Am 26. August ist es soweit: Der Karwendelmarsch geht in die 14. Runde seit seiner Wiederbelebung im Jahr 2009. Mit diesem Lauf verbindet uns was: Für Erik und mich war es der erste Ultratrail - insgesamt waren wir bislang 5 mal dabei. Es ist wirklich ein toller Lauf, und nach vielen Wettereskapaden - es gab sowohl Dauerregen, Schneefälle mit Renn-Abbruch wie auch Hitzeschlachten - sieht es derzeit so aus, als sollte das Wetter in diesem Jahr angenehm werden, vor allem für die schnelleren LäuferInnen, die die angekündigten Schauer und Gewitter am Nachmittag nicht fürchten müssen.
In den sozialen Medien "treffe" ich immer wieder Teilnehmer am Karwendelmarsch, die neu dabei sind und die sich fragen, wie sie sich diesen Lauf einteilen sollen.
Für all diejenigen, die noch ein bisschen was zur Strecke erfahren wollen, habe ich eine Split-Tabelle zusammengestellt. Grundlage dafür ist das Konzept des "Leistungsäquivalents", das die Zusatz- oder Minderbelastung durch die Höhenmeter aufwärts und abwärts in zusätzliche Strecke umrechnet. Ich hatte auf Basis dieses Konzepts für den Eiger Ultra Trail Split-Tabellen berechnet und das ganze hier beschrieben. Und da es im Hochgebirge nicht ganz so einfach ist - nicht jeder Trail abwärts lässt sich flüssig laufen und sowohl Streckenbeschaffenheit als auch Ermüdung machen die Vorberechnung komplexer, habe ich das Konzept erweitert, indem ich Zwischenzeiten als "Stützstellen" verwende.
Hier ist also die Splittabelle. Ladet Sie Euch runter und gebt im gelben Feld (B18) einfach ein, was ihr glaubt über eine flache Strecke von gut 61 km laufen zu können in Minuten pro km (einzugeben im Format hh:mm:ss). Dann findet ihr in den Spalten I-K die entsprechenden Splits, Laufzeiten und Durchgangszeiten. Warum 61 km? Nun, so lang wäre das Leistungsäquivalent des Karwendelmarschs, wenn man die Höhenmeter in zusätzliche Kilometer umrechnet.
Übrigens: Den Punkt "Abzweig zum Karwendelsteg" (km 4) habe ich deshalb hinzugefügt, weil man zu diesem frühen Zeitpunkt überprüfen kann, ob das Anfangstempo nicht zu schnell ist. Dies ist kein offizieller Punkt, und beim Karwendelmarsch sind die Kilometer nicht markiert. Aber man erkennt die Stelle leicht - hier zweigt nach rechts der Pfad in die Karwendelschlucht ab (Karwendelsteg).
Noch ein paar Anmerkungen zur Streckencharakteristik - für die, die den Karwendelmarsch noch nicht kennen: Der Karwendelmarsch ist hinsichtlich der Strecken sehr vielfältig: Von langen Talhatschern bis zu steinigen und wurzligen Trails.
KM 1-4: Es geht zuerst mal aus Scharnitz flach hinaus. Nach ca. 1 km beginnt der erste Anstieg (160 HM). Hier ist das Feld noch dicht beieinander - und viele versuchen, hier zu schnell loszuziehen: Es ist keine Eile geboten! Jedem, der einen Stau bei Beginn der Singletrails befürchtet, sei gesagt: Die beginnen beim Karwendelmarsch erst kurz vor der Falkenhütte bei km 28. Bis dahin hat sich das Feld gelichtet. Und gerade diesen ersten Anstieg sollte man ruhig angehen - denn es gibt noch 51 km, um die Zeit aufzuholen. Und man wird garantiert Zeit verlieren, wenn man an diesem ersten Anstieg schon Kräfte verpulvert ...
KM 4-9.5: Langer Talhatscher ins Karwendeltal. Zuerst leicht bergab, dann leicht bergauf. Insgesamt gut zu laufen.
KM 9.5-18: Nach der Labestation Schafstallboden wird es steiler. Dennoch immer noch auf gut laufbaren Forstwegen. Bei gutem Wetter sieht man das Karwendelhaus schon oben über dem Tal - rechts vom Hochalmsattel.
KM 18-25: Nun gehts nur noch wenig bergauf, dann bergab Richtung "Kleiner Ahornboden". Der Weg wird ruppiger, ist aber immer noch "zweispurig" und kann gut gelaufen werden.
KM 25-29: Es geht jetzt aufwärts in Richtung Falkenhütte. Nach Überquerung eines Schotterfelds zuerst noch moderat im Wald. Dann wird der Forstweg kurz vor der Ladizalm sehr steil, bis nach wenigen Serpentinen der Single-Trail zur Falkenhütte abzweigt. Nun endlich Single-Trail! Auf den letzten 500 Metern des Singletrails sieht man dann auch die Falkenhütte.
KM 29-35: Zunächst geht's von der Falkenhütte über einen breiten Weg hinunter zum Spielissjoch. Dann zweigt an einem Gatter der Pfad durch die Laliderer Reisen (=Schotterfelder) unter den mächtigen Laliderer Wänden ab. Hier ist es eng und steinig. Zwischen Spielissjoch und Engalm kommen einem häufig Wanderer entgegen, die die Tour durchs Karwendel in umgekehrter Richtung machen. Da kann auch mal Stop&Go angesagt sein. Nach einem Gegenanstieg zum Hohljoch geht es auf einem steinigen und wurzligen Pfad zur Engalm. Achtung: manche Stufen und Wurzeln haben es in sich - hier haben sich schon Läufer, die später auf dem Podium gelandet sind, ein blutiges Knie geholt.
KM 35-40: Zunächst geht es wieder auf einem breiten Forstweg zur Binsalm, wobei der Weg mit zunehmendem Abstand zur Eng immer stärker ansteigt. Etwa 1km nach der Binsalm zweigt links der Pfad zum Gramaisattel ab. Es geht zwischen Latschenkiefern sehr steil den Berg hoch, bei gutem Wetter sieht man die Läufer in den Serpentinen hoch zum Sattel. Das ist wieder ein Single-Trail, auf dem nur schwer überholt werden kann. Wer sich die Kräfte gut eingeteilt hat, sollte diesen steilen Anstieg aber gut hochkommen. Irgendwann sieht man zwischen den Latschenkiefern die Bergwacht stehen und weiß: Der Aufstieg ist geschafft!
KM 40-44: Steil geht es hinunter zum Gramai-Hochleger, weiter dann ins Tal. Der deutlich steilste Abschnitt des gesamten Laufs. Hier kann es bei Regen sehr rutschig werden.
KM 44-52: Nach der Gramaialm wird der Weg flacher und kann wieder gut gelaufen werden. Es geht durch Schotterfelder, später über Wiesen und durch lichte Talwälder. Am Anfang noch auf einem breiten Pfad, später wird dieser zum Weg und geht schließlich kurz vor der Falzturn-Alm in einen asphaltierten Weg über. Es flacht dabei immer mehr ab. Kurz vor Pertisau erreicht man die Straße, muss hier über Fahrradwege und Bürgersteige laufen. Und schließlich geht es mitten durch den Ort zum Zielgelände.
Allen, die am Samstag den Karwendelmarsch laufen, wünsche ich viel Spaß und viel Erfolg!
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