Automatismus ist hier nicht vorgegeben. Aber ein alternatives Strafmaß auch nicht.
Ausgehend von dieser Begebenheit am Bear Creek Parkplatz entwickelte sich – unsichtbar für die Fans, die über Twitter und Facebook das Rennen verfolgten – eine dramatische Situation. Thevenard wurde mehrfach an Aid Stations zu der Situation am Bear Creek Parkplatz befragt. Angeblich soll er zunächst abgestritten haben, etwas getrunken zu haben, dann hat er es zugegeben. Unklar dabei bleibt, inwieweit die mangelnden Englischkenntnisse von Thevenard bei dieser widersprüchlichen Kommunikation eine Rolle spielten. Er ist ja einer der wenigen Trailrunner, der bei englischen Interviews immer einen Übersetzer dabei hat. Außerdem posteten die Freundinnen zeitgleich bei Facebook ein Bild von Thevenard mit der Wasserflasche. Ihnen scheint also nicht klar gewesen zu sein, was sie da gerade angerichtet hatten.
Dann, 9 Meilen vor dem Ziel an der Cunningham Aid Station wartete auf Thevenard die Nachricht: Disqualifikation. Zwar gab man ihm die Möglichkeit, das Rennen außer Konkurrenz zu beenden, aber dieses Angebot nahm er – wohl aus Enttäuschung – nicht an. Vielleicht wäre es mit Blick auf die folgenden Reaktionen besser gewesen, es doch zu tun. Aber man kann sich auch vorstellen, was für einen Schlag in den Nacken es sein muss, 9 Kilometer vor dem Ziel und mit 3 Stunden Vorsprung in Führung liegend disqualifiziert zu werden. Und das für ein eher minder schweres Vergehen, das wohl den Rennverlauf nicht entscheidend beeinflusst und schon gar nicht auf den Kopf gestellt hat. Vor allem aber: Die Disqualifikation erfolgte erst 12 Stunden nach dem eigentlichen Vorfall – so lange brauchte es, bis eine Entscheidung getroffen war und so lange ließ man Thevenard noch weiterlaufen.
Zu dieser Geschichte, die die Trailrunning Community ordentlich in Wallung gebracht hat, habe ich vier Gedanken:
Erstens: Hinsichtlich der Kommunikation und des zeitlichen Ablaufs haben sich die Organisatoren, allen voran Dale Garland, hier nicht mit Ruhm bekleckert. Entweder klärt man die Sache „on the spot“ – oder zumindest bei der nächsten Aid Station. Oder man lässt Thevenard das Rennen beenden und nimmt ihn dann aus der offiziellen Wertung. Ersteres wäre nicht nur fairer gegenüber Thevenard gewesen, sondern vor allem auch gegenüber seinen Verfolgern, die nämlich erst kurz vorm Ziel erfuhren, dass sie doch eine Chance auf den Sieg hatten. Vielleicht hätte sich am Rennverlauf unter anderen Vorzeichen einiges geändert. Hätte man dagegen Thevenard das Rennen beenden lassen (ohne ihn vorher über die Disqualifikation zu informieren), hätte man gleichzeitig einen Eindruck gehabt, wie groß der zeitliche Abstand zwischen ihm und den Verfolgern tatsächlich war. Man hätte Thevenard damit außerdem die Möglichkeit gegeben, die Entscheidung anzufechten, da es ja dann auch für ihn eine Zielzeit gegeben hätte. Ihn mit der Entscheidung 9 Meilen vor dem Ziel zu konfrontieren war der dümmstmögliche Zeitpunkt.
Zweitens: Jeder Wettkämpfer sollte sich vor jedem Wettkampf die Regeln ausgiebig anschauen. Das gilt auch, wenn man einen Lauf schon einmal absolviert hat – denn die Regularien können sich durchaus ändern – und es gilt vor allem, wenn aufgrund von Sprachschwierigkeiten die unmittelbare Interaktion mit Streckenposten und sonstigen Offiziellen erschwert ist. Also: Erst Regeln verstehen, dann rennen.
Drittens: Zu einem umfassenden und transparenten Wettkampfreglement gehört es nicht nur, die „Straftatbestände“ zu definieren, auch das Strafmaß sollte klar definiert sein. Möglich wären dabei sowohl festgeschriebene „Penalties“ für bestimmte Vergehen, wie auch ein gewisser Ermessensspielraum. Letzteres würde dem Race Director die Möglichkeit geben abzuschätzen, ob Absicht vorlag oder nur ein fahrlässiger Verstoß gegen die Regel. Ein solches transparentes Reglement würde ich mir nicht nur für die Top Wettkämpfe wünschen, sondern auch für die vielen Trailrunning-Veranstaltungen.
Und schließlich viertens: Dass es nach dieser Entscheidung zu heftigen Diskussionen kommen würde war klar. Und ein großer Teil der Trailrunning-Fangemeinde diskutierte auch sehr sachlich, versuchte die Hintergründe zu verstehen und daraus die eigene Position abzuleiten. Einige wenige fingen jedoch eine wahre Schlammschlacht an. In der ansonsten so internationalen und so freundschaftlichen Community hörte man plötzlich mehrfach von US-Läufern, dass ja die europäischen Läufer ja sowieso immer nur bescheißen würden. Anders hätten sie wohl gegen die US-Dominanz keine Chance. Und von europäischen Läufern konnte man lesen, dass das wohl die Art der US-Amerikaner sei, die wirklich guten europäischen Läufer am Sieg zu hindern, damit wieder ein Amerikaner gewinnt. Vor allem war sehr viel Selbstgerechtigkeit zu hören: Eine Regel ist eine Regel ist eine Regel.
Da tat es gut, wenn einmal prominente Läufer das Wort ergriffen und laut darüber nachdachten, ob sie nicht selbst schon gegen Regeln verstoßen haben. So z.B. Jamil Coury (Run Steep Get High), der sich sozusagen selbst „anzeigte“, weil er beim Hardrock 100 2015 kurz vor dem Ziel einen Schluck Bier aus einer ihm angebotenen Flasche genommen hatte. Andere überlegten, ob man nicht sowieso die in den USA so beliebten Pacer verbieten sollte.
Und auch Xavier Thevenard meldete sich sehr treffend zu Wort, nachdem die erste Enttäuschung verflogen war:
„Wir sind nur Menschen, mit unseren Fehlern und Qualitäten, wir machen nur Sport, wir sind unbedeutend auf der Erde. Warum dann so viel Hass? Machen wir das Leben in den Bergen so angenehm wie möglich…“
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Hochsaison im Trailrunning. Da in den letzten Jahren die Zahl der Veranstaltungen explodiert ist, gab es im Juli und August kein Wochenende, an dem nicht mindestens drei bis vier Großveranstaltungen stattfanden. Da wusste man kaum mehr, welches Rennen man verfolgen sollte …
Hardrock 100 (20.-22.07.2018, Silverton, CO, USA)
Man könnte sagen, der Hardrock 100 Endurance Run ist der UTMB der USA. Streckenlänge und Höhenmeter sind vergleichbar, in beiden Fällen sind die Läufer auf einer großen Schleife durch alpines Gelände unterwegs. Und dennoch kann man sich kaum unterschiedlichere Veranstaltungen vorstellen. Während Chamonix in der UTMB-Woche von Tausenden Läufern geflutet wird, sind in Silverton, einem alten Bergbau-Dörfchen im Südwesten Colorados mit weniger als 700 Einwohnern, gerade mal 160 Ultra-Trailrunner mit ihren Crews und Fans unterwegs. Wie bei den meisten Trailruns in den USA ist das Teilnehmerfeld nämlich auch beim Hardrock stark limitiert. Das fordern nicht nur die Regeln der diversen National Forests, die durchquert werden, sondern ist auch durch die entlegene Streckenführung bedingt. Während auf der Schleife des UTMB Bergdorf auf Bergdorf folgt, geht es beim Hardrock gerade mal durch drei Siedlungen mit überschaubarer Einwohnerzahl: Neben Silverton sind das Telluride im Westen und Ouray im Norden. Bedingt durch die geringe Teilnehmerzahl und das spezielle Lotterie-System kommt beim Hardrock darum nur eine kleine (zufällige) Auswahl der Trail-Elite zusammen.
