von Sabine
Die Sache ist entschieden: Den Eiger Ultra laufe ich mit der Ultimate Direction Adventure Vesta. Ich habe endlich den idealen Laufrucksack für mich gefunden, der mich auf Läufen und in Rennen begleiten wird, bei denen ich ein bisschen mehr brauche als eine Trinkflasche und 2 Riegel.
Der Eiger Ultra fordert einiges an Pflichtausrüstung – neben Wasser/Verpflegung und leichten Teilen wie Handy, Rettungsdecke, Verbandsmaterial und Signalpfeife sind das Regenjacke, Überhose, Langarmshirt, Handschuhe und Sonnenbrille sowie ein faltbarer Trinkbecher. Das alles muss in den Rucksack. Und mit dem soll man dann auch weiterhin rennen können.
Ich habe schon einiges an Laufrucksäcken besessen. Hundertprozentig zufrieden war ich mit kaum einem dieser Modelle. In den letzten Jahren habe ich dann die folgenden Rucksäcke getragen:
Am besten gefielen mir davon der Nathan Rucksack – ihn habe ich an Andrea abgetreten, die damit auch gut klarkommt – und die Ultra Vesta von Ultimate Direction. Diesen Rucksack benutze ich zur Zeit fast ausschließlich – aber es stand außer Frage, dass er wie auch der HPL 020 für den E35 viel zu klein sind. Der Rucksack, der von seinem Fassungsvermögen locker passen würde, der SKIN PRO 14+3 von Salomon, ist dagegen ein Teil, mit dem ich mich nie voll anfreunden konnte. Zum einen weil ich ihn über die Brust als zu steif empfinde, er zu wenig kleine Taschen hat (sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite) und daher alles im Hauptfach zusammengeworfen und durcheinandergeschüttelt wird, weil er daher nicht organisierbar aber auch nicht komprimierbar ist, kein Außenwebbing hat, in das man mal schnell eine Jacke einspannen kann, und vor allem: Weil ich die vielgepriesene 4D Stockhalterung bis heute nicht kapiert habe. Letzteres scheint einigen anderen Läufern auch so zu gehen.
Bevor ich mal das ganze Angebot an Laufrucksäcken durchgescannt habe, habe ich eine Art „Pflichtenheft“ geschrieben. Was soll der Laufrucksack für den Eiger können?
Damit konnte ich viele Rucksäcke schon mal eliminieren. Die Laufrucksäcke von Salomon, die ich als überbewertet empfinde, fielen bei mir durch, da sie zu wenige Möglichkeiten bieten, über kleine Taschen die Dinge zu organisieren, die ich greifbar haben will, und außerdem wegen ihrer fehlenden Möglichkeit, das Hauptfach zu komprimieren und wegen der von mir weiterhin unverstandenen 4D Stockhalterung.
Die Rucksäcke von Camelbak (Ultra 10 Vest) und Osprey (Duro 6), die ich mir angeschaut habe, hatten hohes Scheuerpotential, vor allem um den Nacken herum – denn sie sind hinten sehr hoch geschnitten. Wenn da ein T-Shirt nicht hoch genug abschließt, hat man den Wolf am Hals. Außerdem haben sie kein Webbing, um mal schnell etwas außen zu befestigen.
Aber es gibt ja noch weitere Alternativen: Z.B. von Nathan. Da ich den HPL 020 ja für kürzere Läufe sehr gerne mag, habe ich mir seine neusten Modelle angeschaut. Nathan hat in diesem Jahr mit dem Vapor Krar und Vapor Howe eine neue Top-End Linie herausgebracht, die von der Aufteilung her interessant aussieht. Diese Modelle liegen – wie auch die neuen Trinkrucksäcke von Salomon - im aktuellen Trend, die Laufrucksäcke nicht mehr im klassischen Rucksack-Design zu machen, sondern quasi als Weste. Vorteil dabei ist, dass sie sich an den Körper anschmiegen und nichts mehr wackelt. Nachteil: Trotz diverser Belüftungstechnologien sind sie enorm warm, und da die Körperformen doch enorm voneinander abweichen können, müssen sie nicht jedem passen (auch wenn sie meist in verschiedenen Größen angeboten werden). Ich sehe vom Körperbau eben nicht aus wie Stephanie Howe (Mit-Entwicklerin und Namensgeberin des Nathan Vapor Howe) – wer mich persönlich kennt, wird das bestätigen. Aber Nathan hat hier glücklicherweise, anders als in den Vapor Air/Vapor Airess Modellen, unter den Armen eine zusätzliche Einstellmöglichkeit vorgesehen. Ein guter Zug.
