Stunde Null - Woche 7



von Erik

Vor mir steht ein zur Hälfte gefülltes Glas und ich stelle mir die klassische Frage:
Ist das Glas halb voll oder halb leer?


Seit zwei Wochen habe ich Knieprobleme. Mein ganzer Fokus hat sich verändert. Ging es bis vor zwei Wochen nur um optimale Vorbereitung, Traininsplan durchziehen, Körpergewicht minimieren, bestmögliches Zusatztraining, usw. dreht sich nun seit 14 Tagen fast alles um mein rechtes Knie.
Wie bekomme ich das Knie schnellstmöglich wieder hin und erreiche gleichzeitig das bestmögliche Vorbereitungsergebnis?

Ohne Wettkämpfe vor der Brust wäre wahrscheinlich komplette Pause richtig. Mit Wettkämpfen versuche ich nun den bestmöglichen Kompromiss zu finden.

Vor zwei Wochen, als die Knieschmerzen auftraten, war das zuerst so massiv, daß ich davon ausging, daß eine optimale Vorbereitung und somit ein top Ergebnis beim Eiger nicht mehr möglich sind. Die schnelle Besserung gab Hoffnung, die durch das Desaster und den Rückfall in den Bergen wieder zunichte wurde.

Bis vor zwei Tagen war ich der Meinung, daß ich den ZUT absagen muß. Der neuerliche Besuch beim Arzt hat als Befund ergeben kleiner Meniskuseinriß, Wassereinlagerungen, Knochenhämatom, beginnende Arthrose, eventuell Entzündungen (u.a. Sehne in der Kniekehle) und schnappende Sehne unter der Kniescheibe. Steil bergauf ging nicht gut, bergab ganz schlecht. Seit gestern kann ich aber wieder, zumindest wenn keine starken Steigungen dabei sind, halbwegs normal laufen. Eventuell reichen die verbleibenden fünf Tage bis zum ZUT das Knie so weit weiter zu genesen, daß zumindest ein Start möglich ist. Eventuell werde ich den letzten langen Downhill von über 1000 HM weglassen und mit der Gondel runterfahren. Dann war es wenigstens ein guter langer Trainingslauf. Ob das gehen wird muß sich halt noch zeigen. Im Zweifel lieber nicht starten und den Eiger nicht gefährden.


Und ansonsten? Beim Essen habe ich ein bisschen geschludert, da muß ich jetzt wieder gegenhalten. Und ich habe nach ca. sechs Wochen mal wieder ein Glas Alkohol getrunken. Hatte eigentlich gar keine Lust, aber die beste Ehefrau von allen meinte, ich solle jetzt mal ein Glas Rotwein trinken. Das entspannt, was absolut notwendig wäre, da ich ständig und den ganzen Tag gedanklich um mein Knie kreise.


Ist das Glas nun halb voll, oder halb leer? Schwer zu sagen.


Bis vor kurzem dachte ich, daß der ZUT auf jeden Fall gefährdet ist, eventuell sogar der Eiger. Nun konnte ich recht schnell recht gut weitertrainieren. Soweit schon mal gut.


Allerdings war nun einige Zeit nicht an Downhill-Training zu denken. Und das ist für mich hinsichtlich guter Leistungen enorm wichtig. Ich hole meine Zeit bergab raus. Entsprechendes Training allerdings vorausgesetzt. Und das fehlt nun zum Teil.

Ebenso wie andere Trainingsbausteine, wie z.B. Schnellkraft/Kraft/Laufeffizienzübungen, die teils auch nicht möglich waren. Und die Verletzung ist ja noch nicht durch. Sehr wahrscheinlich ist also keine optimale Vorbereitung möglich und somit kein herausragendes Ergebnis zu erwarten.


Ich würde trotzdem sagen, das Glas ist halb voll.


Mit Verletzungen muß man halt immer rechnen, auch wenn ich in den letzten Jahren fast nichts hatte. Und es war mehr Training möglich als befürchtet. Und der Trainingsausfall läßt dann ja etwas Raum für Verbesserungen für das nächste Jahr...


Und außerdem: Vielleicht war es ja auch für irgendetwas gut.


Wie auch immer: Keep on running.


In diesem Sinne: See you on the Trails...







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