Beim diesjährigen Hardrock gab es kurz vor knapp noch einige relevante Verschiebungen. Die prominenteste Absage kam von Kilian Jornet, der in den letzten 4 Jahren den Hardrock dominiert hatte und inzwischen die Streckenrekorde in beide Richtungen (im Uhrzeigersinn und gegen den Uhrzeigersinn) hält. Er fühlte sich noch nicht fit für diese große Schleife. Diese Absage wurde von einigen Läufern in Übersee mit etwas Unverständnis aufgenommen, da Kilian gleichzeitig durch Europa von Skyrace zu Skyrace und Trailmarathon zu Trailmarathon tingelte und schließlich auch noch den FKT auf der Bob Graham Round abräumte. Aber sei’s drum. Dann sagte mit Mike Foote (USA, jeweils Zweiter 2015 und 2017) ein weiterer Aspirant auf den Sieg ab. Als dann Adam Campbell (CAN, Dritter 2015) auch sein Ticket zurückgab und dadurch Jeff Browning (USA) nachrückte, war das Starterfeld ganz neu durchgemischt worden. Browning war zwar wenige Wochen zuvor den Western States gerannt – und war dabei hervorragender Fünfter geworden. Würde die Erholungszeit von 4 Wochen genügen? Aber darüber machte sich Jeff „Bronco Billy“ Browning keinen Kopf, schließlich hatte er 2016 schon das Double geschafft – mit Platz 3 beim Western States und Platz 4 beim Hardrock. Und Xavier Thevenard (Dritter 2016), Troy Howard (USA) und Jesse Haynes (USA) konnten sich Hoffnungen machen, in die Lücke, die durch die Absage von Jornet, Foote und Campbell gerissen wurde, vorzustoßen und den Sieg einzufahren.
Auch bei den Frauen wurden die Karten neu gemischt, da „Miss Hardrock“ Darcy Piceu wieder einmal kein Losglück hatte und ganz weit hinten auf der Warteliste endete. Anders als vor zwei Jahren wollte sie allerdings nicht bis auf die letzte Minute warten, ob sie nun noch auf einen Startplatz nachrücken kann, und tummelte sich nach ihrem Sieg beim HURT 100 im Januar lieber in Europa (Lavaredo Ultra, Sieg bei der Ronda del Cims in Andorra), um dann – zurück in den Staaten – den Angeles Crest 100 zu gewinnen. Damit war das Rennen bei den wenigen teilnehmenden Frauen völlig offen. Würde es Nikki Kimball (USA) mit ihren 46 Jahren und nach gesundheitlichen Problemen schaffen, bei ihrem ersten Start beim Hardrock gleich aufs Podium zu laufen? Oder Sabrina Stanley (USA), die in diesem Jahr mit einem dritten Platz beim HURT 100 gezeigt hatte, dass sie auch technisch harte Strecken gut bewältigen kann. Oder doch Kaori Niwa (JPN), deren Spezialität die langen Läufe in den Bergen sind: Im letzten Jahr wurde sie Vierte beim UTMB und Siebte bei der Diagonale des Fous, in diesem Jahr zweite beim UTMF. Oder würden die alten „Hardrock-Haudegen“ das Rennen unter sich ausmachen: die beiden Betsies – Betsy Kalmeyer und Betsy Nye – oder Darla Askew? Alles schien offen.
Und dann stürmte am Wettkampftag einer vornweg: Xavier Thevenard. Kilometer um Kilometer baute er seinen Vorsprung aus. In Telluride (Meile 27) hatte er schon 40 Minuten Vorsprung auf den Zweiten, Jeff Browning. In Ouray (Meile 44) war der Vorsprung auf 1 Stunde gewachsen, bei der Sherman Aid Station (Meile 71) auf über 1 ½ Stunden und in Cunningham, 9 Meilen vorm Ziel, sogar auf fast 3 Stunden, nachdem sich Browning zwischen Pole Creek und Maggie Gulch auch noch verlaufen hatte. Zwar war trotz dieses Vorsprungs der Kursrekord von Kilian Jornet für die „leichtere“ Richtung im Uhrzeigersinn (22:41) nicht in Gefahr. Aber der Sieg schien sicher. Bis dann schließlich – wie oben beschrieben – die Nachricht von der Disqualifikation kam. Schade. Denn ohne den ominösen Schluck Perrier zur falschen Zeit am falschen Ort hätte Browning gegen Thevenard keine Chance gehabt.
Browning war jetzt aber der sichere Sieger, so viel schien klar. Aber dann erschien 5 Minuten, nachdem Browning Cunningham Aid Station verlassen hatte, Jeff Rome. Jeff WHO? Den hatte wirklich keiner auf der Rechnung, diesen 29 jährigen Läufer von der US-Ostküste, der bislang zwar bei seinen Wettkämpfen immer ganz ordentlich abgeschnitten hatte, nie aber ganz vorn gelandet war. Die Extrameilen von Browning hatten sich bitter gerächt. Damit nicht genug: Weitere 10 Minuten später war Troy Howard da. Kaum hatte Browning erfahren, dass er Siegchancen hat, war es ein Dreikampf geworden. Aber Jeff Browning konnte beim Aufstieg zum Little Giant Pass – der letzten Rampe des Rennens – ganz gut beobachten, was sich da hinter ihm abspielte. Er gab nochmal ordentlich Gas und baute tatsächlich seine Führung aus. Schließlich siegte er mit 15 Minuten Vorsprung auf Jeff Rome und 50 Minuten vor Troy Howard.
Das Rennen der Frauen war zwar spannend, aber etwas weniger dramatisch. Schon früh setzte sich Sabrina Stanley ab. Zunächst war sie noch in Schlagdistanz der hinter ihr laufenden Frauen – Nikki Kimball, Darla Askew und Kaori Niwa. Doch dann konnte sie ihren Vorsprung Stück für Stück ausbauen. Sabrina Stanley hatte ihre ganze Saison auf den Hardrock 100 ausgerichtet, obwohl sie zunächst nur auf der Warteliste stand. Auch den sicheren Platz beim Western States aufgrund ihrer Top 10 Platzierung 2017 gab sie auf, um sich auf dieses Rennen vorzubereiten. Und das zahlte sich aus. Wenn sie auch beim letzten Anstieg zum Little Giant Pass nochmal richtig leiden musste. Ganze 3 Stunden brauchte sie für die letzten 9 Meilen von Cunningham Aid Station nach Silverton – immer zwischen dem totalen Zusammenbruch und der Angst, von der hinter ihr laufenden, langhaarigen „Frau“ überholt zu werden. Doch dann stellte sich diese „Frau“ als Michael Wardian heraus. Lange Haare bei Männern können schon einige Konfusion anrichten. Und so lief Sabrina Stanley schließlich mit Michael Wardian gemeinsam nach Silverton. Zwar verpasste Stanley sie ihr Ziel knapp, eine Zeit unter 30 Stunden zu erreichen, aber ihr Vorsprung auf die zweite Frau war schließlich fast 2 Stunden.