Ich habe mich dennoch gegen den Vapor Howe Rucksack entschieden – die Gefahr, dass ich darin verkoche, ist mir zu groß. Ich bin eine Vielschwitzerin, und da löst der Gedanke, im Juli mit einer „Zusatzweste“ zu laufen, gleich den nächsten Schweißausbruch aus. Außerdem gefällt mir nicht, dass Nathan bei seinen neusten Modellen das Webbing abgeschafft hat, da ich es für das Verstauen von Stöcken, aber auch für die schnelle Befestigung von Wind- oder Regenjacken sehr schätze.
Bleibt also noch eine Firma, mit der ich richtig gute Erfahrungen gemacht habe: Ultimate Direction. Die Ultra Vesta hat alles, was ich eigentlich für den Eiger brauche – nur ist sie viel zu klein. Was also tun?
Glücklicherweise kam vor ca. einem Jahr die „große Schwester“ der Ultra Vesta heraus: Die Adventure Vesta. Ich hab sie mir bestellt, getestet und bin so begeistert, dass auch Katrin und Andrea sich die Ultra Vesta gekauft haben und Erik für den E101 auf das „Pendant“ der Ultra Vesta, die Ultimate Direction AK Mountain Vest 3.0 setzt. „Pendant“ deshalb, weil es sich bei der Adventure Vesta (genau wie bei der Ultra Vesta) um Modelle handelt, die spezifisch an die Anatomie von Läuferinnen angepasst sind.
Mittlerweile haben wir die Adventure Vesta nicht nur bei unseren Trainingsläufen im Odenwald, sondern auch unter alpinen Bedingungen bei unserem Trainingscamp am Weissensee getestet. Und wir sind begeistert!
Warum?
Passform
Zum einen passen diese Rucksäcke einfach super. Es gibt sie in zwei Größen (XS/S, M/L), die sich im „Mittelfeld“ überlappen. Wenn man also nicht ganz zierlich und nicht ganz kräftig ist, lohnt es sich, beide Größen anzuprobieren und zu schauen, was angenehmer ist. Der Rucksack liegt auf den weichen Schulterbändern gut auf und stört nicht. Vorn gibt es zwei verstellbare Klick-Verschlüsse, die sich in ihrer Höhe verschieben lassen. Und den unteren Umfang über Brust/Bauch kann man einfach anpassen, da die untere Verbindung des Trägers mit dem Rucksack er als Klettband gearbeitet ist. Das ganze stört aber nicht, sondern die festgekletteten Enden verschwinden im Fach für die Trinkblase. Super! Nur sollte man beim Verstellen aufpassen und den Klettverschluss ordentlich andrücken, da er sich sonst lösen und das Klettmaterial aufrauhen kann (und dann hält es nicht mehr so gut).
Ich bin mittlerweile mindestens 200km mit dem Rucksack gelaufen - und ich muss sagen: Der sitzt nicht nur, der wackelt auch nicht. Selbst bei etwas mehr Gepäck (und dazu tendiere ich), schwappt nichts hin und her. Das liegt zum einen am guten Sitz des Rucksacks, zum anderen an der hohen Rückstellkraft des Materials (180g Darlington Power Mesh, siehe unten). Damit sitzt alles an seinem Platz. Und es bleibt auch dort. Und selbst, wenn mal "zu wenig" im Rucksack ist, dann hilft die Möglichkeit, den Rucksack über das Webbing und die Kompressionshaken noch weiter zu komprimieren. Super!
Material
Absolut angenehm. Das innen verarbeitete Material nennt sich AirWall Mesh. Air stimmt. Es ist wirklich atmungsaktiv. Und aufgrund der einfachen Konstruktion mit wenigen Nähten hatte keine von uns bislang Probleme mit Wundreiben. Das Außenmaterial ist 40D Nylon Ripstop in den Bereichen, wo sich das Material nicht dehnen muss. Dieses Material wiederum ist sehr widerstandsfähig. Ich bin bislang schon einige male durch Unterholz geschlüpft – und das hat der Rucksack ausgehalten. Die dehnbaren Bereiche sind aus 180g Darlington Power Mesh gearbeitet, und auch dieses Material funktioniert prima. Es hat genügend Rückstellkraft, um eine Kompression zu bewirken, ist aber auch nachgiebig genug, dass man beim Befüllen des Rucksacks immer wieder singen kann „Einer geht noch, einer geht noch rein“!
Aufteilung
Genau das, was ich mir gewünscht habe: Viele Taschen. Sowohl vorn als auch hinten.
