UTMB World Series – Ein Fall von Over-Branding?

Foto by UTMB 😉


 
von Sabine


„Die Namen von Jecken stehen an allen Ecken“ – so lautet ein Rheinisches Sprichwort. An das musste ich denken, als ich die Liste der ersten 15 Rennen der „UTMB World Series“ gesehen habe. Achtung: Nicht verwechseln mit der „Ultra Trail World Series“ (UTWT) – die gibt es ab sofort nicht mehr.
 

Als UTMB und Ironman Anfang Mai 2021 ihre „Partnerschaft“ verkündet haben, stellte man auch das neue Qualifikationssystem vor, das den Zugang zu UTMB, CCC und OCC regelt: In Zukunft wird man nur noch Lose für diese Wettbewerbe bekommen, wenn man bei den 30 UTMB World Series Events und 3 UTMB World Series Majors „Running Stones“ sammelt.
 

Nun wurden 15 dieser avisierten 30 UTMB World Series Events angekündigt:
 

  • Tarawera™ Ultramarathon by UTMB® (NZL), 12 Februar 2022
  • Ultra-Trail Australia™ by UTMB® (AUS), 12-15 Mai 2022
  • Trail du Saint-Jacques by UTMB® (FRA), 11 Juni 2022
  • Mozart 100 by UTMB® (AUT), 18 Juni 2022
  • La Sportiva® Lavaredo Ultra Trail® by UTMB® (ITA), 23-26 Juni 2022
  • Trail 100 Andorra by UTMB® (AND), 24-26 Juni 2022
  • Western States® 100-Mile Endurance Run (USA), 25-26 Juni 2022
  • Val d'Aran by UTMB® (ESP), 7-10 Juli 2022
  • Nice Côte d’Azur by UTMB® (FRA), 22-25 September 2022
  • Puerto Vallarta México by UTMB® (MEX), Oktober 2022
  • Thailand by UTMB® (THA), 10-13 November 2022
  • TransLantau™ by UTMB® (HKG), November 2022
  • Panda Trail by UTMB® (CHN), Datum noch nicht bekannt
  • Gaoligong by UTMB® (CHN), Datum noch nicht bekannt
  • UTMB® World Series Finals; UTMB® Mont-Blanc (FRA/ITA/SUI), 22-28 August 2022

 

Auffallend ist, dass bis auf ein Rennen alle mit „by UTMB“ angekündigt sind. Das ist nicht verwunderlich bei den Rennen, die im Rahmen des „UTMB International“ aus der Taufe gehoben wurden (Val d’Aran, Panda Trail, Thailand, Gaoligong) oder aus der Taufe gehoben werden sollen (Nice Côte d’Azur, Puerto Vallarta México). Auch nicht verwunderlich bei den Rennen, die Ironman „eingekauft“ hat: Tarawera, Ultra-Trail Australia, Mozart 100.
 

Aber da gibt es zwei Traditionsrennen, die jetzt auch plötzlich das Label „by UTMB“ tragen. Zum einen der Trans Lantau in Hongkong, der seit 2013 von der Asia Sport Connection ausgerichtet wird. Während es im letzten Jahr noch Bestandteil der Spartan Trail World Championship war, segelt dieses Event jetzt unter der Flagge von „UTMB Asia“.
 

Noch verwunderlicher ist das Label „by UTMB“ beim Lavaredo Ultra. Dieses Rennen, das es seit 2007 gibt, war zwar Gründungsmitglied der UTWT, gab aber zur Überraschung aller im letzten Jahr bekannt, dass es 2021 Bestandteil der „Konkurrenzveranstaltung“, der Spartan Trail World Championship ist. Ab 2022 ist es jetzt Lavaredo Ultra Trail by UTMB. Man möchte sich gar nicht vorstellen, was da hinter den Kulissen alles ablaufen musste, dass es zu diesen beiden Wendungen kam.

 

Ganz Gallien ist von den Römern besetzt ... Ganz Gallien? Nein!
 

Während also 14 der 15 angekündigten Rennen jetzt da Label „by UTMB“ tragen – natürlich immer schön verziert mit dem Registered Trademark-Zeichen – gibt es ein „ungebrandetes“ Rennen: Den Western States. Sind das die Einzigen, die standhaft geblieben sind?
 

Oder tut sich der UTMB in Wirklichkeit schwer, tatsächlich 30 Rennen für die UTMB World Series zu finden? Ist es am Ende nicht nur ein übermäßiges Branding – „Ultratrail“ reicht nicht, es muss immer gleich „by UTMB“ draufstehen – sondern das Zögern anderer Veranstalter, sich dieser hermetischen Veranstaltungsserie anzuschließen? Das wird man erst sagen können, wenn mal die 30 Rennen wirklich bekanntgegeben sind – und wenn man sieht, ob die World Series im Wesentlichen aus Eigenkreationen und gekauften Rennen besteht. Oder ob man es schafft, die World Series wirklich auf breite Schultern zu stellen.
 

Ich finde, dass der UTMB in den letzten Jahren Großes geleistet hat, wenn es darum geht, eine hochkarätige Veranstaltung durchzuführen, die komplette Weltelite an einem Ort zu versammeln und Trailrunning sogar auf das heimische Sofa zu übertragen. Bei einer Rennserie, die von Branding und Trademarks nur so wimmelt, mache ich mir allerdings Gedanken.
 

„Tempo“ hat geschafft, dass der Markenname zum Gattungsbegriff geworden ist. Wer sagt schon: „Ich brauche ein Papiertaschentuch“ – nein, es heißt „gib mir mal ein Tempo“.
 

Wird es auch irgendwann so sein, dass UTMB zum Synonym für Ultratrailrunning wird? Das man nicht mehr sagt, man sei Ultratrail-Läufer, sondern man sei ein UTMB-Läufer?
 

Wenn das passiert, und wenn irgendwann der Western States zu „Western States by UTMB“ wird, dann muss ich mir wohl einen anderen Sport suchen.


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