Dabei wäre sie – das wusste Sabrina Stanley nicht – zwischenzeitlich fast eingeholt worden. Die Läuferin, die sie in der ersten Phase des Rennens am konsequentesten verfolgte, war Nikki Kimball. Aber nach Telluride bekam Kimball Probleme mit der Höhe. Sie musste das Tempo reduzieren, legte sich sogar mal 10 Minuten ins Gras, um sich etwas zu erholen und wieder zu fokussieren. Darla Askew zog in dieser Phase an ihr vorbei. Und sie machte Boden gut auf Sabrina Stanley. Gerade mal 9 Minuten, nachdem Sabrina Stanley die Grouse Gulch Aid Station (Meile 58) verlassen hatte, lief Darla Askew hoch motiviert ein. Doch im nachfolgenden Anstieg zum „Dach“ des Hardrock, Handies Peak (4285m), bekam sie Schwierigkeiten – Schwindel, Sehstörungen, Übelkeit. Entsprechend langsam konnte sie sich von dort aus nur noch weiterbewegen. Damit war das Rennen um Platz 1 praktisch gelaufen. Von hinten kam aber Nikki Kimball immer näher. Ihr hatte der „Reset“ zwischen Telluride und Ouray gutgetan. Beim Abstieg zur Pole Creek Aid Station konnte Kimball auf Darla Askew aufschließen. Beide liefen fast 10 Meilen gemeinsam, doch dann zahlte sich das zwischenzeitlich niedrigere Tempo für Nikki Kimball richtig aus und sie zog davon. Sie wurde schließlich Zweite mit klarem Abstand auf Darla Askew und Kaori Niwa.
Noch eine wichtige Zahl: Beim Hardrock 100 sind die Läuferinnen notorisch unterrepräsentiert. Immer wieder wird kontrovers diskutiert, dass das Lotteriesystem das sowieso schon vorhandene Ungleichgewicht zwischen dem Anteil von Läufern und Läuferinnen noch verstärkt. In diesem Jahr standen 13 Läuferinnen 146 Läufern entgegen. Beachtenswert ist, dass 11 der 13 Läuferinnen ins Ziel kamen, nur zwei mussten aufgeben oder schafften den Cutoff nicht. Bei den Männern waren es 32, die nicht in Silverton ankamen.
Die Sieger beim Hardrock 2018: Jeff Browning und Sabrina Stanley. Foto: Paul Nelson. |
Der Hardrock 100 nennt sich nicht „Race“ sondern „Run“. Das drückt aus, dass es vor allem die Natur- und Kulturlandschaft ist, die an dieser Veranstaltung fasziniert. Wie könnte man das besser zum Ausdruck bringen als durch Fotos. Bryon Powell, Betreiber von IRunFar, hatte dieses mal Glück bei der Hardrock Lotterie und war dabei. Er hatte nicht nur ein fantastisches Rennen (Platz 16), sondern nahm „nebenbei“ noch über 700 Fotos auf, die sich wirklich sehen lassen können. Eine Auswahl der schönsten Fotos gibt’s in dieser Hardrock-Gallerie.
Ergebnis:
- Jeff Browning (USA) 26:20:21
- Jeff Rome (USA) 26:34:33
- Troy Howard (USA) 27:09:39
- Sabrina Stanley (USA) 30:23:36
- Nikki Kimball (USA) 32:18:35
- Darla Askew (AUS) 32:52:30
RENNSCHNIPSEL
Großglockner Ultratrail (27.-28.10.2018, Kaprun, Österreich)
Neue Wege ging man bei der vierten Ausgabe des GGUT: Es gibt nun eine vierte Strecke. Zwischen dem Ultratrail (110km) und dem Kalser Tauerntrail (50km) als „Halbdistanz“ rangiert jetzt der Großglocknertrail mit seinen 75km. Sicher vernünftig, denn bislang war der Schritt von der halben zur vollen Distanz doch sehr groß. Beim Start der Langstrecke am Freitagabend hatte man viel Glück: Das heftige Gewitter war gerade abgezogen, so dass man pünktlich um 22 Uhr starten konnte. Wie gut, dass es zunächst mal in die relativ kühle Nacht ging, denn es war heiß an diesem Wochenende, sehr heiß. Doch trotz dieser Hitze fiel der Kursrekord beim GGUT: Thomas Farbmacher hatte einen echten Fabellauf und brach nicht nur die 15-Stunden-Schallmauer, sondern blieb mit 14:25 deutlich unter dem bisherigen Rekord von 15:03. Zweiter wurde André Purschke, wenn auch mit fast einer Stunde Rückstand auf Farbmacher. Purschke hat in diesem Jahr schon den Zugspitz Basetrail XL gewonnen. Im Rennen der Frauen dominierte die in Österreich lebende Schwedin Kristin Berglund vor Juliette Blanchet (FRA). Beim Großglockner Trail hielt Hannes Namberger internationale Eliteläufer wie Jordi Gamito Baus (ESP), Markus Stock (AUT) und Sylvain Camus (FRA) auf Abstand und gewann dieses Rennen. Konrad Lex erreichte Platz 5. Florian Reichert gewann den Kalser Tauern Trail vor Marcin Swierc (POL), Thomas Hudec (CZE) und Scotty Hawker (NZL). Janosch Kowalczyk wurde Fünfter. Und beim Gletscherwelt Trail (30km) konnte Matthias Baur zwar seinen Vorjahreserfolg nicht wiederholen, landete aber bei einem neuen Kursrekord von Christian Kreidl (AUT) und Gerhard Schneider (SUI) noch auf dem Podium und setzt sich damit knapp vor Thomas Bosnjak (AUT) durch, welcher Vierter wird. Ergebnisse hier.
Gediminas Grinius und Pau Capell gewinnen wie 2017 die Staffel-Wertung des GGUT. Foto: Markus Frühmann |
Swissalpine / Swiss Irontrail ( 22.-29.7.2018, Davos/St. Moritz, Schweiz)
Der Swissalpine ist eine der traditionsreichsten Laufveranstaltungen der Schweiz, vielleicht nur vergleichbar mit Sierre-Zinal und Biel. Andrea Tuffi schon bei der Gründung der Veranstaltung Organisations-Chef – und er ist es immer noch. Zudem hat er 2012 auch die Veranstaltungsreihe Swiss Irontrail gegründet. Andrea Tuffi hat ein Problem. Seit Jahren gehen die Finisherzahlen zurück. Das hat in den letzten Jahren zu sehr viel Unruhe in diesen Veranstaltungen geführt. Zunächst haben die beiden Veranstaltungen fusioniert. Dann fing man an, Distanzen zu streichen. Zunächst den T201 wegen der relativ geringen Beteiligung bei hohem logistischen Aufwand. So weit, so gut. Doch dann ging es ausgerechnet der Traditionsveranstaltung K78 an den Kragen. Ein Lauf, der eine Mischung aus Straßenlauf und Trail war – für Tuffi nicht mehr zeitgemäß. Er wurde ersetzt durch den T88. Wobei man nicht wirklich von „Ersatz“ sprechen kann, ist der T88 doch 10km länger und sehr viel schwieriger. Das drückt sich vor allem in den Cutoff-Zeiten aus. Beim K78 hatte man 13 Stunden Zeit, beim T88 25 ½ Stunden. Der K78 war ein Rundkurs, der T88 ist ein Point-to-Point Race. Die Frage ist nun zunächst: Brachte das die Trendwende? Nein. Die teilnahmestärksten Veranstaltungen blieben die mit dem K im Namen, also der K43 und K23. Gleichwohl erhielt der T88 als Strecke viel Lob. Beim T88 gab es internationale Prominenz, hier siegte Tofol Castanyer (ESP) vor Vajin Armstrong (NZL); bei den Damen besiegte Julia Bleasdale (GBR) die routinierte Schweizerin Jasmin Nunige. Ergebnisse hier.
Südtirol Ultra Skyrace (26.-28.7.2018, Bozen, ITA)
Ein tolles Rennen entlang der technisch herausfordernden und landschaftlich sehr schönen Hufeisentour oberhalb des Sarntals. Die Läufer haben hier die Wahl aus 4 Strecken zwischen 27 und 121 km. Die deutschen Top-Läufer und -Läuferinnen wählten meist eine der beiden längeren Distanzen – und waren sehr erfolgreich: Beim Ultra (127km) landete Matthias Dippacher in einer Zeit von 19:13 auf Platz 3 hinter dem Sieger der Jahre 2013-2015, Alexander Rabensteiner (ITA, 18:33) und Walter Manser (CH, 18:47). Bei den Frauen siegte Lokalmatadorin Anna Pedevilla (ITA) mit neuem Kursrekord – mit 20:51 über eine Stunde schneller als der bisherige Rekord – vor Ildiko Wermescher (GER/HUN) und Vorjahressiegerin Maria Kemenater (ITA), die lange Zeit Zweite war, im letzten Streckendrittel aber abreißen lassen musste. Damit nicht genug: Das Südtirol Skyrace (69km) gewann Johannes Klein in 7:07, damit war er 8 Minuten schneller als Evgenii Pishchalov (RUS); der Bozener Stefan Tschurtschenthaler (ITA) lief auf Platz 3. Und bei den Läuferinnen belegte Juli Witt in 9:08 Platz 2 – nur acht Minuten hinter der Vorjahreszweiten Regina Spiess (ITA). Ergebnisse hier.