Um zunächst mal mit den großen Fächern zu beginnen: Für die Trinkblase ist ein separates Fach vorgesehen. Die Trinkblase wird dann mit einem Klettband oben befestigt. Eine Trinkblase wird übrigens nicht mitgeliefert – ich verwende in diesem Rucksack meine Salomon/Hydrapak Blase. Aber auch meine Camelbak Blase habe ich getestet – geht beides. Zwei sehr nette Features sind bei diesem Fach noch zu bemerken: Zum einen gibt es etwas unterhalb der Hälfte in diesem Fach noch einen Netz-Einschub. Der ist ideal, wenn man kürzere Trinkblasen verwendet, denn dann hängt das gesamte Gewicht nicht oben am Klettband, sondern wird auch von unten gestützt. Wenn ich dieses Fach nicht brauche (bei den länglichen Salomon/Hydrapak Blasen ist das nicht nötig), dann ist das der Ort, wo ich meine Goldfolie verstaue. Sie stört damit nirgends. Zweites nettes Feature: Der Schlauch von der Trinkblase kann sowohl oben herausgeführt und über die Schulter heruntergeführt werden, ober unten aus dem Fach geführt und dann nach oben geleitet werden. Die Öffnungen sind für beides rechts und links vorhanden, ebenso die Befestigungsschlaufen an den Trägern. Das Trinkblasenfach ist übrigens oben per Reißverschluss geschlossen.
Direkt vor dem Trinkblasenfach ist das Hauptfach positioniert. Die Größe ist mit 34.5 cm x 21 cm x 16.5 cm angegeben. Ob man so viel nutzen kann, hängt aber auch davon ab, wie viel man in das Fach für die Trinkblase füllt oder die auf das Hauptfach gesetzten Taschen. Das schöne bei diesem Fach: Der Reißverschluss verläuft L-förmig oben und an der Seite und kann von beiden Seiten geöffnet werden. So kann man – wenn man weiß, wie man gepackt hat, auch schnell auf Gegenstände aus dem Hauptfach zugreifen.
Auf dem Hauptfach aufgesetzt ist wiederum ein längliches Netzfach – das ist oben nicht geschlossen, aber wenn man dort Kleidungsstücke reinsteckt, bleiben sie aufgrund des elastischen Netzes garantiert drin.
Und über dieses Fach wiederum ist eine Elastische Schnur in Form eines Webbings gespannt – super, um dort eine Jacke schnell reinzuklemmen, aber auch Stöcke lassen sich damit befestigen. Und noch viel mehr: Denn es gibt auf jeder Seite des Rucksacks noch 2 kleine Haken, in denen man die Schnur einhängen kann – damit kann man sehr gut den Rucksack komprimieren, wenn er nicht voll gefüllt ist. Ein solches Feature habe ich noch bei keinem anderen Trinkrucksack gesehen.
Am unteren Ende des Rucksacks gibt es noch zwei Eispickelschlaufen – wer aber nicht gleich den Pickel mitnimmt kann hier auch seine Stöcke einspannen und sie dann mit dem Webbing festzurren.
Weiterhin gibt es zwei kleinere seitliche Einschubtaschen (mit Reißverschluss), in denen sich kleinere Dinge, Wertsachen und Schlüssel verstauen lassen. Im oberen von beiden sogar sinnigerweise ein Karabinerhaken, an dem sich z.B. ein Schlüssel befestigen lässt. Wenn man den Rucksack auspackt hängt daran – ein Haargummi. Wir sind uns zwar nicht ganz sicher, ob das tatsächlich der Verwendungszweck ist, aber wenn es stimmt, dann haben die DesignerInnen der Adventure Vesta tatsächlich an alles gedacht.
Nun zur Vorderseite: An den Trägern oben befindet sich jeweils eine Tasche für die (mitgelieferten) Soft Flasks (Ultimate Direction Body Bottle). Diese haben jeweils ein Füllvolumen von 500 ml und wiegen ungefüllt 35 Gramm. Die Soft Flasks haben eine größere Öffnung als die von Salomon. Das erleichtert das Befüllen enorm, allerdings ist dadurch ihre versteifte Oberseite auch manchmal schwierig zu verstauen, vor allem, wenn die Flaschen leergetrunken sind. Dann muss man auf jeden Fall darauf achten, dass man die Flaschen durch den elastischen Zug sichert, denn Katrin ist auf diese Weise schon eine Flasche beim Laufen abhanden gekommen.
Am linken Träger oberhalb der Soft Flask Tasche befindet sich – fest mit dem Rucksack verbunden – eine Signalpfeife. O.k., damit haben wir schon mal einen Gegenstand der Pflichtausrüstung für den Eiger Ultra abgehakt! Und das Beste: Im inneren der Soft Flask Tasche befindet sich sogar noch eine Mini-Innentasche: Hier kann man die Signalpfeife reinstecken, damit sie beim Laufen nicht gegen die Flasche schlägt und Geräusche macht.
