Ich packe meine Sachen und nehme mit … TEIL 3: DIE MIT DEM WOLF LÄUFT

von Sabine

Ich gebe es unumwunden zu - ich habe ein Problem: Mein schmales Becken. Mein Becken ist nicht breit genug, dass meine Oberschenkel kontaktfrei beim Laufen vor und zurückgleiten können. Man könnte auch sagen, mein Problem seien meine Oberschenkel – aber das mit dem schmalen Becken klingt besser.

Wie man als Physikerin (aber auch als praktisch veranlagter Mensch) weiß, entsteht beim Bewegen zweier aneinander liegender Körper Reibung. Und wenn diese Reibung 180 mal in der Minute über eine Zeit von mehreren Stunden wiederholt wird, wird zwischen den Schenkeln ein Tier heimisch, das in hiesigen Gefilden schon fast ausgerottet war: der Wolf.

Der Wolf: Dank meiner neuen Laufhose wieder nach Sibirien verbannt
Foto: istockphoto/gnagel

Im Blogpost „Jetzt schon ans Schenkeln denken“ hat sich die Lauf- und neuerdings auch Hundebloggerin Frau Schmitt schon einmal dieses Themas angenommen – und spätestens seitdem ich diesen Post gelesen habe, weiß ich: Meine Oberschenkel sind nicht allein – und auch ich bin es nicht. Weder Flatterhöschen noch Laufröcke sind etwas für mich. Da geht es mir so wie vielen Frauen und auch einigen Männern.

Ich trage daher seit Jahren Lauftights – kurz, ¾ oder lang, je nach Temperatur. Die „Pelle“ um meine Oberschenkel bietet mechanischen Schutz gegen den jeweiligen Counterpart, der sonst spätestens nach einer halben Stunde aufgrund des verdunsteten Schweißes und der sich anlagernden Salzkristalle zum Schmirgelpapier würde.

Aber so nützlich Tights sind, auch sie machen Probleme: Denn die meisten Tights sind aus mehreren Stoffteilen gefertigt und besitzen Nähte. Und wie bei allen klassischen Hosen gibt es auch eine Innennaht – die sich just über den Bereich erstreckt, an dem der eine Oberschenkel zum anderen Kontakt aufnimmt. Blöd! Blöd für die Hosen, denn früher oder später raspelt sich eine Naht an der anderen ab. Und blöd für die Oberschenkel. Denn mögen die Sportartikelhersteller zunehmend mit „Flachnähten“ werben – so flach kann gar keine Naht sein, dass sie nicht früher oder später zu einem Problem für meinen Oberschenkel wird. Und so gehöre ich zu den Großabnehmern von Vaseline in diversen Drogeriemärkten.

Dann fing Erik vor 2 Jahren an, sich in Laufwäsche von X-Bionic zu hüllen. Das hatte zur Folge, dass wir bei gemeinsamen Touren immer 10 Meter hinter ihm gelaufen sind. Nicht, weil ihn der Zwirn des Schweizer Hochtechnologie-Sportartikelherstellers noch schneller gemacht hätte – sondern weil die Shirt-Designs von X-Bionic im besten Fall an ein Anatomiebuch, im schlimmsten Fall an eine Muskelmann-Grillschürze erinnert. Und weil wir angesichts dieser Tatsachen einfach nicht dazugehören wollten …

Als er dann aber in seinem Blogpost erwähnte, dass das Material von Shirt und Hose sehr angenehm sei und nicht scheuert, habe ich mal ganz vorsichtig bei den einschlägigen Händlern „X-Bionic“ und „Women“ eingegeben … vielleicht gibt es ja auch eine Hose, die etwas weniger auffällig ist?

Gibt es – meine Wahl fiel auf die X-Bionic Speed Evo Running Pants Short. Heimlich habe ich sie mir bestellt. In Größe L wie LARGE. Was dann in einem edlen Karton kam, war keine Hose, sondern ein Höschen. Very small.

Die X-Bionic Speed Evo Running  im realistischen Größenvergleich
- bereits vorgedehnt. Man möge mir meine Zweifel glauben, 

dass ich dort hineinpassen würde ...

Wie ich von anderen Produktrezensionen wusste, durfte ich mich dennoch trauen in die Pelle reinzusteigen ohne sie zu sprengen. Und oh Wunder: Das Teil dehnte sich, nahm schließlich meine Form an und passte. Und wie Erik versprochen hatte: Das Material ist total weich und angenehm. Vor allem hat sie auf der Innenseite Nähte außerhalb der "Kontaktzone" der Oberschenkel. Und diese Nähte verschwinden quasi im Stoff, wenn man die Hose anzieht. Alles sieht wie gestrickt aus – je nach anatomischer Region in diversen Mustern mit diversen Farbschattierungen. Zwei links – zwei rechts – zwei fallenlassen. Glücklicherweise verlaufen bei diesem Modell die Farbschattierungen etwas weniger entlang der einzelnen Muskelgruppen, sondern sind eher geometrisch angeordnet, so dass ich nicht Gefahr laufe auszusehen wie Arnie Schwarzenegger in seiner aktiven Zeit als Muskelmann.

Verschämt habe ich die Hose beim nächsten gemeinsamen Lauf angezogen, immer auf der Hut davor, nun auch aus dem Rudel ausgestoßen zu werden und 100 Meter voraus- oder hinterherlaufen zu müssen. Aber nichts ist passiert: Auch vom Design her wurde die Hose „durchgewunken“.

Mittlerweile haben die Speed Evo Running Pants und meine Oberschenkel schon viele Stunden und viele gemeinsame Kilometer und Höhenmeter hinter sich. Und das ganz ohne die sonst obligatorische Gleithilfe von Vaseline & co. Wie Erik muss auch ich sagen: Ich bin begeistert. Die Hosen sind zwar teuer, aber es ist mir zum ersten Mal gelungen, den Wolf bis nach Sibirien zu verbannen. Daher ist die Speed Evo nicht nur meine neue Lieblings-Trainingshose, sie wird auch meine Wettkampfhose für den Eiger Ultra Trail.

Zum Schluss: Auch hier sei gesagt, dass ich die hier beschriebene Hose von X-Bionic gekauft habe – sie ist nicht gesponsert. Die Begeisterung ist also Ausdruck dessen, dass sich meine Oberschenkel zum ersten mal seit Jahren nicht vom Wolf bedroht sehen, sie  ist nicht Resultat von Sponsoring

Jetzt ziehe ich mir aber mal meine Wunderhose an und gehe trainieren – see you on the trails!

Kommentare

  1. Hallo Sabine. Ich kenne dieses Problem auch gut, zu gut. Aber da ich nicht all meine Laufhosen und Tight wegschmeissen wollte und per Recherche auf Lanolin Salbe gestossen bin, verwende ich seither bei Läufen über einer Stunde immer Lanolin. Hilft mir übrigens auch gegen Wundscheuern der Brustwarzen und Achselhölen. Ja, der Wolf kennt bei mir eben diverse Rückzugsmöglichkeiten ;)
    (Läufst du die 51 oder 101km?)

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    1. Hallo Mario! Vielen Dank für den Tipp! Werde ich auch mal probieren - denn obwohl die Beine seit der neuen Tight auch ohne Schmiermittel funktionieren, ohne wund zu werden, ist das am Oberkörper noch lange nicht so. Lanolin werde ich auf jeden Fall ausprobieren!
      Ich laufe zusammen mit einer Freundin den E35, ein weiterer Freund läuft den E101. Bist Du auch mit dabei? Was läufst Du?

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