Walser Trail Challenge (28./29.7.2018, Kleinwalsertal, AUT)
Die Walser Trail Challenge ist gerade mal 4 Jahre alt und hat sich dennoch fest im Wettkampfkalender etabliert. Und das nicht nur bei den Hobby-Läufern. Besonders beachtenswert: Viele der Top-Läufer nehmen die Möglichkeit wahr, am Samstag beim „Auftakt“ (Widdersteintrail) und dann am Sonntag bei einem der beiden langen Trailrennen zu starten. Schnellster am Samstag war Thomas Kühlemann, zweiter wurde Marcus Baur, auf Platz 7 landete Benni Bublak. Schnellste Frau auf der Runde um den Widderstein, auf der am Anfang die Sonne lachte und kurz danach die Welt im Gewitter und Hagel unterzugehen schien, wurde Susi Lell vom Allgäu Outlet Raceteam. Sie startete wie die meisten anderen Frauen am Sonntag beim Walser Trail, auf der kürzeren, 29km langen Strecke. Auch hier konnte sie sich durchsetzen und gewann damit die Trail Challenge Classic. Diese Wertung gewann bei den Herren Marcus Baur, auch wenn er beim Walser Trail „nur“ Dritter hinter Andreas Schindler und Stefan Lämmle wurde. Der Sieger des Widdersteintrails, Thomas Kühlemann, wurde beim Walser Trail Sechster und erreichte in der Gesamtwertung den zweiten Platz. Benni Bublak setzte sich beim Walser Ultra vor Matthias Krah durch und gewann die Walser Trail Challenge Pro gar mit fast 70 Minuten Vorsprung vor Seppi Neuhauser (AUT). Diese Wertung gewann bei den Damen Marie-Luise Mühlhuber deutlich und erreichte damit den fünften Gesamtrang. Ergebnisse hier.
Red Bull K3 (28.7.2018, Susa, ITA)
Red Bull ist dafür bekannt, dass es gerne extreme Sportler und Events sponsert. Der K3 ist ein extremes Event. Nicht weil es so gefährlich ist – sondern weil es nur an ganz wenigen Orten der Erde möglich ist, in kürzester Distanz 3000 Höhenmeter zurückzulegen, ohne klettern zu müssen. Der Rocciamelone, in der Nähe von Susa 50km westlich von Turin gelegen, bietet mit seinen 3538 Höhenmetern ideale Bedingungen für dieses Event. Der Start in Susa liegt ziemlich genau 3000m unterhalb des Rocciamelone, und es führt ein 10 km langer Weg bzw. Pfad vom Tal bis zum Gipfel. Das bedeutet: 30% durchschnittliche Steigung. In diesem Jahr wiederholte Martin Anthamatten (SUI) seinen Erfolg von 2017, blieb aber fast 8 Minuten über seinem Rekord vom Vorjahr (1:58:53). Schneller als im Vorjahr war dagegen die Siegerin, Victoria Kreuzer, die in 2:24 den K3 bezwang – 2017 war sie in 2:31 Zweite geworden. Ergebnisse hier.
Foto: Red Bull / Daniele Molineris |
Pitz Alpine Glacier Trail (Mandarfen, 4.8.2018, AUT)
Der Pitz Alpine Glacier Trail wird häufig mit dem Eiger Ultra Trail und dem GGUT in einem Atemzug genannt, wenn es um anspruchsvolle Trails von etwa 100km geht. Richtig ist: Die Streckenlängen sind vergleichbar, und alle drei Rennen spielen sich im hochalpinen Gelände des Alpenhauptkamms ab. Aber hinsichtlich der technischen Anforderungen übertrifft der Pitz Alpine den GGUT, vor allem aber den Eiger Ultra um Größenordnungen. Dies kann man alleine schon an einer Kennzahl aus diesem Jahr erkennen: Lediglich 8 Läufer und 2 Läuferinnen konnten die volle Distanz finishen – während insgesamt 61 Läufer und Läuferinnen das Angebot in Anspruch nahmen, den Lauf auf 85 bzw. 42 km zu verkürzen und früher aus dem Rennen zu gehen. Das mag zum Teil an dem Mehrschleifenkonzept des Rennens liegen – die Strecke führt immer wieder zum Start-/Zielpunkt in Mandarfen zurück - vor allem aber ist diese hohe DNF-Rate Ausdruck dafür, wie selektiv die Strecke ist. Sieger über 100 km wurde wie im Vorjahr der Österreicher Gerhard Fister und die Südtirolerin Annemarie Gross, die im Frühjahr schon den Transgrancanaria 360° gewonnen hat und der schwere und lange Strecken zu liegen scheinen. Ergebnisse hier.
Tromso Skyrace (4.8.2018, Tromso, NOR)
Eines der technisch schwierigsten Skyraces – und nach dem fast fatalen Unfall von Hillary Allen im Vorjahr konnte man nur alle Daumen drücken, dass es in diesem Jahr ohne solch schreckliche Bilder abgehen würde. Im Hamperokken Skyrace, der mit 57 km längsten Schleife der Veranstaltung in Tromso gab es einen unangefochtenen Sieg von Jonathan Albon (GBR) zu vermelden. Er übernahm früh die Führung und setzte sich mit 24 Minuten Vorsprung vor dem Spanier Pere Aurel durch. Andy Symonds (GBR) fing am Ende noch Dimitry Mityaev (RUS) ab und sicherte sich damit Platz 3. Die in Spanien lebende Niederländerin Ragna Debats war schon zweimal in diesem Jahr bei Rennen der Sky Extra Series siegreich: In Madeira und beim High Trail Vanoise. Auch in Tromso sah es auf der ersten Hälfte gut für sie aus, aber Hillary Geradi (USA) hatte sich dicht hinter ihr festgesetzt und übernahm kurz vor der Hälfte der Strecke die Führung. Letztlich wurde Debats mit 13 Minuten Rückstand auf Geradi Zweite, Dritte wurde Brittany Peterson (USA). Ergebnisse hier.
Sierre-Zinal (13.08.2018, Sierre, SUI)
Sierre Zinal ist ein Klassiker. Auch wenn es sicher in der Schweiz technischere Trails gibt - Jahr für Jahr ziehen Tausende Läufer und Zuschauer nach Siders (französisch: Sierre) im Rhonetal, von wo das Val d’Anniviers sich tief in die Walliser Alpen eingeschnitten hat. Ganz hinten im Tal: Zinal, das Ziel dieses Laufs. In diesem Jahr wurde dieser Berglauf schon zum 45. mal veranstaltet. Wobei „Berglauf“ das Rennen nicht ganz erfasst, denn auf dieser 31km langen Strecke stehen einem Aufstieg von 2200HM ein Abstieg von ca. 800HM gegenüber. Das bedeutet: Wer nach Ende des langen Anstiegs aus dem Rhonetal, bei Ponchette, in Führung liegt, muss das Rennen nicht gewinnen. Oder besser: Meist gewinnt der in Ponchette Führende das Rennen nicht. In diesem Jahr ist Sierre-Zinal Bestandteil der Golden Trail Series – und zog damit neben den „Veteranen“ dieses Rennens (allen voran Kilian Jornet, Rob Simpson, Max King, Marco de Gasperi, Anna Pichrtova, Elisa Desco, Michelle Maier und Lucy Wambui) jede Menge bekannter Trail- und Skyrunner an, die sich wertvolle Punkte in der Golden Trail Wertung sichern wollten. So standen beispielsweise auch Ruth Croft, Megan Kimmel, Mimmi Kotka, Ida Nilsson, Stephan Wenk und Pascal Egli an der Startlinie in Sierre. Nach dem ersten großen Anstieg führte in Ponchette der Mexikaner Juan Carlos Carera eine siebenköpfige Spitzengruppe an, bestehend unter anderem aus Kilian Jornet, Rob Simpson (2. Platz 2017) und Joe Gray (frisch zurück von einem FKT am Mount Antero, CO, USA). Bei den Damen war die Spitzengruppe weiter auseinandergezogen, es führte die Vorjahressiegerin Lucy Wambui vor der Vorjahreszweiten Michelle Maier. Die Trailläuferinnen Ruth Croft, Ida Nilsson und Megan Kimmel waren zwar in den Top 10, aber nicht ganz vorn.