Am unteren Ende der Vorderseite befinden sich zwei Reißverschlusstaschen. Dabei ist die am rechten Träger etwas größer. In sie stecke ich immer mein Handy (Samsung A5, Maße: 14 cm x 7 cm), aber auch Handys mit ein paar Millimetern mehr sollten hier Platz finden, denn die Oberseite des Fachs ist wieder einmal aus dem dehnbaren Darlington Power Mesh gemacht. Wer ein kleineres Handy hat, kann es alternativ auch in die Tasche auf der linken Seite stecken. Über der Tasche auf der linken Seite befindet sich noch eine oben offene Netztasche – die verwende ich immer, um diverse Abfälle zu sammeln, die auf einem Lauf so anfallen (Verpackung von Riegeln etc.), aber genauso kann man sie für Taschentücher, Gels oder ähnliche kleine Gegenstände verwenden. Nur Wertgegenstände sollte man da nicht reinstecken …
Und seitlich an den Trägern gibt es dann noch etwas, was ich auch von keinem anderen Rucksackhersteller kenne: Eine Befestigung für faltbare Stöcke. Das geniale: Dazu braucht man den Rucksack nicht abzunehmen. Mir ist es zwar unheimlich, weil ich immer befürchte, mich beim rein- oder rausfriemeln selbst abzustechen – aber ich habe es probiert, und es geht.
Frau hat also bei der Adventure Vesta 3 Möglichkeiten, die Stöcke zu verstauen: Entweder hinten in der elastischen Tasche, die auf dem Hauptfach aufgesetzt ist. Oder per Pickelschlaufen und Webbing. Oder an der vorderen Stockhalterung. Man hat also die Qual der Wahl.
Eines sollte ich vielleicht auch noch sagen: Der Rucksack gefällt mir nicht nur wegen der perfekten Passform und der Stockhalterung, sondern auch wegen der vielen Taschen, in denen sich alles organisieren lässt. Aber: Es empfiehlt sich bei diesem Rucksack, vorher gut zu planen, was man in welche Tasche steckt – und sich das auch gut zu merken … denn sonst ist man beim Wettkampf nur noch am Suchen.
Und noch zur Vollständigkeit halber die weiteren Kenngrößen:
Wie schon gesagt: Ich habe meinen Lieblingsrucksack gefunden. Da bleibt noch die Frage, was mir an dem Rucksack nicht gefällt. Das zu beantworten ist wirklich schwer. Wenn ich etwas nennen kann, dann ist es das Design der Soft Flasks, die oben auf die Seite sehr ausladend sind – aber andererseits ist nur so eine große Öffnung möglich. Und dann ist die Farbgestaltung etwas gewöhnungsbedürftig … aber das gehört zur B-Note.
Und schließlich noch für diejenigen, die das lesen, zur Info: Ich habe – ebenso wie Katrin, Andrea und Erik – diese Rucksäcke gekauft – sie sind nicht gesponsert. Unsere Begeisterung ist also kein Resultat eines gesponserten Produkttests.
Ich würde mich freuen, wenn Ihr Rückmeldung geben würdet, was Euch an diesem Rucksack gefällt oder nicht gefällt – sofern Ihr ihn auch verwendet – oder welchen Rucksack Ihr als den idealen Rucksack fürs Trailrunning mit etwas mehr Gepäck seht.
Aber jetzt: Rucksack aufschnallen und los – See you on the trails!
Die Sache ist entschieden: Den Eiger Ultra laufe ich mit der Ultimate Direction Adventure Vesta. Ich habe endlich den idealen Laufrucksack für mich gefunden, der mich auf Läufen und in Rennen begleiten wird, bei denen ich ein bisschen mehr brauche als eine Trinkflasche und 2 Riegel.
Andrea mit der UD Adventure Vesta im Einsatz |
Der Eiger Ultra fordert einiges an Pflichtausrüstung – neben Wasser/Verpflegung und leichten Teilen wie Handy, Rettungsdecke, Verbandsmaterial und Signalpfeife sind das Regenjacke, Überhose, Langarmshirt, Handschuhe und Sonnenbrille sowie ein faltbarer Trinkbecher. Das alles muss in den Rucksack. Und mit dem soll man dann auch weiterhin rennen können.
Ich habe schon einiges an Laufrucksäcken besessen. Hundertprozentig zufrieden war ich mit kaum einem dieser Modelle. In den letzten Jahren habe ich dann die folgenden Rucksäcke getragen:
- Nathan HPL 020
- Salomon Agile 7
- Salomon SKIN PRO 14+3
- Ultimate Direction Ultra Vesta
- (Ultimate Direction Fastpack 20, der ist aber außer Konkurrenz, da er eher ein Fastpacking Rucksack ist)
Am besten gefielen mir davon der Nathan Rucksack – ihn habe ich an Andrea abgetreten, die damit auch gut klarkommt – und die Ultra Vesta von Ultimate Direction. Diesen Rucksack benutze ich zur Zeit fast ausschließlich – aber es stand außer Frage, dass er wie auch der HPL 020 für den E35 viel zu klein sind. Der Rucksack, der von seinem Fassungsvermögen locker passen würde, der SKIN PRO 14+3 von Salomon, ist dagegen ein Teil, mit dem ich mich nie voll anfreunden konnte. Zum einen weil ich ihn über die Brust als zu steif empfinde, er zu wenig kleine Taschen hat (sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite) und daher alles im Hauptfach zusammengeworfen und durcheinandergeschüttelt wird, weil er daher nicht organisierbar aber auch nicht komprimierbar ist, kein Außenwebbing hat, in das man mal schnell eine Jacke einspannen kann, und vor allem: Weil ich die vielgepriesene 4D Stockhalterung bis heute nicht kapiert habe. Letzteres scheint einigen anderen Läufern auch so zu gehen.
Bevor ich mal das ganze Angebot an Laufrucksäcken durchgescannt habe, habe ich eine Art „Pflichtenheft“ geschrieben. Was soll der Laufrucksack für den Eiger können?
- Alle oben genannten Gegenstände der Pflichtausrüstung müssen in den Rucksack passen.
- Tasche für die Trinkblase sollte von Hauptfach separat sein, um ein leichtes Befüllen zu ermöglichen.
- Rucksack sollte komprimierbar sein, damit bei geringerer Füllung nicht alles im Rucksack herumfliegt.
- Möglichst viele und gut zugängliche kleine Taschen, um den Kleinkram effektiv zu organisieren.
- Stockbefestigung muss einfach handhabbar sein.
- Rucksack darf nicht scheuern.
- Rucksack muss so variabel einstellbar sein, dass er passt – und das sowohl mit ganz leichter als auch mit etwas dickerer Laufbekleidung.
Damit konnte ich viele Rucksäcke schon mal eliminieren. Die Laufrucksäcke von Salomon, die ich als überbewertet empfinde, fielen bei mir durch, da sie zu wenige Möglichkeiten bieten, über kleine Taschen die Dinge zu organisieren, die ich greifbar haben will, und außerdem wegen ihrer fehlenden Möglichkeit, das Hauptfach zu komprimieren und wegen der von mir weiterhin unverstandenen 4D Stockhalterung.
Die Rucksäcke von Camelbak (Ultra 10 Vest) und Osprey (Duro 6), die ich mir angeschaut habe, hatten hohes Scheuerpotential, vor allem um den Nacken herum – denn sie sind hinten sehr hoch geschnitten. Wenn da ein T-Shirt nicht hoch genug abschließt, hat man den Wolf am Hals. Außerdem haben sie kein Webbing, um mal schnell etwas außen zu befestigen.
Aber es gibt ja noch weitere Alternativen: Z.B. von Nathan. Da ich den HPL 020 ja für kürzere Läufe sehr gerne mag, habe ich mir seine neusten Modelle angeschaut. Nathan hat in diesem Jahr mit dem Vapor Krar und Vapor Howe eine neue Top-End Linie herausgebracht, die von der Aufteilung her interessant aussieht. Diese Modelle liegen – wie auch die neuen Trinkrucksäcke von Salomon - im aktuellen Trend, die Laufrucksäcke nicht mehr im klassischen Rucksack-Design zu machen, sondern quasi als Weste. Vorteil dabei ist, dass sie sich an den Körper anschmiegen und nichts mehr wackelt. Nachteil: Trotz diverser Belüftungstechnologien sind sie enorm warm, und da die Körperformen doch enorm voneinander abweichen können, müssen sie nicht jedem passen (auch wenn sie meist in verschiedenen Größen angeboten werden). Ich sehe vom Körperbau eben nicht aus wie Stephanie Howe (Mit-Entwicklerin und Namensgeberin des Nathan Vapor Howe) – wer mich persönlich kennt, wird das bestätigen. Aber Nathan hat hier glücklicherweise, anders als in den Vapor Air/Vapor Airess Modellen, unter den Armen eine zusätzliche Einstellmöglichkeit vorgesehen. Ein guter Zug.