Auf den großen Aufstieg folgt beim Sierre Zinal ein langer Streckenabschnitt, bei dem sich der Weg oberhalb des Val d’Anniviers entlangzieht – zunächst weiter steigend, dann flacher, bevor der finale Downhill nach Zinal beginnt. Hier musste einer nach dem anderen aus der Spitzengruppe abreißen lassen, und vor dem Abstieg nach Zinal lag schließlich Kilian Jornet in Führung, gefolgt – mit 13 Sekunden Abstand – vom Briten Rob Simpson. Bekannterweise ist der Downhill die Paradedisziplin von Kilian, so dass es nicht verwunderte, dass er Sekunde um Sekunde auf den Vorsprung packte und souverän gewann – zum sechsten Mal nach 2009/10/14/15 und 2017. Rob Simpson wurde wie im Vorjahr Zweiter, und auf Platz 3 kam der Kenianer Robert Panin, der in diesem Jahr den Downhill so schnell lief wie kein anderer. Er ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Platzierung in Ponchette kaum Aussagekraft besitzt: Hier war er gerade mal auf Platz 24 gewesen.
Anders als bei den Männern veränderte sich an der Spitze bei den Frauen aber nicht mehr sehr viel. Lucy Wambui baute ihren Vorsprung vor Michelle Maier Stück für Stück aus, so dass das Ergebnis 2018 dem von 2017 glich: 1. Lucy Wambui (nach Platz 1 2015 und 2017, sowie Platz 2 2016) und 2. Michelle Maier. Ein riesiger Erfolg für die Deutsche, die nach ihrem Sieg 2016 und ihrem 2. Platz 2017 wieder einmal zeigte, wie sehr ihr diese Strecke liegt. Übrigens: Michelle Maier ist in den letzten 4 Wochen an jedem Wochenende bei einem Wettkampf aufgetreten! Auf den dritten Platz kam die erst 22 Jahre junge Schweizerin Simone Troxler, die von Platz 17 im Vorjahr eine riesige Steigerung hinlegte und sich durch einen beherzten Downhill der Aufholjagd von Ruth Croft erwehren konnte, die einige Sekunden später auf Platz 4 ankam. Ergebnisse hier.
Weitere live Videos hier und hier.
Squamish 50 (18.8.2018, Squamish, BC, CAN)
Courtney Dauwalter siegte beim Squamish 50 – und das mit neuem Streckenrekord. Sie verbesserte den Kursrekord von Cassie Scallon (08:37:31, 2015) auf 8:22:15. 50 Meilen durch technisches Terrain der Coast Mountains in British Columbia: Streckenabschnitte mit den Namen "Galactic Scheisse", "Angry Midget" oder "Tantalus Range" verraten alles. Ob auf leichterem oder technischen Terrain, Courtney Dauwalter hat in diesem Jahr fast alle Rennen gewonnen, bei denen sie angetreten ist: Sean O'Brien 50 Mile, Behind the Rocks 50 Mile, UTMF, Western States 100 - und jetzt Squamish 50. Next Stop: Tahoe 200. Der schnellste Mann beim Squamish 50 war Karl Augsten (CAN) in 7:40:37. Ergebnisse hier.
Leadville 100 Run (18./19.8.2018, Leadville, CO, USA)
Drei Jahre hatte man Rob Krar nicht bei einem 100-Meiler gesehen. Jetzt, beim Leadville Trail 100, schaffte er das Comeback. Von Anfang an setzte er sich in Führung und baute den Abstand zum Zweiten Schritt um Schritt aus. Mit 15:51:57 lief er die zweitbeste Zeit, die dieser Trail je gesehen hat und unterbot seine eigene Zeit von 2014 um fast 20 Minuten. Und das nach langer Verletzungspause. Leider war der Seriensieger der letzten Jahre, Ian Sharman, in diesem Jahr wegen einer Schulterentzündung nicht am Start. Das wäre ein Duell geworden ... So landete Ryan Kaiser (USA) auf Platz 2, allerdings mit über 1 ½ Stunden Rückstand. Bei den Damen siegte Katie Arnold (USA) in 19:53:40. Es gab beim Leadville 100 noch ein Comeback: Dave Mackey. Der war vor Jahren schon Zweiter, Vierter und Achter beim Western States 100. Dann: Im Mai 2015 geben bei einem Trainingslauf am Bear Peak bei Boulder, CO, Steine unter ihm nach, er stürzt und zieht sich multiple Knochenbrüche zu. OPs und Rehabilitation folgen, doch die Schmerzen in seinem linken Bein bleiben. Im Herbst 2016 entscheidet er sich zur Amputation. Jetzt hat Dave Mackey den Leadville 100 Run in 24:54 gefinisht - und blieb dabeu unter der magischen 25-Stunden Marke. Dies garantierte ihm den "Big Buckle“. Und nicht nur das: Er hat den kompletten LEADMAN gefinisht. Dieser besteht aus Leadville Trail Marathon, Silver Rush 50 MTB/Run, Leadville Trail 100 MTB, Leadville 10k Run und Leadville 100 Run. Ergebnisse hier.
Pikes Peak Marathon (19.8.2018, Manitou Springs, CO, USA)
Viertes Rennen der Salomon Golden Trail Series: Es gab einige DNS - Läufer und Läuferinnen wie Emelie Forsberg, Ruth Croft, Remi Bonnet oder Ryan Bak traten nicht an hinterließen ein weniger dichtes Starterfeld. Trotzdem: Bei den Damen fiel der 37 Jahre alte Rekord von Lynn Bjorklund. Die im Jahr 1981 eine Fabelzeit von 4:15:18 erzielt - die erst in diesem Jahr unterboten wurde, und zwar von Megan Kimmel um gerade mal 14 Sekunden. Die neue Bestmarke steht jetzt auf 4:15:04. Zweite wurde die Spanierin Laura Orgue (4:30:52), Dritte die Vorjahressiegerin Kristina Mascarenas (USA, 4:37:00). Bei den Männern lief Dakota Jones, der zum Rennen aus dem 250 Meilen entfernten Durango mit dem Fahrrad gekommen war, mit 3:32:19 nach einem wahren Downhill-Feuerwerk die schnellste Zeit. Stian Angermund-Vik wurde Vierter und sicherte sich damit die Führung in der Gesamtwertung der Golden Trail Races. Bei den Damen machte Megan Kimmel mit ihrem Sieg einen Sprung nach vorn auf Platz 3. Ergebnisse hier.
Ein Sommer lang 💲 Im Sommer 2016 startet Denis Wischniewski, Herausgeber des "Trail Magazins", sein persönliches Abenteuer: Ein LebensLauf. In 50 Tagen von München nach Istanbul. Was als Film über ein Abenteuer beginnt, wird zum Dokumentarfilm über einen sich entwickelnden Konflikt zwischen Vater und Sohn. Und plötzlich spielt auch die große Politik eine Rolle. Der Putschversuch in der Türkei wirft für Denis die Frage auf: Ist es noch möglich, das Ziel in Istanbul zu erreichen?