Ich habe mich dennoch gegen den Vapor Howe Rucksack entschieden – die Gefahr, dass ich darin verkoche, ist mir zu groß. Ich bin eine Vielschwitzerin, und da löst der Gedanke, im Juli mit einer „Zusatzweste“ zu laufen, gleich den nächsten Schweißausbruch aus. Außerdem gefällt mir nicht, dass Nathan bei seinen neusten Modellen das Webbing abgeschafft hat, da ich es für das Verstauen von Stöcken, aber auch für die schnelle Befestigung von Wind- oder Regenjacken sehr schätze.
Bleibt also noch eine Firma, mit der ich richtig gute Erfahrungen gemacht habe: Ultimate Direction. Die Ultra Vesta hat alles, was ich eigentlich für den Eiger brauche – nur ist sie viel zu klein. Was also tun?
Glücklicherweise kam vor ca. einem Jahr die „große Schwester“ der Ultra Vesta heraus: Die Adventure Vesta. Ich hab sie mir bestellt, getestet und bin so begeistert, dass auch Katrin und Andrea sich die Ultra Vesta gekauft haben und Erik für den E101 auf das „Pendant“ der Ultra Vesta, die Ultimate Direction AK Mountain Vest 3.0 setzt. „Pendant“ deshalb, weil es sich bei der Adventure Vesta (genau wie bei der Ultra Vesta) um Modelle handelt, die spezifisch an die Anatomie von Läuferinnen angepasst sind.
Erik und ich mit unseren neuen Rucksäcken: UD Adventure Vesta und AK Mountain Vest 3.0 |
Mittlerweile haben wir die Adventure Vesta nicht nur bei unseren Trainingsläufen im Odenwald, sondern auch unter alpinen Bedingungen bei unserem Trainingscamp am Weissensee getestet. Und wir sind begeistert!
Warum?
Die UD Adventure Vesta: aufgeklappt |
Passform
Zum einen passen diese Rucksäcke einfach super. Es gibt sie in zwei Größen (XS/S, M/L), die sich im „Mittelfeld“ überlappen. Wenn man also nicht ganz zierlich und nicht ganz kräftig ist, lohnt es sich, beide Größen anzuprobieren und zu schauen, was angenehmer ist. Der Rucksack liegt auf den weichen Schulterbändern gut auf und stört nicht. Vorn gibt es zwei verstellbare Klick-Verschlüsse, die sich in ihrer Höhe verschieben lassen. Und den unteren Umfang über Brust/Bauch kann man einfach anpassen, da die untere Verbindung des Trägers mit dem Rucksack er als Klettband gearbeitet ist. Das ganze stört aber nicht, sondern die festgekletteten Enden verschwinden im Fach für die Trinkblase. Super! Nur sollte man beim Verstellen aufpassen und den Klettverschluss ordentlich andrücken, da er sich sonst lösen und das Klettmaterial aufrauhen kann (und dann hält es nicht mehr so gut).
Ich bin mittlerweile mindestens 200km mit dem Rucksack gelaufen - und ich muss sagen: Der sitzt nicht nur, der wackelt auch nicht. Selbst bei etwas mehr Gepäck (und dazu tendiere ich), schwappt nichts hin und her. Das liegt zum einen am guten Sitz des Rucksacks, zum anderen an der hohen Rückstellkraft des Materials (180g Darlington Power Mesh, siehe unten). Damit sitzt alles an seinem Platz. Und es bleibt auch dort. Und selbst, wenn mal "zu wenig" im Rucksack ist, dann hilft die Möglichkeit, den Rucksack über das Webbing und die Kompressionshaken noch weiter zu komprimieren. Super!
Mit diesem verstellbaren Brust-/Bauchgurt passt sich die UD Adventure Vesta an die Anatomie der Läuferin an. Gelingt fast immer ;-) |
Material
Absolut angenehm. Das innen verarbeitete Material nennt sich AirWall Mesh. Air stimmt. Es ist wirklich atmungsaktiv. Und aufgrund der einfachen Konstruktion mit wenigen Nähten hatte keine von uns bislang Probleme mit Wundreiben. Das Außenmaterial ist 40D Nylon Ripstop in den Bereichen, wo sich das Material nicht dehnen muss. Dieses Material wiederum ist sehr widerstandsfähig. Ich bin bislang schon einige male durch Unterholz geschlüpft – und das hat der Rucksack ausgehalten. Die dehnbaren Bereiche sind aus 180g Darlington Power Mesh gearbeitet, und auch dieses Material funktioniert prima. Es hat genügend Rückstellkraft, um eine Kompression zu bewirken, ist aber auch nachgiebig genug, dass man beim Befüllen des Rucksacks immer wieder singen kann „Einer geht noch, einer geht noch rein“!
Super angenehm und ohne störende Nähte: Das Air Wall Mesh auf der Innenseite |
Aufteilung
Genau das, was ich mir gewünscht habe: Viele Taschen. Sowohl vorn als auch hinten.
Um zunächst mal mit den großen Fächern zu beginnen: Für die Trinkblase ist ein separates Fach vorgesehen. Die Trinkblase wird dann mit einem Klettband oben befestigt. Eine Trinkblase wird übrigens nicht mitgeliefert – ich verwende in diesem Rucksack meine Salomon/Hydrapak Blase. Aber auch meine Camelbak Blase habe ich getestet – geht beides. Zwei sehr nette Features sind bei diesem Fach noch zu bemerken: Zum einen gibt es etwas unterhalb der Hälfte in diesem Fach noch einen Netz-Einschub. Der ist ideal, wenn man kürzere Trinkblasen verwendet, denn dann hängt das gesamte Gewicht nicht oben am Klettband, sondern wird auch von unten gestützt. Wenn ich dieses Fach nicht brauche (bei den länglichen Salomon/Hydrapak Blasen ist das nicht nötig), dann ist das der Ort, wo ich meine Goldfolie verstaue. Sie stört damit nirgends. Zweites nettes Feature: Der Schlauch von der Trinkblase kann sowohl oben herausgeführt und über die Schulter heruntergeführt werden, ober unten aus dem Fach geführt und dann nach oben geleitet werden. Die Öffnungen sind für beides rechts und links vorhanden, ebenso die Befestigungsschlaufen an den Trägern. Das Trinkblasenfach ist übrigens oben per Reißverschluss geschlossen.
Blick ins Trinkblasenfach: Der schwarze Netzeinschub kann kleinere Trinkblasen zusätzlich halten, damit nicht das ganze Gewicht auf der Aufhängung lastet |
Direkt vor dem Trinkblasenfach ist das Hauptfach positioniert. Die Größe ist mit 34.5 cm x 21 cm x 16.5 cm angegeben. Ob man so viel nutzen kann, hängt aber auch davon ab, wie viel man in das Fach für die Trinkblase füllt oder die auf das Hauptfach gesetzten Taschen. Das schöne bei diesem Fach: Der Reißverschluss verläuft L-förmig oben und an der Seite und kann von beiden Seiten geöffnet werden. So kann man – wenn man weiß, wie man gepackt hat, auch schnell auf Gegenstände aus dem Hauptfach zugreifen.
Auf dem Hauptfach aufgesetzt ist wiederum ein längliches Netzfach – das ist oben nicht geschlossen, aber wenn man dort Kleidungsstücke reinsteckt, bleiben sie aufgrund des elastischen Netzes garantiert drin.
Und über dieses Fach wiederum ist eine Elastische Schnur in Form eines Webbings gespannt – super, um dort eine Jacke schnell reinzuklemmen, aber auch Stöcke lassen sich damit befestigen. Und noch viel mehr: Denn es gibt auf jeder Seite des Rucksacks noch 2 kleine Haken, in denen man die Schnur einhängen kann – damit kann man sehr gut den Rucksack komprimieren, wenn er nicht voll gefüllt ist. Ein solches Feature habe ich noch bei keinem anderen Trinkrucksack gesehen.
Webbing auf der Rückseite im normalen Zustand (oben) und in die Kompressionshaken eingehakt (unten) |
Am unteren Ende des Rucksacks gibt es noch zwei Eispickelschlaufen – wer aber nicht gleich den Pickel mitnimmt kann hier auch seine Stöcke einspannen und sie dann mit dem Webbing festzurren.
Weiterhin gibt es zwei kleinere seitliche Einschubtaschen (mit Reißverschluss), in denen sich kleinere Dinge, Wertsachen und Schlüssel verstauen lassen. Im oberen von beiden sogar sinnigerweise ein Karabinerhaken, an dem sich z.B. ein Schlüssel befestigen lässt. Wenn man den Rucksack auspackt hängt daran – ein Haargummi. Wir sind uns zwar nicht ganz sicher, ob das tatsächlich der Verwendungszweck ist, aber wenn es stimmt, dann haben die DesignerInnen der Adventure Vesta tatsächlich an alles gedacht.