Bucket List FKT. "Die Liebe zur Strecke und zum Schmerz ist es, die einen Ultraläufer von einem Langstreckenläufer unterscheidet. Du musst Gewinn und Verlust akzeptieren. Und hoffen, dass Dein Bestes gut genug ist". Das ist das Mantra von Joe "Stringbean" McConaughy, dem aktuellen Rekordhalter auf dem Appalachian Trail. Sein neues Projekt: Die "Wicklow-Round" in Irland, wo Eoin Keith immer noch den Rekord hält. Sein Problem: Im Gegensatz zu Keith hat er keine Erfahrung mit diesem Terrain und will den FKT sozusagen "on sight" machen. Wird es ihm gelingen?
Running Happy. In den Jahren 2016 und 2017 kam Ryan Sandes nach Chamonix zum UTMB. In beiden Jahren kassierte er nach weniger als 40 km ein DNF. Jetzt ist er zurück. Bevor er sich auf den "grand boucle" um den Mont Blanc macht, begibt er sich mit einigen Freunden auf die UTMB-Strecke - nur um die Freude am Laufen wiederzugewinnen.
Hundred Mile Horizon.Dieser Film folgt drei Läufern: Andre Redinger, Matt Dove und Rob Graham. Sie starten beim erstmals ausgetragenen Karkloof100, einem 100-Meilen-Rennen in der Provinz KwaZulu-Natal in Südafrika. Was treibt diese Läufer an? Der Film zeigt, dass ein 100-Meiler eine ebenso emotionale wie eine physische Herausforderung ist.
Redemption - Hillary Allen at the 2018 Broken Arrow Skyrace. Hillary "Hillygoat" Allen hätte beim Tromso Sky Race 2017 einen Sturz in die Tiefe fast nicht überlebt. Nach zwei Operationen und einer langen Rehabilitation ist sie zurück beim Broken Arrow Skyrace 2018, dem Skyrun in Squaw Valley. Hier muss sie zeigen, ob sie physisch und psychisch wieder fit ist, die extremen Herausforderungen zu meistern: steile Anstiege, extreme Downhills, hochalpines Gelände, Schnee und Felsen.
Extraordinary. 💲 Dieser Film erzählt die Geschichte des Läufers und Hochschulprofessors David Horton. Obwohl seine Frau stolz auf Davids sportliche Leistungen ist, sind David Hortons zeitraubende "Projekte" eine Belastung für die Ehe. David musste sich schon einer Herzoperation unterziehen. Nun bereiten seine Knie ihm immer größere Probleme. Trotzdem startet er gegen alle Widerstände beim Run Across America. Vorsicht: Dieser Film ist kein Dokumentarfilm und hält es mit den biographischen Tatsachen nicht allzu genau. Außerdem ist er gespickt mit Bibelversen …
Run Around the World, Episode 2. Jason Schlarb und Meredith June Edwards vom Team Altra reisen nach Yunnan, China. Ihr Plan: Zunächst ein 55 km Trailwettkampf. Dann: FKT am knapp 6000 m hohen Haba "Snow" Mountain.
Mount Marathon. Es startete als Bierwette zwischen zwei Kerlen aus Seward, Alaska: Wer kann am schnellsten auf den Gipfel des etwa 1000 Meter hohen Mount Marathon und wieder zurück rennen? Schnell wurde aus diesem persönlichen Wettstreit eine Tradition, die nun Jahr für Jahr in Seward stattfindet. Mit einer Gesamtdistanz von nur 3 Meilen ist die Route bekannt für ihre extremen Steigungen. Das macht den Lauf im Aufstieg zur Klettertour und im Abstieg zum freien Fall.
Anmerkung: Bei Filmen mit 💲 fallen Kosten für den Kauf / Leihe an.
Weitere Filme findet Ihr in unserem Archiv für Trail- und Ultrarunning Filme. Und falls Ihr Euren Lieblingsfilm dort nicht findet – schickt mir einfach eine e-mail. Ziel ist es, das Archiv fortwährend zu ergänzen und zu aktualisieren.
ZUM ANSCHAUEN
31. August 2018: UTMB. Am 31. August um 18 Uhr geht’s wieder rund. Rund um den Mont Blanc. Man mag vom Ehepaar Poletti, den Organisatoren des UTMB, halten was man will. Sie haben eines geschafft: Aus der Vielzahl der Ultra-Trail Races dieses Rennen zu einer inoffiziellen Weltmeisterschaft im Ultratrail zu erheben. Hierher kommt (fast) jeder, der Rang und Namen hat, nicht verletzt ist und nicht gerade an einem anderen „Projekt“ arbeitet. Die Startliste der Top-Läufer für den diesjährigen UTMB ist hier zu finden. Wie schon im letzten Jahr ist der UTMB hervorragend besetzt – es fehlt eigentlich nur Francois d’Haene, der Titelverteidiger. Einige Läufer werden noch gelistet, die aber schon verletzungsbedingt absagen mussten, bei anderen ist die Teilnahme noch sehr fraglich: Camille Herron (CCC), Caroline Chaverot (UTMB), Stefan Hugenschmidt (UTMB), Basilia Förster (UTMB). Diese Liste wird in der Woche vor dem Rennen sicher noch länger werden. Einen Trend kann man in diesem Jahr erkennen: Der CCC ist anders als in den Vorjahren weniger stark besetzt, dafür ist die Leistungsdichte beim technisch schwierigeren TDS sehr hoch. Es wird also nicht nur interessant sein, den UTMB selbst zu verfolgen, sondern auch die kürzeren Strecken CCC, TDS und OCC. Und auch für die Zuschauer zu Hause bietet der UTMB mehr als jedes andere Rennen: Man kann die Läufer nicht nur anhand von Ergebnislisten verfolgen, sondern auch über ein GPS-Device, das allerdings für die Läufer optional ist. Außerdem sind verteilt über die Strecken 15 Kameras aufgebaut, und UTMB TV bringt live bewegte Bilder vom Trail. So konnte man z.B. im letzten Jahr mitverfolgen, wie Jim Walmsley zunehmend Probleme bekam und länger in den Verpflegungsstationen ausharren musste. Alle Möglichkeiten den UTMB zu verfolgen sind hier zusammengestellt.
ZUM MITLAUFEN
Es geht in den Herbst – aber immer noch kann man sich auch zu alpinen Trailwettbewerben anmelden. Und auch die Mittelgebirge haben einiges zu bieten. Sollte also noch der Bedarf nach einer Trailveranstaltung sein – bei den genannten Veranstaltungen sind immer noch Plätze frei.
1. September 2018: Swiss Alps Endurance Run. Der Internet-Auftritt wirkt selbstgestrickt, und die Eigenwerbung lässt vermuten, dass hier Amerikaner mit im Spiel sind. Ist auch so. Zumindest zum Teil. Race Director Jakob Herrmann ist ein Schweizer, der nach Kalifornien ausgewandert ist. Dort hat er nach eigenen Angaben beim Angeles Crest 100 mitgearbeitet. Allerdings ist im Organisationskomitee des AC100 der Name nicht zu finden. So weit, so seltsam. Nun aber zum Positiven: Im Jahr 2017 fand der Swiss Alps erstmals statt – und ist aus dem Stand auf Platz 5 bei den Swiss Trail Awards gekommen. Die Strecken (in diesem Jahr 80 km und 100 km, beides südwestlich von Brig im Wallis) sind sehr schön. Und im nächsten Jahr soll sogar eine 160 km Strecke dazukommen, die auch die Region über dem Aletschgletscher mit einbezieht. Die Meldegebühren sind im Vergleich zu anderen Veranstaltungen recht hoch – dafür gibt es aber auch jetzt noch freie Plätze.
1.-9. September 2018: Swiss Peaks. Eine Woche bevor der Tor des Geants startet, geht man beim Swiss Peaks auf die Strecke – zumindest, wenn man die ganz lange Strecke gewählt hat. Es gibt insgesamt 6 Wettbewerbe mit Streckenlängen zwischen 15 und 360km (!). Das toppt sogar noch den TDG. Außerdem kann man sich hier im Gegensatz zum TDG immer noch anmelden und findet noch Startplätze, aber nur für die Strecken bis 170km. Die Strecken führen durchs Wallis, die kürzeren Distanzen werden auf einem Rundkurs, die längeren auf Point-to-Point Kursen gelaufen. Hauptquartier und Zielort für alle Wettbewerbe ist der kleine Ort Bouveret am Südostufer des Genfer Sees.
28.-30.September 2018: Swiss Trail Tour. Die Swiss Trail Tour startet 2018 zum ersten mal – und was man verspricht, klingt sehr verlockend: Starter haben die Auswahl, einen 3 Tageswettkampf in der Tour- oder Ultra-Kategorie zu absolvieren – je nach Wahl sind die Strecken 30/37/10km bzw. 41/55/50km lang. Wer sich die Mehrtagestour nicht zutraut, der kann am zweiten oder dritten Tag auch ein Einzelrennen bestreiten. Die landschaftlich schöne Gegend um Lenk verspricht echten Trailgenuss.
29. September 2018: Pfalz Trail im Leiningerland. Die Veranstaltung geht in diesem Jahr bereits in die siebte Runde – man kann sich also auf viel Routine und Erfahrung verlassen. Vier Strecken sind im Angebot zwischen 8,8 und 85,7km. Sie alle sind hüglig und führen durch den Pfälzer Wald, Weinberge und Burgen. Landschaftlich und aufgrund des hohen Trailanteils für alle zu empfehlen, die auch gerne Mittelgebirgstrails laufen. Noch gibt es über 700 freie Startplätze.
29. September 2018: 6 Stunden Urwaldlauf. Urwald im Saarland? Geht’s noch? Doch, es gibt ihn: Vor den Toren der Stadt Saarbrücken und mitten im Saarkohlenwald gibt es ein Naturschutzgebiet, in dem der Wald seit nunmehr über 20 Jahren sich selbst überlassen wurde. Durch diesen Wald führen verschlungene Wege und Pfade, auf denen dieser 6-Stunden Lauf durchgeführt wird. Es ist eines der wenigen „Timed Events“, die auf Trails stattfinden. Die Veranstalter vom Hartfüßlertrail haben diesen Wettkampf 2017 zusammen mit dem NABU aus der Taufe gehoben. Auf einem attraktiven Rundkurs von knapp 1,9 km (46 Höhenmeter pro Runde) kann man entweder alleine (Keiler-Wertung) oder im Team (Sieben-Geißlein Wertung) seine Kilometer sammeln. Die Teilnehmer der Premierenveranstaltung waren rundum begeistert …
5.-7.Oktober 2018: Kaisermarathon / Tour de Tirol. Eigentlich nicht nur ein Lauf, sondern ein ganzes Laufwochenende, denn am Freitag gibt es zusätzlich den Söller Zehner (10km, 255 HM) und sonntags der Pölven Trail (23 km, 1240 HM). Man kann alle Läufe für die Gesamtwertung laufen, oder auch nur einen von ihnen. Diese Veranstaltung gibt es seit 2010, hat sich aber hinsichtlich Streckenlänge und Austragungsort immer mal wieder geändert, seit 2014 ist sie aber in diesem Format gleich geblieben.
6./7.Oktober 2018: Black Forest Trailrun Masters. Tag 1: Black Forest Trailrun: 58,4 km mit 2220 Höhenmeter, Tag 2: Panoramatrail 35,3 km, 1850 Höhenmeter. Nach einer wechselvollen Geschichte und einem „Ausflug“ zu den Trail Maniaks ist die Veranstaltung wieder in heimischen Händen. Die Läufe am Samstag und Sonntag können entweder separat oder beide zusammen gelaufen werden (dann wird man in der „Masters“-Kategorie geführt). Alternativ kann man am Sonntag auch den Black Forest Petit Trail laufen (16,5 km, 850 Höhenmeter).
13./14.Oktober 2018: Traildorado. 24-Stunden Traillauf auf einer 4,1km langen Runde (121 Höhenmeter). Man könnte diese Veranstaltung auch nennen "Tu was du willst". Denn hier ist fast alles möglich. Der Klassiker: 24 Stunden lang auf der Trailrunde zu laufen. Wahlweise auch in der Wertung der "Deutschen Meisterschaft im 24h Trailrunning". Man kann auch zusammen laufen - in der Kategorie 4-er Staffel. Man kann zwischendurch pausieren und sich Vorträge anhören. Sich sozusagen vom Arnsberger Wald in den Schwarzwald, die Sahara oder nach Fiji beamen. Oder man kann einfach nur zuschauen. Und feiern. 24 Stunden Trailrunning Party! Noch gibt es ein paar Startplätze, aber schnell sein lohnt sich - wie so oft im Leben.
20./21. Oktober 2018: Transruinaulta/Transviamala. Auch hier hat man die Möglichkeit, entweder nur einen der beiden Läufe oder beide nacheinander zu laufen. Beide Strecken verlaufen durch die landschaftlich einmaligen Graubündner Rheinschluchten – die Vorder- und die Hinterrheinschlucht. Der Transviamala stand zudem schon häufig ganz oben bei der Wertung „schönster Lauf der Schweiz“.
21. Oktober 2018: Trailrun Naturpark Saar-Hunsrück. 50 km, 1200 Höhenmeter. Dieser Lauf ist neu in der Szene. Hinsichtlich der Laufregion hat er Überschneidungen mit dem Saarschleife-Trail, der in diesem Jahr nicht stattfindet und dessen Zukunft grundsätzlich ungewiss ist. Wer also gerne im Spätherbst in der Dreiländerregion Deutschland-Luxemburg-Frankreich laufen will, dem sei dieser Trail ans Herz gelegt. Für Läufer, die kürzere Strecken bevorzugen, bieten sich Trails von 30 bzw. 15km an.
3./4. November 2018: Wien Rundumadum. 130 km, 1880 Höhenmeter. Rund um Wien gibt es den Wien Rundumadum Wanderweg. Auf diesem findet ein Erlebnislauf statt, der exzellent organisiert ist. Um die Umwelt und Natur zu schützen, hat man sich als Gesamt-Teilnehmerzahl eine Höchstmarke von 500 Läufern und Läuferinnen verordnet. Daher sollte man sich bald anmelden, wenn man einen der begehrten Plätze haben will. Für alle, die nicht die volle Tour um Wien machen wollen, gibt es auch Strecken von 88, 61 oder 42 km.
Vermont 100 Gender-Kontroverse
Der Vermont 100 ist einer der ältesten 100-Meiler in den USA, außerdem eines der wenigen 100-Meilen Rennen an der Ostküste. Im Jahr 2014 hat Amy Rusiecki, selbst begeisterte Trail- und Ultraläuferin, dieses Rennen als Race Director übernommen. Sie hat die veraltete Internet-Präsenz des Rennens mal ordentlich aufgemöbelt und das Rennen in den letzten Jahren gut über die Bühne gebracht.
Kurz vor der diesjährigen Austragung schlugen die Wellen hoch. Clare Gallagher hat nämlich in einem Blog-Post ihrem Ärger darüber Luft gemacht, dass beim VT100 die ersten 10 Männer, jedoch nur die schnellsten 5 Frauen einen (Sach)Preis erhalten sollten. Amy Rusiecki hatte diese Entscheidung vorwiegend mathematisch begründet bzw. verteidigt: Mit der Tatsache, dass Männer ungefähr 80% des Läuferfelds stellen – und der Tatsache, dass die Zeitdifferenz wischen 1. und 10. Läufer in etwa so groß ist wie die zwischen 1. und 5. Läuferin.