Karabiner für Schlüssel mit dem Not-Haargummi. Bei Kurzhaarfrisur auch für andere Notfälle zu gebrauchen ;-) |
Nun zur Vorderseite: An den Trägern oben befindet sich jeweils eine Tasche für die (mitgelieferten) Soft Flasks (Ultimate Direction Body Bottle). Diese haben jeweils ein Füllvolumen von 500 ml und wiegen ungefüllt 35 Gramm. Die Soft Flasks haben eine größere Öffnung als die von Salomon. Das erleichtert das Befüllen enorm, allerdings ist dadurch ihre versteifte Oberseite auch manchmal schwierig zu verstauen, vor allem, wenn die Flaschen leergetrunken sind. Dann muss man auf jeden Fall darauf achten, dass man die Flaschen durch den elastischen Zug sichert, denn Katrin ist auf diese Weise schon eine Flasche beim Laufen abhanden gekommen.
Eine mitgelieferte UD Body Bottle: Große Öffnung, gut für's Befüllen |
Am linken Träger oberhalb der Soft Flask Tasche befindet sich – fest mit dem Rucksack verbunden – eine Signalpfeife. O.k., damit haben wir schon mal einen Gegenstand der Pflichtausrüstung für den Eiger Ultra abgehakt! Und das Beste: Im inneren der Soft Flask Tasche befindet sich sogar noch eine Mini-Innentasche: Hier kann man die Signalpfeife reinstecken, damit sie beim Laufen nicht gegen die Flasche schlägt und Geräusche macht.
Am unteren Ende der Vorderseite befinden sich zwei Reißverschlusstaschen. Dabei ist die am rechten Träger etwas größer. In sie stecke ich immer mein Handy (Samsung A5, Maße: 14 cm x 7 cm), aber auch Handys mit ein paar Millimetern mehr sollten hier Platz finden, denn die Oberseite des Fachs ist wieder einmal aus dem dehnbaren Darlington Power Mesh gemacht. Wer ein kleineres Handy hat, kann es alternativ auch in die Tasche auf der linken Seite stecken. Über der Tasche auf der linken Seite befindet sich noch eine oben offene Netztasche – die verwende ich immer, um diverse Abfälle zu sammeln, die auf einem Lauf so anfallen (Verpackung von Riegeln etc.), aber genauso kann man sie für Taschentücher, Gels oder ähnliche kleine Gegenstände verwenden. Nur Wertgegenstände sollte man da nicht reinstecken …
Und seitlich an den Trägern gibt es dann noch etwas, was ich auch von keinem anderen Rucksackhersteller kenne: Eine Befestigung für faltbare Stöcke. Das geniale: Dazu braucht man den Rucksack nicht abzunehmen. Mir ist es zwar unheimlich, weil ich immer befürchte, mich beim rein- oder rausfriemeln selbst abzustechen – aber ich habe es probiert, und es geht.
Frau hat also bei der Adventure Vesta 3 Möglichkeiten, die Stöcke zu verstauen: Entweder hinten in der elastischen Tasche, die auf dem Hauptfach aufgesetzt ist. Oder per Pickelschlaufen und Webbing. Oder an der vorderen Stockhalterung. Man hat also die Qual der Wahl.
Eines sollte ich vielleicht auch noch sagen: Der Rucksack gefällt mir nicht nur wegen der perfekten Passform und der Stockhalterung, sondern auch wegen der vielen Taschen, in denen sich alles organisieren lässt. Aber: Es empfiehlt sich bei diesem Rucksack, vorher gut zu planen, was man in welche Tasche steckt – und sich das auch gut zu merken … denn sonst ist man beim Wettkampf nur noch am Suchen.
Und noch zur Vollständigkeit halber die weiteren Kenngrößen:
- Gewicht (ohne Flaschen, Blase und weitere Ausrüstung): 266 Gramm
- Stauvolumen: 11,2 Liter
Wie schon gesagt: Ich habe meinen Lieblingsrucksack gefunden. Da bleibt noch die Frage, was mir an dem Rucksack nicht gefällt. Das zu beantworten ist wirklich schwer. Wenn ich etwas nennen kann, dann ist es das Design der Soft Flasks, die oben auf die Seite sehr ausladend sind – aber andererseits ist nur so eine große Öffnung möglich. Und dann ist die Farbgestaltung etwas gewöhnungsbedürftig … aber das gehört zur B-Note.
Und schließlich noch für diejenigen, die das lesen, zur Info: Ich habe – ebenso wie Katrin, Andrea und Erik – diese Rucksäcke gekauft – sie sind nicht gesponsert. Unsere Begeisterung ist also kein Resultat eines gesponserten Produkttests.
Ich würde mich freuen, wenn Ihr Rückmeldung geben würdet, was Euch an diesem Rucksack gefällt oder nicht gefällt – sofern Ihr ihn auch verwendet – oder welchen Rucksack Ihr als den idealen Rucksack fürs Trailrunning mit etwas mehr Gepäck seht.
Aber jetzt: Rucksack aufschnallen und los – See you on the trails!
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