An den statistischen Angaben rüttelte niemand, wohl aber an der daraus abgeleiteten Entscheidung, nicht eine gleiche Zahl von Männern und Frauen auszuzeichnen. Denn in den USA ist das Thema „Gender Inequality“ in der Ultrarunner-Szene sehr viel prominenter aufgehängt als in Deutschland (nicht umsonst sind in den USA 34% aller Teilnehmer an Ultrawettkämpfen Frauen, in Deutschland gerade mal 21%) – und nicht nur Frauen sprachen sich vehement für eine Gleichbehandlung aus. Resultat: Amy Rusiecki revidierte ihre Satzung und es wurden in diesem Jahr 10 Männer und 10 Frauen ausgezeichnet.
Wie ist das eigentlich in Deutschland? Bei den meisten Trailwettbewerben werden insgesamt wie auch in den Altersklassen gleich viele Männer und Frauen ausgezeichnet. Allerdings gibt es dort, wo es um Preisgeld geht, auch prominente Ausnahmen:
So werden z.B. beim Hochfellnberglauf zwar der 1.-3. Mann und die 1.-3. Frau mit dem gleichen Geldbetrag ausgezeichnet. Ab Platz 4 gibt’s für Frauen jedoch weniger – und ab Platz 7 gar nichts mehr, während bei den Männern die Plätze 1-10 mit Geldpreisen bedacht werden. Das gleiche gilt für den sehr beliebten Dreizinnenlauf, bei dem es heißt: „Preisgeld ist für die ersten 10 Herren und 6 Damen der Gesamtwertung vorgesehen.“ Beim Karwendel-Berglauf erhalten die besten 8 Männer und die besten 6 Frauen Geldpreise. Fast will es scheinen, als würde man im Berglauf moderne Sportförderung verpennen.
Denn wenn man etwas für den Sport tun will, ist es wichtig, gleichermaßen Männer UND Frauen zu begeistern. Das läuft zwar beileibe nicht ausschließlich über die (sowieso geringen) Preisgelder. Aber das Signal, das man mit einer Ungleichbehandlung gibt, ist fatal, wertet es doch die Leistungen der Läuferinnen geringer als die der Läufer. Dass das immer noch nicht jedem klar ist, ist verwunderlich. Man könnte doch denken, dass die Zeiten, in denen die Fußball-Nationalspielerinnen nach ihrem EM-Sieg ein 40-teiliges Kaffeeservice vom DFB als „Siegprämie“ bekommen haben, inzwischen weit hinter uns liegen ... Und mal ehrlich: Würde es einem Veranstalter in den Sinn kommen, den Sieger der WK30 mit einer Kiste Wein auszuzeichnen, den Sieger der WK70 aber nur mit einer Flasche Wein – mit dem Hinweis darauf, dass die Konkurrenz in der WK30 höher war? Nein? Seltsam, dass es dann bei der Auszeichnung von Frauen vs. Männern immer noch möglich ist.
Nochmal zum Thema Preisgeld
In diesem Jahr hat der UTMB erstmals Preisgelder für die besten Läufer und Läuferinnen ausgelobt. Im Vergleich mit so manchem Rennen in Übersee (z.B. Run Rabbit Run) kann man da eher von „Preisgeldchen“ sprechen. Die höchste Summe, die für Sieger bzw. Siegerin beim UTMB ausgelobt sind, werden 2000 Euro sein.
Nun gibt es zum Thema „Preisgeld“ unterschiedliche Meinungen, sicher zu Recht. Während die einen Preisgelder für wichtige Instrumente zur Professionalisierung des Sports halten, fürchten die anderen Preisgelder als Motivation und „Einfallstor“ für Betrug und Doping. Darüber lässt sich trefflich streiten.
Nur nicht jedem steht es an, in dieser Diskussion das Wort zu führen. Michel Poletti, Race Director des UTMB und Präsident der ITRA, kommentierte die Auslobung der Preisgelder wie folgt: „Wir verteidigen den Amateursport und unterstützen nicht die Professionalisierung des Sports durch Geld. Ein moderates Preisgeld ist eine faire Anerkennung der positiven Rückkopplung zwischen den Athleten und der Veranstaltung, des Erfahrungsaustausches, an dem sich beide Akteure beteiligen, um die Veranstaltung zu einem Erfolg zu machen.“
Moment mal. Wenn jemand, der wohl als einer von ganz wenigen am Trail- und Ultrarunning Business ordentlich Geld verdient und seine “Produkte” kommerzialisiert und erfolgreich vermarktet (siehe z.B. die neusten Spinoffs Mt. Gaoligong by UTMB bzw. Oman by UTMB) davon spricht, dass er den „Amateursport verteidigt“, dann ist das einfach nur zynisch. Und schon die Sprache verrät, dass er die Sportler nicht wirklich auf Augenhöhe sieht. Denn er verteilt das Preisgeld als „eine Anerkennung“...
Rennabsagen in Folge: IAU
Im nächsten Jahr wird es leider keine Weltmeisterschaft im 24-Stundenlauf geben. Anfang August postete die IAU auf ihrer Seite: „Wir sind sehr enttäuscht, die Absage der 24h Weltmeisterschaften in Irdning, Österreich für 2019 ankündigen zu müssen. Das lokale Organisationskomitee entschied, dass es aus finanziellen Gründen nicht in der Lage ist, die Vorbereitungen für die Veranstaltung fortzusetzen, und trat vom Vertrag zurück.“
Leider ist das nicht die erste Absage von IAU Weltmeisterschaften. Schon 2013 war die 100km WM abgesagt worden, 2014 dann die WM im 24-Stundenlauf, 2017 konnte die WM über 50km in Doha nicht stattfinden und gerade im April wurde angekündigt, dass es auch 2018 keine 50km WM geben wird.
Kein gutes Zeichen für den Sport und Zeit, auch von IAU-Seite zu überdenken, was hier schiefläuft ...
Appalachian Trail: Wird der FKT nochmals (dramatisch) nach unten geschraubt?
Wieder einmal läuft ein FKT-Versuch auf dem Appalachian Trail. Der Läufer: Karel Sabbe, Zahnarzt aus Belgien. Als Ultrarunner ist er vorwiegend auf den Trails von Belgien unterwegs – als Ultra-Distance-Hiker aber weltweit. Vor zwei Jahren hat er Joe "Stringbean" McConaughy schon den (supported) FKT auf dem Pacific Crest Trail abgejagt, und jetzt ist er auf dem Appalachian Trail unterwegs. Nach derzeitigem Stand befindet er sich kurz vor der Presidential Range in den White Mountains, gut 500km vor dem Ziel am Mt. Kathardin. Und er hat ca. 2 Tagesetappen Vorsprung auf „Stringbean“, der derzeit den unsupported&supported FKT hält. Karel Sabbe ist – anders als McConaughy - supported unterwegs. Man kann Karel über seinen Tracker verfolgen. Bis zum 1. September hat er Zeit. Wenn er es bis dahin auf den Mt. Kathadin schafft, dann hätte er den neuen FKT auf dem Appalachian Trail.
Hyponatriämie
Ich kenne das Credo noch aus meinen Tagen als Marathon-Rookie: “Hydrieren, hydrieren, hydrieren”. Da wurden vor dem Rennen Getränke in sich hineingeschüttet, bis sie unten wieder hinausliefen. Inzwischen weiss man, das seine Überhydrierung gefährlicher sein kann als eine Unterhydrierung. Und trotzdem gibt es viele, die sich im Training, vor dem Wettkampf und während des Rennens mehr um die Flüssigkeiten als um die Salze kümmern.
Daher ist dieser Artikel der Sportmedizinerin Tracy Beth Høeg für alle (Ultra)Läufer interessant. Er rollt nämlich das Phänomen der Hyponatriämie sowohl historisch als auch wissenschaftlich auf und gibt gute Erklärungen, warum es zu diesem Phänomen kommt und wie man es verhindert.
Übrigens: Eine große Bitte an alle Wettkampfveranstalter von langen und ultra-langen Trailrennen: Stellt bitte Salz an die Verpflegungspunkte. Denn nicht jeder hat Salzkapseln oder Salztabellen bei sich – und bei nicht jedem wirken sie wie normales Salz. Mein persönlicher Favorit: Wassermelone mit Salz. Da hat Hyponatriämie keine Chance mehr …
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